Das IPO Jahr 1998: AHT, Do&Co, S&T, Pankl (Christian Drastil)
31.07.2007, 2982 Zeichen
Zum Start der BE ipo-kandiDATENbank (http://www.boerse-express.com/boersegang) möchte ich in meinen BElogs hier alle IPO-Jahrgänge seit 1997 Revue passieren lassen.
1998 (4 Börsegänge, 3 noch an der Börse)
Im IPO-Jahr 1998 (wir erinnern uns: Asien- und Russlandkrise) blieben die Big Deals aus. In Wien sorgten in der ersten Jahreshälfte die beiden Emissionen der CA IB, Austria Haustechnik und Do&Co, für nur bescheidenes Anlegerinteresse. Die Aktien konnten sich nicht wesentlich vom Emissionskurs entfernen. AHT ist ja mittlerweile bereits nicht mehr börserelevant und bei Do&Co geht es erst heuer wieder nach oben. Eines muss aber gesagt werden: Beide Unternehmen waren fair gepreist, die Stories sind nur damals nicht bei den Anlegern angekommen.
Destination Brüssel
Der boomende Neue Markt in Frankfurt war für Österreicher interessanterweise im Jahr 1998 noch kein Thema. Und das, obwohl das deutsche Wachstumssegment zu einem Höhenflug ansetzte. Die Destination hiess vielmehr Brüssel: Denn die beliebteste Börse war im Jahr 1998 aus österreichischer Sicht die paneuropäische Easdaq. Wie sagte Thomas Streimelweger, Gründer und "Immer-Noch-Grösster-Einzelaktionär" von S&T, vor kurzem zum Börse Express? "1998 war es die absolut richtige Entscheidung, mit S&T an die Easdaq zu gehen. Wir waren überzeugt, dass die Fokussierung auf ausschliesslich institutionelle Klientel für uns das Richtige sei". Wie man weiss, ist S&T mittlerweile an der Wiener Börse gelistet. Die Easdaq versuchte sich dann noch unter dem Namen Nasdaq Europe, den Untergang der paneuropäischen Idee konnte aber auch das nicht stoppen.
Krise im falschen Moment
Aber zurück zu S&T: Den IT System Integrator, der sich den aufstrebenden osteuropäischen Märkten verschrieben hat, kann man als vielleicht grössten IPO-Pechvogel in der jüngeren österreichischen Börsegeschichte beschreiben. Denn unmittelbar, nachdem das Unternehmen mit "100 Prozent Ostfokus" an der Börse gelistet war, kam die Russland-Krise. Die (gute) Börsestory von Streimelweger und Tantscher musste in sich zusammenknicken. Force Majeure, leider. Eine gute Story präsentierten auch Gerold Pankl und Ernst Wustinger für ihre Pankl Racing Systems: Einen "Formel 1- Zulieferer" fanden viele toll. Die Aktie wäre ein sexy Retail-Stock gewesen, wenn - nun ja, wenn es nicht wieder das Easdaq- Problem gegeben hätte. Kaum ein Bankberater wollte für die Kunden Easdaq-Trades mit dem unübersichtlichen und intransparenten Order-Routing durchführen. Und das hat sich letztendlich auch bis zu den Anlegern rumgesprochen. An der Easdaq wurde halt nicht investiert. Pech für Pankl und auch Pech für Eybl International, für die das selbe gilt, wie für AHT und Do&Co: Der Kontakt zum Anlegerpublikum konnte nicht gefunden werden. In Summe war das IPO-Jahr 1998 nach dem Superjahr 1997 eine ziemliche Enttäuschung.
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