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Wie viel geldpolitischer Falke darf im neuen Fed-Chef Jerome Powell stecken? (Robert Halver, Christoph Scherbaum)

Bild: © Aussender, Jerome H. Powell wird neuer FED-Chef, Fotoquelle: https://www.federalreserve.gov

Autor:
Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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02.02.2018, 8738 Zeichen

Auf der letzten Fed-Sitzung unter Vorsitz von Janet Yellen blieb der Notenbankzins unverändert. Verbesserte Konjunktur- und Inflationsaussichten legen aber eine weitere Leitzinsanhebung auf der nächsten Sitzung am 21. März nahe, die erstmalig vom neuen Fed-Präsidenten Jerome Powell geleitet wird. Überhaupt, wo steht Powell im geldpolitischen Spannungsfeld zwischen Taube und Falke? Die Beantwortung ist auch deshalb Aktien-brisant, da sich die Renditen von US-Staatspapieren nach rasantem Anstieg bereits auf Dreijahreshoch befinden und auch Ansteckungseffekte für deutsche Anleiherenditen unverkennbar sind. Wie viel Renditeverteuerung halten die Aktienmärkte und vor allem die weltweit überbordende Verschuldung aus?

Die Inflationsfrage

Grundsätzlich erwartet die US-Notenbank einen weiteren Inflationsanstieg in den kommenden 12 Monaten. Doch gleichzeitig relativiert sie diesen Preisdruck mit der Einschätzung, dass sich die Inflation mittelfristig um ihren bislang gültigen Zielwert von zwei Prozent – aktuell liegt sie bei 2,1 Prozent – stabilisiert. Mit dieser tendenziös entspannten Inflationsprognose will die Fed dem deutlichen Renditesteigerungstrend am US-Anleihemarkt das fundamentale Wasser abgraben.

In der Tat hilft der Fed dabei die Annahme zukünftig wieder fallender Ölpreise, die sich mildernd auf die Inflationserwartungen auswirken. Ein Preisdruck wie nach den zwei Ölpreisschocks von 1973 und 1979 ist auch angesichts einer US-Ölproduktion auf nahezu Rekordniveau nicht zu befürchten, die einen immer stärkeren Fracking-Anteil aufweist.

Natürlich hat eine grundsätzlich konjunkturfreundliche US-Notenbank kein Interesse an erschwerten Finanzierungsbedingungen. Denn die Bruttoanlageinvestitionen von US-Unternehmen haben nach der Erholung von ihrer Schwächephase 2016 zuletzt wieder an Schwung verloren.

Bubble Trouble

Auch ist sich die US-Notenbank bewusst, dass am Rentenmarkt die größte Anlageblase der Welt besteht. Eine unbedacht restriktive Geldpolitik hat das Potenzial, nicht nur in den USA, sondern weltweit Kurseinbrüche bei Zinspapieren auszulösen. Denn kein Investor schaut zu, wenn aus Buchgewinnen zügig -verluste werden. Dabei würden die Derivatemärkte, die auch schon dem Neuen Markt, der Immobilienblase und zuletzt den Kryptowährungen zusetzten, wie Brandbeschleuniger wirken. Angesichts einer Gesamtweltverschuldung von etwa 250 Billionen US-Dollar fände eine neue Schuldenkrise den idealen Nährboden.

Jerome Powell hat keine geldpolitische Power, dafür aber ein Blasenproblem

Angesichts der finanzwirtschaftlichen Sachzwänge wird der neue Fed-Chef Powell auf geldpolitische Kontinuität setzen (müssen). Sein Wechsel an die Spitze der Fed bietet sogar eine Gelegenheit, sich zugunsten von nachhaltigem Wachstumserhalt von bisherigen Paradigmen zu lösen. Für die Fed ist es beunruhigend, dass trotz üppiger Geldpolitik und weltkonjunktureller Beschleunigung die Inflation unterdrückt bleibt. Bei Auftreten eines „Schwarzen Schwans“ ist eine Re-Deflationierung nicht ausgeschlossen.

Unter der Ägide Powells könnte die US-Notenbank daher für einen längeren Zeitraum ein Überschießen der Inflation über zwei Prozent ohne adäquate geldpolitische Restriktion zulassen. Neben der Leitzinspolitik könnte die Fed ebenso ihr Tapering – also die Rückführung der Liquiditätsausstattung – an einer höheren Inflationstoleranz ausrichten. Damit schlüge die Fed zwei Fliegen mit einer Klappe. Einerseits kann sie mit ihrem bisherigen Zinserhöhungstrend zeigen, dass sie grundsätzlich handlungsfähig ist. Andererseits sorgt sie aber dafür, dass die realen Leitzinsen und Anleiherenditen insgesamt schwach bleiben und damit begrenzte Gefahren für das Finanzsystem und Aktien drohen.

Die Sache hat allerdings einen Haken. Eine immer noch zinsgünstige Refinanzierung lädt weiter zur munteren Aktienspekulation ein. Die Hausse bei den Wertpapierkrediten an der New York Stock Exchange – mit ca. 580 Mrd. US-Dollar liegen sie auf einem neuen Allzeithoch – nährt die Hausse am US-Aktienmarkt. Angesichts dieses Perpetuum Mobile hat der neue Fed-Chef ein Dilemma, er muss zwischen zwei unangenehmen Dingen wählen. Bei geldpolitischer Untätigkeit schürt er die weitere Überbewertung von US-Aktien. Wird er zu restriktiv, riskiert er nicht nur den Einbruch der Aktienmärkte, sondern auch die Stabilität von Weltkonjunktur und Finanzsystem. Im Zweifelsfall wird sich der ehemalige Investmentbanker Powell für das erste „Übel“ entscheiden.

„Fundamentalismus“ weiter auf dem Vormarsch

Laut Finanzdatenanbieter Bloomberg haben im Rahmen der Berichtsaison für das IV. Quartal 2017 ca. 87 Prozent der berichtenden Unternehmen aus dem S&P 500 gewinnseitig überrascht. Auch die Ausblicke sind angesichts einer robusten Weltkonjunktur, einem schwachen US-Dollar und der markanten US-Steuerreform aufgehellt.

Daher dürfte sich die bislang schon stabile Neuauftragslage in der US-Industrie weiter verbessern und 2018 eine noch dynamischere Gewinnsteigerung der US-Unternehmen auch oberhalb der Konsensschätzungen der Analysten von 16 Prozent erwarten lassen.

Dieser größer werdende Fundamentalismus stabilisiert den US-Aktienmarkt.

Marktstimmung – Konsolidierungen als reinigende Gewitter

Nach dem fulminanten Jahresstart der Aktienmärkte mehren sich Ängste vor einer Aktienkorrektur. Tatsächlich fördern Spekulationen über die zukünftige Ausrichtung der Geldpolitik mit möglichen Eintrübungen am Anleihemarkt eine erhöhte Schwankungsbreite an den Aktienmärkten. Aus ihrem „Dornröschenschlaf“ sind sie aufgewacht. Konsolidierungen sind jedoch prinzipiell als gesund zu betrachten.

Zurzeit ignorieren die Finanzmärkte die anhaltend schwachen Inflationsdaten auch in der Eurozone, die im Januar von 1,4 auf 1,3 Prozent gefallen sind und keine geldpolitischen Restriktionsängste auslösen. Wir haben es zwar nicht mit einem inflationslosen, aber immerhin -armen Wirtschaftsaufschwung zu tun, der keine Inflationsprämie nahelegt, die zu früher deutlich höheren Renditen führt.

Apropos Aufschwung, es stabilisieren sich auch die fundamentalen Zutaten für stabile Aktienkurse außerhalb der USA. In China zeigen sich die Einkaufsmanagerindices für das Verarbeitende und Dienstleistungsgewerbe robust und die Eurozone ist im Schlussquartal 2017 mit 2,7 Prozent zum Vorjahr solide gewachsen.

Von der robusten Weltwirtschaft profitieren neben konjunkturzyklischen Mittelstandswerten aus MDAX und SDAX vor allem deutsche Technologieaktien aus dem TecDAX, die zukunftsträchtige strukturelle Wachstumsbereiche der Digitalisierung abdecken und daher als Übernahmekandidaten gelten. So profitieren u.a. Werte aus den Bereichen Software, Zahlungsdienstleistungen und Halbleiter vom Trend zunehmender elektronischer Zahlungen über mobile Endgeräte und der grundsätzlichen Digitalisierung des Einzelhandels.

Charttechnik DAX – Langfristige Trendbestätigung, kurzfristiges Korrekturpotenzial

Charttechnisch stößt der DAX (WKN: 846900 / ISIN: DE0008469008) auf dem Weg nach oben auf erste Widerstände bei 13.063 und 13.152 Punkten. Weitere Hürden liegen schließlich bei 13.206 und 13.325. Darüber liegen die nächsten Barrieren bei 13.342, 13.431, 13.470, 13.518 und schließlich bei 13.526. Kommt es zu weiteren Gewinnmitnahmen, liegt eine erste Unterstützung an der psychologisch wichtigen Marke bei 13.000 Punkten. Wird diese unterschritten, ist mit Kursverlusten bis zur Unterstützung bei 12.951 rechnen.

Der Wochenausblick für die KW 6 – Deutsche Wirtschaft mit robustem Jahresstart

In den USA setzt sich die Konjunkturverstetigung gemäß ISM Index für den Dienstleistungssektor fort.

In der Eurozone signalisiert das vom Finanzdatenanbieter Sentix ermittelte robuste Investorenvertrauen in Verbindung mit verbesserten Konjunkturprognosen der EU-Kommission die Fortsetzung der Wirtschaftserholung.

In Deutschland untermauert der Dreiklang aus Industrieaufträgen, -produktion und Exportzahlen die robuste realwirtschaftliche Lage.

In China liefern der vom Finanznachrichtendienst Caixin veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor sowie Zahlen zu Im- und Exporten ein stabiles Konjunkturbild.

Ein Beitrag von Robert Halver.

Robert Halver ist Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Das Haus mit Sitz in Unterschleißheim bei München ist eine der führenden Investmentbanken in Deutschland und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Halver beschäftigt sich seit 1990 mit Wertpapieren und Anlagestrategien.

Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: http://www.bondboard.de/main/pages/index/p/128.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die CASMOS Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.


(02.02.2018)


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    Auf der letzten Fed-Sitzung unter Vorsitz von Janet Yellen blieb der Notenbankzins unverändert. Verbesserte Konjunktur- und Inflationsaussichten legen aber eine weitere Leitzinsanhebung auf der nächsten Sitzung am 21. März nahe, die erstmalig vom neuen Fed-Präsidenten Jerome Powell geleitet wird. Überhaupt, wo steht Powell im geldpolitischen Spannungsfeld zwischen Taube und Falke? Die Beantwortung ist auch deshalb Aktien-brisant, da sich die Renditen von US-Staatspapieren nach rasantem Anstieg bereits auf Dreijahreshoch befinden und auch Ansteckungseffekte für deutsche Anleiherenditen unverkennbar sind. Wie viel Renditeverteuerung halten die Aktienmärkte und vor allem die weltweit überbordende Verschuldung aus?

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    Grundsätzlich erwartet die US-Notenbank einen weiteren Inflationsanstieg in den kommenden 12 Monaten. Doch gleichzeitig relativiert sie diesen Preisdruck mit der Einschätzung, dass sich die Inflation mittelfristig um ihren bislang gültigen Zielwert von zwei Prozent – aktuell liegt sie bei 2,1 Prozent – stabilisiert. Mit dieser tendenziös entspannten Inflationsprognose will die Fed dem deutlichen Renditesteigerungstrend am US-Anleihemarkt das fundamentale Wasser abgraben.

    In der Tat hilft der Fed dabei die Annahme zukünftig wieder fallender Ölpreise, die sich mildernd auf die Inflationserwartungen auswirken. Ein Preisdruck wie nach den zwei Ölpreisschocks von 1973 und 1979 ist auch angesichts einer US-Ölproduktion auf nahezu Rekordniveau nicht zu befürchten, die einen immer stärkeren Fracking-Anteil aufweist.

    Natürlich hat eine grundsätzlich konjunkturfreundliche US-Notenbank kein Interesse an erschwerten Finanzierungsbedingungen. Denn die Bruttoanlageinvestitionen von US-Unternehmen haben nach der Erholung von ihrer Schwächephase 2016 zuletzt wieder an Schwung verloren.

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    Auch ist sich die US-Notenbank bewusst, dass am Rentenmarkt die größte Anlageblase der Welt besteht. Eine unbedacht restriktive Geldpolitik hat das Potenzial, nicht nur in den USA, sondern weltweit Kurseinbrüche bei Zinspapieren auszulösen. Denn kein Investor schaut zu, wenn aus Buchgewinnen zügig -verluste werden. Dabei würden die Derivatemärkte, die auch schon dem Neuen Markt, der Immobilienblase und zuletzt den Kryptowährungen zusetzten, wie Brandbeschleuniger wirken. Angesichts einer Gesamtweltverschuldung von etwa 250 Billionen US-Dollar fände eine neue Schuldenkrise den idealen Nährboden.

    Jerome Powell hat keine geldpolitische Power, dafür aber ein Blasenproblem

    Angesichts der finanzwirtschaftlichen Sachzwänge wird der neue Fed-Chef Powell auf geldpolitische Kontinuität setzen (müssen). Sein Wechsel an die Spitze der Fed bietet sogar eine Gelegenheit, sich zugunsten von nachhaltigem Wachstumserhalt von bisherigen Paradigmen zu lösen. Für die Fed ist es beunruhigend, dass trotz üppiger Geldpolitik und weltkonjunktureller Beschleunigung die Inflation unterdrückt bleibt. Bei Auftreten eines „Schwarzen Schwans“ ist eine Re-Deflationierung nicht ausgeschlossen.

    Unter der Ägide Powells könnte die US-Notenbank daher für einen längeren Zeitraum ein Überschießen der Inflation über zwei Prozent ohne adäquate geldpolitische Restriktion zulassen. Neben der Leitzinspolitik könnte die Fed ebenso ihr Tapering – also die Rückführung der Liquiditätsausstattung – an einer höheren Inflationstoleranz ausrichten. Damit schlüge die Fed zwei Fliegen mit einer Klappe. Einerseits kann sie mit ihrem bisherigen Zinserhöhungstrend zeigen, dass sie grundsätzlich handlungsfähig ist. Andererseits sorgt sie aber dafür, dass die realen Leitzinsen und Anleiherenditen insgesamt schwach bleiben und damit begrenzte Gefahren für das Finanzsystem und Aktien drohen.

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    Von der robusten Weltwirtschaft profitieren neben konjunkturzyklischen Mittelstandswerten aus MDAX und SDAX vor allem deutsche Technologieaktien aus dem TecDAX, die zukunftsträchtige strukturelle Wachstumsbereiche der Digitalisierung abdecken und daher als Übernahmekandidaten gelten. So profitieren u.a. Werte aus den Bereichen Software, Zahlungsdienstleistungen und Halbleiter vom Trend zunehmender elektronischer Zahlungen über mobile Endgeräte und der grundsätzlichen Digitalisierung des Einzelhandels.

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    Charttechnisch stößt der DAX (WKN: 846900 / ISIN: DE0008469008) auf dem Weg nach oben auf erste Widerstände bei 13.063 und 13.152 Punkten. Weitere Hürden liegen schließlich bei 13.206 und 13.325. Darüber liegen die nächsten Barrieren bei 13.342, 13.431, 13.470, 13.518 und schließlich bei 13.526. Kommt es zu weiteren Gewinnmitnahmen, liegt eine erste Unterstützung an der psychologisch wichtigen Marke bei 13.000 Punkten. Wird diese unterschritten, ist mit Kursverlusten bis zur Unterstützung bei 12.951 rechnen.

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    In Deutschland untermauert der Dreiklang aus Industrieaufträgen, -produktion und Exportzahlen die robuste realwirtschaftliche Lage.

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