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Reich in den Ruhestand per Börse (Tim Schäfer)

Autor:
Tim Schäfer

Der Journalist Tim Schäfer pendelt seit dem Frühjahr 2006 zwischen New York und Deutschland. Wöchentlich berichtet er über die Geschehnisse an der Wall Street für Euro am Sonntag, eine der führenden deutschen Wirtschaftspublikationen. Darüber hinaus schreibt er für Magazine wie Der Aktionär oder die Börsenbriefe Prior Global und Prior Gold.

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15.05.2015, 9666 Zeichen

Privatanleger müssen sich mit ihrer hohen Aktivität hundeelend fühlen. Kaufen. Verkaufen. Kaufen. Verkaufen. Abwarten. Kaufen. Crash. Erholung. Crash. Gebühren. Steuern. Gebühren.

„Mist, schon wieder lag ich daneben“, denkt der Trader. “Das nächste Mal wird es klappen. Dann werde ich steinreich.” Wie reagieren Privatanleger auf die Marktschwankungen? Sie springen wild rein und raus. Sie sehen die Börse wie ein Spielkasino. Sie sind verdammt zum Geldverlieren.

Wer springt, macht mit hoher Wahrscheinlichkeit Verluste, die nicht wieder wettgemacht werden können. Ein Langfristanleger hat es einfacher. Klar, kann der Einstieg für einen Langfristanleger daneben gehen. Es geht sogar mit hoher Wahrscheinlichkeit schief. Niemand erwischt den Tiefpunkt bei einer Aktie oder einem Index. Aufgrund der Schwankungen fällt der Kurs fast garantiert unter den Einstandskurs.

Hat ein Langfristanleger einen zwischenzeitlichen Verlust erlitten, ist das kein Problem. Sie sitzen den Verlust aus. Qualitätsaktien laufen immer ins Plus. Mit der Zeit.

Natürlich hängt das davon ab, wann Sie investiert haben und ob Sie während der Krise zugekauft haben oder nicht.

Aber die Kernfrage ist nicht die des Market Timings und wo Sie mit Ihren Investments stehen. Die große Frage ist, wie Sie mit der Volatilität umgehen.

Bewahren Sie Ruhe. Ertragen Sie das Auf und Ab. Und lassen Sie die anderen zocken, wie sie wollen. Lasen Sie sich von den Zockern nicht beeinflussen, nicht „anstecken“.

Es ist schwierig Market Timing zu betreiben. Es gibt so viele Studien dazu. Es klappt einfach nicht. Zugegeben, wenn jemand Glück hat, kann er/sie phantastisch abschneiden. Aber es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass Sie beim Trading daneben liegen. Die Verluste, die Sie dann erleiden, sind umso größer.

Folglich ist es nicht empfehlenswert zu traden. Die meisten Staranleger sind keine Daytrader. Sie versuchen nicht ständig, rein und raus aus dem Markt zu gehen. Die Cleveren lösen einfach ein Problem: Sie klären mit sich im Vorfeld ab, dass sie die Volatilität ertragen müssen. Punkt. Schluss. So machen die das.

In dem einen Monat kann die Börse mit einem großen Minus abschneiden, in dem anderen Monat kann der Markt nach oben schießen.

Dass sich Gelassenheit auszahlt, sehen Sie am Crash 2008. Gut schnitten Sie ab, wenn Sie Ihr Portfolio runter rauschen ließen und einfach abwarteten. Die Erholung anschließend war enorm. Noch besser schnitten Sie ab, wenn Sie die Krise für Zukäufe nutzten. Sie lassen einfach das Depot ruhen und kaufen zu. Es zahlt sich aus, eine längere Perspektive zu haben.

Wenn es crasht, meinen Privatanleger, sie hätten die Kontrolle verloren. Sie sind enttäuscht, dass ihre Strategie, auf die sie gesetzt haben, nicht funktioniert. Deshalb fangen sie oft mit dem Trading an. Sie glauben, mit dem Hin und Her das Heft in der Hand zu halten.

Sie machen sich falsche Hoffnungen. Sie träumen davon, an der Börse schnell reich zu werden. Dabei ist das eher unwahrscheinlich. Besser geht der Vermögensaufbau mit einer ruhigen Hand. Mit Gelassenheit.

Legen Sie fest, was Sie langfristig investieren können. Dann legen Sie diesen Betrag an. So können Sie davon womöglich eines Tages leben, wenn Sie ausreichend Zeit haben und die richtige Strategie anwenden. Zumindest können Sie einen Cashflow über Dividenden sicherstellen, der wenigstens einen Teil Ihrer täglichen, persönlichen Ausgaben abdecken kann.

Kriegen Sie Ihre Angst und Gier in den Griff! Werden Sie vernünftig! Traditionelle Investmentstrategien, wie sie Warren Buffett, John Templeton, Jack Bogle und andere umsetzen, schneiden historisch am besten ab. Es hat sich ja im Endeffekt schon lange die Erkenntnis durchgesetzt. Dem hektischen Markt sollten Sie mit Ruhe und Gelassenheit begegnen.

Ich treffe manchmal Leute, die haben eine große Angst vor Aktien. Deshalb horten sie enorme Liquiditätsbestände. 100.000 Euro auf dem Festgeldkonto sind nichts außergewöhnliches. Was langfristig damit passieren wird, ist Ihnen sicherlich klar. Die Inflation wird so ein Vermögen mit den Dekaden vernichten. Kein Experte wird das wirklich bestreiten. Wer nur darauf aus ist, den Kapitalerhalt zu verfolgen, macht im Endeffekt über ein Sparbuch genau das Gegenteil: Es ist langfristig eine Kapitalvernichtung über die Inflation.

Eine Herausforderung ist jedem klar: Es wird Inflation geben. Gewiss ist die Geldentwertung gegenwärtig niedrig. Aber das ist keine Garantie für die Zukunft. Im Gegenteil: Die Inflation wird steigen. Praktisch weiß jeder, dass die Inflation anziehen muss. Das lehrt die Geschichte.

Also müssen Sie die Inflation in Ihrer Planung berücksichtigen. Sie müssen für Ihre wachsende Familie sorgen. Sie wollen Ihren Ruhestand ohne Geldsorgen genießen können. Folgerichtig müssen Sie Ihre Ausgaben beschränken. Sie sollten das Ziel haben nicht Ihr ganzes Gehalt auszugeben. Sie müssen Ihre Ersparnisse gebührenschonend, steuerschonend und möglichst rentierlich anlegen. Sie müssen trotzdem konservativ handeln.

Ich finde so viele spannende Familien, die auf ihre eigene Art ihren Ruhestand vorausschauend planen. Das Ehepaar Shaun und Kelsey Miller finde ich faszinierend. Lange Zeit arbeiteten beide auf einer Yacht als Kapitän und Koch. Dank der Arbeit auf dem Schiff gelang es Ihnen, binnen zwei Jahren mehr als 100.000 Dollar auf dem Sparkonto anzuhäufen. Ihr Arbeitgeber zahlte Verpflegung, Unterbringung und Krankenversicherung. Insofern hatten beide so gut wie keine Kosten auf dem Schiff. Wo wollen Sie Shoppen gehen, wenn Sie im Ozean schippern? Ihre Ersparnis nutzten beide clever als Eigenkapital für den Kauf eines Hauses. Kaum hatten sie das Haus gekauft, gingen sie weitere Jahre auf die Yacht, um die Hypothek schneller tilgen zu können.

Das Ehepaar Shaun und Kelsey Miller ging auf eine Yacht als Koch und Kapitän. So sparten sie sich mehr als 100.000 Dollar in zwei Jahren. Das Geld nutzen sie für einen Hauskauf. Sparen führt dazu, dass Sie sich Ihre Träume erfüllen können.

Ich finde, diese Familie im Video ist imposant, wie sie über den Ruhestand nachdenkt. Es ist gut, wie sie ihre Zukunft in die Hand nehmen. Per Aktien, per vermieteter Immobilie, Nebentätigkeit, Selbstständigkeit, Anstellung. Sie nutzen mehrere Einkommensströme.

Es gibt keine Patentlösung. Viele Wege führen nach Rom. Alle Wege haben Gemeinsamkeiten: Sparen, planen, nachdenken, zurücklegen, investieren, warten.

Ein Dilemma mit dem Sparen gebe ich zu: Sie müssen die Belohnung, den Konsum in die Zukunft verlagern können. Wer vernünftig ist, sieht das ein. Und kriegt das auf die Reihe. Alles andere wäre verantwortungslos.

Verantwortungslos ist in meinen Augen das Zocken. Konservative Anlagestrategien (Buy and Hold, Dividenden, Indexing) zeigen mir, dass jemand einen Plan hat. Buy and Hold bringt zu wenig Rendite, behaupten einige fälschlicherweise. Das stimmt nicht: Es bringt wohl die höchste Rendite.

Schauen Sie sich nur die niedrigen Renditen für Staatsanleihen oder Spareinlagen an. Sie müssen demnach durchaus Risiken über die Börse eingehen. Handeln Sie opportunistisch. Ganz ohne Risiko geht es nicht. Sie können nur mit Risiken ein vernünftiges Ruhestandspolster aufbauen. Reichtum bedeutet Risiken einzugehen. Allerdings mit Vernunft.

Deshalb ist es von Vorteil die Börse mit ihrer verrückten Volatilität zu ertragen. Aktien sind einfach volatil. Keiner weiß, wie der Markt kurzfristig reagieren wird. Keiner weiß, wann der nächste Crash kommt. Das sollte Ihnen auch völlig egal sein. Ertragen Sie es einfach. Sie können es eh nicht ändern.

Wenn es eine grosse Korrektur geben sollte, freuen Sie sich auf die Chance.

Profis wie Buffett, Peter Lynch oder Carl Icahn können die volatilen Märkte ertragen. Sie kennen die Risiken – sie sind langfristig sehr minimal.

Wie betrachten Privatanleger das Risiko? Sie sehen enorme Risiken. Daher ist deren Anlagehorizont kurz. Wenn jemand krisenerprobt ist, ist das umso besser. Wer den Crash 2008 aussaß, weiß, dass die Märkte langfristig nicht so grauenhaft sind, wie sie erscheinen.

Warum kaufen Menschen gerne Immobilien? Weil sie wissen, in guten Lagen kann auf Dauer kaum etwas passieren. Genau das gleiche gilt für Aktien. Das Vertrauen in die Kapitalmärkte ist so gering, weil die Menschen die falschen Instrumente einsetzen. Und weil ihnen die Geduld fehlt. Bei Immobilien haben sie dagegen eine enorme Geduld. Aber an der Börse hat kaum jemand Geduld. Das wundert mich.

Die Geschichte zeigt, dass die Börse eine Goldgrube ist. In stabilen Ländern wie den USA, Deutschland, Schweiz, Österreich, Kanada, Australien, Großbritannien usw. können Sie langfristig sieben bis zehn Prozent Rendite in die Scheue fahren.

Können Sie neue grosse Krisen heimsuchen? Natürlich! Das ist garantiert. Krisen sind Teil der Börsen. Sie sind Teil ihrer Kultur.

Ich glaube, um erfolgreich an der Börse zu sein, geht es am Ende nur um Ihre Mentalität. Wenn Sie Ihre Emotionen im Griff haben, haben Sie die besten Chancen. Dann verzichten Sie auf die Zockerei. Dann meiden Sie heiße Finanzinstrumente wie Optionsscheine oder Aktienanleihen.

Sie legen sich einfach Qualitätsaktien oder einen Index zu und sagen zu sich: „Ich weiß, die Kurse schwanken. Aber meine Aktien verschwinden nicht.“ Es gibt so viele Chancen. Investieren Sie in einem guten Land in die besten Unternehmen. Und der Rest ergibt sich von selbst.

Leute wie Buffett oder Charlie Munger betrachten die Börse als deren Diener, als deren Einkommenszahler. So leben sie von ihren Assets per Kursanstieg und Dividenden. Ein großer Anteil ihres Einkommens stammt von Kapitalgewinnen.

Die Armen leben nicht von der Mehrung ihres Kapitals, sondern von ihrem Arbeitseinkommen.

Im Original hier erschienen: Reich in den Ruhestand per Börse


(15.05.2015)

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    Privatanleger müssen sich mit ihrer hohen Aktivität hundeelend fühlen. Kaufen. Verkaufen. Kaufen. Verkaufen. Abwarten. Kaufen. Crash. Erholung. Crash. Gebühren. Steuern. Gebühren.

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    Wer springt, macht mit hoher Wahrscheinlichkeit Verluste, die nicht wieder wettgemacht werden können. Ein Langfristanleger hat es einfacher. Klar, kann der Einstieg für einen Langfristanleger daneben gehen. Es geht sogar mit hoher Wahrscheinlichkeit schief. Niemand erwischt den Tiefpunkt bei einer Aktie oder einem Index. Aufgrund der Schwankungen fällt der Kurs fast garantiert unter den Einstandskurs.

    Hat ein Langfristanleger einen zwischenzeitlichen Verlust erlitten, ist das kein Problem. Sie sitzen den Verlust aus. Qualitätsaktien laufen immer ins Plus. Mit der Zeit.

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    Aber die Kernfrage ist nicht die des Market Timings und wo Sie mit Ihren Investments stehen. Die große Frage ist, wie Sie mit der Volatilität umgehen.

    Bewahren Sie Ruhe. Ertragen Sie das Auf und Ab. Und lassen Sie die anderen zocken, wie sie wollen. Lasen Sie sich von den Zockern nicht beeinflussen, nicht „anstecken“.

    Es ist schwierig Market Timing zu betreiben. Es gibt so viele Studien dazu. Es klappt einfach nicht. Zugegeben, wenn jemand Glück hat, kann er/sie phantastisch abschneiden. Aber es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass Sie beim Trading daneben liegen. Die Verluste, die Sie dann erleiden, sind umso größer.

    Folglich ist es nicht empfehlenswert zu traden. Die meisten Staranleger sind keine Daytrader. Sie versuchen nicht ständig, rein und raus aus dem Markt zu gehen. Die Cleveren lösen einfach ein Problem: Sie klären mit sich im Vorfeld ab, dass sie die Volatilität ertragen müssen. Punkt. Schluss. So machen die das.

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    Dass sich Gelassenheit auszahlt, sehen Sie am Crash 2008. Gut schnitten Sie ab, wenn Sie Ihr Portfolio runter rauschen ließen und einfach abwarteten. Die Erholung anschließend war enorm. Noch besser schnitten Sie ab, wenn Sie die Krise für Zukäufe nutzten. Sie lassen einfach das Depot ruhen und kaufen zu. Es zahlt sich aus, eine längere Perspektive zu haben.

    Wenn es crasht, meinen Privatanleger, sie hätten die Kontrolle verloren. Sie sind enttäuscht, dass ihre Strategie, auf die sie gesetzt haben, nicht funktioniert. Deshalb fangen sie oft mit dem Trading an. Sie glauben, mit dem Hin und Her das Heft in der Hand zu halten.

    Sie machen sich falsche Hoffnungen. Sie träumen davon, an der Börse schnell reich zu werden. Dabei ist das eher unwahrscheinlich. Besser geht der Vermögensaufbau mit einer ruhigen Hand. Mit Gelassenheit.

    Legen Sie fest, was Sie langfristig investieren können. Dann legen Sie diesen Betrag an. So können Sie davon womöglich eines Tages leben, wenn Sie ausreichend Zeit haben und die richtige Strategie anwenden. Zumindest können Sie einen Cashflow über Dividenden sicherstellen, der wenigstens einen Teil Ihrer täglichen, persönlichen Ausgaben abdecken kann.

    Kriegen Sie Ihre Angst und Gier in den Griff! Werden Sie vernünftig! Traditionelle Investmentstrategien, wie sie Warren Buffett, John Templeton, Jack Bogle und andere umsetzen, schneiden historisch am besten ab. Es hat sich ja im Endeffekt schon lange die Erkenntnis durchgesetzt. Dem hektischen Markt sollten Sie mit Ruhe und Gelassenheit begegnen.

    Ich treffe manchmal Leute, die haben eine große Angst vor Aktien. Deshalb horten sie enorme Liquiditätsbestände. 100.000 Euro auf dem Festgeldkonto sind nichts außergewöhnliches. Was langfristig damit passieren wird, ist Ihnen sicherlich klar. Die Inflation wird so ein Vermögen mit den Dekaden vernichten. Kein Experte wird das wirklich bestreiten. Wer nur darauf aus ist, den Kapitalerhalt zu verfolgen, macht im Endeffekt über ein Sparbuch genau das Gegenteil: Es ist langfristig eine Kapitalvernichtung über die Inflation.

    Eine Herausforderung ist jedem klar: Es wird Inflation geben. Gewiss ist die Geldentwertung gegenwärtig niedrig. Aber das ist keine Garantie für die Zukunft. Im Gegenteil: Die Inflation wird steigen. Praktisch weiß jeder, dass die Inflation anziehen muss. Das lehrt die Geschichte.

    Also müssen Sie die Inflation in Ihrer Planung berücksichtigen. Sie müssen für Ihre wachsende Familie sorgen. Sie wollen Ihren Ruhestand ohne Geldsorgen genießen können. Folgerichtig müssen Sie Ihre Ausgaben beschränken. Sie sollten das Ziel haben nicht Ihr ganzes Gehalt auszugeben. Sie müssen Ihre Ersparnisse gebührenschonend, steuerschonend und möglichst rentierlich anlegen. Sie müssen trotzdem konservativ handeln.

    Ich finde so viele spannende Familien, die auf ihre eigene Art ihren Ruhestand vorausschauend planen. Das Ehepaar Shaun und Kelsey Miller finde ich faszinierend. Lange Zeit arbeiteten beide auf einer Yacht als Kapitän und Koch. Dank der Arbeit auf dem Schiff gelang es Ihnen, binnen zwei Jahren mehr als 100.000 Dollar auf dem Sparkonto anzuhäufen. Ihr Arbeitgeber zahlte Verpflegung, Unterbringung und Krankenversicherung. Insofern hatten beide so gut wie keine Kosten auf dem Schiff. Wo wollen Sie Shoppen gehen, wenn Sie im Ozean schippern? Ihre Ersparnis nutzten beide clever als Eigenkapital für den Kauf eines Hauses. Kaum hatten sie das Haus gekauft, gingen sie weitere Jahre auf die Yacht, um die Hypothek schneller tilgen zu können.

    Das Ehepaar Shaun und Kelsey Miller ging auf eine Yacht als Koch und Kapitän. So sparten sie sich mehr als 100.000 Dollar in zwei Jahren. Das Geld nutzen sie für einen Hauskauf. Sparen führt dazu, dass Sie sich Ihre Träume erfüllen können.

    Ich finde, diese Familie im Video ist imposant, wie sie über den Ruhestand nachdenkt. Es ist gut, wie sie ihre Zukunft in die Hand nehmen. Per Aktien, per vermieteter Immobilie, Nebentätigkeit, Selbstständigkeit, Anstellung. Sie nutzen mehrere Einkommensströme.

    Es gibt keine Patentlösung. Viele Wege führen nach Rom. Alle Wege haben Gemeinsamkeiten: Sparen, planen, nachdenken, zurücklegen, investieren, warten.

    Ein Dilemma mit dem Sparen gebe ich zu: Sie müssen die Belohnung, den Konsum in die Zukunft verlagern können. Wer vernünftig ist, sieht das ein. Und kriegt das auf die Reihe. Alles andere wäre verantwortungslos.

    Verantwortungslos ist in meinen Augen das Zocken. Konservative Anlagestrategien (Buy and Hold, Dividenden, Indexing) zeigen mir, dass jemand einen Plan hat. Buy and Hold bringt zu wenig Rendite, behaupten einige fälschlicherweise. Das stimmt nicht: Es bringt wohl die höchste Rendite.

    Schauen Sie sich nur die niedrigen Renditen für Staatsanleihen oder Spareinlagen an. Sie müssen demnach durchaus Risiken über die Börse eingehen. Handeln Sie opportunistisch. Ganz ohne Risiko geht es nicht. Sie können nur mit Risiken ein vernünftiges Ruhestandspolster aufbauen. Reichtum bedeutet Risiken einzugehen. Allerdings mit Vernunft.

    Deshalb ist es von Vorteil die Börse mit ihrer verrückten Volatilität zu ertragen. Aktien sind einfach volatil. Keiner weiß, wie der Markt kurzfristig reagieren wird. Keiner weiß, wann der nächste Crash kommt. Das sollte Ihnen auch völlig egal sein. Ertragen Sie es einfach. Sie können es eh nicht ändern.

    Wenn es eine grosse Korrektur geben sollte, freuen Sie sich auf die Chance.

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    Wie betrachten Privatanleger das Risiko? Sie sehen enorme Risiken. Daher ist deren Anlagehorizont kurz. Wenn jemand krisenerprobt ist, ist das umso besser. Wer den Crash 2008 aussaß, weiß, dass die Märkte langfristig nicht so grauenhaft sind, wie sie erscheinen.

    Warum kaufen Menschen gerne Immobilien? Weil sie wissen, in guten Lagen kann auf Dauer kaum etwas passieren. Genau das gleiche gilt für Aktien. Das Vertrauen in die Kapitalmärkte ist so gering, weil die Menschen die falschen Instrumente einsetzen. Und weil ihnen die Geduld fehlt. Bei Immobilien haben sie dagegen eine enorme Geduld. Aber an der Börse hat kaum jemand Geduld. Das wundert mich.

    Die Geschichte zeigt, dass die Börse eine Goldgrube ist. In stabilen Ländern wie den USA, Deutschland, Schweiz, Österreich, Kanada, Australien, Großbritannien usw. können Sie langfristig sieben bis zehn Prozent Rendite in die Scheue fahren.

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