23.09.2017, 2933 Zeichen
Den Finanzexperten von BlackRock zufolge ist es falsch, die Bundestagswahl als unbedeutend für die Kapitalmärkte zu bezeichnen.
Die anstehende Bundestagswahl in Deutschland ist dem Vermögensverwalter BlackRock zufolge entscheidend für den Rahmen, innerhalb dessen zumindest in den nächsten vier Jahren das Wohl und Wehe auch für die Kapitalanlage entschieden wird. Daher „wäre es wohl verfehlt, die Bundestagswahl als unbedeutend für die Kapitalmärkte zu bezeichnen“, schreiben Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Osteuropa, sowie Kapitalmarktstratege Felix Herrmann in einem aktuellen Kommentar.
Angesichts der Erfahrungen aus der Vergangenheit und der einzelnen Parteipositionen hält BlackRock eine Fortsetzung der Großen Koalition für das Wahlergebnis mit der größten Wahrscheinlichkeit (50 Prozent), gefolgt von einem möglichen Bündnis aus Union und FDP (40 Prozent). Für die Dreierkombination aus Union, FDP und Grünen sieht der Vermögensverwalter nur eine kleine Restwahrscheinlichkeit von zehn Prozent. Je nachdem, welches dieser Szenarien tatsächlich eintrifft, erwartet BlackRock unterschiedliche Folgen für die Kapitalmärkte. Ausschläge seien allenfalls zu erwarten, wenn sich an der Regierungskoalition etwas ändere, heißt es weiter.
„So könnte etwa ein Wahlergebnis, welches ein Bündnis aus Union und FDP rechnerisch möglich macht, an den Aktienmärkten für Hoffnung sorgen, da die FDP als wirtschaftsfreundlich gilt, Steuersenkungen und Deregulierung aufgeschlossen gegenübersteht und somit Optimismus bezüglich höherer Unternehmensgewinne befördern könnte“, schreiben Lück und Herrmann. „Dagegen dürften die Anleihemärkte, insbesondere jene für südeuropäische Staatsanleihen, eine Regierungsbeteiligung der FDP mit Skepsis sehen, hatten sich doch führende FDP-Vertreter für eine sehr harte Auslegung des Fiskalpaktes und sogar ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone ausgesprochen. Die südeuropäischen Renditeaufschläge könnten somit ansteigen.“
Im Gegensatz dazu wäre eine Fortsetzung der jetzigen Koalition für die Märkte BlackRock zufolge wohl so unspektakulär, dass ein entsprechendes Ergebnis die Kurse kaum bewegen dürfte. Auch in den anderen Szenarien sollten die Reaktionen überschaubar sein. „Insgesamt dürften sowohl Aktien- als auch Anleihemärkte eventuelle Kurzfristreaktionen relativ schnell wieder korrigieren, da sich die FDP als Regierungspartei kaum mit allen Forderungen wird durchsetzen können, und zwar weder im positiven Sinne, also etwa mit dem Ruf nach Steuersenkungen für Unternehmen, noch negativ, zum Beispiel mit der Forderung nach einem Euro-Ausschluss Griechenlands“, so Lück und Herrmann.
Autorin: Tomke Hansmann, Redakteurin bei GodmodeTrader.de
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die CASMOS Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
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