06.12.2023,
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Linz (OTS) - Der Advent ist für die Beschäftigten im Handel die
arbeitsreichste, stressigste und vor allem lauteste Zeit des Jahres.
Viele sind unzufrieden, körperlich und psychisch belastet und wollen
den Job wechseln. Und das nicht nur, weil sie mit ihrem Einkommen
unzufrieden sind. Zwei Drittel können von dem, was sie für ihre harte
Arbeit bezahlt bekommen, kaum oder gar nicht leben. Das zeigt eine
aktuelle Sonderauswertung des Arbeitsklima Index. AK-Präsident
Andreas Stangl fordert sowohl einen Rechtsanspruch auf Teilzeit als
auch auf Vollzeit.
Mehr als 300.000 Menschen arbeiten in Österreich im Einzelhandel.
Typisch für diese Branche sind ein hoher Frauenanteil (71 Prozent)
und eine hohe Teilzeitquote (51 Prozent), insbesondere bei Frauen (62
Prozent). Aber auch bei Männern ist die Teilzeitquote mit 22 Prozent
überdurchschnittlich hoch. Jeweils fast drei Viertel der Vollzeit-
und Teilzeitkräfte wollen genau die derzeitige Stundenanzahl
erbringen. Jede fünfte Teilzeitkraft möchte mehr Stunden arbeiten.
Rund ein Fünftel der Vollzeitkräfte möchte weniger Stunden arbeiten
Geringe Löhne und Gehälter im Handel
Die mittleren Bruttojahreseinkommen der Beschäftigten im Einzelhandel
waren 2021 mit rund 24.000 Euro um mehr als 12.200 Euro geringer als
die durchschnittlichen Bruttojahreseinkommen aller Beschäftigten.
Männer verdienen im Einzelhandel durchschnittlich rund 30.400 Euro,
Frauen kommen auf 21.500 Euro. Nur sechs Prozent der
Handelsbeschäftigten können sehr gut vom Einkommen leben, 28 Prozent
haben ein ausreichendes Einkommen. Für 56 Prozent reicht das
Einkommen gerade aus und zehn Prozent sind in einer finanziell
prekären Lage. Rund ein Drittel der weiblichen Beschäftigten im
Einzelhandel ist auf finanzielle Unterstützung durch ein
Partnereinkommen angewiesen. 61 Prozent derer, die älter als 45 sind,
glauben, dass ihre Pension nur knapp ausreichen wird. Rund ein
Viertel befürchtet eine prekäre finanzielle Lage in der Pension.
Arbeitsbelastung durch Zwangsbeschallung
Die subjektiven Belastungen liegen im Einzelhandel gleich hoch bzw.
teilweise etwas niedriger als in den restlichen Branchen. Allerdings
kommt in der stressigen Adventzeit eine Belastung besonders zum
Tragen: Lärm, insbesondere durch die ständige Zwangsbeschallung durch
Radio und (Weihnachts-)Musik, Durchsagen und Werbung in der
Dauerschleife.
Belastung durch Lärm ist aber nicht nur stressig und nervig,
sondern kann auch gravierende Folgen haben. Acht von zehn
Beschäftigten im Handel, die Lärm als Belastung wahrnehmen, fühlen
sich ausgelaugt, rund zwei Drittel reagieren oft gereizt und 52
Prozent sehen sich selbst als antriebslos. Mehr als die Hälfte der
Beschäftigten, die durch Lärm belastet sind, halten es für
unwahrscheinlich, ihren Beruf bis zur Pension ausüben zu können. Bei
jenen, die nicht durch Lärm belastet sind, sind es nur 27 Prozent.
Unterdurchschnittliche Arbeitszufriedenheit
In den vergangenen zehn Jahren war der Arbeitsklima Index im Handel
stärkeren Schwankungen ausgesetzt als in den restlichen Branchen.
Aktuell liegt der Index in der Branche bei 104 Punkten und somit um
einen Punkt niedriger als in den restlichen Branchen. Daher
verwundert es wenig, dass im Einzelhandel mehr Beschäftigte den Job
wechseln wollen als in allen anderen Branchen.
Im Lichte der Ergebnisse der aktuellen Sonderauswertung fordert
AK-Präsident Stangl:
einen Rechtsanspruch auf Vollzeit für Teilzeitbeschäftigte, insbesondere wenn das Unternehmen zusätzliche Mitarbeiter:innen sucht, sowie die Schaffung eines Rechtsanspruchs auf Teilzeitbeschäftigung. Damit soll Arbeitnehmer:innen ein Gestaltungsspielraum in Bezug auf ihre Arbeitszeit gegeben werden.\ndie Verbesserung der Arbeitsbedingungen, damit die Beschäftigten gesund und arbeitsfähig bleiben,\ndie generelle Abgeltung von Mehrarbeitsstunden mit einem Faktor
von 1:1,25,\neinen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtung ab dem zweiten Lebensjahr bis zum Ende der Sekundarstufe I,\nden Ausbau und die Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs, um die Wahlmöglichkeiten von Arbeitnehmer:innen zu erhöhen.\n Alle Infos zum Arbeitsklima Index finden Sie unter
[ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima]
(
https://ooe.arbeiterkammer.at/service/presse/Arbeiten-im-Han...
hlecht-bezahlt-und-stressig.html)
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