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„Goldilocks“ – einfach perfekt! Oder doch nicht? (Gastautor, Christoph Scherbaum)

Autor:
Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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26.11.2017, 4957 Zeichen

Raiffeisen-Finanzexpertin Ingrid Szeiler erwartet in den kommenden Wochen eine schwächere Entwicklung an den Aktienmärkten.

„Goldilocks“ bezeichnet ein Umfeld für die Finanzmärkte, in dem es – tatsächlich oder vermeintlich – nur positive Einflüsse gibt. In den letzten Wochen und Monaten hat sich ein solches Szenario herauskristallisiert. Einerseits haben sich die Fundamentaldaten (das sind etwa Konjunkturindikatoren und die Entwicklung der Unternehmensgewinne) sehr positiv entwickelt und andererseits macht die Inflation keine Anstalten, signifikant zu steigen. Letzteres erlaubt es den Notenbanken, ihre außerordentlich lockere Geldpolitik fortzusetzen bzw. nur sehr langsam zurückzunehmen. Einfach perfekt. Folgerichtig eilen die Aktienmärkte von einem Hoch zum nächsten, wie Ingrid Szeiler, CIO der Raiffeisen KAG, in einem aktuellen Kapitalmarktkommentar schreibt.

Die Aufwärtsbewegung finde überdies bei sehr niedrigen Schwankungen statt. Die Volatilität der Aktienmärkte liege heutzutage etwa um 40 bis 60 Prozent niedriger als im Schnitt der letzten 15 Jahre. Der S&P 500 Index (WKN: A0AET0 / ISIN: US78378X1072) handele seit 342 Tagen ohne Fünf-Prozent-Korrektur, eine längere Phase habe es seit 1970 nur einmal in den 1990er Jahren gegeben. Und auch die erwartete Volatilität habe historische Tiefstände erreicht. Wo kein Risiko sei – sei es aus Sicht des fundamentalen Umfelds, sei es aus Sicht der Kursschwankungen – da müssten auch keine Risikoprämien sein. Dies sei schön abzulesen am Markt für Unternehmensanleihen, wo die „Spreadrallye“ (das sei die Abwärtsbewegung der Risikoaufschläge) zuletzt noch beschleunigt habe. Die Rendite für High Yield-Anleihen schlage dieser Tage auf die Zwei-Prozent-Marke auf, ein Niveau, das noch vor wenigen Jahren für Euro-Staatsanleihen bezahlt worden sei. Somit sehe man sich einem überhitzenden Markt gegenüber, an dem ein Rückschlag überfällig sei. Andererseits sei den weiter verbesserten Konjunktur- und Unternehmensdaten Rechnung zu tragen, heißt es weiter.

„Die Fundamentaldaten in den USA sind robust bzw. verbessern sich laufend und die Inflation ist niedrig, so dass die Notenbank nur langsam bremsen wird. Das wirkt wie Treibstoff für die US-Aktienmärkte. Wir erachten den wichtigen US-Aktienmarkt im historischen Vergleich inzwischen als sehr teuer bewertet. Die europäischen Aktienmärkte konnten nach einer Konsolidierungsphase in den Sommermonaten zuletzt wieder deutlich zulegen. Auch hier unterstützen sehr gute Konjunktur- und Unternehmensdaten sowie eine vorerst weiterhin expansive Notenbankpolitik die Entwicklung. Die Erwartungshaltung der Investoren hat sich diesem positiven Bild angepasst und spiegelt sich aktuell in einer sehr optimistischen Stimmung wider. Wir sehen daher kurzfristig das Potenzial für weitere positive Überraschungen begrenzt und erwarten in den kommenden Wochen eine schwächere Entwicklung an den Aktienmärkten. Die Wertentwicklung der Emerging Markets-Aktien wurde in den vergangenen Monaten nur durch den starken EUR-Wechselkurs gebremst. Alle anderen Komponenten zeigen zuletzt eine äußerst ansprechende Entwicklung. Damit sind auch die Bewertungen angestiegen, die aber nach wie vor auf soliden Niveaus sind und weiterhin durch gutes Gewinn-Momentum tief gehalten werden“, so Szeiler.

Trotz der allgemein guten Konjunkturdaten sei die Inflation in den USA nach wie vor niedrig. Für 2018 erwarte man lediglich einen leichten Anstieg auf 2,2 Prozent. Angesichts der guten Daten sei auch der erwartete Zinspfad überaus moderat. Bis Ende 2018 würden die Leitzinsen demgemäß in etwa bei zwei Prozent liegen. Auch die gute, fast sorglose Stimmung in Europa sei doch ein wenig überraschend. Die Beinahe-Eskalation der Situation zwischen den USA und Korea im Sommer sei völlig vergessen, die Maßnahmen der Separatisten zur Abspaltung in Katalonien hätten den Markt für europäische Staatsanleihen nur ganz kurz bewegt. Die Risikoaufschläge seien allerorts weiter rückläufig. Emerging Markets-Währungen seien weitgehend stabil, wodurch Investoren eine recht hohe Rendite von bis zu sechs Prozent verdienen können. Dies werde von der Investorenschaft durch kontinuierliche Zuflüsse in diese Assetklassen honoriert, heißt es weiter.

„Auch bei den Unternehmensanleihen sind die Risikoaufschläge weiter rückläufig, unabhängig von deren Bonität. Die Ausfallsraten sind historisch niedrig und alles scheint eitel Wonne. Doch sind diese Märkte schon teuer und das weitere Kurspotenzial daher eingeschränkt… Nach einem sehr schwachen ersten Halbjahr präsentierte sich auch der Energiesektor zuletzt deutlich stärker. Rückgänge bei den Lagerdaten in Kombination mit guten Nachfragedaten sorgen für einen Aufwärtstrend bei den Preisen. Wir erwarten, dass sich dieser Trend in den nächsten Monaten fortsetzt. Wir sind für die Entwicklung der Anlageklasse in den nächsten Monaten unverändert positiv gestimmt“, so Szeiler.

Autorin: Tomke Hansmann, Redakteurin bei GodmodeTrader.de

 


(26.11.2017)

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    Die Aufwärtsbewegung finde überdies bei sehr niedrigen Schwankungen statt. Die Volatilität der Aktienmärkte liege heutzutage etwa um 40 bis 60 Prozent niedriger als im Schnitt der letzten 15 Jahre. Der S&P 500 Index (WKN: A0AET0 / ISIN: US78378X1072) handele seit 342 Tagen ohne Fünf-Prozent-Korrektur, eine längere Phase habe es seit 1970 nur einmal in den 1990er Jahren gegeben. Und auch die erwartete Volatilität habe historische Tiefstände erreicht. Wo kein Risiko sei – sei es aus Sicht des fundamentalen Umfelds, sei es aus Sicht der Kursschwankungen – da müssten auch keine Risikoprämien sein. Dies sei schön abzulesen am Markt für Unternehmensanleihen, wo die „Spreadrallye“ (das sei die Abwärtsbewegung der Risikoaufschläge) zuletzt noch beschleunigt habe. Die Rendite für High Yield-Anleihen schlage dieser Tage auf die Zwei-Prozent-Marke auf, ein Niveau, das noch vor wenigen Jahren für Euro-Staatsanleihen bezahlt worden sei. Somit sehe man sich einem überhitzenden Markt gegenüber, an dem ein Rückschlag überfällig sei. Andererseits sei den weiter verbesserten Konjunktur- und Unternehmensdaten Rechnung zu tragen, heißt es weiter.

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