26.03.2017, 3576 Zeichen
Eines steht zumindest fest, wenn man das Resümee der gerade abgelaufenen Handelswoche zieht (und genau deswegen sind wir ja heute hier) – es war alles, nur nicht langweilig! Gut, den Montag hätte man sich ruhigen Gewissens noch schenken können, da ging es beispielweise für den DAX um moderate 0,35 Prozent zurück, aber mit einem Schlusskurs von 12.052,90 blieb charttechnisch alles im grünen Bereich, oder besser innerhalb der markanten Keilformation, die den Kursverlauf im deutschen Leitindex wochenlang bestimmte. Doch schon am Dienstag änderte sich die Lage. Und zwar schlagartig. Denn plötzlich (und offenbar auch nicht von jedermann erwartet) kletterte der Euro mit 1,08 auf den höchsten Stand seit Anfang Februar. Der Dow Jones hingegen fiel, und zwar deutlich, zumindest von seinen vorherigen Höchstständen aus betrachtet. Mit einem Wochentief von 20.578,90 Punkten notierte der US-Leitindex auf dem tiefsten Stand seit Mitte Februar, und das ging am DAX natürlich nicht spurlos vorüber:
Vorsicht zerbrechlich
Die deutschen Blue Chips rauschten innerhalb dreier Verlusttage in Folge nach unten und markierten bei 11.850,30 Zählern den niedrigsten Kurs seit – nein, diesmal nicht Februar, aber ganz nah dran, es war nämlich der 1. März. Aus charttechnischer Sicht ist damit eine veritable Menge Porzellan zerschlagen worden: die Keilformation, die in den vergangenen Wochen den Kursverlauf bestimmte, wurde durch den Rutsch bearish aufgelöst. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass der DAX am gestrigen Donnerstag einen großen Teil der Verluste wieder aufholen konnte. Solange die Rückeroberung des Keils nicht gelingt – und dafür müsste der Index mindestens über 12.100 Zähler springen, per Schlusskurs, versteht sich – gelten formal Verkaufssignale. Punkt. Und ohne oberlehrerhaft wirken zu wollen – selbst wenn der DAX den Keil zurückerobern würde, wäre anschließend der Ausbruch über die obere Begrenzung der Chartformation erforderlich, um wieder von Kaufsignalen sprechen zu können. Bis dahin gilt:
Gradmesser
Wer jetzt nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden will, sollte erst einmal Vorsicht walten lassen. Oder schnell sein. In der aktuellen Marktsituation sind nun jederzeit größere Ausschläge nach oben und unten möglich, die jedoch zunächst überwiegend als Gegenreaktion zu werten sein dürften. Oder, und das ist Variante Numero Zwei, es bewegt sich gar nichts, so wie beispielsweise am heutigen Freitagvormittag. Das liegt vor allem am Einfluss der politischen Ereignisse. Bekanntlich richtet sich das Hauptaugenmerk derzeit auf die Abstimmung des US-Kongresses zur Abschaffung bzw. Reform des umstrittenen Obamacare-Gesetzes. Der Ausgang dieses Votums gilt als erster wichtiger Gradmesser für die wahre Stärke respektive das tatsächliche politische Gewicht Präsident Trumps. Spekulationen darüber sind zwar durchaus unterhaltsam, bringen uns in der Sache aber keinen Schritt weiter, weshalb wir auch darauf verzichten. Die Entscheidung über die weitere Kursentwicklung fällt ohnehin erst in den kommenden Sitzungen. Weshalb wir die jetzt einfach mal abwarten!
Ein Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants
Prime Quants verfasst und veröffentlicht Finanzpublikationen für institutionelle und private Anleger, die ihre Börsengeschäfte selbst in die Hand nehmen möchten. Das angebotene Spektrum erstreckt sich von kostenfreien Markt- und Einzelwertanalysen über komplexe Research-Studien bis hin zu täglichen Prognosen und realen Trades. Weitere Informationen unter www.prime-quants.de. Dort erhalten Sie auch den kostenlosen Newsletter Market Mover.
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