20.12.2016, 3134 Zeichen
Lange Jahre war die Lufthansa der unangefochtene Platzhirsch am deutschen Airline-Himmel. Doch die Zeiten, als galt: „Ein Land, eine Airline“ sind vorbei. Mit Ryanair und Air Berlin erlebten die deutschen Flughäfen und mit ihnen die Passagiere eine starke Entwicklung. Doch bei den Anlegern kam diese Reiselust nicht an.
Mit Air Berlin dürfte sich in absehbarer Zeit die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft als eigenständiges Unternehmen von den Flughäfen und vor allem auch vom Kurszettel verabschieden. Die gewaltigen Schulden belasten so sehr, dass offenbar nur noch eine Übernahme durch die Konkurrenz in Frage kommt. Den Anfang macht die Bestellung des früheren Germanwings-Chefs Thomas Winkelmann zum Chef von Air Berlin.
Man bekommt den Eindruck, dass selbst Großaktionär Etihad nicht mehr an die Rettung aus eigener Kraft glaubt – zumal die Golf-Airline ihre eigenen Probleme hat. Stichwort: Ölpreis. Warten wir also ab, welche Airlines im kommenden Jahr tatsächlich noch den Himmel über Frankfurt, München und Berlin dominieren. Die Lufthansa hat sich offenbar trotz aller Streiks als Platzhirsch wieder einmal durchgesetzt.
Das überrascht, denn mit der Fokussierung auf die Germanwings- bzw. Eurowings-Billigflieger im innereuropäischen Flugverkehr hat sich die Airline von ihrem einstiegen klar definierten Qualitätsanspruch verabschiedet. Lediglich die fehlenden Alternativen dürften dafür sorgen, dass die Flieger weiterhin voll sind. Aber wer heutzutage etwa in die USA oder nach Asien fliegt, nimmt entweder etwas günstigeres als Lufthansa oder gleich eine Golf-Airline oder den Langstrecken-Spezialisten Singapure Airlines.
Zurück zu den Aktien: Der Chart zeigt schön, dass selbst mit den europäischen Branchenriesen Air France-KLM und IAG (Mutter von British Airways und Iberia) kein Staat zu machen war. Selbst Ryanair mag zwar operativ höchst erfolgreich sein, aber an der Börse spiegelt sich das derzeit nicht mehr so recht wieder. Entscheidend sind die auf lange Sicht unsicheren Rahmenbedingungen.
Langfristige Anleger können heute nicht sicher sein, ob eine Airline in 10 Jahren noch existiert, oder wie sich mit Blick auf den Ölpreis und die Umweltauflagen das Geschäft entwickelt und wohin technologisch die Reise geht. Airline-Aktien sind also eher etwas für den spekulativ agierenden Kurzfristanleger. Mit Blick auf Ölpreis, Streiks oder andere Entwicklungen kann damit unter Umständen kurzfristig Geld verdient werden – muss aber nicht.
Aber das ist auch überhaupt nicht tragisch. Anleger, die auf lange Sicht mit ihren Aktien Erfolg haben wollen, konzentrieren sich auf langfristig erfolgreiche Geschäftsmodelle, solide Dividenden und stabile Kursentwicklungen. So macht Aktien anlegen dann Spaß!
In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage
Ihre dieboersenblogger.de-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt
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