23.01.2017, 5844 Zeichen
Es dürfte die bislang größte Pleite für den hippen Startup-Standort Berlin sein: Der auf Kunst, Schmuck, Antiquitäten und Oldtimer spezialisierte Online-Versteigerer Auctionata hat am Montag Insolvenz angemeldet. Wenn die nun angestrebte Rekapitalisierung nicht bald gelingt, sind rund 80 Mio. Euro einfach verpufft. Diese Summe hatte das 2012 gegründete Auktionshaus bei internationalen Investoren eingesammelt – neben einigen Protagonisten der Kunst-Szene vor allem Beteiligungsfirmen wie Holtzbrinck Ventures, Earlybird, e.ventures oder auch die börsennotierte German Startups Group, die gerade mit vier Gewinnwarnungen in vier Wochen einen denkwürdigen Rekord aufgestellt hat.
Rocket-Debakel sorgt für rote Zahlen
Nicht bei Auctionata engagiert ist dagegen Rocket Internet . Aber die Startup-Fabrik der drei Samwer-Brüder hat ja auch so schon genug Probleme. Das Portfolio blutet Geld und weil einerseits Bewertungsluft abgelassen werden musste, während andererseits keine lukrativen Exits mehr gelungen sind, wurden allein in den ersten sechs Monaten des letzten Jahres rund 580 Mio. Euro Verlust angehäuft. Kein Wunder also, dass für die vor gut zwei Jahren zu 42,50 Euro an die Börse gekommene Aktie aktuell nicht einmal mehr 20,00 Euro bezahlt werden.
Darunter leidet auch United Internet . Der ansonsten grundsolide Firmengründer und Vorstandschef Ralph Dommermuth hat im Sommer 2014 gleich 435 Mio. Euro – mehr als ein Zehntel der damaligen Bilanzsumme – ins windige Rocket-Reich gepustet und musste auf den 8,3%-igen Anteil nun so drastische Wertberichtigungen vornehmen, dass der TecDAX -Konzern sogar in die roten Zahlen gerutscht ist. Rund 50 Mio. Euro Miese standen im ersten Halbjahr unter dem Strich, der erste Sechs-Monats-Verlust seit dem Krisenjahr 2008.
Strato-Kauf löst die Wachstumsbremse
Dass die Aktie derzeit trotz guter Börsenstimmung rund 25% unter ihrem Hoch von Ende 2015 notiert, liegt allerdings nicht nur an der Startup-Fehlzündung. Denn mit EBITDA-Margen von über 20% ist das Stammgeschäft rund um Internet-Zugänge, Web-Hosting und E-Mail-Dienste zwar weiterhin hochprofitabel, aber das zweistellige Umsatzwachstum der Jahre 2010-15 gehört wohl der Vergangenheit an: 2016 dürften die Erlöse nur um 6-7% zugelegt und damit die Marke von vier Mrd. Euro knapp verfehlt haben.
Irgendwann stellen sich halt auch im Web-Business gewisse Sättigungseffekte ein, so dass signifikantes Wachstum nur noch über Akquisitionen darstellbar ist. Erfreulich deshalb, dass United Internet nun von der Deutschen Telekom den Web-Hoster Strato übernimmt. Zugegeben, mit 600 Mio. Euro ist die Transaktion noch größer als das missglückte Rocket-Engagement. Doch Strato ist eben keine Mischung aus Luftschloss und Black Box, sondern ein etabliertes Unternehmen mit zwei Millionen Kundenverträgen und einer starken Marke, die das Portfolio von United Internet (1&1, GMX, Web.de) perfekt ergänzt.
Dividende sollte wenigstens stabil bleiben
Die Synergieeffekte, die bei jeder Fusion beschworen werden, sollten hier also tatsächlich dafür sorgen, dass die Gewinne mittelfristig stärker steigen als die Umsätze. Das würde natürlich auch auf die Dividendenpolitik ausstrahlen, zumal United Internet schon jetzt zu den Top-Zahlern im TecDAX gehört. Zwar ist der Web-Riese aus Montabaur rein formell kein DividendenAdel, nachdem die Aktionäre im Krisenjahr 2009 auf Nulldiät gesetzt worden waren. Dass die seinerzeit ausgefallene Dividende ein Jahr später als Bonus nachgezahlt wurde, ist jedoch ebenfalls ein Indiz für besondere Ausschüttungsqualität – genau wie die für eine Technologieforma angemessene Payout-Quote von einem Drittel und die komfortabel im zweistellige Prozentbereich angesiedelte Dividendendynamik.
Ob die Ausschüttung 2016 zum vierten Mal in Folge steigt, lässt sich derweil nicht seriös abschätzen. Die Analysten der Banken erwarten zwar eine Anhebung von 0,70 auf 0,80 Euro je Aktie, was United Internet auch problemlos schultern könnte. Gerade im Hinblick auf weitere Akquisitionen könnte Ralph Dommermuth aber auch geneigt sein, etwas mehr Geld in der Firma zu behalten und die Ausschüttung auf dem Vorjahresniveau zu belassen. Nur eine Kürzung halten wir für sehr unwahrscheinlich, so dass bei Kursen um 38,50 Euro zunächst eine Dividendenrendite zwischen 1,8% und 2,11% zu erwarten ist.
Valide Chance auf doppelte Rendite
Gemessen an den 4-6%, mit denen andere TecDAX-Aktien locken, erscheint das ziemlich mager. Doch während Rendite-Renner wie Telefonica Deutschland, Freenet oder Drillisch hohe Ausschüttungsquoten bei niedrigem Wachstum zeigen, ist die Situation bei United Internet genau umgekehrt: Der Internet-Riese hat durchaus das Potential, seine Dividende binnen vier bis fünf Jahren zu verdoppeln. Anleger, die jetzt zugreifen, würden dann in Relation zu ihrem Einstandskurs bereits eine Rendite von 4% realisieren – und dürften sich wohl obendrein über höhere Kurse freuen.
Christian W. Röhl auf Twitter : @CWRoehl
Sämtliche Inhalte nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr für Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit und Genauigkeit. Die Kolumne dient nur der Information und stellt keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf der erwähnten Wertpapiere dar. Der Autor haftet nicht für materielle und/oder immaterielle Schäden, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der Inhalte oder durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Inhalte verursacht wurden.
Offenlegung von Interessenskonflikten: Der Autor hält direkt oder mittelbar Positionen in folgenden im Text erwähnten Wertpapieren (Bloomberg-Ticker): GSJ GR, RKET GR, UTDI GR. Der Autor beabsichtigt nicht, innerhalb von 36 Stunden nach Veröffentlichung der Kolumne direkt oder mittelbar Transaktionen in den erwähnten Wertpapieren zu tätigen.
Der Beitrag United Internet: Wachstumskurs nach Startup-Fehlzündung erschien zuerst auf DividendenAdel.
kapitalmarkt-stimme.at daily voice 10/365: Ganzjährige Begleitung eines Aktienportfolio-Managers (unser Financial Literacy Projekt #1)
Drillisch
Uhrzeit: 22:59:15
Veränderung zu letztem SK: -0.84%
Letzter SK: 11.92 ( 0.51%)
freenet
Uhrzeit: 23:00:18
Veränderung zu letztem SK: 0.75%
Letzter SK: 27.90 ( 1.31%)
Rocket Internet
Uhrzeit: 17:34:19
Veränderung zu letztem SK: 24.93%
Letzter SK: 14.90 ( 1.36%)
TECDAX Letzter SK: 14.90 ( -0.04%)
Telefonica
Uhrzeit: 23:00:19
Veränderung zu letztem SK: -0.55%
Letzter SK: 3.92 ( -0.08%)
Uhrzeit: 21:58:45
Veränderung zu letztem SK: -0.55%
Letzter SK: 0.00 ( 0.00%)
United Internet
Uhrzeit: 22:59:14
Veränderung zu letztem SK: -0.10%
Letzter SK: 14.97 ( -0.40%)
Bildnachweis
Aktien auf dem Radar:Austriacard Holdings AG, RHI Magnesita, EuroTeleSites AG, Flughafen Wien, AT&S, Mayr-Melnhof, Kapsch TrafficCom, Polytec Group, Erste Group, Österreichische Post, Verbund, EVN, Wienerberger, voestalpine, FACC, Frequentis, Andritz, Palfinger, Cleen Energy, Heid AG, Oberbank AG Stamm, Rosenbauer, Athos Immobilien, Pierer Mobility, Agrana, Amag, OMV, Telekom Austria, Uniqa, VIG.
Random Partner
iMaps Capital
iMaps Capital ist ein Wertpapier- und Investmentunternehmen mit Schwerpunkt auf aktiv verwaltete Exchange Traded Instruments (ETI). iMaps, mit Sitz auf Malta und Cayman Islands, positioniert sich als Private Label Anbieter und fungiert als Service Provider für Asset Manager und Privatbanken, welche ETIs zur raschen und kosteneffizienten Emission eines börsegehandelten Investment Produktes nutzen wollen.
>> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner
Latest Blogs
» Österreich-Depots: Weekend Bilanz (Depot Kommentar)
» Börsegeschichte 10.1.: Mayr-Melnhof, CA Immo (Börse Geschichte) (BörseGe...
» PIR-News: Bawag, Semperit, Immofinanz, Post (Christine Petzwinkler)
» Nachlese: wikifolio-Alert Österreich, Markus Remis, Frequentis (Christia...
» Wiener Börse Party #816: Erste Group x5, Bohemian BKS und wie unser wiki...
» Wiener Börse zu Mittag fester: Kapsch, AT&S und CA Immo gesucht
» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Moderna in Umbrella, Frequentis, BKS, C...
» Börsepeople im Podcast S16/22: Markus Remis
» Österreich-Depots: Blick ins wikifolio-Ranking (Depot Kommentar)
» Börsegeschichte 9.1.: Mike Lielacher (Börse Geschichte) (BörseGeschichte)
Useletter
Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab.
Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.
Newsletter abonnieren
Runplugged
Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)
per Newsletter erhalten
AT0000A3FL28 | |
AT0000A38NH3 | |
AT0000A3GBR3 |
- Wiener Börse Nebenwerte-Blick: Kapsch TrafficCom ...
- Wiener Börse: ATX geht am Freitag etwas höher aus...
- Wie Kapsch TrafficCom, Polytec Group, Cleen Energ...
- Wie voestalpine, Bawag, Wienerberger, AT&S, Verbu...
- Aufsichtsrätin kauft Post-Aktien
- Radio-Tipp: Wienerberger-CEO Heimo Scheuch „Im Jo...
Featured Partner Video
kapitalmarkt-stimme.at daily voice 8/365: EU Retail Investmentstrategy gut gemeint, aber teuer und viel zu kompliziert
Episode 8/365 der kapitalmarkt-stimme.at daily voice auf audio-cd.at. Die EU Retail Investment Strategy RIS ist heute Thema des Tages. Europäische Finanzverbände wie das ZFA (bin dort Beirat) forde...
Books josefchladek.com
Federico Clavarino
Italia O Italia
2024
Void
Joe Dilworth
Everything, All At Once Forever
2024
Kominek
Essick Peter
Work in Progress
2024
Fall Line Press
Meinrad Schade
Unresolved
2018
Scheidegger & Spiess
Daido Moriyama
Record (Kiroku) No.1-5 (Reprint Edition) 森山 大道 記録
2008
Akio Nagasawa