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Die Perestroika des Kapitalismus: Episode 11: Evolution - Vom Jäger und Sammler zu Henry Ford (Klaus Woltron)

Autor:
Klaus Woltron

ist ein österreichischer Unternehmer , Buchautor und Kolumnist. Er ist Gründungsmitglied des Club of Vienna und war aktives Mitglied bis zum April 2008. Hier berichtet er u.a. über "Die Perestroika des Kapitalismus".

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18.01.2015, 11306 Zeichen

 

 

Das Ziel der Evolution - Überleben der Größten, Stärksten - oder Effizientesten?

 

Das Ziel muss Effizienz sein. Effizienz, vom Lateinischen efficere,  „zustande bringen“, bezeichnet das Verhältnis vom Nutzen zu jenem Aufwand, mit welchem der Nutzen erzielt wird."Evolution bedeutet Optimierung funktioneller Effizienz" schreibt Manfred Eigen.[i] Streben nach Effizienz ist ein ganz wesentliches Antriebsmoment der Evolution. "Es ist (unter anderem) eine Steigerung der Effizienz, die eine Höherentwicklung verursacht.“[ii] Für dieses  grundlegende Prinzip gibt es auch zahllose Beispiele: Das effizient wärmende und schützende Fellkleid des Bären, die geniale Struktur einer Feder, die die Effizienz der Flugmuskulatur potenziert,die überlegene Sehschärfe des Falkenauges und vieles andere mehr. Diese Beispiele zeigen, dass Evolution unter anderem eine stete Verbesserung(Optimierung) anstrebt, die sich durch eine Reduktion des Energie- oder Materialaufwands zur Erreichung eines bestimmten Zieles manifestiert. Diese Optimierung sichert sodann das Überleben des einzelnen Wesens oder einer ganzen Art. 

 

(Die bisher veröffentlichten Episoden dieser Serie finden sich unter https://www.facebook.com/kwoltron/notes)

 

Jenes Organ, welches zur Steigerung der Effizienz der Aktivität der Primaten und insbesondere des Menschen weitaus am meisten geleistet hat, ist das Gehirn. Es hat den Menschen über etwa 2 Millionen Jahre hinweg durch zunehmende Kreativität und Vorausschau zu einer beispiellosen Erfolgsgeschichte befähigt. Im Laufe der letzten beiden Jahrhunderte ist es gelungen, die Effizienz menschlicher Tätigkeit durch den Einsatz von Energie, Maschinen, Kommunikationseinrichtungen, Rechenautomaten,verbesserten Waffen etc. noch einmal zu steigern (siehe Kapitel"Technologieentwicklung").  Die intellektuellen und ethischen Fähigkeiten hingegen änderten sich nicht.Demzufolge besteht eine kolossale Differenz zwischen der neu gewonnenen Macht des Menschen und dem Maß an Verantwortung, mit der er mit Macht umzugehen vermag. 

Das wohl erschütterndste Beispiel für diese Diskrepanz ist der Knopfdruck, mit welchem Paul Tibbets am 6. August 1945 in seiner Super Fortress über Hiroshima die erste militärische Atombombe ausklinkte und damit innerhalb einiger Minuten zwischen 90.000 und 200.000 Menschen sofort tötete und weitere´Zigtausende  zu einem grausamen langsamen Sterben verurteilte. Er musste ihnen dabei nicht einmal zusehen. Es genügte die Bewegung einiger Finger. 

 

Hätten Egomanen wie Dschingis Khan[iii],  Timur Leng[iv],oder Adolf Hitler über die heute existierenden Technologien verfügt, so wäre ein Untergang der Welt damals schon recht wahrscheinlich gewesen. Gebannt ist das neuerliche Auftreten solcher Unheilstypen keineswegs. Bis zu einem gewissen Grad bieten jedoch die neuen Technologien, insbesondere die Kommunikationstechnik sowie eine freie Presse einen gewissen, wenn auch nicht perfekten, Schutz gegen das Auftauchen derartiger Individuen. Was die Presse anlangt, gibt es in diesem Kontext in einigen Fällen sogar wieder Anlaß zu größerer Besorgnis. 

 

Effizienz ist ein wesentliches Ziel auch in der Wirtschaft, und ein ganz wichtiges Wettbewerbskriterium. Eine Gesellschaft, die mit einem Minimum an Aufwand an Mitarbeitern, Energie, Zeit, Material und Arbeit ein Optimum an Output zustande bringt, ist in der Regel die Kostengünstigste und Erfolgreichste. In der Massenproduktion setzte sich deswegen folgerichtig die Fließbandarbeit durch,welche diesen Voraussetzungen optimal entspricht. Effizienz in der Massenproduktion wiederum ist in der Regel mit Größe verbunden: Unternehmen,welche die größten Produktionsanlagen, die meisten Mittel, die größte weltweite Verbreitung erringen, können ihre Produkte billiger und schneller auf den Markt bringen: Je größer sie werden, desto effizienter, erfolgreicher und mächtiger werden sie. Dies ist ein klassisches Beispiel für eine positive Rückkopplung −ein Trend wird durch seine Folgen weiter verstärkt.

 

Economies of Scale

 

Bezeichnet wird mit diesem Begriff die Einsparung, die durch eine Ausweitung der Produktion erzielt werden kann. Die Produktionskosten pro Stück fallen, der Gewinn pro Stück steigt. Die Folgen liegen auf der Hand. Im Verein mit den immer vielfältigeren Möglichkeiten der Geldspeicherung, des Transfers von Kapital und der immer raffinierteren Instrumente der Financiers wurde der Vorteil der Größe mitzunehmender Effizienz genutzt. Weltweite Mergers und Übernahmen beherrschen nach wie vor die Finanzplätze, wenn auch zunehmend Enttäuschungen und Misserfolge die anfangs herrschende Euphorie trüben. Wieder haben sich verschiedene Effekte auf einer Metaebene gefunden und einander verstärkt. Was auf Regional-, dann auf Landes- und später auf Kontinental-Ebene begann, spielt sich nunmehr auf der weltweiten Bühne ab: Die Arbeitsteilung ist global geworden. Globalisierung, die zunehmende internationalen Verflechtung in allen Bereichen (Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt, Kommunikation etc.), betrifft sowohl Individuen, Gesellschaften und Institutionen als auch Staaten. Als wesentliche Ursachen hierfür gelten die Technologieentwicklung, insbesondere Kommunikations- und Transporttechnik, sowie die zunehmende Liberalisierung des Welthandels. 

 

Vom Jäger und Sammler zum Wettstreit der Bäckermeister

 

Im Stadium des Jägers und Sammlers konkurrierte der Mensch im direkten physischen Kampf um Nahrung,Wohnung und Sexualpartner. Jahrtausende später, in der arbeitsteiligen Gesellschaft, kam die Konkurrenz unter Spezialisten hinzu. Der Wettkampf um den Broterwerb verlagert sich auf Spezialgebiete. Der Bäcker wetteifert mit vielen anderen Bäckern, um sein Einkommen zu sichern, um seine Werkstatt voll nutzen und seine Gesellen bezahlen zu können. 

Aus dieser Wettbewerbssituation ergibt sich ein neuer Faktor: der Angebotsmarkt. Wenn nicht mehr Nachfrage allein die Produktion lebensnotwendiger Güter regelt,sondern die vom Verbraucher getrennten Produzenten auf den Verkauf der Produkte angewiesen sind, auf die sie sich spezialisiert haben (ganz gleich, ob diese Produkte wirklich noch gebraucht werden) so entsteht Druck auf den Absatz. Unser Bäcker wird vieles unternehmen, um seine Ware an den Mann zu bringen: Er wird die Qualität verbessern, günstige Preise bieten, neue Backwaren erfinden, Reklame machen, die Herstellungsmethoden revolutionieren. Die Produktion von Backwaren wird wegen des Drucks der Konkurrenz durch andere Bäcker zu einer eigenen Wissenschaft; neue Technologien werden entwickelt (Dampföfen, Rührmaschinen,Backmischungen); die Produkte werden verfeinert und diversifiziert (Brezeln,Torten, Kornspitze) und die Verteilung ausgefeilt (ausgeklügelte Vertriebssysteme, dezentrales Backen in Supermärkten, Werbung in Radio und Fernsehen). Dies alles kommt natürlich auch dem Verbraucher zugute, der sich einem steigenden Anbot an Waren gegenübersieht. Ohne Konkurrenz zwischen vielen Spezialisten wäre diese Vielfalt aber gar nicht zustande gekommen, wie uns die gescheiterten Planwirtschaften drastisch vor Augen geführt haben. In diesen wurde durch den vollständigen Mangel an Konkurrenz letztendlich der ganze Produktions- und Innovationsprozess paralysiert und zum Zusammenbruch gebracht.

 

Wachstumszwang

 

Dies alles wäre niemals geschehen, wäre nicht die Bäckerkunst zu einem Spezialwissen, einem Beruf geworden. Die Spezialisierung aber zwingt zu steter Anstrengung. Der beste Bäcker wird sicher überleben, der zweitbeste auch. Die Letzten aber werden immer vom Markt verschwinden, wenn eine Krise, ein Einbruch im Absatz oder Ähnliches eintritt. Und daher versuchen die meisten, vorne zu sein, größer zu werden, um Geld für schlechte Zeiten beiseite legen oder ihre Konkurrenten überflügeln zu können. Wer auf seinen Lorbeeren ausruht, seinen Marktwert nicht zumindest auf dem gleichen Niveau hält, fällt zurück, wird kleiner und schwächer und verschwindet letztendlich vom Markt. Dies galt und gilt für Tierspezies genauso wie für Wirtschaftselemente. Damit verliert  etwa der fantasielose Bäcker seine Existenzgrundlage. Hier sieht man den Zwang zum Wettbewerb, der notwendig eine Zeit lang Wachstum erzeugt, wiederum sehr deutlich. Die Wurzel all dessen aber ist und bleibt der Drang zur Akkumulation von Kapital als der bis heute haltbarsten und universellsten Konserve der Macht.

 Der erfolgreiche Bäcker wird sein Kapital dazu gebrauchen, neue Produkte oder Herstellungsverfahren zu entwickeln, um seinenKonkurrenten voraus zu bleiben. Er wird seine Firma durch Neugründung weiterer Bäckereien oder Übernahme schwankender Konkurrenten vergrößern. Er wird es aufjeden Fall dazu einsetzen, den Vorsprung gegenüber anderen zu halten oder auszubauen. Dazu ist, entweder qualitativ oder quantitativ, stets Wachstum erforderlich.

 

Vom Wagnermeister zu Henry Ford

 

Noch vor weniger alshundertfünfzig Jahren wurde ein Wagen von einigen wenigen Handwerkern und ohnegroße Hilfe und Zulieferungen von außen gefertigt. Die verschiedenen Holzartenund -teile besorgte der Meister selbst, wählte mit Kennerblick aus denangebotenen Stücken und  stellte dasRohmaterial für das zu bauende Gefährt sorgfältig zusammen. Er besprach mit demSchmied seines Vertrauens die Herstellung der notwendigen Eisenteile,instruierte seine Gesellen, überwachte deren Arbeit und griff ständig in den –in nur wenigen Zeichnungen und vor allem im Kopf des Meisters dokumentierten –Arbeitsprozess ein. Er freute sich am Fortschritt der Arbeit, begleitete dasEntstehen des  Produkts mit und übergabes letztendlich mit Stolz – und manchmal auch etwas Wehmut – seinem Kunden. EinTeil des Lohns waren die Befriedigung durch die Arbeit selbst, der Stolz aufseine Handwerkskunst und das Lob des Kunden und der Allgemeinheit. 

Henry Ford führte diestraff organisierte Fließbandarbeit ein, die für die Produktion zehntausendervöllig identischer Fahr­zeuge  optimalwar. Über Jahre hinweg wurde am Pro­dukt keine Schraube geändert; dieOrganisation war voll­kommen auf die Perfektionierung eines einzigen Systemsausgerichtet, den Model-T-Ford, die legendäre Tin Lizzie.[i] Große zentrale Pla­nungsstäbeverfeinerten den Produktionsprozess, die Ar­beiter verrichteten nur nochHandgriffe, die in sich sinnentleert und nervtötend waren. Nur weni­gePrivilegierte  hatten noch die Ge­samtübersichtüber den Produktionsablauf. Praktisch alles wurde im eigenen Hause her­gestellt.In der großen Zeit der Detroiter Autofabriken pro­duzierte man den Stahl, dasBlech, die Schmiedeteile und jede einzelne Schraube für die Autos in eigenenriesigen Werkstät­ten. 

Mit deraußerordentlich effizienten Fließbandarbeit und der ihr zugrunde liegendenextremen Arbeitsteilung kam es jedoch auch zu negativen Auswirkungen auf dieEinstellung des Unternehmers und des Arbeiters zu seinem Produkt.


[i]Henry Ford; (1863 - 1947)

[i]EIGEN. M.: Stufen zum Leben. München, Zürich: Piper 1987

[ii]Günther F. W. Pehl; Physikalische Zwänge und Effizienz in der Evolution biologischer Organismen; 2005; http://page.mi.fu-berlin.de/block/pehl/paper/pehl2005.pdf

[iii] Dschingis Khan,  geboren wahrscheinlich 1155, 1162 oder 1167 –1227); erster Großkhan der Mongolen.

[iv]Tīmūr bin Taraghay Barlas, besser bekannt als Tamerlan (1336 – 1405);Eroberer und Gründer der Timuriden-Dynastie in Persien.

(Die bisher veröffentlichten Episoden dieser Serie finden sich unter https://www.facebook.com/kwoltron/notes)


(18.01.2015)

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    Das Ziel muss Effizienz sein. Effizienz, vom Lateinischen efficere,  „zustande bringen“, bezeichnet das Verhältnis vom Nutzen zu jenem Aufwand, mit welchem der Nutzen erzielt wird."Evolution bedeutet Optimierung funktioneller Effizienz" schreibt Manfred Eigen.[i] Streben nach Effizienz ist ein ganz wesentliches Antriebsmoment der Evolution. "Es ist (unter anderem) eine Steigerung der Effizienz, die eine Höherentwicklung verursacht.“[ii] Für dieses  grundlegende Prinzip gibt es auch zahllose Beispiele: Das effizient wärmende und schützende Fellkleid des Bären, die geniale Struktur einer Feder, die die Effizienz der Flugmuskulatur potenziert,die überlegene Sehschärfe des Falkenauges und vieles andere mehr. Diese Beispiele zeigen, dass Evolution unter anderem eine stete Verbesserung(Optimierung) anstrebt, die sich durch eine Reduktion des Energie- oder Materialaufwands zur Erreichung eines bestimmten Zieles manifestiert. Diese Optimierung sichert sodann das Überleben des einzelnen Wesens oder einer ganzen Art. 

     

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    Jenes Organ, welches zur Steigerung der Effizienz der Aktivität der Primaten und insbesondere des Menschen weitaus am meisten geleistet hat, ist das Gehirn. Es hat den Menschen über etwa 2 Millionen Jahre hinweg durch zunehmende Kreativität und Vorausschau zu einer beispiellosen Erfolgsgeschichte befähigt. Im Laufe der letzten beiden Jahrhunderte ist es gelungen, die Effizienz menschlicher Tätigkeit durch den Einsatz von Energie, Maschinen, Kommunikationseinrichtungen, Rechenautomaten,verbesserten Waffen etc. noch einmal zu steigern (siehe Kapitel"Technologieentwicklung").  Die intellektuellen und ethischen Fähigkeiten hingegen änderten sich nicht.Demzufolge besteht eine kolossale Differenz zwischen der neu gewonnenen Macht des Menschen und dem Maß an Verantwortung, mit der er mit Macht umzugehen vermag. 

    Das wohl erschütterndste Beispiel für diese Diskrepanz ist der Knopfdruck, mit welchem Paul Tibbets am 6. August 1945 in seiner Super Fortress über Hiroshima die erste militärische Atombombe ausklinkte und damit innerhalb einiger Minuten zwischen 90.000 und 200.000 Menschen sofort tötete und weitere´Zigtausende  zu einem grausamen langsamen Sterben verurteilte. Er musste ihnen dabei nicht einmal zusehen. Es genügte die Bewegung einiger Finger. 

     

    Hätten Egomanen wie Dschingis Khan[iii],  Timur Leng[iv],oder Adolf Hitler über die heute existierenden Technologien verfügt, so wäre ein Untergang der Welt damals schon recht wahrscheinlich gewesen. Gebannt ist das neuerliche Auftreten solcher Unheilstypen keineswegs. Bis zu einem gewissen Grad bieten jedoch die neuen Technologien, insbesondere die Kommunikationstechnik sowie eine freie Presse einen gewissen, wenn auch nicht perfekten, Schutz gegen das Auftauchen derartiger Individuen. Was die Presse anlangt, gibt es in diesem Kontext in einigen Fällen sogar wieder Anlaß zu größerer Besorgnis. 

     

    Effizienz ist ein wesentliches Ziel auch in der Wirtschaft, und ein ganz wichtiges Wettbewerbskriterium. Eine Gesellschaft, die mit einem Minimum an Aufwand an Mitarbeitern, Energie, Zeit, Material und Arbeit ein Optimum an Output zustande bringt, ist in der Regel die Kostengünstigste und Erfolgreichste. In der Massenproduktion setzte sich deswegen folgerichtig die Fließbandarbeit durch,welche diesen Voraussetzungen optimal entspricht. Effizienz in der Massenproduktion wiederum ist in der Regel mit Größe verbunden: Unternehmen,welche die größten Produktionsanlagen, die meisten Mittel, die größte weltweite Verbreitung erringen, können ihre Produkte billiger und schneller auf den Markt bringen: Je größer sie werden, desto effizienter, erfolgreicher und mächtiger werden sie. Dies ist ein klassisches Beispiel für eine positive Rückkopplung −ein Trend wird durch seine Folgen weiter verstärkt.

     

    Economies of Scale

     

    Bezeichnet wird mit diesem Begriff die Einsparung, die durch eine Ausweitung der Produktion erzielt werden kann. Die Produktionskosten pro Stück fallen, der Gewinn pro Stück steigt. Die Folgen liegen auf der Hand. Im Verein mit den immer vielfältigeren Möglichkeiten der Geldspeicherung, des Transfers von Kapital und der immer raffinierteren Instrumente der Financiers wurde der Vorteil der Größe mitzunehmender Effizienz genutzt. Weltweite Mergers und Übernahmen beherrschen nach wie vor die Finanzplätze, wenn auch zunehmend Enttäuschungen und Misserfolge die anfangs herrschende Euphorie trüben. Wieder haben sich verschiedene Effekte auf einer Metaebene gefunden und einander verstärkt. Was auf Regional-, dann auf Landes- und später auf Kontinental-Ebene begann, spielt sich nunmehr auf der weltweiten Bühne ab: Die Arbeitsteilung ist global geworden. Globalisierung, die zunehmende internationalen Verflechtung in allen Bereichen (Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt, Kommunikation etc.), betrifft sowohl Individuen, Gesellschaften und Institutionen als auch Staaten. Als wesentliche Ursachen hierfür gelten die Technologieentwicklung, insbesondere Kommunikations- und Transporttechnik, sowie die zunehmende Liberalisierung des Welthandels. 

     

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    Im Stadium des Jägers und Sammlers konkurrierte der Mensch im direkten physischen Kampf um Nahrung,Wohnung und Sexualpartner. Jahrtausende später, in der arbeitsteiligen Gesellschaft, kam die Konkurrenz unter Spezialisten hinzu. Der Wettkampf um den Broterwerb verlagert sich auf Spezialgebiete. Der Bäcker wetteifert mit vielen anderen Bäckern, um sein Einkommen zu sichern, um seine Werkstatt voll nutzen und seine Gesellen bezahlen zu können. 

    Aus dieser Wettbewerbssituation ergibt sich ein neuer Faktor: der Angebotsmarkt. Wenn nicht mehr Nachfrage allein die Produktion lebensnotwendiger Güter regelt,sondern die vom Verbraucher getrennten Produzenten auf den Verkauf der Produkte angewiesen sind, auf die sie sich spezialisiert haben (ganz gleich, ob diese Produkte wirklich noch gebraucht werden) so entsteht Druck auf den Absatz. Unser Bäcker wird vieles unternehmen, um seine Ware an den Mann zu bringen: Er wird die Qualität verbessern, günstige Preise bieten, neue Backwaren erfinden, Reklame machen, die Herstellungsmethoden revolutionieren. Die Produktion von Backwaren wird wegen des Drucks der Konkurrenz durch andere Bäcker zu einer eigenen Wissenschaft; neue Technologien werden entwickelt (Dampföfen, Rührmaschinen,Backmischungen); die Produkte werden verfeinert und diversifiziert (Brezeln,Torten, Kornspitze) und die Verteilung ausgefeilt (ausgeklügelte Vertriebssysteme, dezentrales Backen in Supermärkten, Werbung in Radio und Fernsehen). Dies alles kommt natürlich auch dem Verbraucher zugute, der sich einem steigenden Anbot an Waren gegenübersieht. Ohne Konkurrenz zwischen vielen Spezialisten wäre diese Vielfalt aber gar nicht zustande gekommen, wie uns die gescheiterten Planwirtschaften drastisch vor Augen geführt haben. In diesen wurde durch den vollständigen Mangel an Konkurrenz letztendlich der ganze Produktions- und Innovationsprozess paralysiert und zum Zusammenbruch gebracht.

     

    Wachstumszwang

     

    Dies alles wäre niemals geschehen, wäre nicht die Bäckerkunst zu einem Spezialwissen, einem Beruf geworden. Die Spezialisierung aber zwingt zu steter Anstrengung. Der beste Bäcker wird sicher überleben, der zweitbeste auch. Die Letzten aber werden immer vom Markt verschwinden, wenn eine Krise, ein Einbruch im Absatz oder Ähnliches eintritt. Und daher versuchen die meisten, vorne zu sein, größer zu werden, um Geld für schlechte Zeiten beiseite legen oder ihre Konkurrenten überflügeln zu können. Wer auf seinen Lorbeeren ausruht, seinen Marktwert nicht zumindest auf dem gleichen Niveau hält, fällt zurück, wird kleiner und schwächer und verschwindet letztendlich vom Markt. Dies galt und gilt für Tierspezies genauso wie für Wirtschaftselemente. Damit verliert  etwa der fantasielose Bäcker seine Existenzgrundlage. Hier sieht man den Zwang zum Wettbewerb, der notwendig eine Zeit lang Wachstum erzeugt, wiederum sehr deutlich. Die Wurzel all dessen aber ist und bleibt der Drang zur Akkumulation von Kapital als der bis heute haltbarsten und universellsten Konserve der Macht.

     Der erfolgreiche Bäcker wird sein Kapital dazu gebrauchen, neue Produkte oder Herstellungsverfahren zu entwickeln, um seinenKonkurrenten voraus zu bleiben. Er wird seine Firma durch Neugründung weiterer Bäckereien oder Übernahme schwankender Konkurrenten vergrößern. Er wird es aufjeden Fall dazu einsetzen, den Vorsprung gegenüber anderen zu halten oder auszubauen. Dazu ist, entweder qualitativ oder quantitativ, stets Wachstum erforderlich.

     

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    Noch vor weniger alshundertfünfzig Jahren wurde ein Wagen von einigen wenigen Handwerkern und ohnegroße Hilfe und Zulieferungen von außen gefertigt. Die verschiedenen Holzartenund -teile besorgte der Meister selbst, wählte mit Kennerblick aus denangebotenen Stücken und  stellte dasRohmaterial für das zu bauende Gefährt sorgfältig zusammen. Er besprach mit demSchmied seines Vertrauens die Herstellung der notwendigen Eisenteile,instruierte seine Gesellen, überwachte deren Arbeit und griff ständig in den –in nur wenigen Zeichnungen und vor allem im Kopf des Meisters dokumentierten –Arbeitsprozess ein. Er freute sich am Fortschritt der Arbeit, begleitete dasEntstehen des  Produkts mit und übergabes letztendlich mit Stolz – und manchmal auch etwas Wehmut – seinem Kunden. EinTeil des Lohns waren die Befriedigung durch die Arbeit selbst, der Stolz aufseine Handwerkskunst und das Lob des Kunden und der Allgemeinheit. 

    Henry Ford führte diestraff organisierte Fließbandarbeit ein, die für die Produktion zehntausendervöllig identischer Fahr­zeuge  optimalwar. Über Jahre hinweg wurde am Pro­dukt keine Schraube geändert; dieOrganisation war voll­kommen auf die Perfektionierung eines einzigen Systemsausgerichtet, den Model-T-Ford, die legendäre Tin Lizzie.[i] Große zentrale Pla­nungsstäbeverfeinerten den Produktionsprozess, die Ar­beiter verrichteten nur nochHandgriffe, die in sich sinnentleert und nervtötend waren. Nur weni­gePrivilegierte  hatten noch die Ge­samtübersichtüber den Produktionsablauf. Praktisch alles wurde im eigenen Hause her­gestellt.In der großen Zeit der Detroiter Autofabriken pro­duzierte man den Stahl, dasBlech, die Schmiedeteile und jede einzelne Schraube für die Autos in eigenenriesigen Werkstät­ten. 

    Mit deraußerordentlich effizienten Fließbandarbeit und der ihr zugrunde liegendenextremen Arbeitsteilung kam es jedoch auch zu negativen Auswirkungen auf dieEinstellung des Unternehmers und des Arbeiters zu seinem Produkt.


    [i]Henry Ford; (1863 - 1947)

    [i]EIGEN. M.: Stufen zum Leben. München, Zürich: Piper 1987

    [ii]Günther F. W. Pehl; Physikalische Zwänge und Effizienz in der Evolution biologischer Organismen; 2005; http://page.mi.fu-berlin.de/block/pehl/paper/pehl2005.pdf

    [iii] Dschingis Khan,  geboren wahrscheinlich 1155, 1162 oder 1167 –1227); erster Großkhan der Mongolen.

    [iv]Tīmūr bin Taraghay Barlas, besser bekannt als Tamerlan (1336 – 1405);Eroberer und Gründer der Timuriden-Dynastie in Persien.

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      Kazumi Kurigami
      操上 和美
      2002
      Switch Publishing Co Ltd

      Sebastián Bruno
      Duelos y Quebrantos
      2018
      ediciones anómalas