21.09.2017, 3677 Zeichen
Privatanleger suchen häufig nach Vorbildern bei der Geldanlage. Warren Buffett ist sicherlich immer eine gute Wahl, aber es gibt auch andere interessante Vorbilder. Wir denken da etwa an den norwegischen Staatsfonds oder die Harvard-Stiftung. Ein Blick auf die Strategien.
Ölmilliarden fließen in einen Fonds. Der norwegische Staatsfonds hat eine globale Sonderrolle. Er wird grundsätzlich aus den Einnahmen der Ölförderung in der Nordsee gespeist und soll die langfristige Prosperität des Landes sichern. Inzwischen hat der norwegische Staatsfonds das magische Volumen von 1 Billion US-Dollar erreicht. Das Geld liegt in geschätzt 9.000 verschiedenen Unternehmen. Der Staatsfonds hält damit inzwischen 1,3 Prozent aller weltweit gehandelten Aktien.
Das Ziel des Fonds ist die Zukunftssicherung Norwegens. Dazu muss sowohl ein Kapitalstock aufgebaut (durch die Öleinnahmen), als auch Rendite erwirtschaftet werden, die wiederum direkt in den Staatshaushalt fließt. Dazu durfte der Staat bislang pro Jahr bis zu 4 Prozent des Vermögens entnehmen.
Das heißt, sobald die Rendite unter 4 Prozent fällt, geht es an die Substanz des Fonds. In Niedrigzinszeiten sind hohe Renditen also durchaus elementar. Um diesem Problem zu begegnen, wurde eine Erhöhung der Aktienquote von 60 auf 70 Prozent und eine Absenkung der Entnahmequote auf 3 Prozent beschlossen.
Anlegen wie Harvard. Ein zweites, sehr bekanntes Investment-Vorbild ist die Harvard-Stiftung. Private US-Universitäten finanzieren sich in der Regel durch gewaltige Stiftungen. Per Ende des Geschäftsjahres im Juni 2017 wies die Stiftung laut Jahresbericht ein Vermögen von 37,1 Mrd. US-Dollar aus. Die Rendite von 8,1 Prozent wurde indes als „enttäuschend“ bezeichnet. Was für Privatanleger perfekt wäre, ist für die verwöhnte Stiftung eher ein maues Ergebnis.
Im Gegensatz zum norwegischen Staatsfonds legt die Harvard-Stiftung, wie viele andere Universitäts-Stiftungen auch, in fast allen denkbaren Vermögensklassen an. Das heißt, das Risiko ist auch deutlich größer. Entscheidend für den Erfolg ist aber auch hier die breite Diversifikation und Fokusierung auf Aktien.
Interessant ist auch ein weiterer Ansatz: Um vom Wettbewerb der Köpfe zu profitieren, hat das noch neue Management des Fonds angeregt, kleinere Teams zu bilden, die gegenseitig in Konkurrenz stehen. Dazu werden nicht nur externe Verwalter genutzt, sondern auch Teams aus der Universität ausgegründet. Man darf gespannt sein, was Harvard noch liefern wird.
Was Privatanleger lernen sollten. Wichtigstes Regel: Die Anlagestrategie muss zum Anlageziel passen. Das heißt: Wer regelmäßig Auszahlungen benötigt, muss sich entsprechend orientieren und darf Aktien nicht in vollem Umfang besitzen, denn: Mit Aktien lässt sich keine regelmäßige Auszahlung aus einem Fondsvermögen ohne Schwankungen darstellen. Sind also im Alter kontinuierliche Zins- bzw. Dividendenzahlungen elementar, ändert sich die Strategie. Weg vom Vermögensaufbau, hin zum Vermögensverzehr.
Nichtsdestotrotz vergeht bis zum Vermögensverzehr in der Regel viel Zeit. Hohe Aktienquoten sind bei langfristigem Zeithorizont unverzichtbar. Anders funktioniert ein Vermögensaufbau in Zeiten von Niedrigzinsen nicht. Daher sollte sich Privatanleger von den kurzfristigen Risiken (Aktienmärkte schwanken nun mal) nicht in die Irre führen lassen.
In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage
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Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt
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