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Mensch vs. Maschine: Vermögensverwaltung der Zukunft (Teil 2) (Christoph Scherbaum)

Bild: © www.shutterstock.com, Wettkampf, Boxkampf, Cage Fight, Kampf, Ehab Othman / Shutterstock.com , Ehab Othman / Shutterstock.com

Autor:
Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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19.08.2017, 10974 Zeichen

Es klingt nach Science-Fiction, ist aber Realität. Investoren können sich von Computer-Algorithmen Möglichkeiten der Kapitalanlage vorschlagen lassen. Hat der Berater aus Fleisch und Blut künftig ausgedient? In einer dreiteiligen Serie wollen wir von der Börsenblogger-Redaktion dieser Frage nachgehen. Nachdem gestern der erste Teil erschienen ist, folgt heute Teil zwei. Morgen wird der dritte und letzte Teil der Serie veröffentlicht.

Die Kunde-Bank-Beziehung. „Das Kundenverhalten hängt sehr von der Komplexität des Bankproduktes ab. Bei einfachen und alltäglichen Finanzthemen agieren Bankkunden zunehmend selbstständig. So schließen 44 Prozent ihre Girokonten mittlerweile online ab“, sagt Philip Laucks, Chief Digital Officer der Postbank. „Bei komplexen Produkten mit hohem Erklärungsbedarf haben wir dagegen ein ganz anderes Bild. Hier informieren sich die Kunden zwar im Vorfeld sehr genau im Internet, Apps und Co. können die persönliche Beratung aber nicht ersetzen. Hier zeigt sich, dass die Kunde-Bank-Beziehung, bei allen technischen Möglichkeiten, immer auch auf Vertrauen basiert. Aus Kundensicht bleibt die Verbindung aus einem leistungsfähigen Online-Auftritt mit einem persönlichen Berater vor Ort der perfekte Mix.“

Spannend ist auch, dass insbesondere bei langfristigen Entscheidungen mit großer finanzieller Tragweite, wie dem Abschluss einer Baufinanzierung oder eines Bausparvertrages, die Kunden nach wie vor das Bedürfnis nach einem ergänzenden persönlichen Beratungsgespräch verspüren. Internet? Schon, aber nur zum vorab informieren. So machen es beispielsweise 82 Prozent der Bausparer, die dann ihren Vertrag aber letztlich persönlich abschließen.

Dabei wandelt sich oftmals der Ablauf des Beratungsgespräches. Denn die intensive Online-Recherche führt zu „smarten“ Kunden, die sehr gut informiert sind und oftmals die vorab im Netz recherchierten Vergleichsangebote mitbringen. So wird beispielsweise vor dem Abschluss eines Bausparvertrages oder eines Hypothekendarlehens durchschnittlich an 13 Tagen im Internet recherchiert, bei einem Ratenkredit an insgesamt elf Tagen.

Der Trend, für Bankgeschäfte als Erstes
ins Internet zu gehen, ist ungebrochen hoch

Die Customer Journey. „Durch die Vielzahl der Informationsquellen im Netz und die immense Zunahme an internetfähigen Endgeräten wird die sogenannte Customer Journey, also der Weg des Kunden zum Produkt, immer umfangreicher“, so Thomas Grosse, Industry Leader Banking von Google Deutschland. „Im Durchschnitt hat ein Kunde vor dem Abschluss eines Bankproduktes elf Online-Kontaktpunkte. Im Vergleich zu anderen Branchen ist der Recherche-Aufwand für Finanzdienstleistungen damit sehr hoch und bedeutet für die Institute ebenso hohe Anforderungen an ihre digitalen Maßnahmen. Denn die Customer Journey sollte über alle Medien- und Endgeräte hinweg bestmöglich vom Nutzer erlebbar sein.“

Bei den verwendeten Endgeräten kommt laut der Studie dem Smartphone als ständigem Begleiter des Menschen eine besondere Bedeutung zu. An 16 von insgesamt 17 Tagen informieren sich die Kunden, die sowohl per Desktop-Computer als auch per Smartphone nach Bankprodukten recherchieren, mithilfe ihres Handys. Die Desktop-Recherche solcher Kunden kommt nur auf Rang zwei, ist aber im Vergleich deutlich ausführlicher in Bezug auf die Dauer und Anzahl der besuchten Seiten.

Infografik: Die USA sind führend bei Robo-Advisors | Statista Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Den Unterschied machen. „Der Trend, für Bankgeschäfte als Erstes ins Internet zu gehen, ist ungebrochen hoch“, ergänzt Laucks. „Dabei verändern sich Kundenwünsche immer schneller und damit auch das Kundenverhalten. Als Bank müssen wir den Mut haben, diese Veränderungen aktiv zu gestalten und unsere Angebote noch individueller auf den Kunden zuzuschneiden. Nur so kann aus dem Zusammenspiel von klassischem Banking und den innovativen digitalen Möglichkeiten ein Erfolgsmodell werden – für Kunden und Banken gleichermaßen. Zukünftig wird das gefühlte Kundenerlebnis den Unterschied machen, ob sich dieser bei seiner Bank richtig aufgehoben fühlt.“ Ein Fazit, dem wir uns als Redaktion ohne wenn und aber anschließen. 

Und eben diesen Trend – für Bankgeschäfte als Erstes ins Internet zu gehen – nutzen seit Jahren viele Banken. Die Performance für den Anleger ist auf den ersten Blick gut, wie das Broker-Testportal brokervergleich.de jüngst ermittelt hat.

Das Portal startete dafür im Mai 2015 einen Echtgeldtest. Investiert wurde den Angaben zufolge in das Portfolio, das wiederum nach den Aussagen der jeweiligen Robo-Advice-Anbieter für die meisten Anleger die beste Anlagelösung ist. Es handelte sich dabei um ein ausgewogenes Portfolio, das neben Aktien einen in der Regel gleichwertigen Anteil Anleihen enthielt. Im Mai 2016 wurde dieser Test nach zwölf Monaten in eine neue Betrachtungsphase gestartet.

Der Echtgeld-Test. Es kamen weitere Anbieter dazu. Der Test wurde Ende Januar 2017 beendet. Das Ergebnis war solide. Die beiden besten Anbieter schafften von Mai 2016 bis Ende Januar 2017 eine Performance von mehr als 9 Prozent. Die übrigen zwischen 8 und 4,1 Prozent. Wenn man nun aber im Hinterkopf hat, dass zur gleichen Zeit die Aktienmärkte haussierten und der deutsche DAX in den selben neun Monaten ein Plus von über 14 Prozent verbuchte, erscheint die Performance des jeweiligen Anlagen-Roboters wieder in einem anderen Licht…

Egal wie Robo-Advice-Anbieter derzeit (out)performen, das Potenzial der Branche scheint riesig zu sein. FinTechs, also Unternehmen der Finanztechnologie (verkürzt FinTech) sind en Vogue. Der Branche wird einer aktuellen Studie des Bundesministeriums der Finanzen ein gewaltiges Potenzial attestiert. In dieser wurden FinTech-Unternehmen der Bereiche Internetportale für Crowdlending und Crowdinvesting aber auch Social Trading und Robo-Advice untersucht.

Das Gesamtmarktvolumen der in Deutschland tätigen FinTech-Unternehmen betrug 2015 in den Segmenten Finanzierung und Vermögensmanagement 2,2 Mrd. Euro. Dabei wurde Vermögen von über 360 Mio. Euro durch Social-Trading- Plattformen und Robo-Advice-Anbieter verwaltet. Mit mehr als einer Verzehnfachung des Marktvolumens verzeichnete vor allem Robo-Advice die größte durchschnittliche jährliche Wachstumsrate. Die Studie geht im Basisszenario von einem Anstieg des FinTech-Gesamtmarktvolumens auf 58 Mrd. Euro im Jahr 2020 und auf rund 97 Mrd. Euro im Jahr 2025 aus. Im Jahr 2035 könnte der Markt im Basisszenario sogar ein Volumen von bis zu 148 Mrd. Euro erreichen.

Weiterer Volumen-Sprung. Speziell für die deutsche Robo-Advice-Branche schätzen Experten für 2020 ein Volumen von 20 bis 30 Mrd. Euro, während im gleichen Jahr mit einem global verwalteten Vermögen von ca. 500 Mrd. US-Dollar gerechnet wird – von denen aber wohl 50 Prozent allein in Nordamerika verwaltet sein werden. Nicht zu leugnen ist daher, dass Robo-Advice in den kommenden Jahrzehnten einen weiteren Riesensprung machen dürfte – zumal innerhalb Europas der deutsche FinTech-Markt nach Großbritannien auf dem zweiten Platz liegt.

Hat also bei diesem riesigen Marktpotenzial die bisherige klassische Anlageberatung künftig ausgedient? Schließlich bietet Robo-Advice den Banken nun eine Möglichkeit, Depots mit geringerem Anlagevolumen effizient zu managen. Und angesichts der seit der Finanzkrise 2008 verschärften regulatorischen Anforderungen und des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes suchen die Banken auch nach Möglichkeiten, ihre Beratung kostengünstig und rentabel zu gestalten. Die Antwort lautet aus unserer Sicht erst einmal „nein“.

Das Demografie-Argument. In der langfristigen Vermögensplanung sei ein kompetenter Finanzberater unersetzlich, schrieb dazu schon vor Jahren Gerald Braunberger von der FAZ und ging noch einen Schritt weiter: „… wenn die langfristige Vermögensplanung über Jahrzehnte ins Spiel kommt, die Frage nach einer optimalen Versorgung mit Versicherungen eine Rolle spielt oder Entscheidungen über den Erwerb von Wohneigentum getroffen werden müssen, kann zumindest auf eine absehbare Zeit kein Computer einen kompetenten Finanzberater ersetzen.“

Auf der anderen Seite wird in allen Studien das prognostizierte Wachstum von Robo-Advice stets mit der demographischen Entwicklung begründet. Die internetaffine Kernzielgruppe der über 35-jährigen fange erst an, Vermögen aufzubauen, heißt es. Aber das große Geld hat die Altersgruppe 50+ und die wiederum scheint von Finanzangeboten im Internet und Investitionsentscheidungen von einer Maschine eher nicht begeistert zu sein.

FAZIT. Robo-Advice ist definitv ein (wichtiger) Bestandteil der Digitalisierung in unserer (Finanz)Welt geworden. Da aber die Technologie stark von der Qualität der Software abhängt, beschränken sich die meisten Robo-Advice-Anbieter bisher oft nur auf ETF-Produkte. Für manchen Kunden könnte das auf lange Sicht nicht interessant genug sein. Auf der anderen Seite:

Die Deutschen sind Fans ihrer
Sparbücher und Lebensversicherungen

Wenn mehr Anlagevorschläge per Robo-Advice dem Kunden angedient werden, müssten Aspekte bezüglich der Haftung und des Verbraucherschutzes neu überdacht werden. Denn derzeit kommen meisten Robo-Advice-Anbieter aus dem Nichtbanken-Sektor und agieren nur als Anlagevermittler. So unterstehen diese nicht der Bankenaufsicht. Die regulatorischen Anforderungen an die Anbieter dürften bei einer vielfältigeren Produktpalette deutlich steigen. Ebenso sollte eine Tatsache nicht vergessen werden:

Die Sache mit den Krisenzeiten. Die Deutschen sind Fans ihrer Sparbücher und Lebensversicherungen. Eben die klassischen Anlageformen, auch wenn diese nachweislich keine Rendite bringen. Das wäre durchaus eine Chance für Robo-Advice – schließlich könnte sich jeder per Computer ganz unverbindlich gemäß der eigenen Risikobereitschaft schnell rentablere Anlagemöglichkeiten suchen lassen. Das Prinzip könnte in allen Altersgruppen greifen. Vor allem in guten Börsenphasen. Was aber passiert, wenn es dann mal nicht an der Börse läuft? Was macht ein verunsicherter Anleger in Krisenzeiten wie 2008? Er wird wohl künftig auch weiterhin das Gespräch suchen wollen. Wenn möglich mit einem persönlichen Berater aus Fleisch und Blut – und nicht mit irgendwelchen Algorithmen.

Für eine Gruppe von Investoren – und genau hier liegt die große Chance für Robo Advice – ist die Anlageberatung per Internet eine charmante Lösung, um Zugang zu einer kostengünstigen und auch verständlichen Anlageberatung zu bekommen. Das Gros der Kleinanleger, die mit maximal 10.000 Euro aktiv werden, den Vermögensaufbau damit starten wollen und das alles ohne sich in die vermeintliche komplizierte Anlagematerie einarbeiten zu müssen. Kunden von etablierten und alten Privatbanken der Kategorie Metzler werden wohl weiterhin das persönliche Gespräch mit ihrem langjährigen Vermögensverwalter suchen. Allem digitalen Fortschritt zum Trotz…

Dieser Beitrag ist ein Stück aus marktEINBLICKE – dem Quartals-Magazin der Börsenblogger-Redaktion für Geldanlage und Lebensart. Erhältlich am Kiosk, als Online-Ausgabe oder im Abo. www.markteinblicke.de

 

 


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    Spannend ist auch, dass insbesondere bei langfristigen Entscheidungen mit großer finanzieller Tragweite, wie dem Abschluss einer Baufinanzierung oder eines Bausparvertrages, die Kunden nach wie vor das Bedürfnis nach einem ergänzenden persönlichen Beratungsgespräch verspüren. Internet? Schon, aber nur zum vorab informieren. So machen es beispielsweise 82 Prozent der Bausparer, die dann ihren Vertrag aber letztlich persönlich abschließen.

    Dabei wandelt sich oftmals der Ablauf des Beratungsgespräches. Denn die intensive Online-Recherche führt zu „smarten“ Kunden, die sehr gut informiert sind und oftmals die vorab im Netz recherchierten Vergleichsangebote mitbringen. So wird beispielsweise vor dem Abschluss eines Bausparvertrages oder eines Hypothekendarlehens durchschnittlich an 13 Tagen im Internet recherchiert, bei einem Ratenkredit an insgesamt elf Tagen.

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    Bei den verwendeten Endgeräten kommt laut der Studie dem Smartphone als ständigem Begleiter des Menschen eine besondere Bedeutung zu. An 16 von insgesamt 17 Tagen informieren sich die Kunden, die sowohl per Desktop-Computer als auch per Smartphone nach Bankprodukten recherchieren, mithilfe ihres Handys. Die Desktop-Recherche solcher Kunden kommt nur auf Rang zwei, ist aber im Vergleich deutlich ausführlicher in Bezug auf die Dauer und Anzahl der besuchten Seiten.

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    Den Unterschied machen. „Der Trend, für Bankgeschäfte als Erstes ins Internet zu gehen, ist ungebrochen hoch“, ergänzt Laucks. „Dabei verändern sich Kundenwünsche immer schneller und damit auch das Kundenverhalten. Als Bank müssen wir den Mut haben, diese Veränderungen aktiv zu gestalten und unsere Angebote noch individueller auf den Kunden zuzuschneiden. Nur so kann aus dem Zusammenspiel von klassischem Banking und den innovativen digitalen Möglichkeiten ein Erfolgsmodell werden – für Kunden und Banken gleichermaßen. Zukünftig wird das gefühlte Kundenerlebnis den Unterschied machen, ob sich dieser bei seiner Bank richtig aufgehoben fühlt.“ Ein Fazit, dem wir uns als Redaktion ohne wenn und aber anschließen. 

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    Der Echtgeld-Test. Es kamen weitere Anbieter dazu. Der Test wurde Ende Januar 2017 beendet. Das Ergebnis war solide. Die beiden besten Anbieter schafften von Mai 2016 bis Ende Januar 2017 eine Performance von mehr als 9 Prozent. Die übrigen zwischen 8 und 4,1 Prozent. Wenn man nun aber im Hinterkopf hat, dass zur gleichen Zeit die Aktienmärkte haussierten und der deutsche DAX in den selben neun Monaten ein Plus von über 14 Prozent verbuchte, erscheint die Performance des jeweiligen Anlagen-Roboters wieder in einem anderen Licht…

    Egal wie Robo-Advice-Anbieter derzeit (out)performen, das Potenzial der Branche scheint riesig zu sein. FinTechs, also Unternehmen der Finanztechnologie (verkürzt FinTech) sind en Vogue. Der Branche wird einer aktuellen Studie des Bundesministeriums der Finanzen ein gewaltiges Potenzial attestiert. In dieser wurden FinTech-Unternehmen der Bereiche Internetportale für Crowdlending und Crowdinvesting aber auch Social Trading und Robo-Advice untersucht.

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    Weiterer Volumen-Sprung. Speziell für die deutsche Robo-Advice-Branche schätzen Experten für 2020 ein Volumen von 20 bis 30 Mrd. Euro, während im gleichen Jahr mit einem global verwalteten Vermögen von ca. 500 Mrd. US-Dollar gerechnet wird – von denen aber wohl 50 Prozent allein in Nordamerika verwaltet sein werden. Nicht zu leugnen ist daher, dass Robo-Advice in den kommenden Jahrzehnten einen weiteren Riesensprung machen dürfte – zumal innerhalb Europas der deutsche FinTech-Markt nach Großbritannien auf dem zweiten Platz liegt.

    Hat also bei diesem riesigen Marktpotenzial die bisherige klassische Anlageberatung künftig ausgedient? Schließlich bietet Robo-Advice den Banken nun eine Möglichkeit, Depots mit geringerem Anlagevolumen effizient zu managen. Und angesichts der seit der Finanzkrise 2008 verschärften regulatorischen Anforderungen und des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes suchen die Banken auch nach Möglichkeiten, ihre Beratung kostengünstig und rentabel zu gestalten. Die Antwort lautet aus unserer Sicht erst einmal „nein“.

    Das Demografie-Argument. In der langfristigen Vermögensplanung sei ein kompetenter Finanzberater unersetzlich, schrieb dazu schon vor Jahren Gerald Braunberger von der FAZ und ging noch einen Schritt weiter: „… wenn die langfristige Vermögensplanung über Jahrzehnte ins Spiel kommt, die Frage nach einer optimalen Versorgung mit Versicherungen eine Rolle spielt oder Entscheidungen über den Erwerb von Wohneigentum getroffen werden müssen, kann zumindest auf eine absehbare Zeit kein Computer einen kompetenten Finanzberater ersetzen.“

    Auf der anderen Seite wird in allen Studien das prognostizierte Wachstum von Robo-Advice stets mit der demographischen Entwicklung begründet. Die internetaffine Kernzielgruppe der über 35-jährigen fange erst an, Vermögen aufzubauen, heißt es. Aber das große Geld hat die Altersgruppe 50+ und die wiederum scheint von Finanzangeboten im Internet und Investitionsentscheidungen von einer Maschine eher nicht begeistert zu sein.

    FAZIT. Robo-Advice ist definitv ein (wichtiger) Bestandteil der Digitalisierung in unserer (Finanz)Welt geworden. Da aber die Technologie stark von der Qualität der Software abhängt, beschränken sich die meisten Robo-Advice-Anbieter bisher oft nur auf ETF-Produkte. Für manchen Kunden könnte das auf lange Sicht nicht interessant genug sein. Auf der anderen Seite:

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    Die Sache mit den Krisenzeiten. Die Deutschen sind Fans ihrer Sparbücher und Lebensversicherungen. Eben die klassischen Anlageformen, auch wenn diese nachweislich keine Rendite bringen. Das wäre durchaus eine Chance für Robo-Advice – schließlich könnte sich jeder per Computer ganz unverbindlich gemäß der eigenen Risikobereitschaft schnell rentablere Anlagemöglichkeiten suchen lassen. Das Prinzip könnte in allen Altersgruppen greifen. Vor allem in guten Börsenphasen. Was aber passiert, wenn es dann mal nicht an der Börse läuft? Was macht ein verunsicherter Anleger in Krisenzeiten wie 2008? Er wird wohl künftig auch weiterhin das Gespräch suchen wollen. Wenn möglich mit einem persönlichen Berater aus Fleisch und Blut – und nicht mit irgendwelchen Algorithmen.

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