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Roundtable: Eigenkapital reicht nicht, man braucht auch Cash und Kraft ... (Christian Drastil)


Autor:
Christian Drastil

Der Namensgeber des Blogs. Ich funktioniere nach dem Motto "Trial, Error & Learning". Mehrjährige Business Pläne passen einfach nicht zu mir. Zu schnell (ver)ändert sich die Welt, in der wir leben. Damit bin ich wohl nicht konzernkompatibel sondern lieber ein alter Jungunternehmer. Ein lupenreiner Digital Immigrant ohne auch nur einen Funken Programmier-Know-How, aber - wie manche sagen - vielleicht mit einem ausgeprägten Gespür für Geschäftsmodelle, die funktionieren. Der Versuch, Finanzmedien mit Sport, Musik und schrägen Ideen positiv aufzuladen, um Financial Literacy für ein grosses Publikum spannend zu machen, steht im Mittelpunkt. Diese Dinge sind mein Berufsleben und ich arbeite gerne. Der Blog soll u.a. zeigen, wie alles zusammenhängt und welches Bigger Picture angestrebt wird.
Christian Drastil

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30.11.2011, 23570 Zeichen
Das Thema Eigenkapital gewinnt in Zeiten risikoaverser Banken zunehmend an Bedeutung. Kraftvollen Unternehmern stehen nach wie vor viele Türen offen.

Die Diskussionsteilnehmer in alphabetischer Reihenfolge

- Rene Berger (Geschäftsführer Next March)
- Gerhard Fiala (Managing Partner Pontis Capital)
- Peter Haidenek (CFO Polytec)
- Thomas Lenzinger (CEO Griffner, Ex-VC)
- Karin Reisinger (Steuerberaterin, Reisinger & Konprat, Autorin "Handbuch Börsegang")

Cafe BE: Heute (Anm. das Gespräch fand am 24.11. statt) werden neben unserem Cafe BE auch zwei Konferenzen zum Thema Eigenkapital abgehalten. Wenn ich zehn Jahre oder mehr zurückdenke: Damals machten wir - fast wie wir hier sitzen - diese Konferenzen selbst, damals gab es noch IPOs - heute wird das Thema Eigenkapital zu einem Problemfeld. Vor dem Hintergrund Credit Crunch, Basel-Regelungen, geringen Eigenkapitalquoten bei Mittelstandsunternehmen – wie sieht es tatsächlich in Österreich aus, Herr Berger?

Rene Berger: Das Thema Eigenkapital in Österreich gehört dedramatisiert. Bei der Entwicklung von Unternehmen geht es um Stabilität, das leitet sich primär aus der Liquidität und dem Cash flow ab und weniger aus dem Eigenkapital. Das Thema Eigenkapital kommt in die Frage der Unternehmensfinanzierung über die Rolle der Banken und die Frage, welche Rolle die Bank dem Eigenkapital als Messlatte für die Stabilität eines Unternehmens beimisst. Man kann ein Unternehmen problemlos auch mit negativem Eigenkapital zu einem Wachstumsunternehmen machen, so lange die Bank mich in der Entwicklung unterstützt. Und da ist in den vergangenen zehn Jahren viel passiert, was man im Zusammenhang mit der Wirtschaftsentwicklung sehen muss. Die Eigenkapitalanforderungen an die Unternehmen werden immer grösser, das kommt aus dem Umfeld der Banken und dort nicht von den Bankern selbst, sondern vom regulatorischen Umfeld. Vieles wäre ja für KMU gar nicht erforderlich. Eigenkapital sehe ich nicht als starres Gebilde. Ich sehe es als sehr wichtig, dass ein Unternehmen vernünftig mit Eigenkapital ausgestattet ist, vor allem, wenn man wachsen will. Das geht unter Hinzunahme von Partnern meist besser.

Cafe BE: Was waren die Milestones von Next March 2012? Zb Williams war ja ein grosses Thema ...

Berger: Wir schauen uns das Gearing an, und überprüfen, wie die Vereinbarungen mit der Bank aussehen. Williams ist da hervorragend aufgestellt, weil Net Debt kein Thema ist. Williams ist aber auch ob der Branche nicht wirklich beispielgebend.

Cafe BE: Herr Fiala, Sie waren vor Ihrer Zeit als VC u.a. für die Wiener Börse tätig, dort für das Wachstumssegment fit zuständig. Wie haben Sie die Entwicklung erlebt? Wie ist die jüngere Vergangenheit für Pontis Capital gelaufen?

Gerhard Fiala: Generell muss man sagen, dass es das Problem gibt, dass wir immer noch nicht ausreichend Kapitalmarktorientierung haben, da geht es nicht nur um Börsegänge. Oftmals sind Unternehmen auch zu früh an die Börse gegangen, waren noch nicht reif. Die Frage ist: Welche Möglichkeiten hat ein Unternehmen sich zu finanzieren? Ausserhalb der Börse ist das in den vergangenen Jahre nicht leichter geworden. Rene Berger hat die zunehmenden regulatorischen Anforderung zuvor ohnedies angesprochen. Es braucht Instrumente für Eigenkapital oder Eigenkapitalähnliches. Privates Kapital und Geldvermögen ist ja in ausreichendem Mass da, aber der Transfer in Richtung Unternehmensfinanzierung - nicht börslich und nicht bankseitig -, das muss noch verstärkt werden. Von der Frühphase, Venture Capital, bis zum Buyoutbereich. Grundsätzlich würde ich sagen, dass mehr Eigenkapitalorientierung wichtig wäre. Natürlich: Wenn nicht einmal Staaten mit ihren Budgets umgehen können, so zeigt sich das Problem auch auf globaler Ebene. Da ist es kein Wunder, wenn auch viele Unternehmen mit den Leverages Probleme bekommen. Ich bin überzeugt, dass durch Regularien bei Banken und verstärkten Corporate Governance-Bemühungen das Thema Eigenkapital immer wichtiger wird. Das Potenzial ist gross, weil sich in den vergangenen Jahren in puncto Finanzierungsinstrumenten nicht viel getan hat.

Cafe BE: Polytec hat in den vergangenen Jahren fast die gesamte Aufmerksamkeit, was die Kombination Börse und Private Equity betrifft, auf sich gezogen. Beim Börsegang war ein PE-Geber aus der Schweiz investiert, später hat ein Vehikel der RLB OÖ das Überleben gesichert. Die Bank ist mit Gewinn wieder ausgestiegen. Erzählen Sie die Story doch bitte aus Ihrer Sicht, Herr Haidenek ...

Peter Haidenek: Die Eigenkapital-Vita der Polytec ist ja sogar noch interessanter als das, was Sie hier geschildert haben: Bei der Gründung 1986 durch Herrn Huemer war von der Stunde 1 an ein Business Angel mit an Bord. Der Hintergrund: Herr Huemer war damals Manager bei Semperit, hat eine Nische gesehen, die Semperit nicht besetzen wollte, so hat er es eben auf eigene Faust gemacht. Er hat gesehen, dass er Nachhaltigkeit braucht, weil er hier in Konkurrenz zu seinem grossen Arbeitgeber treten würde. Und so hat er den Business Angel hereingenommen. Der Angel war von 1986 bis 2000 dabei und hat sein Geld mehr als verhundertfacht in dieser Zeit. Da ging es um mehr als 20 Mio. Euro. Herr Huemer hätte zwischenzeitlich die Möglichkeit gehabt, die Finanzierungsstruktur zu wechseln und den Business Angel vom Topf abzuschneiden, hat er nicht gemacht. Das finde ich gut. Im Jahr 2000 ist dann die Schweizer Capvis eingestiegen, ein klassischer PE-Finanzierer.

Cafe BE: Warum hat man einen Schweizer PE-Geber gewählt?

Haidenek: Unser heutiger Aufsichtsratsvorsitzender, Herr Duswald, war schon damals dem Unternehmen sehr verbunden und hat das auch früher sehr professionell gemanagt. Er machte eine Ausschreibung, und Capvis setzte sich durch, das waren die Besten. Capvis blieb bis kurz nach dem Börsegang an Bord und wird heute sicher ebenfalls mit einem Lächeln auf den Lippen an Polytec denken. 2006 erfolgte dann der Börsegang. Die jüngere Historie war sehr wechselhaft. Von 40 Prozent Eigenkapital auf 15 Prozent und wieder zurück auf 42 Prozent. Wer die Passivseite einer Bilanz eines Unternehmens beherrscht, der steuert das Unternehmen, sagt Herr Huemer immer. 2008/2009 mit nur 15 Prozent Eigenkapital war das halt nicht mehr das Vorstandsteam, sondern die Bank. Wir sind sehr dankbar, wie das weitergegangen ist mit der Bank und dass diese eingesprungen ist. Ich bin ein grosser Freund der Cash-Anschauung, stosse mir aber auch immer wieder die Nase blutig. Wir haben Hausbanken in verschiedenen Ländern, in Deutschland zB hat das Eigenkapital einen viel höheren Stellenwert, viel mehr cash-bezogen. Wenn ich als Nettoeigenkapitalquote nicht mindestens 25 Prozent habe, habe ich mein erstes Problem. Gestern hatte ich drei Stunden Bankentalk, weil ich etwas an den Konditionen tun wollte und der Banker ist mir mit Basel I bis III entgegengekippt. Die Banken tun sich zunehmend schwer, die Obligos müssen offenbar gekürzt werden. Wir haben jetzt zum Glück eine sehr gute Eigenkapitalquote zurückerlangt - wer das nicht hat, sollte sich wappnen für die kommenden Bankengespräche. Polytec kann auch wieder gut verhandeln, weil wir nicht nur Eigenkapital, sondern auch Cash haben. Cash ist wichtig, da wir im Unternehmensverbund auch einige Unternehmen mit weniger Eigenkapital führen.

Cafe BE: Sie sind ja noch nicht lange Finanzvorstand bei Polytec, haben aber eine längere Geschichte mit Polytec ...

Haidenek: Indirekt. Mein früherer Arbeitgeber hat den Bankeneinstieg bei Polytec gemacht, ich war nicht dabei.

Cafe BE: Frau Reisinger, Sie haben vor rund zehn Jahren Bücher geschrieben, „Handbuch Börsegang“ in zwei Auflagen mit vielen IPO-Stories als Beispiel. Sind Sie als Steuerberaterin dem Kapitalmarkt noch in irgendeiner Weise verbunden?
Karin Reisinger: Ich verfolge vor allem den Venture Capital-Markt, leider ist dieser kleiner geworden. Ich probiere, Unternehmer zu unterstützen. Auch im Start Up-Bereich, beispielsweise, indem ich wenig bis kein Honarar für die Steuerberaterleistungen verlange.

Cafe BE: Geht die Strategie auf?

Reisinger: Viele davon sind jetzt meine besten Klienten, die mich auch nicht so schnell verlassen werden, weil sie einen guten Einstieg hatten. Aber natürlich war nicht jedes Geschäftsmodell erfolgreich. Es war vor zehn Jahren sicherlich noch leichter, Unterstützung von den Banken zu bekommen. Früher haben bei den Banken auch noch Soft Facts gegolten, heute geht es nur noch um Eigenkapital und Rentabilität. Auch bei den Sicherheiten ist vieles restriktiver geworden, zB bei Eigentumswohnungen, die nicht rasch verwertbar sind. Es geht nur noch um Hard Facts, das ist schwer. Aus steuerlicher Sicht ist es ebenso schwierig, da die Zuckerl weitgehend fehlen, es gibt keine Investitionsbegünstigungen, lächerliche Gewinnfreibeträge, das kann man nicht ernst nehmen. Aus steuerlicher Sicht wird nicht geholfen, die steuernden Anreize fehlen völlig. Maschinen oder Technologien kann man sich nicht leisten. Die Banken finanzieren das nicht, auch die VCs sind zurückhaltend, wenn es noch kein operatives Geschäft gibt. Viele Business Angels haben sich auch zurückgezogen, weil Sicherheit im Fokus steht. Die Risikobereitschaft ist zurückgegangen, dazu die Angst vor Inflation. Oder noch stärker: Die Angst, dass man selbst bei den Grossbanken sein Geld gar nicht mehr zurückgekommt. Die Stimmung ist schlechter denn je. Was ich auch stark bemerke, ist, dass es Konzerne leichter haben, weil die Bank da irgendwie mit im Boot ist. Ab einer gewissen Grössenordnung wird gemeinsam gewettet und Basel III wird hintangestellt. Sicher gibt es da auch persönliche Kontakte, die den KMU fehlen. Ich bin oft bei Bankengesprächen von Klienten dabei, das ist oft sehr schwierig, wenn das Eigenkapital nicht passt. Vor zehn Jahren hat ein Klient noch 50 Zinshäuser mit 80 Prozent Fremdkapital auf CHF-Basis finanziert. Das wäre heute völlig undenkbar. Unternehmer zu sein, ist nicht mehr so leicht. Das ist meine Erfahrung aus den letzten Jahren.

Fiala: Ohne auf die Banken hinschlagen zu wollen, kann man sagen, dass es viel Kapital bei Privaten gibt, andererseits gibt es Kapitalnachfrage auf Unternehmerseite. Es wäre wünschenswert, dass Angebot und Nachfrage da stärker zusammengeführt werden könnten: Mehr privates Geld in Realinvestments, wenn Banken diese Rolle nicht mehr so wahrnehmen wollen. Kapitalmangel gibt es ja nicht.

Cafe BE: Herr Lenzinger, in einem Cafe BE vor ein paar Wochen haben wir darüber gesprochen, wie Sie vom Sportler zum bankenunabhängigen VC wurden. Und wie sind Sie letztendlich zu Griffner gekommen? Warum sind Sie nicht mehr VC?

Thomas Lenzinger: Wir hatten jahrelang ein Angebotsoligopol der österreichischen Banken, wir leben in einer Generation, die gar nichts anderes tun kann, als zu versuchen, ein kleines Pflänzchen am Leben zu erhalten. Nach dem 2. Weltkrieg mussten die 70 wichtigsten Unternehmen verstaatlicht werden, weil es keinen funktionierenden Kapitalmarkt gegeben hat und bis heute nicht gibt. Österreich hat nicht nur die höchste Staatsquote gehabt, dazu auch noch rekordverdächtige Investments der Banken. Wienerberger, Lenzing, Semperit und viele mehr haben entweder pleite gehen können oder von Banken aufgefangen werden können. Da ist ein Auffangen sicher besser gewerden. In Österreich gab es ein Universalbankensystem, das alles dominiert. Ich dachte, es muss doch möglich sein, eine vorbörsliche Eigenkapitalszene aufzubauen. Ich habe die Phase mit Go Equity sehr genossen, ich habe sehr viel gelernt und letztendlich mein Ziel erreicht, nämlich eines Tages aus diesen Beteiligungen diejenige zu finden, die ich behalten und weiterentwickeln will.

Cafe BE: Und da sitzen wir jetzt (Anm.: Cafe BE findet ja bei Griffner statt) ...
Lenzinger: Genau. Wirklich viele Leute fragten mich, wie man eigentlich zu so einem Unternehmen kommt, aber das ist eine Folge eines grossen Deal Flows.

Cafe BE: Sind Sie heute neben Griffner noch irgendwo investiert, zB als Business Angel?

Lenzinger: Nein, ich mache nichts mehr in dieser Richtung. Griffner ist meine Aufgabe und ich schreibe nebenbei auch gerne. Ich finde aber, dass in der Startrunde viel Wichtiges gesagt wurde. Ein Beispiel: Mein heutiger stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Eduard Zehetner hat jahrelang die RHI mit negativem Eigenkapital geführt und saniert, dann die Immofinanz. Es geht nicht wirklich um die Eigenkapitalquote, es geht um Cash und Vertrauen, dass einen die Banken trotz Basel nicht fallenlässt. Der Unterschied zwischen kleinen und grossen Unternehmen ist neben dem Netzwerk auch der Track Record. Wer schon mehrere Krisen gemeistert hat, dem wird eher geglaubt. Banken schauen sich nicht mehr nur das Sicherheitsthema an, zB die zuerst angeführte Eigentumswohnung, sondern es geht um die Wahrscheinlich von stetigem Rückfluss der Verbindlichkeiten. Was hilft mir da die Eigentumswohnung? Verwerten ist nie gut, das wollen auch die Banken nicht.

Cafe BE: Zurück noch kurz zu Griffner, ich darf bei dieser Gelegenheit zum eben erhaltenen Klimaschutzpreis gratulieren, auch hier im Cafe BE hatten wir ja stets gutes Klima. Bitte um die Milestones des Einstiegs ...

Lenzinger: 1999 hat die Firma Griffnerhaus GmbH Wachstumskapital gesucht, damals gab es in Wien ein Eigenkapitalforum, auf dem sich Griffnerhaus präsentiert hat. Wir haben von drei Angeboten die tiefsten Bewertungen geboten, aber offenbar die beste Strukturierung gebracht. Griffnerhaus hat zugeschlagen und mir sagte jeder, dass ich völlig verrückt sei, wenn ich in der New Economy-Ära auf Fertighäuser setze.

Cafe BE: Und der heutige stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende war damals ja auch bei Jet2Web.

Lenzinger: Genau, Zehetner. 2005 habe ich unserem Fonds und dem Gründer die Griffnerhaus-Anteile schrittweise abgekauft. 2007 waren die Fonds deinvestiert und ich dachte, was mache ich jetzt mit Griffner? Ich war überzeugt, dass nach jahrhundertejahrer gesetzlicher Diskriminierung des mehrgeschossigen Holzbaus ein Aufbruch entstehen könnte. Als Quereinsteiger habe ich mich auf die familiären Wurzeln, Tischlerei und Sport, besinnt, und bin das ab 2008 wirklich angegangen.

Cafe BE: Ist man in den vergangenen zehn Jahren unter dem Strich in der PE-Branche überhaupt weitergekommen?

Lenzinger: Nicht wirklich. Nach wie vor gibt es das typische österreichische Mentalitätsproblem. Als wir Managementverträge eingeführt haben, gab es nur Kopfschütteln. Da hat es zB die zuvor angeführte Capvis leichter, in der Schweiz gibt es einen etablierten Kapitalmarkt.

Berger: Die Banken können nur teilweise etwas dafür, mit Blick auf das Thema Eigenkapital wird es in den kommenden Jahren ganz schwierig. Die Banken haben aufgrund der neuen Eigenkapitalvorschriften nur zwei Möglichkeiten: Entweder man macht Kapitalerhöhungen, was bei den aktuellen Kursniveaus den Eigentümern nicht gefallen kann, oder man fährt eben die Bilanzsumme zurück. Das heisst auch: Weniger Kredite. Dann kommen Manager, die Kreditexposure zurückführen wollen, eine Masszahl wird die Eigenkapitalquote sein.

Lenzinger: Mit hat gestern einer von der RLB gesagt, dass man im Gegensatz zur Mutter keine Kapitalerhöhung machen könne, daher müsse man restriktiver agieren.

Berger: Für die VC/PE-Branche hiesse das einerseits, dass die Unternehmen stärker bei uns anklopfen müssten, andererseits ist man ja auch schon investiert und ist dem Ganzen schon ausgesetzt. Ein Mittelständler möchte eher nicht, dass irgendjemand im Eigenkapital sitzt und vielleicht auch noch bei Managementthemen mitredet, das haben die Banken ja jahrelang auch nicht gemacht.

Cafe BE: Heute ist ja auch Business Angel Day in Wien. In diesem Bereich tut sich ja einiges, zB die Spengergasse macht gute Arbeit. Wie sehen Sie diesen Schwung? Sehen Sie das als Konkurrenz oder Partner?

Fiala: Definitiv Partner, wir arbeiten eng zusammen, bei einigen Portfoliounternehmen haben wir gemeinsame Aktivitäten. Es freut mich, dass über i5 & Co. mehr Leben in die Branche gekommen ist, weil es hier um absolute Frühphase geht. Ein bisschen Aufleben gibt es. Es gibt eine Bandbreite, Stichwort fristenkonforme Finanzierung, da ist Platz für viele Aktivitäten. Die Angel-Szene ist komplementär zu unserem Geschäft. Wir werden mit unserem neuen Fonds auf den unteren Mittelstand fokussieren. Unternehmen, die zu klein für Banken sind, zwischen 0 und 50 Millionen Euro Umsatz.

Cafe BE: Gibt es bei Pontis eine Mindestinvestgrösse je Deal?

Fiala: Unter einer Million machen wir nichts, wir liegen so zwischen einer und vier Millionen Euro. Es gibt auch viele Syndikate, vieles macht man mit anderen gemeinsam. Der Dealflow ist qualitativ gestiegen.

Lenzinger: Macht Ihr auch Mezzanin?

Fiala: Nicht bei der Erstrunde.

Haidenek: Es ist interessant für mich, dass der Dealflow gestiegen ist. In der Branche, in der Polytec tätig ist, sehen wir uns viel an, Private Equity-Konkurrenz sehen wir da derzeit keine. In der Automotive-Branche schauen die Grosskunden noch stärker hin, wem man etwas zutraut. Bei einigen Zulieferern gibt es ja schon die zweite oder dritte Insolvenz. Da steigt die Hitze schon ordentlich.
Lenzinger: Wir waren einmal an einem Automobilzulieferer beteiligt, dort habe ich gelernt, dass sich die grossen Auftraggeber die Zahlen von den Zulieferern angeschaut haben. Oder jetzt auch bei uns: Griffner hat den mit Abstand grössten Auftrag der Firmengeschichte, 11.000 m2 in Deutschland. Wir haben einen Wettbewerb gewonnen und dachten, „jetzt gehen wir verhandeln“. Aber ganz im Gegenteil: Die haben zunächst einmal über unsere Bonität verhandelt. Und das, glaube ich, kommt in mehreren Branchen. Früher war das nur in der Autoindustrie üblich.

Cafe BE: Jetzt haben wir oft gehört, dass die Banken nicht mehr so viel dürfen und daher auch nicht mehr so viel wollen. Haben die Risikokapitalgeber überhaupt Kraft und Lust, da einzuspringen? Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Banken aus?

Berger: Wir haben gerade eine sehr schöne Erfahrung gemacht in dieser Mix-Situation einer Finanzierung für ein sehr junges Unternehmen. Wir haben eine Firma, die einen Gyrocopter herstellt, finanziert. Das haben wir gemeinsamen mit der lokalen Raiffeisenlandesbank gemacht. Die ist Fremdkapitalgeber und hat auch ein klein wenig Eigenkapital in die Hand genommen, um einen Leverage zu erreichen, der wiederum für die aws relevant ist. Dazu ist die NÖBEG eingestiegen und wir. Das hatte in Summe eine Grössenordnung von 2 Millionen. Ich sehe diese Mix-Projekte leider nicht immer so einfach. Die aws, früher FGG, ist deutlich restriktiver geworden. Man muss weiters tatsächlich an einen unternehmerisch denkenden Banker kommen, damit man so etwas aufsetzen kann. Und die Eigenkapitalfinanzierungsszene hat leider nicht die Grössenordnung, um in die Bresche zu springen. Ich war erstaunt und habe mich sehr gefreut, dass Pontis einen sehr grossen Fonds geschafft hat. Das müssten mehrere zustande bringen. Strukturiert herangehende Gesellschaften gibt es ja kaum mehr, GEP macht etwas anderes, Go Equity gibt es gar nicht mehr, wir wiederum agieren eher opportunistisch, die früheren Strukturen hat die Branche nicht mehr.

Lenzinger: In Wirklichkeit fehlen die Unternehmer in diesem Geschäft, die heute Erfolgreichen haben ja bei mir gelernt (alle lachen).

Cafe BE: Frau Reisinger, wie sehen Sie die Rolle Ihrer Branche beim Part der Unternehmensfinanzierung?

Reisinger: Die wenigsten Steuerberater denken unternehmerisch. Wenn Klienten zu uns wechseln, dann höre ich meistens, dass es ausser der Bilanzbesprechung nicht viel gegeben hat. Und nach der Bilanzbesprechnung ist vieles zu spät. Wenn man die laufende Buchhaltung miteinbeziehen kann, erkennt man das schneller. Bei Fremdbuchhaltungen ist es wichtig, dass man auf dem Laufenden gehalten wird. Ich versuche, die Leute bei den Bankengesprächen zu unterstützen: Kontakte, Prognoserechnungen, etc.. Viele klassische Steuerberater haben nicht den Background, ich durfte zB in München bei einem grossen PE-Geber arbeiten vor Jahren. Man muss eine Liebe für dieses Thema aufbringen.

Cafe BE: Herr Haidenek, Sie waren in Deutschland u.a. an einer Lufthansa-Transaktion beteiligt, jetzt sind Sie in Österreich tätig. Wo sehen Sie die grossen Unterschiede in der Eigenkapitalkultur zwischen diesen beiden Ländern mit ähnlicher Kultur und gleicher/ähnlicher Sprache. Wir haben das ja zuerst bereits kurz angerissen ...

Haidenek: In der Bankenlandschaft sehe ich wie gesagt eine grössere Cashorientierung in Deutschland. In Deutschland gab es keine dermassen geballte Privatisierungsgeschichte. Die Private Equity-Szene ist in Deutschland erwachsener. Vor nicht ganz so langer Zeit sagte mir ein Top-Banker: Wir helfen denen, die sich selbst helfen. Man muss zunächst einmal schauen, die Potenziale gnadenlos zu nutzen. Wir machen das bei Polytec mit enormer Kraft, ich habe bei meiner vorherigen Tätigkeit in der KPMG auch viele weniger kraftvolle Beispiele gesehen.

Cafe BE: Was ist Ihr Tipp an Unternehmer? Bzw. was ist ein Wunsch?

Berger: Ich glaube nicht, dass wir in einem Bereich tätig sind, wo wir uns überlegen sollten, was wir uns wünschen. Wir müssen uns effizient auf die nächsten zwei Jahre einstellen. Wenn das bedeutet, dass ich X Prozent Eigenkapital brauche, weil sonst die Bank abspringt, dann bleibt mir nicht viel über, als das zu lösen. Wünschen kann ich mir viel, zB eine eigene Bank für Wachstumsunternehmen, die zB über fünf Jahre durchfinanziert.

Fiala: Wir müssen schauen, dass wir privates Kapital in wachstumsstarke Unternehmen bekommen. Es macht Unterschied, ob man Unternehmer ist, das gilt auch für die Investorenseite. Man kann hier von anderen Ländern lernen. Volkswirtschaftliches Wachstum kommt aus dem Unternehmertun. Business Angels machen das gut, im Mittelstand wird es schon viel schwieriger. Es kann nur jeder in seinem Bereich bestmöglich agieren und Erfolgsbeispiele bringen. Wir haben mit einem Syndikat vor kurzem ein österreichisches Technologieunternehmen an ein Milliardenunternehmen, das an der Nasdaq notiert, verkauft. Das ist ein herzeigbares Beispiel.

Lenzinger: Solche Sachen gehören breitgetreten, die Medien kümmern sich kaum darum.

Fiala: Ihr vom Börse Express seid ja die einzigen, die sich mit der Venture Woche regelmässig diesem Thema widmet. Danke dafür. Eines ist klar, massentauglich wird es nie, weil die Branche ja selektiv vorgehen muss. Und nicht jeder braucht Wachstumskapital, weil man auch vor kleinen Firmen, die gut und mit schönem Gewinn agieren, aber kaum wachsen, den Hut ziehen muss.

Reisinger: Ich glaube, es kommt ganz auf die Unternehmer selbst an, Unternehmerpersönlichkeiten sind permanent am Ball, andere sind zufrieden, obwohl sie schrumpfen. Und die Führung auszutauschen ist nicht leicht, denn oft ist der Eigentümer ja auch der Geschäftsführer oder wird von ihm gedeckt, weil er ihn ja zu verantworten hat. Viele Eigentümer sind auch Alpha-Tiere und wollen gar keinen starken Geschäftsführer.

Lenzinger: Wir brauchen eine Unternehmerbank.

Cafe BE: Polytec ist ein positives Beispiel für Finanzierungen, auch an der Börse erfolgreich. In den Neunzigern hat ein IPO-Kandidat den Nächsten gefragt, wie er das gemacht hat. Gibt es Leute, die sich bei Ihnen bzw. Polytec Tipps holen?

Haidenek: Da ist im letzten Dreivierteljahr nicht viel passiert, aber ich habe auch nicht viel Zeit. Wenn ich mir abschliessend auch etwas wünschen darf: Der Polytec-Aktienkurs liegt aktuell bei 50 Prozent des Fair Value gemessen an den Kurszielen der Banken. Daher: Möge die BWL gegen die Psychologie gewinnen.

http://www.boerse-express.com/cafebe
Interview: Christian Drastil
Fotos: Martina Draper
http://www.boerse-express.com/cat/diasho...

(30.11.2011)

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    Berger: Wir schauen uns das Gearing an, und überprüfen, wie die Vereinbarungen mit der Bank aussehen. Williams ist da hervorragend aufgestellt, weil Net Debt kein Thema ist. Williams ist aber auch ob der Branche nicht wirklich beispielgebend.

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    Gerhard Fiala: Generell muss man sagen, dass es das Problem gibt, dass wir immer noch nicht ausreichend Kapitalmarktorientierung haben, da geht es nicht nur um Börsegänge. Oftmals sind Unternehmen auch zu früh an die Börse gegangen, waren noch nicht reif. Die Frage ist: Welche Möglichkeiten hat ein Unternehmen sich zu finanzieren? Ausserhalb der Börse ist das in den vergangenen Jahre nicht leichter geworden. Rene Berger hat die zunehmenden regulatorischen Anforderung zuvor ohnedies angesprochen. Es braucht Instrumente für Eigenkapital oder Eigenkapitalähnliches. Privates Kapital und Geldvermögen ist ja in ausreichendem Mass da, aber der Transfer in Richtung Unternehmensfinanzierung - nicht börslich und nicht bankseitig -, das muss noch verstärkt werden. Von der Frühphase, Venture Capital, bis zum Buyoutbereich. Grundsätzlich würde ich sagen, dass mehr Eigenkapitalorientierung wichtig wäre. Natürlich: Wenn nicht einmal Staaten mit ihren Budgets umgehen können, so zeigt sich das Problem auch auf globaler Ebene. Da ist es kein Wunder, wenn auch viele Unternehmen mit den Leverages Probleme bekommen. Ich bin überzeugt, dass durch Regularien bei Banken und verstärkten Corporate Governance-Bemühungen das Thema Eigenkapital immer wichtiger wird. Das Potenzial ist gross, weil sich in den vergangenen Jahren in puncto Finanzierungsinstrumenten nicht viel getan hat.

    Cafe BE: Polytec hat in den vergangenen Jahren fast die gesamte Aufmerksamkeit, was die Kombination Börse und Private Equity betrifft, auf sich gezogen. Beim Börsegang war ein PE-Geber aus der Schweiz investiert, später hat ein Vehikel der RLB OÖ das Überleben gesichert. Die Bank ist mit Gewinn wieder ausgestiegen. Erzählen Sie die Story doch bitte aus Ihrer Sicht, Herr Haidenek ...

    Peter Haidenek: Die Eigenkapital-Vita der Polytec ist ja sogar noch interessanter als das, was Sie hier geschildert haben: Bei der Gründung 1986 durch Herrn Huemer war von der Stunde 1 an ein Business Angel mit an Bord. Der Hintergrund: Herr Huemer war damals Manager bei Semperit, hat eine Nische gesehen, die Semperit nicht besetzen wollte, so hat er es eben auf eigene Faust gemacht. Er hat gesehen, dass er Nachhaltigkeit braucht, weil er hier in Konkurrenz zu seinem grossen Arbeitgeber treten würde. Und so hat er den Business Angel hereingenommen. Der Angel war von 1986 bis 2000 dabei und hat sein Geld mehr als verhundertfacht in dieser Zeit. Da ging es um mehr als 20 Mio. Euro. Herr Huemer hätte zwischenzeitlich die Möglichkeit gehabt, die Finanzierungsstruktur zu wechseln und den Business Angel vom Topf abzuschneiden, hat er nicht gemacht. Das finde ich gut. Im Jahr 2000 ist dann die Schweizer Capvis eingestiegen, ein klassischer PE-Finanzierer.

    Cafe BE: Warum hat man einen Schweizer PE-Geber gewählt?

    Haidenek: Unser heutiger Aufsichtsratsvorsitzender, Herr Duswald, war schon damals dem Unternehmen sehr verbunden und hat das auch früher sehr professionell gemanagt. Er machte eine Ausschreibung, und Capvis setzte sich durch, das waren die Besten. Capvis blieb bis kurz nach dem Börsegang an Bord und wird heute sicher ebenfalls mit einem Lächeln auf den Lippen an Polytec denken. 2006 erfolgte dann der Börsegang. Die jüngere Historie war sehr wechselhaft. Von 40 Prozent Eigenkapital auf 15 Prozent und wieder zurück auf 42 Prozent. Wer die Passivseite einer Bilanz eines Unternehmens beherrscht, der steuert das Unternehmen, sagt Herr Huemer immer. 2008/2009 mit nur 15 Prozent Eigenkapital war das halt nicht mehr das Vorstandsteam, sondern die Bank. Wir sind sehr dankbar, wie das weitergegangen ist mit der Bank und dass diese eingesprungen ist. Ich bin ein grosser Freund der Cash-Anschauung, stosse mir aber auch immer wieder die Nase blutig. Wir haben Hausbanken in verschiedenen Ländern, in Deutschland zB hat das Eigenkapital einen viel höheren Stellenwert, viel mehr cash-bezogen. Wenn ich als Nettoeigenkapitalquote nicht mindestens 25 Prozent habe, habe ich mein erstes Problem. Gestern hatte ich drei Stunden Bankentalk, weil ich etwas an den Konditionen tun wollte und der Banker ist mir mit Basel I bis III entgegengekippt. Die Banken tun sich zunehmend schwer, die Obligos müssen offenbar gekürzt werden. Wir haben jetzt zum Glück eine sehr gute Eigenkapitalquote zurückerlangt - wer das nicht hat, sollte sich wappnen für die kommenden Bankengespräche. Polytec kann auch wieder gut verhandeln, weil wir nicht nur Eigenkapital, sondern auch Cash haben. Cash ist wichtig, da wir im Unternehmensverbund auch einige Unternehmen mit weniger Eigenkapital führen.

    Cafe BE: Sie sind ja noch nicht lange Finanzvorstand bei Polytec, haben aber eine längere Geschichte mit Polytec ...

    Haidenek: Indirekt. Mein früherer Arbeitgeber hat den Bankeneinstieg bei Polytec gemacht, ich war nicht dabei.

    Cafe BE: Frau Reisinger, Sie haben vor rund zehn Jahren Bücher geschrieben, „Handbuch Börsegang“ in zwei Auflagen mit vielen IPO-Stories als Beispiel. Sind Sie als Steuerberaterin dem Kapitalmarkt noch in irgendeiner Weise verbunden?
    Karin Reisinger: Ich verfolge vor allem den Venture Capital-Markt, leider ist dieser kleiner geworden. Ich probiere, Unternehmer zu unterstützen. Auch im Start Up-Bereich, beispielsweise, indem ich wenig bis kein Honarar für die Steuerberaterleistungen verlange.

    Cafe BE: Geht die Strategie auf?

    Reisinger: Viele davon sind jetzt meine besten Klienten, die mich auch nicht so schnell verlassen werden, weil sie einen guten Einstieg hatten. Aber natürlich war nicht jedes Geschäftsmodell erfolgreich. Es war vor zehn Jahren sicherlich noch leichter, Unterstützung von den Banken zu bekommen. Früher haben bei den Banken auch noch Soft Facts gegolten, heute geht es nur noch um Eigenkapital und Rentabilität. Auch bei den Sicherheiten ist vieles restriktiver geworden, zB bei Eigentumswohnungen, die nicht rasch verwertbar sind. Es geht nur noch um Hard Facts, das ist schwer. Aus steuerlicher Sicht ist es ebenso schwierig, da die Zuckerl weitgehend fehlen, es gibt keine Investitionsbegünstigungen, lächerliche Gewinnfreibeträge, das kann man nicht ernst nehmen. Aus steuerlicher Sicht wird nicht geholfen, die steuernden Anreize fehlen völlig. Maschinen oder Technologien kann man sich nicht leisten. Die Banken finanzieren das nicht, auch die VCs sind zurückhaltend, wenn es noch kein operatives Geschäft gibt. Viele Business Angels haben sich auch zurückgezogen, weil Sicherheit im Fokus steht. Die Risikobereitschaft ist zurückgegangen, dazu die Angst vor Inflation. Oder noch stärker: Die Angst, dass man selbst bei den Grossbanken sein Geld gar nicht mehr zurückgekommt. Die Stimmung ist schlechter denn je. Was ich auch stark bemerke, ist, dass es Konzerne leichter haben, weil die Bank da irgendwie mit im Boot ist. Ab einer gewissen Grössenordnung wird gemeinsam gewettet und Basel III wird hintangestellt. Sicher gibt es da auch persönliche Kontakte, die den KMU fehlen. Ich bin oft bei Bankengesprächen von Klienten dabei, das ist oft sehr schwierig, wenn das Eigenkapital nicht passt. Vor zehn Jahren hat ein Klient noch 50 Zinshäuser mit 80 Prozent Fremdkapital auf CHF-Basis finanziert. Das wäre heute völlig undenkbar. Unternehmer zu sein, ist nicht mehr so leicht. Das ist meine Erfahrung aus den letzten Jahren.

    Fiala: Ohne auf die Banken hinschlagen zu wollen, kann man sagen, dass es viel Kapital bei Privaten gibt, andererseits gibt es Kapitalnachfrage auf Unternehmerseite. Es wäre wünschenswert, dass Angebot und Nachfrage da stärker zusammengeführt werden könnten: Mehr privates Geld in Realinvestments, wenn Banken diese Rolle nicht mehr so wahrnehmen wollen. Kapitalmangel gibt es ja nicht.

    Cafe BE: Herr Lenzinger, in einem Cafe BE vor ein paar Wochen haben wir darüber gesprochen, wie Sie vom Sportler zum bankenunabhängigen VC wurden. Und wie sind Sie letztendlich zu Griffner gekommen? Warum sind Sie nicht mehr VC?

    Thomas Lenzinger: Wir hatten jahrelang ein Angebotsoligopol der österreichischen Banken, wir leben in einer Generation, die gar nichts anderes tun kann, als zu versuchen, ein kleines Pflänzchen am Leben zu erhalten. Nach dem 2. Weltkrieg mussten die 70 wichtigsten Unternehmen verstaatlicht werden, weil es keinen funktionierenden Kapitalmarkt gegeben hat und bis heute nicht gibt. Österreich hat nicht nur die höchste Staatsquote gehabt, dazu auch noch rekordverdächtige Investments der Banken. Wienerberger, Lenzing, Semperit und viele mehr haben entweder pleite gehen können oder von Banken aufgefangen werden können. Da ist ein Auffangen sicher besser gewerden. In Österreich gab es ein Universalbankensystem, das alles dominiert. Ich dachte, es muss doch möglich sein, eine vorbörsliche Eigenkapitalszene aufzubauen. Ich habe die Phase mit Go Equity sehr genossen, ich habe sehr viel gelernt und letztendlich mein Ziel erreicht, nämlich eines Tages aus diesen Beteiligungen diejenige zu finden, die ich behalten und weiterentwickeln will.

    Cafe BE: Und da sitzen wir jetzt (Anm.: Cafe BE findet ja bei Griffner statt) ...
    Lenzinger: Genau. Wirklich viele Leute fragten mich, wie man eigentlich zu so einem Unternehmen kommt, aber das ist eine Folge eines grossen Deal Flows.

    Cafe BE: Sind Sie heute neben Griffner noch irgendwo investiert, zB als Business Angel?

    Lenzinger: Nein, ich mache nichts mehr in dieser Richtung. Griffner ist meine Aufgabe und ich schreibe nebenbei auch gerne. Ich finde aber, dass in der Startrunde viel Wichtiges gesagt wurde. Ein Beispiel: Mein heutiger stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Eduard Zehetner hat jahrelang die RHI mit negativem Eigenkapital geführt und saniert, dann die Immofinanz. Es geht nicht wirklich um die Eigenkapitalquote, es geht um Cash und Vertrauen, dass einen die Banken trotz Basel nicht fallenlässt. Der Unterschied zwischen kleinen und grossen Unternehmen ist neben dem Netzwerk auch der Track Record. Wer schon mehrere Krisen gemeistert hat, dem wird eher geglaubt. Banken schauen sich nicht mehr nur das Sicherheitsthema an, zB die zuerst angeführte Eigentumswohnung, sondern es geht um die Wahrscheinlich von stetigem Rückfluss der Verbindlichkeiten. Was hilft mir da die Eigentumswohnung? Verwerten ist nie gut, das wollen auch die Banken nicht.

    Cafe BE: Zurück noch kurz zu Griffner, ich darf bei dieser Gelegenheit zum eben erhaltenen Klimaschutzpreis gratulieren, auch hier im Cafe BE hatten wir ja stets gutes Klima. Bitte um die Milestones des Einstiegs ...

    Lenzinger: 1999 hat die Firma Griffnerhaus GmbH Wachstumskapital gesucht, damals gab es in Wien ein Eigenkapitalforum, auf dem sich Griffnerhaus präsentiert hat. Wir haben von drei Angeboten die tiefsten Bewertungen geboten, aber offenbar die beste Strukturierung gebracht. Griffnerhaus hat zugeschlagen und mir sagte jeder, dass ich völlig verrückt sei, wenn ich in der New Economy-Ära auf Fertighäuser setze.

    Cafe BE: Und der heutige stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende war damals ja auch bei Jet2Web.

    Lenzinger: Genau, Zehetner. 2005 habe ich unserem Fonds und dem Gründer die Griffnerhaus-Anteile schrittweise abgekauft. 2007 waren die Fonds deinvestiert und ich dachte, was mache ich jetzt mit Griffner? Ich war überzeugt, dass nach jahrhundertejahrer gesetzlicher Diskriminierung des mehrgeschossigen Holzbaus ein Aufbruch entstehen könnte. Als Quereinsteiger habe ich mich auf die familiären Wurzeln, Tischlerei und Sport, besinnt, und bin das ab 2008 wirklich angegangen.

    Cafe BE: Ist man in den vergangenen zehn Jahren unter dem Strich in der PE-Branche überhaupt weitergekommen?

    Lenzinger: Nicht wirklich. Nach wie vor gibt es das typische österreichische Mentalitätsproblem. Als wir Managementverträge eingeführt haben, gab es nur Kopfschütteln. Da hat es zB die zuvor angeführte Capvis leichter, in der Schweiz gibt es einen etablierten Kapitalmarkt.

    Berger: Die Banken können nur teilweise etwas dafür, mit Blick auf das Thema Eigenkapital wird es in den kommenden Jahren ganz schwierig. Die Banken haben aufgrund der neuen Eigenkapitalvorschriften nur zwei Möglichkeiten: Entweder man macht Kapitalerhöhungen, was bei den aktuellen Kursniveaus den Eigentümern nicht gefallen kann, oder man fährt eben die Bilanzsumme zurück. Das heisst auch: Weniger Kredite. Dann kommen Manager, die Kreditexposure zurückführen wollen, eine Masszahl wird die Eigenkapitalquote sein.

    Lenzinger: Mit hat gestern einer von der RLB gesagt, dass man im Gegensatz zur Mutter keine Kapitalerhöhung machen könne, daher müsse man restriktiver agieren.

    Berger: Für die VC/PE-Branche hiesse das einerseits, dass die Unternehmen stärker bei uns anklopfen müssten, andererseits ist man ja auch schon investiert und ist dem Ganzen schon ausgesetzt. Ein Mittelständler möchte eher nicht, dass irgendjemand im Eigenkapital sitzt und vielleicht auch noch bei Managementthemen mitredet, das haben die Banken ja jahrelang auch nicht gemacht.

    Cafe BE: Heute ist ja auch Business Angel Day in Wien. In diesem Bereich tut sich ja einiges, zB die Spengergasse macht gute Arbeit. Wie sehen Sie diesen Schwung? Sehen Sie das als Konkurrenz oder Partner?

    Fiala: Definitiv Partner, wir arbeiten eng zusammen, bei einigen Portfoliounternehmen haben wir gemeinsame Aktivitäten. Es freut mich, dass über i5 & Co. mehr Leben in die Branche gekommen ist, weil es hier um absolute Frühphase geht. Ein bisschen Aufleben gibt es. Es gibt eine Bandbreite, Stichwort fristenkonforme Finanzierung, da ist Platz für viele Aktivitäten. Die Angel-Szene ist komplementär zu unserem Geschäft. Wir werden mit unserem neuen Fonds auf den unteren Mittelstand fokussieren. Unternehmen, die zu klein für Banken sind, zwischen 0 und 50 Millionen Euro Umsatz.

    Cafe BE: Gibt es bei Pontis eine Mindestinvestgrösse je Deal?

    Fiala: Unter einer Million machen wir nichts, wir liegen so zwischen einer und vier Millionen Euro. Es gibt auch viele Syndikate, vieles macht man mit anderen gemeinsam. Der Dealflow ist qualitativ gestiegen.

    Lenzinger: Macht Ihr auch Mezzanin?

    Fiala: Nicht bei der Erstrunde.

    Haidenek: Es ist interessant für mich, dass der Dealflow gestiegen ist. In der Branche, in der Polytec tätig ist, sehen wir uns viel an, Private Equity-Konkurrenz sehen wir da derzeit keine. In der Automotive-Branche schauen die Grosskunden noch stärker hin, wem man etwas zutraut. Bei einigen Zulieferern gibt es ja schon die zweite oder dritte Insolvenz. Da steigt die Hitze schon ordentlich.
    Lenzinger: Wir waren einmal an einem Automobilzulieferer beteiligt, dort habe ich gelernt, dass sich die grossen Auftraggeber die Zahlen von den Zulieferern angeschaut haben. Oder jetzt auch bei uns: Griffner hat den mit Abstand grössten Auftrag der Firmengeschichte, 11.000 m2 in Deutschland. Wir haben einen Wettbewerb gewonnen und dachten, „jetzt gehen wir verhandeln“. Aber ganz im Gegenteil: Die haben zunächst einmal über unsere Bonität verhandelt. Und das, glaube ich, kommt in mehreren Branchen. Früher war das nur in der Autoindustrie üblich.

    Cafe BE: Jetzt haben wir oft gehört, dass die Banken nicht mehr so viel dürfen und daher auch nicht mehr so viel wollen. Haben die Risikokapitalgeber überhaupt Kraft und Lust, da einzuspringen? Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Banken aus?

    Berger: Wir haben gerade eine sehr schöne Erfahrung gemacht in dieser Mix-Situation einer Finanzierung für ein sehr junges Unternehmen. Wir haben eine Firma, die einen Gyrocopter herstellt, finanziert. Das haben wir gemeinsamen mit der lokalen Raiffeisenlandesbank gemacht. Die ist Fremdkapitalgeber und hat auch ein klein wenig Eigenkapital in die Hand genommen, um einen Leverage zu erreichen, der wiederum für die aws relevant ist. Dazu ist die NÖBEG eingestiegen und wir. Das hatte in Summe eine Grössenordnung von 2 Millionen. Ich sehe diese Mix-Projekte leider nicht immer so einfach. Die aws, früher FGG, ist deutlich restriktiver geworden. Man muss weiters tatsächlich an einen unternehmerisch denkenden Banker kommen, damit man so etwas aufsetzen kann. Und die Eigenkapitalfinanzierungsszene hat leider nicht die Grössenordnung, um in die Bresche zu springen. Ich war erstaunt und habe mich sehr gefreut, dass Pontis einen sehr grossen Fonds geschafft hat. Das müssten mehrere zustande bringen. Strukturiert herangehende Gesellschaften gibt es ja kaum mehr, GEP macht etwas anderes, Go Equity gibt es gar nicht mehr, wir wiederum agieren eher opportunistisch, die früheren Strukturen hat die Branche nicht mehr.

    Lenzinger: In Wirklichkeit fehlen die Unternehmer in diesem Geschäft, die heute Erfolgreichen haben ja bei mir gelernt (alle lachen).

    Cafe BE: Frau Reisinger, wie sehen Sie die Rolle Ihrer Branche beim Part der Unternehmensfinanzierung?

    Reisinger: Die wenigsten Steuerberater denken unternehmerisch. Wenn Klienten zu uns wechseln, dann höre ich meistens, dass es ausser der Bilanzbesprechung nicht viel gegeben hat. Und nach der Bilanzbesprechnung ist vieles zu spät. Wenn man die laufende Buchhaltung miteinbeziehen kann, erkennt man das schneller. Bei Fremdbuchhaltungen ist es wichtig, dass man auf dem Laufenden gehalten wird. Ich versuche, die Leute bei den Bankengesprächen zu unterstützen: Kontakte, Prognoserechnungen, etc.. Viele klassische Steuerberater haben nicht den Background, ich durfte zB in München bei einem grossen PE-Geber arbeiten vor Jahren. Man muss eine Liebe für dieses Thema aufbringen.

    Cafe BE: Herr Haidenek, Sie waren in Deutschland u.a. an einer Lufthansa-Transaktion beteiligt, jetzt sind Sie in Österreich tätig. Wo sehen Sie die grossen Unterschiede in der Eigenkapitalkultur zwischen diesen beiden Ländern mit ähnlicher Kultur und gleicher/ähnlicher Sprache. Wir haben das ja zuerst bereits kurz angerissen ...

    Haidenek: In der Bankenlandschaft sehe ich wie gesagt eine grössere Cashorientierung in Deutschland. In Deutschland gab es keine dermassen geballte Privatisierungsgeschichte. Die Private Equity-Szene ist in Deutschland erwachsener. Vor nicht ganz so langer Zeit sagte mir ein Top-Banker: Wir helfen denen, die sich selbst helfen. Man muss zunächst einmal schauen, die Potenziale gnadenlos zu nutzen. Wir machen das bei Polytec mit enormer Kraft, ich habe bei meiner vorherigen Tätigkeit in der KPMG auch viele weniger kraftvolle Beispiele gesehen.

    Cafe BE: Was ist Ihr Tipp an Unternehmer? Bzw. was ist ein Wunsch?

    Berger: Ich glaube nicht, dass wir in einem Bereich tätig sind, wo wir uns überlegen sollten, was wir uns wünschen. Wir müssen uns effizient auf die nächsten zwei Jahre einstellen. Wenn das bedeutet, dass ich X Prozent Eigenkapital brauche, weil sonst die Bank abspringt, dann bleibt mir nicht viel über, als das zu lösen. Wünschen kann ich mir viel, zB eine eigene Bank für Wachstumsunternehmen, die zB über fünf Jahre durchfinanziert.

    Fiala: Wir müssen schauen, dass wir privates Kapital in wachstumsstarke Unternehmen bekommen. Es macht Unterschied, ob man Unternehmer ist, das gilt auch für die Investorenseite. Man kann hier von anderen Ländern lernen. Volkswirtschaftliches Wachstum kommt aus dem Unternehmertun. Business Angels machen das gut, im Mittelstand wird es schon viel schwieriger. Es kann nur jeder in seinem Bereich bestmöglich agieren und Erfolgsbeispiele bringen. Wir haben mit einem Syndikat vor kurzem ein österreichisches Technologieunternehmen an ein Milliardenunternehmen, das an der Nasdaq notiert, verkauft. Das ist ein herzeigbares Beispiel.

    Lenzinger: Solche Sachen gehören breitgetreten, die Medien kümmern sich kaum darum.

    Fiala: Ihr vom Börse Express seid ja die einzigen, die sich mit der Venture Woche regelmässig diesem Thema widmet. Danke dafür. Eines ist klar, massentauglich wird es nie, weil die Branche ja selektiv vorgehen muss. Und nicht jeder braucht Wachstumskapital, weil man auch vor kleinen Firmen, die gut und mit schönem Gewinn agieren, aber kaum wachsen, den Hut ziehen muss.

    Reisinger: Ich glaube, es kommt ganz auf die Unternehmer selbst an, Unternehmerpersönlichkeiten sind permanent am Ball, andere sind zufrieden, obwohl sie schrumpfen. Und die Führung auszutauschen ist nicht leicht, denn oft ist der Eigentümer ja auch der Geschäftsführer oder wird von ihm gedeckt, weil er ihn ja zu verantworten hat. Viele Eigentümer sind auch Alpha-Tiere und wollen gar keinen starken Geschäftsführer.

    Lenzinger: Wir brauchen eine Unternehmerbank.

    Cafe BE: Polytec ist ein positives Beispiel für Finanzierungen, auch an der Börse erfolgreich. In den Neunzigern hat ein IPO-Kandidat den Nächsten gefragt, wie er das gemacht hat. Gibt es Leute, die sich bei Ihnen bzw. Polytec Tipps holen?

    Haidenek: Da ist im letzten Dreivierteljahr nicht viel passiert, aber ich habe auch nicht viel Zeit. Wenn ich mir abschliessend auch etwas wünschen darf: Der Polytec-Aktienkurs liegt aktuell bei 50 Prozent des Fair Value gemessen an den Kurszielen der Banken. Daher: Möge die BWL gegen die Psychologie gewinnen.

    http://www.boerse-express.com/cafebe
    Interview: Christian Drastil
    Fotos: Martina Draper
    http://www.boerse-express.com/cat/diasho...

    (30.11.2011)

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