10.09.2017, 5567 Zeichen
Die Automobilindustrie und die Politik können nicht mit, aber auch nicht ohne einander auskommen. Woran liegt das?
Ich denke schon seit geraumer Zeit über das Dilemma der deutschen Automobilindustrie nach. Die deutschen Autobauer sind nach dem Bekanntwerden des Dieselskandals und der möglichen Kartellvorwürfe sehr in die Kritik geraten – das alles schlug sich natürlich auch an der Börse nieder. Die Aktien wurden auf Talfahrt geschickt. Doch sind die Kursabschläge gerechtfertigt und was haben die Autobauer seitens der Politik zu befürchten? Werden Zetsche, Krüger und Müller wirklich von Elon Musk und seinem Tesla (WKN: A1CX3T / ISIN: US88160R1014) abgehängt?
Als Politiker hatte man es in den letzten Wochen und Monaten nicht leicht, denn die Stimmen der Bevölkerung und auch der Opposition wurden lauter. Die Forderung lautet: „Wir wollen für den Betrug am Verbraucher und der Umwelt entschädigt werden!“ In Europa fühlen sich Geschädigte im Vergleich zu Betroffenen aus Amerika auf gut Deutsch verarscht, denn in den USA wurden vom Abgas-Skandal betroffene Fahrzeuge vom Hersteller teilweise zurückgekauft und in Deutschland nicht. Vor allem hierzulande scheinen Opfer „leer auszugehen“, denn die Politik scheint sich mit einem Softwareupdate zufriedenzugeben. Inwiefern das Softwareupdate Abhilfe verschafft, kann ich schlecht beurteilen, aber das tut auch gar nichts zur Sache.
Erst vor ein paar Tagen geriet Verkehrsminister Dobrindt aufgrund der angeblichen Nähe zur Automobilindustrie erneut in die Kritik. Der Vorwurf lautet: Dobrindt habe jede Distanz zur Industrie, insbesondere zur Automobilindustrie, verloren, denn der Verkehrsminister warb öffentlich für die Umtauschprämie der Autohersteller. Vor allem die Grünen haben den CSU-Politiker schon häufiger scharf kritisiert. Grüne fordern seit geraumer Zeit ein Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor und ab 2030 sollen ihrer Meinung nach Benziner und Diesel sogar komplett verboten werden.
Es heißt, man möchte in Zukunft „sauber“ fahren. Auch der SPD-Kanzlerkandidat Schulz fordert Quoten für Elektroautos. Doch sind Elektrofahrzeuge tatsächlich so sauber, wie es oft behauptet wird? Hier gehen die Meinungen stark auseinander. Doch einige Parteien scheinen sich den Wandel, „weg vom Verbrennungsmotor und hin zur alternativen Antriebsmöglichkeit“ sehr einfach zu machen. Nur wird dabei häufig verkannt, dass der für Batterien notwendige Rohstoffabbau Kinderarbeit im Kongo fördert und dass durch den Abbau an sich die Umwelt massiven Schaden nimmt.
Mit dem Thema der begrenzten Haltbarkeit und der Entsorgung der Lithium-Akkus möchte ich gar nicht erst anfangen. Zu allem Übel stammt der benötigte Strom für den Elektroflitzer teilweise aus Kohlekraftwerken – die eine Menge CO2 in die Luft blasen. Jedoch ist unbestritten, dass die Energiebilanz eines E-Autos in Betrieb besser ist, als die eines herkömmlichen KFZs, doch man sollte die Energiebilanz des gesamten Produktlebenszyklus betrachten und nicht nur einen Teilabschnitt. So viel zum Umweltaspekt.
Die Trendwende hinkt in zwei weiteren Punkten. Reden wir doch einmal über die Zahl der Beschäftigten. Das Ifo-Institut schätzt, dass alleine in Deutschland ungefähr 620.000 Arbeitsplätze vom Verbrennungsmotor abhängen. Das Elektroauto benötigt keinen Auspuff, Zahnräder, Getriebe etc. Wohin also mit den ganzen Beschäftigten? Im Gegensatz zum PKW mit Verbrennungsmotor verfügt das E-Auto über deutlich weniger Verschleiß- und Einzelteile und auch dessen Produktion erfordert deutlich weniger Personal, als die eines herkömmlichen Fahrzeugs.
Das Problem wird für die Politik auch durch den letzten Punkt nicht gerade kleiner, denn auf jeden Liter Benzin entfällt eine feste Energiesteuer von gut 65,96 Cent, bei Diesel sind es 47,43 Cent pro Liter. Darin enthalten ist die Ökosteuer, aber nicht die Mehrwertsteuer, die auf die Mineralölsteuer zusätzlich entfällt. Die durch das E-Auto wegfallenden Einnahmen würden demnach Löcher in die Staatskasse reißen. Deshalb könnte der Gesetzgeber diesen Verlust in Zukunft durch die Einführung einer äquivalenten Stromsteuer für Elektrofahrzeuge kompensieren.
Mein Fazit: Der Skandal hätte zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können, denn am 24. September ist Bundestagswahl. Die Bevölkerung wünscht sich, dass die Regierung endlich eine klare Stellung bezieht. Ob die regierende Politik nun Hand in Hand mit der Automobilindustrie geht, sei mal dahingestellt. Umweltschutz und das Ziel der Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlage aller Lebewesen ist immens wichtig, doch um welchen Preis?
Ich glaube die Regierung, egal welcher Partei, kann sich einen schnellen Wandel nicht leisten. Ein überhastetes Fahrverbot für Verbrennungsmotoren bzw. Dieselfahrzeuge halte ich für höchst unwahrscheinlich. Zudem habe ich die leise Vermutung, dass eine Vielzahl der Geschädigten ausschließlich auf eine Entschädigung seitens der Autobauer abzielt. Der entstandene Umweltschaden scheint für viele lediglich eine sekundäre Rolle zu spielen.
Selbst wenn es zu Milliarden-Entschädigungen käme, wäre der Imageschaden irreparabel. Zumal Strafen häufig mit Einsparungen einhergehen und Sie können sich sicher denken, woran Konzerne infolgedessen sparen würden. In meinen Augen ist die Automobilindustrie gestraft genug, denn der Verbraucher steht nun in der Verantwortung, mit dem entstandenen Vertrauensverlust umzugehen. Es obliegt dem Konsumenten, ob er erneut ein Auto betroffener Hersteller kauft oder nicht und falls nicht, wäre dies die Höchststrafe für den Fahrzeugbauer.
Autor: Frederik Geiger, Technischer Analyst bei GodmodeTrader.de.
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