17.06.2018, 5025 Zeichen
Ökostrom-HV 1: Generationenwechsel. Wer je eine Ökostrom-HV besucht hat, weiss, dass diese nicht mit normalen Maßstäben zu messen ist. Ökostrom-Aktionäre waren immer ein ganz besonderes Aktionärsvolk, praktisch ein anderer Kulturkreis. Sie wollten keine Dividende, sie wollten einfach nur die Welt verbessern. Der ganze Saal war voller Alm-Öhis und Rübezahls, also Männern mit langem Bart, Holzhackerhemd und Lederhose. Ganz so, wie man sich einen Ökoidealisten der ersten Stunde vorstellt. Das ist nicht überzeichnet, das war bis zuletzt wirklich so. Nach vielen turbulenten Hauptversammlungen und kritischen Zeiten ist die Gesellschaft gesundet und hatte mit dem "Simon", der Kooperation mit Hofer und dem Gewinn vieler Kunden bei der VKI-Ausschreibung einige Highlights. Letztes Jahr war das letzte Aufbäumen der Idealisten gegen die Beliebigkeit. Der Anlass war der Einstieg der Ökostrom AG in den Gasvertrieb. Mit homöopathischen Umsätzen, aber es geht ums Prinzip. Das Gutachten von Frau Dr. Kalss von der WU war dazu angetan, Öl ins Feuer zu schütten, auf der vorjährigen HV ging es rund, viele Aktionäre konnten nicht nachvollziehen, was Dr. Kalss in ihrem Gutachten sagte. Mit wenigen Worten zusammengefasst: "Ob konventionelles Erdgas oder Ökostrom, das kann dem Ökostrom-Aktionär egal sein, es ist beides praktisch das gleiche, nämlich Energie." Nicht wenige Aktionäre meinten im Vorjahr, dass es ihnen nicht egal sei, ob ihre AG nun Ökostrom oder Erdgas verkauft. Der Standpunkt von Vorstand und Teilen des Aufsichtsrats war und ist: Man wolle Komplettanbieter sein, und wenn man dem konventionellen Erdgas nun 10%, 20% oder 50% Biogas zumische, würde das die Welt auch ein Stück verbessern, denn 100% Biogas wäre für viele Haushalte zu teuer. Besser ein paar Prozent als gar nichts. Als Protest haben einige Ökostrom-Aktionäre ihre Aktien zu einem großen Teil verkauft, wie man auf der heurigen HV hören konnte, wie man aber auch sehen konnte: Die Alm-Öhis wurden zur Minderheit, heuer waren schon mehr Anzugträger als Holzhackerhemdträger im Saal. Was sich ganz eindeutig auf das Stimmverhalten auswirkte: Alle Punkte wurden mit großer Mehrheit beschlossen, nur die offizielle Umschreibung der Satzung scheiterte knapp, da dafür eine Dreiviertelmehrheit benötigt wurde. Das Klatschen bei der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat war eher nicht angebracht, denn wenn immerhin jeder fünfte Aktionär dagegen stimmt, kann man darin keinen "Vertrauensbeweis" sehen. Im Vergleich zum Vorjahr war es heuer ruhig auf der nur 4 1/4 Stunden kurzen HV, die verbliebenen Aktionäre der ersten Generation verdauen gerade die Strategieanpassung und werden sie wohl hinnehmen. Wie Gesprächen nach der HV zu entnehmen war, versuchen sie, sich die neue Strategie schön zu reden. In der Hoffnung, mit der Beimischung wirklich die Welt ein bißerl zu verbessern. Immerhin wurde ein klares Ziel gesetzt: 2035 will man vom konventionellen Gas ganz weg sein. Dass man zuvor 2045 als Zielpunkt der 100%igen Dekarbonisierung gehabt habe, sei auch der Grund gewesen, warum die Ökostrom AG zuletzt im Ökoranking hinter großen konventionellen Stromanbietern gereiht worden sei, die sich einfach ein ambitionierteres Ziel gesetzt hatten, 2025 zum Beispiel, egal ob machbar oder nicht, der zur Schau gestellte Wille zählt. Nicht alles bei der Ökostrom AG hat sich geändert: Gesunde vegetarische Aufstriche gibt es nach wie vor. Es wird wohl Gewöhnungssache sein, aber noch bin ich nicht so weit, dass mir das Aufstrichbrötchen mit Kresse schmeckt, obwohl es so gesund aussieht.
Es gibt jetzt zumindest drei Produzenten von Windenergie in der näheren Umgebung, die man sich anschauen kann, wenn man die Welt oder zumindest die nähere Umgebung verbessern will, oder wenn man glaubt, dass Windenergie Zukunft hat: Neben der Ökostrom AG die WEB Windenergie AG und die Windkraft Simonsfeld AG. Die letzten beiden sind übrigens auch Aktionäre der Ökostrom AG. Alle drei sind (noch) nicht börsenotiert, man wird ins Aktienbuch eingetragen. Und alle drei haben gemeinsame Interessen, vor allem die Förderung der Windkraft und die Zurückdrängung der nicht erneuerbaren Energie und der Atomkraft. Gleich vorweg: Die Förderungen werden geringer, die Regierung kommt dem Wunsch der restlichen Wirtschaft nach Reduzierung der Bevorzugung von Windenergie und somit nach Reduzierung der Abgaben zur Förderung von Ökostrom nach, d.h. Windenergie wird sich bald auch ohne Förderungen rechnen müssen. Demnächst werde ich einiges von der HV am 14.6.18 berichten, manches ist durchaus von Allgemeininteresse. Die Vorfreude sei uns vergönnt: Die Ökostrom AG plant, an die Börse zu gehen, an den Dritten Markt. Ob die Aktie dann auch so brav nach oben geht wie derzeit, sei dahingestellt, ich halte es für durchaus möglich, dass es auch ordentliche Kurssprünge gibt, ich denke gerade nach, auf welchem Preisniveau ich mich auf die Lauer legen werde. Soviel noch: Die heurige Dividende von 3 Euro pro Aktie ist steuerfrei, da als Kapitalrückzahlung qualifiziert.
Börsepeople im Podcast S12/11: Patrick Kesselhut
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