20.02.2015, 4777 Zeichen
Marktlage:
Die Aktienmärkte stehen still. Seit dem gescheiterten Lösungsvorschlag, zu neuen Finanzhilfen für Griechenland am vergangenen Montag, trauen sich die Anleger nicht mehr so recht aus der Deckung und riskieren keine neuen Kaufkurse oberhalb der 11.000 Punkte. Allerdings ist runter offensichtlich auch keine Option, denn jeder Versuch einer Korrektur wird sofort mit starken Kursanstiegen beantwortet. Doch woher kommt dieser „Kaufrausch“ auf einem derartig hohen Niveau trotz der ganzen Gefahrenherde.
Den größten Einfluss haben nach wie vor die EZB und ihr Anleiheankaufprogramm. Die jüngsten geldpolitischen Maßnahmen drückten die Renditen der meisten Euroländer noch einmal in den Keller. Für deutsche 10-jährige Staatsanleihen werden momentan ca. 0,3 % p.a. gezahlt. Da erscheint es nicht unverständlich wenn Aktien wie Allianz, die voraussichtlich eine Dividendenrendite für 2014 mit ca. 4,7 % ausweisen werden, weiter steigen und noch nicht am Ende des Höhenflugs sind. Natürlich steigt eine Aktie, allein durch das unterschiedliche Risikoprofil im Vergleich zu Staatsanleihen, nicht soweit, dass die Dividendenrendite ähnlich niedrig ist, dennoch ist auf lange Sicht eine stärkere Annäherung gut möglich.
Der zweite Faktor könnte das gewohnte Umfeld der „alles wird gerettet“-Einstellung sein. Seit dem Beginn der Eurokrise 2011 steht gefühlt alle paar Monate irgendein Euro-Staat im Rampenlicht und wird dazu angehalten seine Finanzen auf Vordermann zu bringen. Genau das gleiche Bild ergibt sich auch bei Griechenland. Die meisten Markteilnehmer werden wahrscheinlich davon ausgehen, dass dieses Wochenende wieder kurzfristig eine Lösung gefunden wird und nächste Woche alles gut ist. Doch ich erinnere in diesem Zusammenhang an 2008 und die Lehman Brothers Pleite. Auch damals war der Konsens durchaus, dass eine Bank dieser Größe nicht fallen gelassen werden dürfte und auch nicht fallen gelassen wird. Das Ende kennen Sie. Welche Erkenntnisse erst lange Zeit nach dem eigentlichen Scheiterns Lehman ans Licht traten waren, dass die damals zuständige „Rettungsgruppe“ die Entscheidung der Rettung auch von persönlichen Gründen abhängig machte. Eine ähnliche Gefahr sehe ich auch in der Griechenlanddebatte. Jedem ist klar, dass wenn er etwas möchte, dass er auch etwas dafür tun muss. Doch Griechenland scheint dieses alte Prinzip über Bord zu werfen und vor allem Forderungen zu stellen. Dieses Spiel kann gefährlich nach hinten losgehen, wenn sich damit auch das persönliche Wohlwollen der anderen Finanzminister verspielt wird. Und in diesem Zusammenhang kommt mir Lehman Brothers wieder in den Sinn und das sich Geschichte gern wiederholt.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende und kein böses Erwachen am Montag.
- Haben Sie Anregungen oder wollen gerne meine Ansichten mit mir diskutieren, schicken Sie mir gerne eine E-Mail an Frithjof.Kuhlmann@xtb.de. Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Trading-Tag.
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Verfasser: Frithjof Kuhlmann, Junior Analyst
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