08.05.2024,
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Wien (OTS) - Debatten um Geopolitik, Wettbewerbsfähigkeit und Klimaneutralität
haben Europa fest im Griff. Im Vorfeld der Europawahl 2024 widmete
auch Oesterreichs Energie den drängenden Fragen der europäischen
Energiepolitik ein Trendforum.
Europas Energiepolitik steht an einem Wendepunkt. „Nachhaltigkeit,
Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit spielen heute
gleichermaßen eine entscheidende Rolle für die energiepolitischen
Ziele Europas und sind auch für die Zukunft Österreichs von
gravierender Bedeutung“, so eröffnete Barbara Schmidt das
Oesterreichs Energie Trendforum am 6. Mai. Umso wichtiger sei der
Blick über den Tellerrand.
„Kein Staat kann es sich leisten, die Entwicklungen rund um das
Thema Energie zu ignorieren. Europa muss heute wegweisende
Entscheidungen für die eigene Zukunft treffen. Wir beobachten, dass
das Interesse am Klimawandel schwindet, wenn sich die
Krisenhaftigkeit erhöht – zum Beispiel durch Krieg oder die
Energiekrise“, betonte Velina Tchakarova , Sicherheitsexpertin und
Gründerin vom Beratungsunternehmen FACE For A Conscious Experience
e.U., in ihrer Eröffnungsrede. Umso mehr bedarf es einer
faktenbasierten und realpolitisch begründeten Energiepolitik.
Michael Strugl, Präsident von Oesterreichs Energie, hob die
Notwendigkeit einer integrierten Planung hervor: „Die Transformation
braucht einen europäischen Ansatz. Wir brauchen mehr Marktintegration
für die Versorgungssicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit für den
europäischen Standort. Ein europäischer Strombinnenmarkt verhindert
Überkapazitäten, die teuer und ineffizient sind und stärkt damit die
Wettbewerbsfähigkeit für die europäische Industrie. Der Strommarkt
braucht nicht weniger, sondern mehr Europa.“
Unabhängigkeit Europas stärken
Eines der wichtigsten Ziele der EU ist es, die Abhängigkeit von
fossilen Energieträgern zu reduzieren. Parallel dazu muss die
Zusammenarbeit innereuropäisch auf eine stabile, zukunftsorientierte
Basis gestellt werden. „Der EU-Binnenmarkt wurde noch nicht
ausreichend vorangetrieben. Es ist gerade jetzt entscheidend, dass
wir diesen angesichts der geänderten geopolitischen Lange neu
aufstellen, da er zentral für die Wettbewerbsfähigkeit der EU ist”,
sagte Barbara Steffner, Leiterin Wirtschaft und Soziales, Europäische
Kommission, Vertretung in Österreich. Es dürfe nicht an nationalen
Egoismen scheitern.
Angst, dass der Wettbewerb auf der Strecke bleibt, hat Steffner
nicht. Denn Energiewende und Wettbewerbsfähigkeit widersprechen sich
nicht, sondern komplementieren sich, auch wenn es immer wieder
unterschiedliche Gewichtungen gibt. „In den letzten fünf Jahren waren
der Green Deal und die Klimaneutralität dominierend. Wir haben viele
Gesetze und Investitionen auf den Weg gebracht. Jetzt geht es um die
Umsetzung und darum ins Tun zu kommen.“
Transformation des Energiesystems braucht Entscheidungen mit
Weitblick
Was es aber dringend brauche, sei mehr Tempo. „Beim Ausbau der
Leittechnologien für eine saubere Energieversorgung wie Solar, Wind,
Wärmepumpen, Batterien oder Elektrolyseuren muss die EU schneller
werden – um den Klimaschutz voranzubringen und Europas
Energiesicherheit zu stärken“, sagte Matthias Buck, Direktor Europa
bei Agora Energiewende. Fossile Energien sorgten für eine
strukturelle Importabhängigkeit in Europa. „Grüne Leittechnologien
können dank fortwährender Effizienzsteigerungen und in Kombination
mit Recycling von seltenen Rohstoffen bestehende Importabhängigkeiten
dauerhaft reduzieren“, so Buck weiter.
Einen Zielkonflikt erkennt Buck dabei nicht, im Gegenteil:
„Energiesicherheit und der Ausbau der Erneuerbaren Energien gehen
Hand in Hand“. Erneuerbare Energien seien heimisch verfügbar und
kostengünstig. Deshalb sähen alle Szenarien für die Klimaneutralität
in der EU einen sehr hohen Anteil an erneuerbaren Energieträgern vor,
so Buck.
Paul Schmidt, Generalsekretär Österreichische Gesellschaft für
Europapolitik, forderte eine bessere Abstimmung und Zusammenarbeit
auf europäischer Ebene: „Um mehr Kooperationsbereitschaft zu
schaffen, braucht es eine Politik, die über den Tellerrand blickt und
auch über den nächsten Wahltermin.“ Denn da gehe noch mehr. „Die
ambitionierten Ziele, die wir uns gesetzt haben sind gut, jetzt geht
es um deren Umsetzung auf nationaler Ebene. Und ja, dies bedeutet
Veränderung und kostet Geld, da gibt es nicht immer nur Gewinner.
Aber nichts zu tun kommt uns wesentlich teurer.“
Die notwendigen Investitionen, die es für eine resiliente und
nachhaltige Energiepolitik in Europa brauchen wird, müssen sich
rechnen – und zwar, indem sie viel heimische Wertschöpfung generieren
und Innovationen hervorbringen.
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