02.01.2017, 7479 Zeichen
Ich schaue heute einmal auf die Aktie von BASF (WKN: BASF11 / ISIN: DE000BASF111). Und bei der Fundamentalanalyse der BASF-Aktie gilt es einen „Sonderfaktor“ zu beachten. Und zwar hat BASF die eigenen Aktivitäten im Bereich Handel mit Erdgas an den russischen Erdgas-Riesen Gazprom verkauft. Das brachte natürlich einen schönen Verkaufspreis ein – aber dafür ist auch der Umsatz und der Gewinn entsprechend gesunken, da das Ergas-Handelsgeschäft nun nicht mehr konsolidiert wird, da verkauft. Damit relativieren sich die jüngsten Quartalszahlen, die ein hohes Minus beim Umsatz und Ebit gezeigt haben. Schauen wir dennoch zunächst einmal auf diese Zahlen = die jüngsten Geschäftszahlen von BASF:
Quartalszahlen BASF AG im Überblick
Im dritten Quartal des Geschäftsjahres (Juli 2016 bis September 2016) sank der Umsatz bei BASF laut eigenen Angaben um 20,0% auf 14,013 Mrd. Euro. Im dritten Quartal 2015 hatte der Umsatz demnach noch bei 17,424 Mrd. Euro gelegen.
Das Ebit (Ebit = Gewinn vor Zinsen und Steuern) sank in ähnlicher Größenordnung, und zwar von 1,889 Mrd. Euro im dritten Quartal 2015 auf 1,464 Mrd. Euro im dritten Quartal 2016. Das entsprach einem Rückgang von 22%, also etwas mehr als der Umsatzrückgang.
BASF hat das Ebit aber auch bereinigt, um Sondereinflüsse (wie besagte Verkäufe). Das ist gut, denn es sollen ja nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden. Und wie hat sich das „Ebit vor Sondereinflüssen“ verändert? So: Von 1,603 Mrd. Euro im dritten Quartal 2016 sank es auf 1,516 Mrd. Euro in Q3 2016. Auch das war allerdings ein Minus, von rund 5%.
Das Ergebnis je Aktie entwickelte sich nicht erfreulich, denn es sank deutlich. Von 1,31 Euro im dritten Vierteljahr 2015 ging es auf 0,97 Euro im dritten Quartal 2016 abwärts. Das entsprach einem Minus von 26%.
Quelle: Quartalszahlen Geschäftsbericht BASF SE, online abrufbar unter diesem Link: BASF Quartalsmitteilung drittes Quartal 2016
INFO: BASF ist eines DER deutschen Traditionsunternehmen, die es in ihrem Bereich an die Weltspitze geschafft haben. So ist BASF bereits 1865 gegründet worden, unter dem Namen „Badische Anilin & Soda-Fabrik“. Einen gewaltigen Schub nach vorne brachte die Entwicklung der Ammoniaksynthese (sogenanntes Haber-Bosch-Verfahren). Dabei zeigte sich die Zweischneidigkeit dieses Verfahrenes: Einerseits können die Ernteerträge durch die Bindung von Stickstoff gewaltig erhöht werden, was zum Sieg gegen den Hunger in der Welt beiträgt, andererseits können so auch Sprengstoffe hergestellt werden, was sich zum Beispiel im Ersten Weltkrieg gezeigt hat. So kann die Chemie zum Wohl oder auch zum Unheil der Menschheit eingesetzt werden, je nachdem.
Wenn niedrige Erwartungen ein Vorteil sind
Bei der BASF-Aktie hatte sich nach Bekanntgabe der Quartalszahlen gezeigt, dass „niedrige Erwartungen“ auch ein Vorteil sein können. Denn die Zahlen waren an sich keineswegs gut ausgefallen. Wie oben beschrieben, ist das Ebit auch unter Ausklammerung der Sondereinflüsse (wie besonders der Verkauf der Erdgas-Handelsaktivitäten) um 5% gesunken. Da aber einige Analysten mit noch schlechteren Zahlen gerechnet hatten, reichten die tatsächlichen Quartalszahlen bereits aus, den Kurs weiter steigen zu lassen.
BASF: Dieser Geschäftsbereich lieferte starkes Plus
Zudem lohnt sich der Blick auf die unterschiedlichen Geschäftsbereiche von BASF. Der Bereich „Functional Materials and Solutions“ (das sind so wie ich als Chemie-Laie es verstehe wohl Kunst- und Baustoffe) konnte nicht nur den Umsatz um 3% auf 4,66 Mrd. Euro steigern. Besonders schön in dem Bereich war die Entwicklung beim Ebit vor Sondereinflüssen: Denn da hieß es satte +34% auf 497 Mio. Euro (entsprechender Vorjahreszeitraum: +371 Mio. Euro). Eine starke Ergebnisverbesserung gab es auch in diesem Bereich:
Deutliche Ergebnisverbesserung bei „Agricultural Solutions“
Im Bereich „Agricultural Solutions“ konnte BASF das „Ebit vor Sondereinflüssen“ von lediglich 7 Mio. Euro in Q3 2015 auf 97 Mio. im dritten Quartal 2017 steigern. Der Umsatz hingegen sank um 3%, wobei BASF negative Währungseffekte im Bereich britisches Pfund sowie leicht gesunkene Verkaufspreise als Begründung nannte. Hier geht es um den Umsatz mit Produkten wie Herbiziden. Zur Aktie – hier der Blick auf den Chart:
Die BASF-Aktie hat 2016 als DAX -Mitglied besser abgeschnitten als der DAX selbst. Konkret: Während der deutsche Leitindex im Gesamtjahr 2016 rund 6,9% zugelegt hat, betrug das Kursplus bei der BASF-Aktie satte gut 24%. Allerdings hatte die BASF-Aktie im Jahr 2015 auch deutlich enttäuscht. Auf 3-Jahres-Sicht gerechnet löst sich die Outperformance gegenüber dem DAX damit auch in Luft auf. Denn die 3-Jahres-Veränderung der BASF-Aktie lag per Ultimo 2016 bei gut 13% Plus, wohingegen der DAX im gleichen Zeitraum gut 20% zugelegt hat.
BASF in Relation zum DAX: 2016 Outperformer 2014-2016: Underperformer
Seit Anfang Februar 2016 jedenfalls ist der Kurs der BASF-Aktie in einem schönen Aufwärtstrend und nahezu mit dem höchsten Stand des Jahres aus 2016 gegangen. Nun ist allerdings ein Widerstand erreicht, denn ca. Juni 2014 notierte die Aktie bereits auf dem aktuellen Niveau. Das ist schon einige Zeit her, insofern ist dieser Widerstand vielleicht nicht ganz so stark – aber ein charttechnischer Widerstand ist es. Was gibt es für mögliche positive Aussichten im operativen Geschäft, rechtfertigen die einen Sprung der BASF-Aktie über diese Marke im gerade begonnenen neuen Jahr, also 2017?
Möglicherweise günstige Zukäufe in 2017?
In der Chemie- bzw. genauer gesagt Pflanzenschutz-Branche (wobei der Begriff durchaus als Euphemismus gesehen werden kann) gibt es derzeit einige interessante Entwicklungen. So übernimmt Bayer voraussichtlich Monsanto, und ChemChina will Syngenta übernehmen. Sofern das alles so klappt, könnte es sein, dass die zusammengeschlossenen Konzerne dann aus Wettbewerbsgründen Unternehmensteile verkaufen müssen (abwarten). Das wiederum könnte für „Dritte“ wie BASF günstige Kaufgelegenheiten bieten.
Mein Fazit: BASF SE
Die BASF-Aktie finde ich mit einem KGV im Bereich 18 und in etwa stagnierenden Umsätzen und Gewinnen (Verkauf des Erdgas-Handelsgeschäfts herausgerechnet) nicht besonders attraktiv. Gut, das Unternehmen arbeitet sehr profitabel und die Aktie bietet eine Dividendenrendite von über 3%. Aber die Bewertung ist nicht gerade günstig. Interessant werden könnte, was BASF mit den Einnahmen aus dem Verkauf des Erdgas-Handelsgeschäfts macht. Wenn da günstig Unternehmen eingekauft werden können (mit günstigerer Bewertung als die BASF-Aktie selbst), dann könnte das in Bezug auf die Bewertung vorteilhaft sein. Zudem prognostiziert die DZ Bank für BASF auch im Kerngeschäft in 2017 wieder Wachstum und hat deshalb den „fairen Wert“ auf 100 Euro angehoben. Wenn ich das alles zusammen nehme, bin ich eher der Ansicht, dass die Aktie auf dem aktuellen Niveau in etwa „fair bewertet“ ist. Das bedeutet auch, dass die Aktie in meinen Augen derzeit auf dem aktuellen Niveau nicht sonderlich interessant ist.
Ein Beitrag von Michael Vaupel
Michael Vaupel, diplomierter Volkswirt und Historiker (M.A.), Vollblut-Börsianer. Nach dem Studium Volontariat und Leitender Redakteur und Analyst diverser Börsenbriefe (Emerging Markets, Internet, Derivate, Rohstoffe). Er ist gefragter Interview- und Chatpartner (N24, CortalConsors). Ethisch korrektes Investieren ist ihm wichtig.
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