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Südzucker: Das genaue Gegenteil (Michael Vaupel, Christoph Scherbaum)

Bild: © Südzucker AG (Homepage), Zuckertüte, Südzucker AG

Autor:
Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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03.02.2017, 8152 Zeichen

Letzten Monat hieß es von Südzucker (WKN: 729700 / ISIN: DE0007297004): Nach einem guten Quartal wird die Ergebnisprognose weiter angepasst. Also das Gegenteil einer Gewinnwarnung! Das ist für sich genommen eine gute Nachricht.

Allerdings ist die Aktie in den letzten Monaten auch schon sehr gut gelaufen: Die 1-Jahres-Performance lag per Ende Januar bei rund 70% Plus. Da ist natürlich die Frage, ob die gute Nachricht von der Anpassung der Ergebnisprognose nicht schon längst im Kurs drin ist. Bekanntlich nehmen die Finanzmärkte (bzw. die Marktteilnehmer, denn auch da geht es um Menschen) Entwicklungen vorweg. Genauer gesagt: Angenommene Entwicklungen werden vorweg genommen. Genau das bietet Chancen: Nämlich dann, wenn die allgemeine Erwartung unrealistisch ist und es deshalb zu einem Preis = Aktienkurs kommt, der nicht passt. Das kann dann auf der Long- oder auch auf der Short-Seite Chancen bieten, je nachdem. In diesem Beitrag möchte ich die Südzucker-Aktie etwas genauer unter die Lupe nehmen. Deshalb nun der Blick auf die Details:

Südzucker meldet 9-Monats-Zahlen und passt Prognose an

Südzucker habe ich seit einigen Jahren im Visier, und ich weiß durchaus noch, wie der Kurs im Jahr 2015 Kurs auf Richtung 10 Euro nahm und ich mir dachte, auf dem Niveau kannst du einmal ein paar Stück kaufen, denn das Geschäft ist da recht zyklisch und die Zuckerpreise werden sich irgendwann auch mal erholen und Südzucker überlegt schon eine Phase mit niedrigen Preisen. Nun, „natürlich“ habe ich damals nicht gekauft – und inzwischen steht der Kurs im Bereich 25 Euro. So ziemlich seit Februar 2016 hat sich die Notierung in etwa verdoppelt. Glückwunsch an diejenigen, welche diesen Kursanstieg mitgemacht haben. Nachdem der Kurs im Herbst 2016 ein neues Topp erreicht hatte, kam es erstmal zu den in so einem Fall nicht verwunderlichen Gewinnmitnahmen. Ende 2016 begann der Kurs dann wieder gen Norden zu drehen und derzeit steht die Notierung in etwa auf dem Niveau des Jahreshochs 2016 – entsprechend ist das nun ein Widerstand. Das ist im Chart sehr schön zu sehen, siehe Chart zu Beginn dieses Beitrags.

Südzucker-Chart: finanztreff.de

Bei Südzucker weicht das Geschäftsjahr vom Kalenderjahr ab

Nun der Blick auf die Fundamentaldaten. In der Einleitung habe ich es schon erwähnt – Südzucker hat die Ergebnisprognose erhöht. Gleichzeitig wurden die Zahlen für das 3. Quartal des Südzucker-Geschäftsjahres sowie damit auch die 9-Monats-Zahlen des Geschäftsjahres vermeldet. Dazu der Hinweis: Bei der Südzucker AG weicht das Geschäftsjahr vom Kalenderjahr ab. So läuft ein Südzucker-Geschäftsjahr vom 1. März bis zum 28. Februar des Folgejahres (bzw. bei einem Schaltjahr natürlich bis zum 29. Februar dieses Jahres). Entsprechend beziehen sich die jüngst veröffentlichten Südzucker Zahlen zu den ersten drei Quartalen auf den Zeitraum 1. März 2016 bis 30. November 2016. Übrigens: Die Zahlen für das vollständige Südzucker-Geschäftsjahr soll es planmäßig am 18. Mai 2017 geben.

Quelle: Finanzkalender Südzucker

Und, wie fielen nun die jüngst veröffentlichten 9-Monats-Zahlen bei Südzucker aus? So:

Rahmendaten 9-Monats-Zahlen Südzucker AG

  • Der Umsatz ist um rund 1% gesunken auf 4,905 Mrd. Euro. Die Veränderungen, die ich nenne, beziehen sich immer auf den entsprechenden Vorjahreszeitraum.
  • Auffällig: Dennoch hat sich das operative Konzernergebnis verbessert, und zwar sehr deutlich: Es ging von +198 Mio. Euro auf +327 Mio. Euro – ein Zuwachs von durchaus beeindruckenden 129 Mio. Euro.
  • Die Investitionen in Sachanlagen gingen von 261 Mio. Euro auf 218 Mio. Euro zurück.
  • Der Gewinn pro Aktie explodierte regelrecht: Nach 0,45 Euro im Vorjahreszeitraum waren es in den ersten 9 Monaten des laufenden Südzucker-Geschäftsjahres 0,89 Euro. Ein Plus von 97,8% und damit knapp eine Verdoppelung!

Quelle: Südzucker Zwischenbericht 1. Bis 3. Quartal 2016, online abrufbar unter diesem Link

Prognose: Operatives Ergebnis von +380 bis +410 Mio. Euro

Das Südzucker-Management gab wie bereits erwähnt auch eine konkrete Prognose für das gesamte laufende Geschäftsjahr ab: Demnach soll der Umsatz bei 6,4 bis 6,6 Mrd. Euro liegen. Im Geschäftsjahr davor waren es 6,4 Mrd. Euro gewesen. Also keine große Veränderung beim Umsatz. Das operative Ergebnis hingegen soll sich im Vergleich zum vorigen Geschäftsjahr (+241 Mio. Euro) sehr deutlich verbessern, die genannte Prognose-Bandbreite liegt bei +380 Mio. Euro bis +410 Mio. Euro. Stagnierender Umsatz, aber stark steigender Gewinn bzw. operatives Ergebnis? Das ist eine auffällige Diskrepanz. Ich habe in die diversen Geschäftsbereiche der Südzucker AG geschaut, ob es da eine Erklärung für diese Entwicklung gibt:

Südzucker: Segment Zucker

In diesem Kerngeschäft von Südzucker sank der Umsatz in den ersten 9 Monaten um rund 5%, von 2,264 Mrd. Euro auf 2,143 Mrd. Euro. Gleichzeitig haben wir hier einen Grund für die erhebliche Verbesserung des operativen Ergebnisses: Denn in diesem Bereich verbesserte sich dieses von -39 Mio. Euro auf +77 Mio. Euro. Eine Differenz von 116 Mio. Euro. Wie die Zahlen oben zeigten, hatten sich das operative Ergebnis insgesamt um 129 Mio. Euro verbessert. Mit diesem „Turnaround“ im Segment Zucker haben wir also den Hauptverantwortlichen für diese Entwicklung identifiziert.

Stark gestiegener Zuckerpreis ist treibende Kraft

Ich habe genauer hingeschaut: Dies war in erster Linie dem gestiegenen Weltmarktpreis für Weißzucker zu verdanken. Dieser stieg laut Südzucker von Beginn des Geschäftsjahres bis zum Ende des Berichtszeitraums von 375 Euro je Tonne auf rund 495 Euro je Tonne. Zwischenzeitlich war mit gut 550 Euro je Tonne laut Südzucker das höchste Niveau seit 2012 erreicht.

Südzucker: Segment Spezialitäten

In diesem Sektor (sogenanntes “Functional Food” wie zum Beispiel Tiefkühlpizzen der Marke Freiberger) gab es einen Umsatzanstieg von 1% auf 1,372 Mrd. Euro und ein operatives Ergebnis von 133 Mio. Euro (nach 127 Mio. Euro).

Südzucker: Segment CropEnergies

CropEnergies setzt auf die Ethanol-Produktion, das Unternehmen ist teilweise auch in Streubesitz (börsennotiert). CropEnergies stellt Ethanol auch aus dem bei Südzucker reichlich vorhandenen Zuckersirup her, sowie Weizen, Mais, Gerste. Das ist natürlich im Hinblick auf die Thematik „Tank versus Teller“ Nachdenken wert. Auf diese Weise produziertes Ethanol kann dann dem Benzin beigemischt werden – was dann „E10“ ergibt oder auch andere Beimischungsverhältnisse. Der der Mutter Südzucker zugerechnete Umsatz lag im Berichtszeitraum bei 507 Mio. Euro (kaum verändert gegenüber den 506 Mio. Euro des Vorjahreszeitraums). Das operative Ergebnis lag demnach bei +60 Mio. Euro (zuvor +63 Mio. Euro).

…und das Segment Frucht

+7% bei den Umsätzen (auf 883 Mio. Euro) und eine Verbesserung des operativen Ergebnisses von +47 auf +48 Mio. Euro hieß es hier. Bei diesem Segment geht es um Fruchtsaftkonzentrate und Fruchtzubereitungen. Man sei bei Apfelsaftkonzentrat Marktführer in Europa, heißt es.

Mein Fazit: Zyklischer Kursverlauf!

Für die deutliche Verbesserung des operativen Ergebnisses bei Südzucker sind wie ich es sehe hauptsächlich die höheren Erlöse beim Quotenzucker verantwortlich. Die entsprechenden Preise sind hoch – da steigt auch der Gewinn (mit Hebel), wie wir gesehen haben. Und der Aktienkurs steigt prozyklisch. Ich finde es in so einem Fall keineswegs interessant, dann zu kaufen, wenn alles gut läuft (und das KGV bei über 20 steht). Denn wo soll das Aufwärtspotenzial aus fundamentaler Sicht herkommen, wenn der Zuckerpreis jetzt schon auf Mehrjahreshoch steht? Ich bin auf dem aktuellen Niveau also hier zurückhaltend.

Und hier noch das Zitat zum Tag:

„„Tadele nicht den Fluss, wenn du ins Wasser fällst.“ – Indisches Sprichwort

Ein Beitrag von Michael Vaupel

Michael Vaupel, diplomierter Volkswirt und Historiker (M.A.), Vollblut-Börsianer. Nach dem Studium Volontariat und Leitender Redakteur und Analyst diverser Börsenbriefe (Emerging Markets, Internet, Derivate, Rohstoffe). Er ist gefragter Interview- und Chatpartner (N24, CortalConsors). Ethisch korrektes Investieren ist ihm wichtig.
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(03.02.2017)

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Südzucker
Akt. Indikation:  10.23 / 10.33
Uhrzeit:  22:58:42
Veränderung zu letztem SK:  0.10%
Letzter SK:  10.27 ( 0.20%)



 

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    Südzucker: Segment CropEnergies

    CropEnergies setzt auf die Ethanol-Produktion, das Unternehmen ist teilweise auch in Streubesitz (börsennotiert). CropEnergies stellt Ethanol auch aus dem bei Südzucker reichlich vorhandenen Zuckersirup her, sowie Weizen, Mais, Gerste. Das ist natürlich im Hinblick auf die Thematik „Tank versus Teller“ Nachdenken wert. Auf diese Weise produziertes Ethanol kann dann dem Benzin beigemischt werden – was dann „E10“ ergibt oder auch andere Beimischungsverhältnisse. Der der Mutter Südzucker zugerechnete Umsatz lag im Berichtszeitraum bei 507 Mio. Euro (kaum verändert gegenüber den 506 Mio. Euro des Vorjahreszeitraums). Das operative Ergebnis lag demnach bei +60 Mio. Euro (zuvor +63 Mio. Euro).

    …und das Segment Frucht

    +7% bei den Umsätzen (auf 883 Mio. Euro) und eine Verbesserung des operativen Ergebnisses von +47 auf +48 Mio. Euro hieß es hier. Bei diesem Segment geht es um Fruchtsaftkonzentrate und Fruchtzubereitungen. Man sei bei Apfelsaftkonzentrat Marktführer in Europa, heißt es.

    Mein Fazit: Zyklischer Kursverlauf!

    Für die deutliche Verbesserung des operativen Ergebnisses bei Südzucker sind wie ich es sehe hauptsächlich die höheren Erlöse beim Quotenzucker verantwortlich. Die entsprechenden Preise sind hoch – da steigt auch der Gewinn (mit Hebel), wie wir gesehen haben. Und der Aktienkurs steigt prozyklisch. Ich finde es in so einem Fall keineswegs interessant, dann zu kaufen, wenn alles gut läuft (und das KGV bei über 20 steht). Denn wo soll das Aufwärtspotenzial aus fundamentaler Sicht herkommen, wenn der Zuckerpreis jetzt schon auf Mehrjahreshoch steht? Ich bin auf dem aktuellen Niveau also hier zurückhaltend.

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