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Fed gibt Trump eine Probezeit bis Juni (Robert Halver, Christoph Scherbaum)

Autor:
Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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03.02.2017, 8932 Zeichen

Auf ihrer letzten Sitzung hat die US-Notenbank einstimmig beschlossen, ihre Zinspolitik unverändert zu belassen. Trotz verbesserter Konjunkturdaten hält sie sich ebenso mit Hinweisen über Zeitpunkte zukünftiger Zinserhöhungen zurück. Zunächst will sich die Fed ein klareres Bild über die beabsichtigte Wirtschafts- und Finanzpolitik der neuen US-Administration machen, die sich derzeit noch sehr im Handwerk des handelspolitischen Porzellanzerschlagens und geopolitisch widersprüchlicher Aussagen übt. Insofern wird die Fed unnötige geldpolitische Risiken vermeiden und Trump wohl eine „Probezeit“ bis zur Fed-Sitzung im Juni in der Hoffnung geben, dass sich bis dahin seine politischen Streuverluste reduziert haben.

Zinserhöhungspotenzial der US-Notenbank ist mit Blick auf die US-Inflationsrate von 2,1 Prozent zwar vorhanden. Dennoch betonte die Fed in ihrem Monetary Policy Statement, dass die Inflationserwartungen zuletzt nicht weiter zugenommen haben. Ähnlich wie die EZB schreibt damit auch die US-Notenbank rohstoffseitigen Preissteigerungssorgen keine nachhaltige Wirkung zu. Man erwartet abebbende Basiseffekte aufgrund nicht weiter steigender Ölpreise.

Grundsätzlich hat die US-Notenbank kein Interesse, die bislang ohnehin schon schwache Investitionsneigung von Corporate America mit erschwerten Finanzierungsbedingungen zusätzlich zu belasten. Die Bruttoanlageinvestitionen von US-Unternehmen weisen nach ihrer Schwächephase 2016 zuletzt nur zaghafte Erholungserscheinungen auf. Ihrem eigenen Wunsch nach einer industriellen bzw. infrastrukturellen Offensive zur breiteren volkswirtschaftlichen Absicherung wird die Fed wohl kaum im Wege stehen.

Zudem ist der Fed bewusst, dass eine Reindustrialisierung Amerikas, die auch Exportphantasien entwickeln soll, keine unbeschränkte Strong-Dollar-Policy über einen massiven Zinserhöhungszyklus verträgt. Grundsätzlich ist die Fed im Zweifel immer für eine Konjunkturstabilisierung eingetreten.

Ohnehin muss die Fed die Auswirkungen der geplanten Unternehmenssteuersenkungen in den USA berücksichtigen. Durch die Umschichtung amerikanischen Auslandsvermögens zurück in die USA wird der Dollar schon genügend gestützt. Da wird die Fed nicht zusätzliche Stimulanz entfalten wollen, die zu einer unkontrollierbaren Kapitalflucht aus den Schwellenländern führte. Am Devisenmarkt scheint sich diese Einschätzung tatsächlich widerzuspiegeln. So zeigt der US-Dollar im Januar gegenüber den meisten Währungen eine abrupte Abschwächung.

An den Finanzmärkten hat sich die Einschätzung durchgesetzt, dass die Zinswende erst ab Juni fortgesetzt wird. So liegt laut Bloomberg die aus den Derivatemärkten – den Fed Funds Futures – abgeleitete Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung ab Juni deutlich über 70 Prozent.

Die Angst der Fed vor dem Liquiditätsentzug und dem Zinsschock

Um einem weltkonjunktur- und finanzmarktschädlichen Zinsschock zu entgehen, hält die Fed stoisch an ihrer Liquiditätsausstattung fest. Die Erfahrungen des Jahres 2013 hat US-Notenbankpräsidentin Yellen nicht vergessen. 2013 haben bereits kleinste Andeutungen des damaligen Fed-Chefs Bernanke hinsichtlich einer Reduzierung der Liquiditätszuführung (Tapering) zu einer Verdoppelung der Rendite von US-Staatsanleihen von rund 1,5 auf drei Prozent geführt. Würde die Fed nun sogar einen Liquiditätsentzug auch nur andeuten, würden große institutionelle Anleger vorbeugend und zur Sicherung ihrer Buchgewinnen US-Anleihen massiv verkaufen und damit einen Zinsschock auslösen, der auch nach Europa ausstrahlte.
US-Aktien werden fundamental unterfüttert

Die US-Konjunktur stabilisiert sich weiter. Mit der fünften Verbesserung des ISM Index für das Verarbeitende Gewerbe in Folge auf 56 im Januar nach zuvor 54,5 – höchster Stand seit November 2014 – gewinnt die US-Industrie zum Jahresstart 2017 weiter an Schwung. Diese Aufhellung schlägt sich ebenso in einer fundamentalen Stärkung des US-Aktienmarktes nieder.

Die Trumpschen Konjunkturphantasien schlagen sich auch positiv auf die Konsumstimmung nieder. Die Beschäftigungsplanung der US-Industrie ist klar aufwärtsgerichtet. Aufgehellte Beschäftigungsperspektiven lassen die US-Verbrauchererwartungen steigen.

Von dieser realwirtschaftlichen Stabilisierung mit Streueffekten auf die Weltwirtschaft erhalten weltweit konjunkturzyklische Aktien Auftrieb. Die Trendwende ihrer seit 2011 bestehenden Underperformance gegenüber globalen Defensivaktien hat sich etabliert.

Marktlage und Anlegerstimmung – Den Wirrungen Trumps entgegenwirken

Der neue US-Präsident rüttelt die Weltpolitik tüchtig durcheinander. Es ist zu hoffen, dass seine ersten politischen Chaostage bald einer realistischeren Amtsführung weichen. Man kann die Weltmacht Nr. 1 nicht ohne Rücksicht auf geopolitische Verluste abrissbirnenhaft wie ein Bauunternehmen führen. Es ist zu hoffen, dass die außenpolitischen Experten und Wirtschaftsfachleute in Trumps Kabinett erfolgreich darin sind, ihn einzufangen. Denn sie machen die eigentliche politische „Drecksarbeit“ und haben damit auch Einfluss.

Die Kritik an Trump ist vielfach berechtigt. Amerika muss auf seine Reputation achten. Aber Finanzmärkte und Börsen sind keine Moralanstalten, dort geht es um Anlageerfolg, um Rendite.

Und sollten es die Trumponomics schaffen, die Weltkonjunktur und damit auch Exportnationen wie Deutschland aktienseitig zu stützen, werden sich die Anlegerinnen und Anleger darüber natürlich freuen.

Diese Zweiteilung des bisherigen Trump spiegelt sich in der Tat in auseinanderdriftenden politischen und finanzwirtschaftlichen Einschätzungen wider. Während der US Economic Policy Uncertainty Index – er misst die wirtschaftspolitische Unsicherheit in den USA anhand der Häufigkeit von entsprechenden Medienbeiträgen – klar die gestiegene weltpolitische Unsicherheit zum Ausdruck bringt, halten sich die Kursschwankungen der US-Aktienmärkte als Indikator für Risiko sehr in Grenzen.

Gleiches gilt für die konträre Entwicklung von globaler wirtschaftspolitischer Unsicherheit und der Volatilität des deutschen Aktienleitindex DAX .

Dennoch hat die EU jetzt die klare Aufgabe zusammenzuhalten, um ein (wirtschafts-)politisches Gegengewicht zu den Spaltungsbemühungen der USA zu bilden. Um diese Aufgabe ist aber aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre kein Politiker zu beneiden.

Ein unbeirrt starkes pro-Argument für Aktien sind die Notenbanken. Während die Fed keine wirkliche Finanzmarktbedrohung darstellt, bekräftigte die Bank of Japan, an ihrer Liquiditätsoffensive festzuhalten, bis die Inflation nachhaltig über zwei Prozent liegt. Das ist ein Marathonlauf. Und obwohl sich in der Eurozone die Inflationsrate – 1,8 Prozent im Januar nach zuvor 1,1 – mit großen Schritten dem Zielwert der EZB von zwei Prozent nähert, bleibt die Geldpolitik auch hier ultralocker. (Sozial-)Politische Stabilität hat in der Eurozone Vorrang vor Inflationsbekämpfung.

Zu diesem Zweck definiert die EZB ihre Aufgabe der Inflationsbekämpfung neu. Konkret orientiert sie sich an vier Kriterien, die für eine restriktive Geldpolitik erfüllt sein müssen: Die Teuerung muss sich nachhaltig manifestieren. Sie muss selbsttragend und nicht allein das Ergebnis der ultralockeren Geldpolitik selbst sein. Die Inflation muss übergreifend in der gesamten Eurozone ein bestimmtes Niveau überstiegen haben. Und schließlich müssen sich die Inflationstrends in den einzelnen Ländern der Eurozone angleichen. Damit schafft sich die EZB jedes Alibi für nachhaltige geldpolitische Üppigkeit und setzt damit die Liquiditätshausse fort.

Charttechnik DAX – Mittel- bis kurzfristige Konsolidierung möglich

Das Momentum im DAX hat zuletzt wieder nachgelassen. Der Leitindex dürfte seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen, wenn er den Widerstand bei 11.692 Punkten nachhaltig überschreitet. Weitere Barrieren folgen bei 11.800, 11.920 und schließlich am Allzeithoch bei 12.391. Unterschreitet der DAX jedoch die Unterstützung bei 11.531 Punkten, droht ein weiteres Abrutschen Richtung 11.431.

Der Wochenausblick für die KW 6 – Deutsche Wirtschaft fundamental solide

In den USA deuten die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf eine stabile Situation am US-Arbeitsmarkt hin. In der Eurozone zeigt sich das vom Finanzdatenanbieter Sentix ermittelte Investorenvertrauen auch im Februar freundlich.

In Deutschland unterstreicht der positive Dreiklang aus Auftragseingängen in der Industrie, Industrieproduktion sowie Exporten im Dezember die sich festigende Fundamentallage der Wirtschaft.

Ein Beitrag von Robert Halver.

Robert Halver ist Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Das Haus mit Sitz in Unterschleißheim bei München ist eine der führenden Investmentbanken in Deutschland und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Halver beschäftigt sich seit 1990 mit Wertpapieren und Anlagestrategien.

Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: http://www.bondboard.de/main/pages/index/p/128.

 


(03.02.2017)


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    Auf ihrer letzten Sitzung hat die US-Notenbank einstimmig beschlossen, ihre Zinspolitik unverändert zu belassen. Trotz verbesserter Konjunkturdaten hält sie sich ebenso mit Hinweisen über Zeitpunkte zukünftiger Zinserhöhungen zurück. Zunächst will sich die Fed ein klareres Bild über die beabsichtigte Wirtschafts- und Finanzpolitik der neuen US-Administration machen, die sich derzeit noch sehr im Handwerk des handelspolitischen Porzellanzerschlagens und geopolitisch widersprüchlicher Aussagen übt. Insofern wird die Fed unnötige geldpolitische Risiken vermeiden und Trump wohl eine „Probezeit“ bis zur Fed-Sitzung im Juni in der Hoffnung geben, dass sich bis dahin seine politischen Streuverluste reduziert haben.

    Zinserhöhungspotenzial der US-Notenbank ist mit Blick auf die US-Inflationsrate von 2,1 Prozent zwar vorhanden. Dennoch betonte die Fed in ihrem Monetary Policy Statement, dass die Inflationserwartungen zuletzt nicht weiter zugenommen haben. Ähnlich wie die EZB schreibt damit auch die US-Notenbank rohstoffseitigen Preissteigerungssorgen keine nachhaltige Wirkung zu. Man erwartet abebbende Basiseffekte aufgrund nicht weiter steigender Ölpreise.

    Grundsätzlich hat die US-Notenbank kein Interesse, die bislang ohnehin schon schwache Investitionsneigung von Corporate America mit erschwerten Finanzierungsbedingungen zusätzlich zu belasten. Die Bruttoanlageinvestitionen von US-Unternehmen weisen nach ihrer Schwächephase 2016 zuletzt nur zaghafte Erholungserscheinungen auf. Ihrem eigenen Wunsch nach einer industriellen bzw. infrastrukturellen Offensive zur breiteren volkswirtschaftlichen Absicherung wird die Fed wohl kaum im Wege stehen.

    Zudem ist der Fed bewusst, dass eine Reindustrialisierung Amerikas, die auch Exportphantasien entwickeln soll, keine unbeschränkte Strong-Dollar-Policy über einen massiven Zinserhöhungszyklus verträgt. Grundsätzlich ist die Fed im Zweifel immer für eine Konjunkturstabilisierung eingetreten.

    Ohnehin muss die Fed die Auswirkungen der geplanten Unternehmenssteuersenkungen in den USA berücksichtigen. Durch die Umschichtung amerikanischen Auslandsvermögens zurück in die USA wird der Dollar schon genügend gestützt. Da wird die Fed nicht zusätzliche Stimulanz entfalten wollen, die zu einer unkontrollierbaren Kapitalflucht aus den Schwellenländern führte. Am Devisenmarkt scheint sich diese Einschätzung tatsächlich widerzuspiegeln. So zeigt der US-Dollar im Januar gegenüber den meisten Währungen eine abrupte Abschwächung.

    An den Finanzmärkten hat sich die Einschätzung durchgesetzt, dass die Zinswende erst ab Juni fortgesetzt wird. So liegt laut Bloomberg die aus den Derivatemärkten – den Fed Funds Futures – abgeleitete Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung ab Juni deutlich über 70 Prozent.

    Die Angst der Fed vor dem Liquiditätsentzug und dem Zinsschock

    Um einem weltkonjunktur- und finanzmarktschädlichen Zinsschock zu entgehen, hält die Fed stoisch an ihrer Liquiditätsausstattung fest. Die Erfahrungen des Jahres 2013 hat US-Notenbankpräsidentin Yellen nicht vergessen. 2013 haben bereits kleinste Andeutungen des damaligen Fed-Chefs Bernanke hinsichtlich einer Reduzierung der Liquiditätszuführung (Tapering) zu einer Verdoppelung der Rendite von US-Staatsanleihen von rund 1,5 auf drei Prozent geführt. Würde die Fed nun sogar einen Liquiditätsentzug auch nur andeuten, würden große institutionelle Anleger vorbeugend und zur Sicherung ihrer Buchgewinnen US-Anleihen massiv verkaufen und damit einen Zinsschock auslösen, der auch nach Europa ausstrahlte.
    US-Aktien werden fundamental unterfüttert

    Die US-Konjunktur stabilisiert sich weiter. Mit der fünften Verbesserung des ISM Index für das Verarbeitende Gewerbe in Folge auf 56 im Januar nach zuvor 54,5 – höchster Stand seit November 2014 – gewinnt die US-Industrie zum Jahresstart 2017 weiter an Schwung. Diese Aufhellung schlägt sich ebenso in einer fundamentalen Stärkung des US-Aktienmarktes nieder.

    Die Trumpschen Konjunkturphantasien schlagen sich auch positiv auf die Konsumstimmung nieder. Die Beschäftigungsplanung der US-Industrie ist klar aufwärtsgerichtet. Aufgehellte Beschäftigungsperspektiven lassen die US-Verbrauchererwartungen steigen.

    Von dieser realwirtschaftlichen Stabilisierung mit Streueffekten auf die Weltwirtschaft erhalten weltweit konjunkturzyklische Aktien Auftrieb. Die Trendwende ihrer seit 2011 bestehenden Underperformance gegenüber globalen Defensivaktien hat sich etabliert.

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    Der neue US-Präsident rüttelt die Weltpolitik tüchtig durcheinander. Es ist zu hoffen, dass seine ersten politischen Chaostage bald einer realistischeren Amtsführung weichen. Man kann die Weltmacht Nr. 1 nicht ohne Rücksicht auf geopolitische Verluste abrissbirnenhaft wie ein Bauunternehmen führen. Es ist zu hoffen, dass die außenpolitischen Experten und Wirtschaftsfachleute in Trumps Kabinett erfolgreich darin sind, ihn einzufangen. Denn sie machen die eigentliche politische „Drecksarbeit“ und haben damit auch Einfluss.

    Die Kritik an Trump ist vielfach berechtigt. Amerika muss auf seine Reputation achten. Aber Finanzmärkte und Börsen sind keine Moralanstalten, dort geht es um Anlageerfolg, um Rendite.

    Und sollten es die Trumponomics schaffen, die Weltkonjunktur und damit auch Exportnationen wie Deutschland aktienseitig zu stützen, werden sich die Anlegerinnen und Anleger darüber natürlich freuen.

    Diese Zweiteilung des bisherigen Trump spiegelt sich in der Tat in auseinanderdriftenden politischen und finanzwirtschaftlichen Einschätzungen wider. Während der US Economic Policy Uncertainty Index – er misst die wirtschaftspolitische Unsicherheit in den USA anhand der Häufigkeit von entsprechenden Medienbeiträgen – klar die gestiegene weltpolitische Unsicherheit zum Ausdruck bringt, halten sich die Kursschwankungen der US-Aktienmärkte als Indikator für Risiko sehr in Grenzen.

    Gleiches gilt für die konträre Entwicklung von globaler wirtschaftspolitischer Unsicherheit und der Volatilität des deutschen Aktienleitindex DAX .

    Dennoch hat die EU jetzt die klare Aufgabe zusammenzuhalten, um ein (wirtschafts-)politisches Gegengewicht zu den Spaltungsbemühungen der USA zu bilden. Um diese Aufgabe ist aber aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre kein Politiker zu beneiden.

    Ein unbeirrt starkes pro-Argument für Aktien sind die Notenbanken. Während die Fed keine wirkliche Finanzmarktbedrohung darstellt, bekräftigte die Bank of Japan, an ihrer Liquiditätsoffensive festzuhalten, bis die Inflation nachhaltig über zwei Prozent liegt. Das ist ein Marathonlauf. Und obwohl sich in der Eurozone die Inflationsrate – 1,8 Prozent im Januar nach zuvor 1,1 – mit großen Schritten dem Zielwert der EZB von zwei Prozent nähert, bleibt die Geldpolitik auch hier ultralocker. (Sozial-)Politische Stabilität hat in der Eurozone Vorrang vor Inflationsbekämpfung.

    Zu diesem Zweck definiert die EZB ihre Aufgabe der Inflationsbekämpfung neu. Konkret orientiert sie sich an vier Kriterien, die für eine restriktive Geldpolitik erfüllt sein müssen: Die Teuerung muss sich nachhaltig manifestieren. Sie muss selbsttragend und nicht allein das Ergebnis der ultralockeren Geldpolitik selbst sein. Die Inflation muss übergreifend in der gesamten Eurozone ein bestimmtes Niveau überstiegen haben. Und schließlich müssen sich die Inflationstrends in den einzelnen Ländern der Eurozone angleichen. Damit schafft sich die EZB jedes Alibi für nachhaltige geldpolitische Üppigkeit und setzt damit die Liquiditätshausse fort.

    Charttechnik DAX – Mittel- bis kurzfristige Konsolidierung möglich

    Das Momentum im DAX hat zuletzt wieder nachgelassen. Der Leitindex dürfte seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen, wenn er den Widerstand bei 11.692 Punkten nachhaltig überschreitet. Weitere Barrieren folgen bei 11.800, 11.920 und schließlich am Allzeithoch bei 12.391. Unterschreitet der DAX jedoch die Unterstützung bei 11.531 Punkten, droht ein weiteres Abrutschen Richtung 11.431.

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    Robert Halver ist Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Das Haus mit Sitz in Unterschleißheim bei München ist eine der führenden Investmentbanken in Deutschland und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Halver beschäftigt sich seit 1990 mit Wertpapieren und Anlagestrategien.

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