Börse Wien: Einschätzung und persönliche Favoriten (Christian Drastil)

"FINANCIALS – Natürlich wird die Kapitalausstattung der Banken im Fokus bleiben, allerdings wird eine Kapitalbeschaffung über die Kapitalmärkte nicht funktionieren, also werden Maßnahmen ergriffen werden die zu der geforderten Eigenkapitalquote von neun Prozent führen werden. Erste Zeichen in diese Richtung sind ja bereits feststellbar. So begibt die Raiffeisen Bank Partizipationskapital in der Höhe von 600 Millionen Euro an ihre Eigentümer, den Landesbanken. Im Gegenzug erwirbt die RZB die Minderheitsanteile der Raiffeisenlandesbanken an den osteuropäischen Einheiten der Raiffeisen International. Ebenso wird in Deutschland an einer Lösung für die Commerzbank gearbeitet. Die Installierung des SOFFIN2 ist fast ausschließlich auf die Commerzbank zu geschneidert um ihr die Möglichkeit zur Ausgliederung der Eurohypo zu geben. Diese defacto Bad Bank würde 5 Milliarden Euro in die Kasse der Commerzbank spülen.

Dann sei noch ein Wort zu meinem Toppick 2011 der VIG gesagt. Natürlich ist die Aktie des Versicherers im internationalen Umfeld unter die Räder gekommen, dennoch wird die VIG wie Noch-CEO Geyer immer wieder betonte ein Rekordergebnis für 2011 ausweisen. Dies sollte bis zur Vorlage der Jahreszahlen für eine positive Kursentwicklung bei der Versicherungsaktie führen. Also auch wenn es sich momentan niemand sagen traut, aber 2012 könnte das Jahr der Financials werden.

TELEKOM AUSTRIA – die Spekulation um den Investor Ronny Pecik wird uns zumindest bis zur Hauptversammlung Mitte Mai begleiten. Sobald geklärt ist was Pecik mit seinen Stücken wirklich vor hat, ist der spekulationsgetriebene Kursanstieg vorbei.

ZYKLIKER – AMAG sehe ich weiter als positiv, auch wenn der Börsengang 2011eher für Enttäuschung gesorgt hat. Aber dennoch bin ich der Meinung sobald der Finanzinvestor aus dem Unternehmen draußen ist, sollte sich der Kurs Richtung der ausgegebenen Preistargets von 24 Euro entwickeln. Andritz ist für mich ohnehin das Unternehmen im ATX, so konnte die Aktie dem negativen Umfeld 2011 einigermaßen gut trotzen, also sobald sich abzeichnet, dass die Konjunktur wieder anspringt und die Rezessionsängste gewichen sind sollte die Aktie ihren Weg nach Norden fortsetzen. Dies gilt übrigens auch für die Aktien der Voestalpine.

IMMOBILIEN – Grundsätzlich gefallen mir zwei Werte besonders, nämlich Conwert, da der Abverkauf des Portfolios weitergehen wird und daher die Aktie mehr wert ist als der aktuelle Kurs und CA Immobilien, da im neuen Jahr ein erneutes Übernahmeangebot kommen wird und dieses auch deutlich über dem aktuellen Kursniveau liegen sollte.

STRABAG – würde ich nächstes Jahr genau verfolgen und dabei einige Vorsicht walten lassen. Natürlich zählte das Unternehmen im Jahr 2011 ganz klar zu den absoluten Highlights mit einer Performance von 7,8%, allerdings ist dies großteils auf das Aktienrückkaufprogramm des Unternehmens zu sehen, daher würde ich davon ausgehen, dass die Aktie nach Ablauf der Programms 2012 eher zu den Underperformer in Wien zählen wird.

SONSTIGE – zu meinen persönlichen Favoriten 2012 zählen weiters die Aktien von Lenzing, Kapsch, Binder&Co, Bet-at-home und Rosenbauer.

FAZIT: der Beginn des neuen Jahres wird schwierig werden, allerdings sobald sich eine Einigung der europäischen Staaten abzeichnet, eine erneute Liquiditätsversorgung seitens der EZB gewährleistet ist und sich der Konjunkturhimmel aufhellt werden auch österreichische Aktien wieder, wie bei der Erholungsrally 2009/2010 outperformen können. Hierfür sprechen die vergangen Rationalisierungsmaßnahmen der heimischen Unternehmen und deren im historischen Vergleich günstigen Bewertungen.

Michael Heiplik, Vanilla Capital GmbH

Michael Heiplik ist einer, den man, wenn man am Wiener Kapitalmarkt tätig ist, einfach "seit ewig" kennen muss"

Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

kapitalmarkt-stimme.at daily voice 11/365: Börsechef Christoph Boschan nennt die Investmentstory für österreichische Aktien

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