12.12.2017, 8451 Zeichen
Es muss nicht immer Mastgans oder Flugente sein. Statt Fettvogel oder Gummiadler steht in vielen Familien am Heiligen Abend Lachs auf dem Speiseplan – leicht, schmackhaft und reich an gesunden Omega-3-Fettsäuren.
Zuchtlachs versus Wildlachs
Nicht nur zur Weihnachtszeit erfreut sich der rosa-orange Fisch deshalb großer Beliebtheit. Wildlachs, wie er etwa in den Eismeeren Alaskas oder vor der Küste Grönlands gefangen wird, reicht allerdings schon lange nicht mehr aus, um den Appetit der Welt zu stillen. Dass Lachs dennoch kein Gourmet-Luxus ist, sondern sogar bei Aldi in der Kühltheke liegt, ist den Lachs-Farmen zu verdanken: In Aquakultur-Anlagen, vorzugsweise angesiedelt in den norwegischen Fjorden, wird tonnenweise Zuchtlachs produziert.
Fischige Börsenstories sind kein DividendenAdel
Alleine Branchenprimus Marine Harvest hat 2016 knapp 400 Mio. Kilogramm Lachs verkauft und damit rund 3,5 Mrd. Euro umgesetzt. Nur logisch also, dass das fischige Milliardengeschäft längst an der Börse angekommen ist. Gleich sieben Firmen bringen sogar mehr als 500 Mio. Euro Marktkapitalisierung auf die Waage, nachdem die Aktienkurse sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt haben – wenn’s schlecht lief: Bei Bakkafrost, Salmar und Grieg stehen sogar Kursgewinne von über 400% zu Buche, wie die Bloomberg-Graphik offenbart.
Gleichzeitig lockt die Lachs-Industrie mit Dividendenrenditen zwischen 3,6% und 9,7%. Aber Vorsicht: Keine der Firmen ist DividendenAdel. Was die Kontinuität angeht, sind fünf Jahre ohne Kürzung schon die Krone der Schöpfung. Und mit Leroy gibt es nur ein einziges Unternehmen, das seit mehr als einem Jahrzehnt ununterbrochen ausschüttet.
Fischzucht = Geld, Geduld und Glück
Ein klares Indiz dafür, dass das Kalkül „zunehmendes Gesundheitsbewusstsein = steigende Lachs-Nachfrage = fette Gewinne“ ein bisschen zu simpel ist. Denn egal, ob kleiner Bio-Betrieb oder industrieller Maßstab: Für Fischzucht braucht es Geld, Geduld und auch eine Portion Glück.
Letzteres vor allem dann, wenn es um Bakterien oder Parasiten geht, so wie vor knapp zwei Jahren. Damals lies ein massiver Lachslaus-Befall die Exportpreise für frischen norwegischen Lachs von unter 40 auf über 70 Kronen steigen – was aus Sicht der Zuchtfarmen freilich nur solange erfreulich ist, solange der Schädling nicht die eigenen Anlagen heimsucht.
Nicht gierig werden!
Auf jeden Fall sollten Anleger nicht den Fehler machen, die Aktienperformance der letzten Jahre in die Zukunft zu projizieren. Zweistellige Wachstumsraten sind im Agrarsektor auf Dauer allenfalls mit mutigen Übernahmen und trickreichem Financial Engineering zu erzielen. Das ist in der Fischwirtschaft nicht anders als im Geschäft mit Getreide (Archer-Daniels-Midland) oder Obst (BayWa).
Lachs als Gegenpol zu klassischen Food-Aktien
Dennoch macht ein Investment Sinn – vor allem als Gegenpol zu den klassischen Lebensmittel-Firmen à la Kellogg’s oder Hormel Foods. Dort stimmt zwar die Dividenden-Historie. Aber das fleisch-, fett- oder kohlenhydratlastige Sortiment wirkt nicht mehr so ganz zeitgemäß. Überdies haben die Fisch-Aktien in den letzten Wochen im Gleichschritt mit dem Lachs-Preisen soweit nachgegeben, dass manche nur noch mit einstelligen Kurs/Gewinn-Verhältnissen bezahlt werden.
Die Qual der Wahl bei Einzelaktien
Was die Einzeltitel angeht, entscheiden sich die meisten Investoren schon der schieren Größe wegen für Marine Harvest. Mit umgerechnet 6,7 Mrd. Euro ist der Branchenprimus an der Börse genauso viel wert wie Salmar, Leroy und Bakkafrost zusammen. Hinzu kommt eine mit knapp 10% ungewöhnlich fette Dividendenrendite, die sich allerdings teilweise aus Kapitalrückzahlungen statt aus operativen Gewinnen speist und deshalb in dieser Höhe kaum nachhaltig sein kann.
Eine vom Payout her maßvollere Alternative wäre Leroy Seafood. Mit 3,6% ist die erwartete Rendite zwar die niedrigste im fischigen Septett. Dafür verfügt kein anderes Unternehmen über eine ähnlich lange Dividenden-Historie. Davon profitiert auch der Wettbewerber Austevoll Seafood, der 52% an Leroy hält. Beachtung verdient überdies Norway Royal Salmon, wobei die Aktie leider nicht in Deutschland handelbar ist.
Fonds mit Filet-Preis und Fischstäbchen-Leistung
Wegen der biologischen Risiken wäre es natürlich optimal, das Lachs-Engagement zumindest auf zwei bis drei Aktien zu verteilen. Für viele Anleger dürfte das jedoch kaum darstellbar sein. Genau deshalb haben findige Fisch-Freunde schon 2012 den „Bonafide Global Fish Fund“ (WKN A1JYM1) lanciert, der rund 50 Fischerei-Firmen bündelt – neben den Zuchtlachs-Konzernen auch kleinere Aquakultur-Farmen, asiatische Fischfänger oder „Zulieferer“ wie den auf Tiermedizin spezialisierten Pharmakontzern Zoetis.
Breitestmögliche Diversifikation also, die man sich von den Investoren mit standardmäßig 5% Ausgabeaufschlag und 1,5% jährlicher Managementgebühr plus 10% Performance-Fee bezahlen lässt. Ein Preis auf feinstem Filet-Niveau – während das bisherige Resultat eher an Fischstäbchen aus den 1980er Jahren erinnert, unter deren krosser Panade vom Kopf bis zur Flosse alles Mögliche versteckt war, was sich halbwegs fein mahlen lies. Die gut 80%, die der in Liechtenstein domizilierte Fonds seit Auflegung auf Euro-Basis abgeworfen hat, bleiben nämlich sogar hinter dem Gesamtertrag des MSCI World zurück (+112%).
Ganz zu schweigen von unserem Lachs-Septett. Ein simpler Index, der jedes halbe Jahr gleichgewichtet die sieben skandinavischen Fisch-Farmen mit dem höchsten Börsenwert bündelt, kommt für die vergangenen fünf Jahre inklusive reinvestierter Dividenden auf satte 500% Plus. Es kann deshalb nur an den vergleichsweise geringen Drawdowns liegen, dass Anleger im guten Glauben („bona fide“) über 150 Mio. Euro in den Fonds gesteckt haben.
Neues Zertifikat bietet simple Paketlösung
Doch vielleicht fließt ja bald etwas von dem Geld ab. Denn mit dem neuen Deutsche Bank-Zertifikat auf den „Nordic Fish Farmer Index“ (DM9SEA) sind die großen Lachs-Lieferanten aus dem hohen Norden nun erstmals als praktische Paketlösung investierbar. Zwar werden nur die (um 25% Steuer ermäßigten) Netto-Ausschüttungen angerechnet und eine Managementgebühr von 1,25% p.a. ist bei nur sieben Aktien auch kein Schnäppchen.
Dafür kann man schon mit kleinen Beträgen an der Wertentwicklung eines optimal diversifizierten Lachs-Portfolios partizipieren und kommt automatisch in den Genuss einer bequemen Dividenden-Reinvestition. Wer Lachs nicht nur der weihnachtlichen Fressorgie beimischen will, sich aber mit der Entscheidung für eine der sieben Einzelaktien schwertut und Deutschlands noch immer größte Bank für einen ausreichend bonitätsstarken Emittenten hält, kann guten Gewissens zugreifen.
Sowohl Zertifikate-Anleger als auch Einzelaktien-Fans sollten allerdings einen mehrjährigen Zeithorizont mitbringen und nicht alles Geld auf einmal investieren. Das ist wie beim Weihnachtsmenü, wo ja auch ein Nachschlag drin sein sollte…
Hier die DividendenAdel Profile der Top 7 durchblättern:
Und noch ein Hinweis in eigener Sache: Dass die Zusammensetzung „Nordic Fishing Index“ der DividendenAdel Top 7-Liste entspricht, ist den Marktumständen geschuldet. Es gibt einfach nicht mehr halbwegs investierbare Firmen. DividendenAdel ist jedenfalls in keiner Form an diesem Zertifikat beteiligt, das exemplarisch für das steht, was letztens schon Thema eines Blogposts war – nämlich dass die Zertifikate-Industrie neben einigem Müll gerade für spezielle Investment-Themen bisweilen sehr probate Lösungen produziert.
Folgen Sie Christian W. Röhl auf Twitter: @CWRoehl
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Der Beitrag Einzeln oder im Paket: Frischer Zucht-Lachs mit Rendite-Rahm erschien zuerst auf DividendenAdel.
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