04.04.2017, 3358 Zeichen
Deutsche (aber auch Anleger im benachbarten Ausland) sehen sich zunehmend einem neuen Phänomen ausgesetzt: Shortselling-Attacken. Das Muster ist immer gleich. Dennoch sollten sich Anleger davon nicht ins Bockshorn jagen lassen und in solchen Momenten kühl agieren.
Das Phänomen Shortselling-Attacke verläuft immer gleich: Zuerst decken sich die Angreifer mit großen Short-Positionen auf Unternehmen aus der zweiten Reihe ein. Dann wird eine extrem kritische Analystenstudie veröffentlicht, die sämtliche Register (bis hin zu Kursziel: 0 Euro) zieht. Der daraufhin folgende Kurseinbruch wird zum großen Reibach machen genutzt. Anschließend verschwinden alle Beteiligten von der Bildfläche und es bleiben verärgerte Altaktionäre zurück.
So letzte Woche wieder einmal geschehen. Dieses mal traf es die Beteiligungsgesellschaft Aurelius (WKN: A0JK2A / ISIN: DE000A0JK2A8). Bis vergangene Woche dürften nur wenige Anleger in Deutschland den Namen Aurelius auf dem Schirm gehabt haben. Es handelte sich bis dahin um einen gut laufenden Nebenwert, aber nicht mehr. In diese Ruhe hinein stieß Gotham Research mit einem vernichtenden Bericht. Aurelius dazu: „In seiner Analyse macht Gotham fundamentale intellektuelle Fehler: es vergleicht Äpfel mit Birnen, verwechselt Zeitangaben und verwendet unvollständige Analysen. Damit kommt es zu Schlussfolgerungen, die ausnahmslos falsch sind.“ Dennoch brach der Kurs der Aurelius-Aktie ein:
Am Ende hatte die Aktie mal so eben fast die Hälfte an Wert verloren. Das Misstrauen war also auf nahrhaften Boden gefallen. Aurelius ist da in bester Gesellschaft. Schließlich gibt es an der Börse immer wieder toll laufende Aktien, deren Performance nicht sofort erklärbar ist. Zudem sind nicht alle Geschäftsmodelle bis ins letzte Detail transparent, so dass Raum für Interpretationen bleibt. Dabei suggerieren die Angreifer immer, dass der (Kurs-)Erfolg des Angriffsziels völlig an den Haaren herbeigezogen war und es nie mit rechten Dingen zuging.
Das war so bei Wirecard , bei Ströer und nun auch bei Aurelius. Panische Anleger verkauften ihre Aktien. Die Shortseller machten ihr Geld und Deutschland hatte einen Shortseller-Skandal mehr. In allen Fällen konnten die Unternehmen zwar sämtliche Vorwürfe widerlegen, aber das dauerte. Unternehmenskommunikation hat nun mal das Problem, dass es in einer Krisensituation nie so schnell und so nachhaltig wirken kann, wie die Meldungen des Angreifers.
Was also tun, wenn die Shortattacke einen selbst betrifft? Sollte es einmal um ein eigenes Investment geht, gilt es Ruhe bewahren und warten bis sich der Rauch verzogen hat. Auf keinen Fall panisch verkaufen. In den genannten Fällen war dies die einzig richtige Taktik.
Wer an der Seitenlinie steht, kann sich wiederum überlegen in der größten Zuspitzung der Krise zuzuschlagen und eine Position aufzubauen. Im Fall von Aurelius hätte man bereits wenige Tage später rund 20 Prozent Gewinn einfahren können – und das ohne eigene Shortspekulation.
In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage
Ihre dieboersenblogger.de-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt
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Aurelius
Uhrzeit: 07:24:12
Veränderung zu letztem SK: -0.59%
Letzter SK: 13.60 ( -0.29%)
Ströer
Uhrzeit: 07:24:13
Veränderung zu letztem SK: 0.24%
Letzter SK: 63.00 ( 0.56%)
Wirecard
Uhrzeit: 20:55:09
Veränderung zu letztem SK: 207.89%
Letzter SK: 0.02 ( 0.00%)
Bildnachweis
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