11.07.2024,
6282 Zeichen
Wien (OTS) - 70,9 Prozent der Betriebe im Gewerbe und Handwerk
klagen, dass die Belastungen durch Bürokratie in den vergangenen drei
Jahren zugenommen haben. Für 28,7 Prozent blieb alles unverändert,
eine Entlastung spüren nur verschwindende 0,4 Prozent. Zu diesem
Ergebnis kommt eine aktuelle Befragung, die KMU Forschung Austria im
Auftrag der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der
Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) durchgeführt hat.
Der durch bürokratische Auflagen verursachte Aufwand ist
beträchtlich: Die Gesamtkosten für das Gewerbe und Handwerk belaufen
sich auf 4,3 Milliarden Euro pro Jahr. Es müssen dafür jedes Jahr
rund 70 Millionen Arbeitsstunden aufgewendet werden. Das entspricht
42.190 Vollzeit-Arbeitsstellen oder 6,6 Prozent der gesamten
Personalkapazität.
Bürokratie-Stopp als Konjunkturpaket
„Die große Stärke unserer Betriebe ist der Servicegedanke und die
Nähe zu den Kundinnen und Kunden: Wir möchten unsere Arbeit machen
und uns um die Menschen kümmern können, nicht um Formulare. Wir
fordern deshalb einen Bürokratie-Stopp“, sagte Renate
Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk
in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), am Donnerstag bei einem
Pressegespräch.
Die Umfrage zeigt zudem, dass überbordende Bürokratie den
Fachkräftemangel verschärft, die Inflation anheizt, Investitionen
hemmt und Innovation behindert. Ein Zurückfahren des Mehr-Aufwandes
um nur 10 Prozent könnte die Betriebe um 430 Mio. Euro Kosten pro
Jahr entlasten und 4.200 Vollzeitkräfte für produktive Tätigkeiten
freispielen. „Ein effektiveres und günstigeres Konjunkturpaket ist
gar nicht vorstellbar“, betonte Spartengeschäftsführer Reinhard
Kainz.
Minus im ersten Quartal 2024
Der Zeitpunkt wäre goldrichtig: Die Konjunkturbeobachtung von KMU
Forschung Austria zeigt nämlich, dass sich das Gewerbe und Handwerk
weiterhin in einem schwierigen Umfeld befindet. So wurde im ersten
Quartal 2024 im Gewerbe und Handwerk ein Auftrags- bzw. Umsatzminus
von nominell -3,6 Prozent erwirtschaftet. Unter Einrechnung der
gestiegenen Preise ergibt das einen realen (mengenmäßigen) Rückgang
von -8,1 Prozent. Besonders groß fiel das Minus in stark von der
Baukonjunktur abhängigen, investitionsgüternahen Branchen aus, etwa
im Holzbau oder der Metalltechnik. Im Plus waren hingegen primär
konsumnahe Branchen wie Mode und Bekleidungstechnik oder das
Lebensmittelgewerbe.
Auch im zweiten Quartal (April bis Juni) 2024 sind die
Auftragsbestände in nahezu allen investitionsgüternahen Branchen
gesunken. Besonders stark spürten das die Hafner, Platten- und
Fliesenleger (-19 Prozent), Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker
(-16 Prozent) sowie die Elektro-, Gebäude-, Alarm- und
Kommunikationstechniker (-13 Prozent). Geringfügige Zuwächse hatten
Dachdecker, Glaser und Spengler (+2,3 Prozent).
Bei den konsumnahen Betrieben hält sich die Zahl der Betriebe, die
im zweiten Quartal Umsatzsteigerungen (21 Prozent) hatten, nun fast
die Waage mit jenen, die Rückgänge verzeichneten (22 Prozent). Mehr
Betriebe mit Umsatzsteigerungen gibt es in der Mode und
Bekleidungstechnik, bei Fußpflegern, Kosmetikern und Masseuren sowie
im Lebensmittelgewerbe. Einen Überhang an Betrieben mit
Umsatzverlusten gibt es hingegen bei Personaldienstleistern und
Sicherheitsgewerbe, Berufsfotografen und Mechatronikern.
Stimmung verbessert
Die Erwartungen haben sich – eher unüblich im Übergang vom zweiten
auf das dritte Quartal – aufgehellt. Auch hier ist das Bild noch
zweigeteilt: Die konsumnahen Branchen sind optimistischer - die
Betriebe, die Umsatzsteigerungen erwarten, überwiegen um einen
Prozentpunkt. Bei den investitionsgüternahen Betrieben ist dieser
Saldo noch negativ (-15 Prozentpunkte), allerdings besser als im
Vorquartal (-23 Prozentpunkte).
„Die Richtung stimmt, es geht bergauf. Aber wir sind noch nicht
über den Berg“, betonte Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster.
Sie appelliert an die Bundesländer, das Wohnbaupaket der Regierung
rasch umzusetzen, sodass die Förderungen und Zuschüsse noch heuer bei
Bauwerbern und Wohnbaugesellschaften ankommen.
Ab 15. Juli: Anträge für Handwerkerbonus stellen
Große Erwartungen setzen die Betriebe in den Handwerkerbonus, der
rückwirkend für Arbeitsleistungen ab 1. März 2024 beantragt werden
kann. Ab nächster Woche, 15. Juli 2024, können nun die Anträge
gestellt werden (Informationen unter [www.handwerkerbonus.gv.at]
(
http://www.handwerkerbonus.gv.at/)). Das Interesse ist groß: Laut
Umfrage sehen drei Viertel der Österreicher:innen (74 Prozent) den
Handwerkerbonus als „attraktives Angebot“. 37 Prozent wollen ihn
sicher nutzen, weitere 27 Prozent überlegen es sich noch.
„Der Handwerkerbonus ist ein Gewinn für die Konsument:innen, die
sich Geld ersparen und auf Top-Qualität vertrauen können. Er hilft
den Betrieben, weil Investitionen vorgezogen werden. Und er rechnet
sich auch für den Staat, weil Schwarzarbeit verhindert wird und sich
die Maßnahme selbst finanziert“, betont Scheichelbauer-Schuster.
Meistertitel für 14 handwerksähnliche Gewerbe
Besonders groß ist die Freude in der Sparte, dass künftig 14
weitere Gewerbe den Meistertitel als Namensbestandteil führen und in
Dokumente und Urkunden eintragen lassen dürfen. Das wurde durch eine
Gewerberechtsnovelle möglich, die noch vor der Sommerpause im
Parlament beschlossen wurde.
Der eintragungsfähige Meistertitel betrifft 14 handwerksähnliche
Gewerbe, konkret sind das: Elektrotechnik, Gas- und Sanitärtechnik,
Kontaktlinsenoptik, Kosmetik/Schönheitspflege bzw. Piercen und
Tätowieren, Fußpflege, Massage, Bestattung, Vulkaniseur:in,
Waffengewerbe/Büchsenmacher:in, Sprengungsunternehmen sowie
Baumeister:in, Brunnenmeister:in, Steinmetzmeister:in,
Holzbau-Meister:in.
„Damit werden meisterliche Leistungen und höchste Qualifikationen
noch besser sichtbar“, freut sich Scheichelbauer-Schuster: „Der
Meistertitel ist gleichwertig mit dem akademischen Bachelor
eingestuft. Das ist ein Signal für junge Menschen, dass sich mit dem
Einstieg über eine Lehre großartige berufliche Perspektiven
eröffnen.“ (PWK281/HSP)
Unterlagen zum Download:
[Präsentation zur Konjunkturbeobachtung + Umfrage zur Bürokratie-Belastung]
(
https://drive.wko.at/index.php/s/ip2b7sa5ZCdyG6N)\n[Infofolder „Bürokratie-Stopp“ der Sparte Gewerbe und Handwerk]
(
https://drive.wko.at/index.php/s/JrfYWYCFWoLT4Z5)\n
BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch
Wiener Börse Party #709: Buys für Wienerberger, Erste Group und Pierer Mobilty, Gedanken über die Börselust der SW Umwelttechnik
Aktien auf dem Radar:CA Immo, Immofinanz, S Immo, Flughafen Wien, Marinomed Biotech, Austriacard Holdings AG, Wienerberger, Andritz, AT&S, Mayr-Melnhof, Telekom Austria, DO&CO, FACC, Lenzing, Rosenbauer, voestalpine, Wiener Privatbank, Oberbank AG Stamm, Zumtobel, Agrana, Amag, Erste Group, EVN, Österreichische Post, Strabag, Uniqa, VIG, Warimpex.
BNP Paribas
BNP Paribas ist eine führende europäische Bank mit internationaler Reichweite. Sie ist mit mehr als 190.000 Mitarbeitern in 74 Ländern vertreten, davon über 146.000 in Europa. BNP Paribas ist in vielen Bereichen Marktführer oder besetzt Schlüsselpositionen am Markt und gehört weltweit zu den kapitalstärksten Banken.
>> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner
Mehr aktuelle OTS-Meldungen HIER