12.08.2016, 6916 Zeichen
Die Energieversorgung in Deutschland befindet sich im Umbruch. Der Ausstieg aus der Kernkraft und der Schwenk hin zu Erneuerbaren Energien hat nicht nur Auswirkungen auf Verbraucher, sondern sorgt auch an der Börse für Bewegung. Etablierte Versorger geraten ins Trudeln und neue Anbieter erkämpfen sich einen Platz im Markt.
Ende 2015 hatte sich die internationale Staatengemeinschaft auf der 21. UN-Klimakonferenz in Paris auf ein neues Weltklimaabkommen geeinigt. Damit wurde dem globalen CO2-Ausstoß und den fossilen Energieträgern der Kampf angesagt. Doch schon zuvor war abzusehen, dass die Zukunft Unternehmen gehören würde, die sich den Erneuerbaren Energien verschrieben haben.
Giganten aus dem konventionellen Energiesektor (Kohle, Gas, Öl) werden zu aussterbenden Dinosauriern abgestempelt. In Deutschland können wir bereits seit einigen Jahren den Niedergang zweier einst stolzer Großkonzerne beobachten. Die Rede ist natürlich von RWE (WKN: 703712 / ISIN: DE0007037129) und E.ON (WKN: ENAG99 / ISIN: DE000ENAG999). Der deutsche Atomausstieg und der Vormarsch Erneuerbarer Energien haben Umsätze und Gewinne zuletzt stark schrumpfen lassen. Selbst Verluste konnten nicht immer verhindert werden. Auch die Dividenden, eines der noch übrig gebliebenen Argumente, über Investments in RWE und E.ON nachzudenken, waren nicht mehr vor Kürzungen sicher. In den jeweiligen Konzernzentralen wollte man die sich radikal verändernden Marktgegebenheiten lange Zeit nicht wahrhaben. Statt nach einer neuen Lösung zu suchen, wurde versucht, Einfluss auf die Politik zu nehmen und die Zeit zu Gunsten fossiler Energieträger zurückzudrehen.
KEINE ANDERE WAHL
Letztlich sah man jedoch keinen anderen Ausweg, als die Trennung zwischen konventioneller Stromerzeugung und zukunftsträchtigen Bereichen zu beschließen. Während sich E.ON mit seinem neuen Campus in Essen auf Erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen konzentrieren möchte, verbleibt die konventionelle Stromerzeugung mit Kohle, Gas und Wasser bei dem neugegründeten Unternehmen Uniper. RWE wird dagegen mit der konventionellen Stromerzeugung weitermachen. Wachstumsfelder wie Erneuerbare Energien werden in eine neue Gesellschaft überführt. Der für das Ende dieses Jahres angepeilte Börsengang und eine Kapitalerhöhung sollen schließlich dabei helfen, neue Wachstumsinitiativen in Zukunftsfeldern zu finanzieren. Allerdings bleibt die Frage, ob RWE und E.ON nicht zu spät auf den fahrenden Zug aufgesprungen sind. Schließlich haben sie das Potenzial der Erneuerbaren Energien unterschätzt, erfolgreich mit alten Marktmechanismen im Energiebereich aufräumen zu können.
RWE und Uniper werden ihre Chancen zukünftig wiederum außerhalb des deutschen Heimatmarktes suchen müssen. Nach dem beschlossenen Aus für die Atomenergie dürfte es in Zukunft auch der Kohle immer mehr an den Kragen gehen. Schließlich will die deutsche Bundesregierung ihre Klimaziele nicht gefährden. In den wachsenden Schwellenländern dürfen die Unternehmen jedoch weiterhin darauf hoffen, vom Bau neuer Kohlekraftwerke profitieren zu können. Allerdings hatten sich E.ON und RWE bereits vor ihren Aufspaltungsplänen an einer Expansion in Wachstumsmärkten wie Brasilien, Russland oder der Türkei versucht, um auf dem Heimatmarkt schrumpfende Gewinne auffangen zu können. Allerdings war diese Strategie zuletzt auch aufgrund eines schwächeren Wirtschaftswachstums in wichtigen Emerging Markets nicht sonderlich von Erfolg gekrönt.
Obwohl die Zukunft den Erneuerbaren Energien gehören soll, lief hierzulande nicht immer alles reibungslos. Die Probleme in der deutschen Solarbranche und Negativbeispiele wie Prokon oder Solarworld erwiesen den grünen Technologien insgesamt einen Bärendienst. Anleger, die eine attraktive Rendite mit einem guten Gewissen, etwas für den Umweltschutz getan zu haben, verbinden wollten, wurden einige Male enttäuscht. Trotzdem ist der Vormarsch Erneuerbarer Energien nicht zu stoppen.
Ein weiteres Unternehmen, das eine schwierige Zeit durchstehen musste, ist Nordex (WKN: A0D655 / ISIN: DE000A0D6554). Der Windturbinenhersteller, mit seinem Hamburger Verwaltungssitz, hatte sich beinahe mit einer zu schnellen internationalen Expansion verhoben. Dank harter Einsparungen und des Rückzugs aus einigen Märkten konnte das TecDAX-Unternehmen jedoch schon im Geschäftsjahr 2013 die Rückkehr in die Gewinnzone vermelden. Die gute Auftragslage in den vergangenen Jahren verspricht zukünftig weiteres Wachstum.
2015 feierte Nordex bereits das 30. Firmenjubiläum. Passend dazu wurde der bisherige Installationsrekord in Deutschland übertroffen. Gegen den Branchentrend steigerte man die Errichtung von Windturbinen auf 437 Megawatt (MW). 2014 lag dieser Wert bei 412 MW. Seinen Marktanteil verbesserte das Unternehmen von 8,7 auf knapp 12 Prozent. Insgesamt lag die 2015 neu installierte Leistung im Segment Onshore-Wind in Deutschland bei gut 3.730 MW. Gebietsweise erreichte Nordex sogar die führende Stellung, was laut Unternehmensangaben besonders auf das starke Angebot für Schwachwindregionen zurückzuführen ist. Auch international erhöhte Nordex seine Leistung, und zwar auf rund 1.700 MW, nach 1.490 MW im Vorjahr. Insgesamt hat das Unternehmen weltweit mittlerweile Anlagen mit einer Kapazität von über 18.000 MW installiert.
EIN ALTER HASE
Mit einem Exportanteil von rund 70 Prozent nimmt Nordex auch in den internationalen Wachstumsregionen eine starke Position ein. Zwar kommen die Norddeutschen in Sachen Größe nicht an Konkurrenten wie den weltweiten Marktführer Vestas aus Dänemark heran. Dafür ist Nordex dank der Übernahme der Acciona Windpower aus Spanien inzwischen in mehr als 25 Märkten mit Büros und Tochtergesellschaften vertreten. Derzeit beschäftigt die Gruppe auf dem gesamten Planeten mehr als 4.800 Mitarbeiter.
Zum Fertigungsverbund gehören Werke in Deutschland, Spanien, Brasilien, den USA und in Kürze auch in Indien. Während das Unternehmen als einer der technologisch führenden Anbieter von Megawatt-Turbinen vom globalen Trend zur Großanlage besonders profitiert, darf man voller Stolz auch noch behaupten, eine der effizientesten Serienturbinen für das Binnenland im Programm zu haben. Für das laufende Geschäftsjahr 2016 rechnet Nordex selbst auf dem Heimatmarkt mit weiteren Absatzsteigerungen, obwohl in Deutschland und Europa damit zu rechnen ist, dass Subventionen im Bereich Windenergie weiter zurückgefahren werden. Aber auch ohne weitere staatliche Subventionen dürfte es sich immer mehr herumsprechen, dass Erneuerbare Energien wie die Windkraft nicht nur gut für die Umwelt sind, sondern am Ende auch attraktive Investmentmöglichkeiten bieten können.
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E.ON
Uhrzeit: 13:03:46
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RWE
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