15.01.2025, 4513 Zeichen
Wien (OTS) - Die Metalltechnische Industrie (MTI) befindet sich im
dritten
Rezessionsjahr. Für das vergangene Jahr 2024 rechnet die Branche im
Vergleich zu 2023 mit einem Produktionsrückgang von 9 bis 10 %. Im
Vergleich zu 2022 beträgt der Produktionsrückgang bereits rund 18 %.
Auch für 2025 erwartet die Branche einen weiteren Rückgang.
Im Kollektivvertrag wurde ab 1.11.2024 wieder eine Wettbewerbs-
und Beschäftigungssicherungsklausel (WBSK) vereinbart. Christian
Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie: „Insgesamt
72 Betriebe der Metalltechnischen Industrie haben diese Klausel auf
Betriebsebene vereinbart. Nach der bis 15.1.2025 erfolgten Zustimmung
der Sozialpartner betrifft dies nun insgesamt rund 17.000
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in unserer Branche. Die Klausel
ermöglicht es den Betrieben, die im Herbst 2024 vereinbarte Erhöhung
der Löhne und Gehälter um bis zu 1,5 % zu reduzieren. Das hilft den
betroffenen Betrieben, ist aber leider nur ein Tropfen auf den heißen
Stein, denn die Situation unserer Branche ist dramatisch schlecht.“
In Österreich sind die Tariflöhne seit 2020 um 22,5 % gestiegen,
in Deutschland hingegen, dem mit Abstand wichtigsten Exportmarkt und
Sitz vieler Mitbewerber auf den internationalen Märkten, nur um 9,6 %
. Christian Knill: „Die Produktionskosten in Österreich sind
mittlerweile zu hoch, daher sind wir mit unseren Preisen nicht mehr
konkurrenzfähig. Das führt auch dazu, dass wir nicht mehr alle
Beschäftigen halten können und Produktion bereits zum Teil in andere
Länder verlagert wird.“ Im Jahr 2024 wird die Zahl der Beschäftigten
in der Metalltechnischen Industrie nach ersten Hochrechnungen um rund
5.000 Arbeitsplätze gesunken sein. Im Jahr 2025 ist mit einem
weiteren Beschäftigungsrückgang zu rechnen, wenn es nicht gelingt,
die Lohnstückkosten auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu senken.
Christian Knill: „Wenn die Metalltechnische Industrie auf den
Weltmärkten nicht mehr konkurrenzfähig ist, leiden in weiterer Folge
viele andere Branchen am Wirtschaftsstandort Österreich. Und wir
verlieren täglich mehr an Wettbewerbsfähigkeit. Die viel zu hohen
Lohnabschlüsse der letzten Jahre haben, trotz innovativer Lösungen
wie der WBSK, unsere Produkte verteuert, Bürokratie und hohe
Energiekosten belasten die Unternehmen zusätzlich. Wir brauchen
dringend eine handlungsfähige Regierung und einen Neustart am
Standort. Die Senkung der Lohnnebenkosten ist für viele Unternehmen
überlebensnotwendig, das wäre ein erster wichtiger Schritt. Und wir
brauchen eine grundlegende Neuausrichtung der Lohnpolitik. Ein
„Weiter so“ bedeutet den Verlust tausender Arbeitsplätze und in Folge
auch des Wohlstandes breiter Bevölkerungsschichten in Österreich. Es
muss klar sein, dass die Industrie nicht allein für die Erhaltung der
Kaufkraft verantwortlich gemacht werden kann.“
Eckdaten der WBSK
Die Wettbewerbs- und Beschäftigungssicherungsklausel wurde 2024
bereits zum zweiten Mal im Rahmen der KV-Verhandlungen der
Metalltechnischen Industrie vereinbart. Zum Stichtag 15.1.2025 haben
in der MTI 72 Betriebe, darunter viele Großunternehmen, für 16.980
Beschäftigte die Klausel nach Zustimmung der Sozialpartner
vereinbart. In der gesamten Metallindustrie sind es 106 Betriebe mit
41.896 Beschäftigten. In Betrieben, die eine hohe Personaltangente
aufweisen oder sich in einer besonders schwierigen wirtschaftlichen
Lage befinden, erhöhten sich die nachhaltigen IST-Löhne und -Gehälter
ab 1.11.2024 somit um 3,3 % bzw. 4,05 %.
Über die Metalltechnische Industrie
Die Metalltechnische Industrie (MTI) ist Österreichs stärkste Branche
und bildet das Rückgrat der heimischen Industrie. Sie erwirtschaftet
einen Produktionswert von rund 48,5 Milliarden Euro (2023),
beschäftigt direkt rund 135.000 Menschen und sichert damit indirekt
bis zu 300.000 Arbeitsplätze in Österreich. Die exportorientierte
Branche ist mittelständisch strukturiert, besteht zu mehr als 85 %
aus Familienunternehmen und ist für ein Viertel aller
österreichischen Exporte verantwortlich.
Insgesamt sind im Fachverband Metalltechnische Industrie über
1.100 Unternehmen vertreten, die unter anderem in den Bereichen
Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei tätig
sind. Rund 800 davon haben ihren Produktionsschwerpunkt in der
Metalltechnischen Industrie und wenden den Kollektivvertrag der MTI
an.
Der Fachverband Metalltechnische Industrie ist einer der größten
Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände Österreichs und eine
eigenständige Organisation im Rahmen der Wirtschaftskammer
Österreich.
Wiener Börse Party #829: Bringt ein Short-Squeeze Historisches bei der Strabag? DeepSeek vs. DeppSeek Wiener Börse
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