12.07.2016, 4110 Zeichen
Die Bundesregierung will Start-ups und damit Unternehmertum in Österreich fördern. Das ist gut so. Aber hat sie sich wirklich gut überlegt, welches Unternehmertum sie fördern will?
Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Ich bin Start-ups durchaus freundlich gesonnen. Vor allem ist es gut und wichtig, dass diese Spezies von Unternehmern positiv wahrgenommen wird. In einem Land, das der Wirtschaft und ihren Repräsentanten mit kaum verhohlener Skepsis gegenüber steht, freut man sich ja schon, wenn es wenigstens eine kleine Gruppe in der Sympathieskala nach oben schafft.
Es ist auch völlig in Ordnung, dass die österreichische Bundesregierung nun weitere Bemühungen setzt, Start-ups das Leben zu erleichtern, bürokratische Hemmnisse zu reduzieren und mehr Finanzierungsmöglichkeiten zu schaffen. Wobei manche Formulierungen im entsprechenden Ministerratsbeschluss vom 5. Juli so vage sind, dass man auf die endgültige Definition durch die Beamtenschaft (die im Beschluss angekündigt wird) gespannt sein darf. Denn dort liest der interessierte Bürger/Wirtschaftstreibende folgende Kriterien, die ein innovatives Start-up ausmachen, nämlich dass sie
- „jung sind,
- mit ihrer Technologie oder ihrem Geschäftsmodell innovativ sind und
- ein signifikantes Mitarbeiter- oder Umsatzwachstum aufweisen.“
Politik hat die Aufgabe, Rahmenbedingungen zu definieren und Prioritäten zu setzen, welche wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen forciert werden sollen. Angesichts des oben zitierten Kriterienkatalogs muss es erlaubt sein, diese Anreize ein wenig zu hinterfragen:
- Jung: Im Sinne der Fairness soll hier nicht unterstellt werden, dass die Politik – im Sinne der besseren Vermarktbarkeit – tendenziell auf jugendliche Unternehmerinnen und Unternehmer fokussieren möchte. Gemeint wird wohl sein, dass die Start-ups noch in einer relativen frühen Phase ihres Daseins, beispielsweise von 0 bis fünf Jahren – Unterstützung erfahren sollen. Nur: warum schreibt man das dann nicht einfach so in den Beschluss?
- Innovative Technologie bzw. innovatives Geschäftsmodell: Klingt auf den ersten Blick plausibel, scheint aber doch etwas sehr unscharf. Auch Dienstleistungen können innovativ sein; und das innovative Geschäftsmodell bedürfte zumindest einer Nennung von Beispielen. Bislang ist mir noch kein Geschäftsmodell untergekommen, das nicht irgendwann in einen Businessplan münden müsste, um tatsächlich Realität zu werden.
- Signifikantes Mitarbeiter- oder Umsatzwachstum: Hier beginnt es wirklich problematisch zu werden. Es gibt eine Reihe von Start-ups, die ein relativ rasches Wachstum in der Mitarbeiterzahl haben und hatten – nicht immer zu den idealsten Bedingungen für die oft idealistischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Vernünftigerweise geht Mitarbeiterwachstum Hand in Hand mit Umsatzwachstum (und nicht „oder“); die oft karikierte Verwechslung von „Umsatz“ und „Gewinn“ soll hier nicht zusätzlich strapaziert werden – wäre aber auch einen Gedanken wert (und könnte in Hinblick auf Start-ups durchaus als „Breakeven“ definiert werden, den es zu erreichen gilt).
Erstaunlich ist jedoch vor allem, dass hier eine Art von Unternehmertum gefördert werden soll, die sich vor allem dadurch auszeichnet, dass rapides Wachstum vermutlich zu einem flotten Exit führen soll, bei dem dann möglichst üppig Kasse gemacht wird. Gordon Gekko 2.0 lässt grüßen.
Erstaunlich insofern, als dies mit den – offenbar in Vergessenheit geratenen - Tugenden einer sozialen Marktwirtschaft und einem verantwortungsvollen Unternehmerdasein nur noch wenig zu tun hat. Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihr Geschäft nach den Kriterien der Nachhaltigkeit aufbauen möchten, sind irgendwie altmodisch und daher nicht förderungswürdig.
Um noch einmal ein mögliches Missverständnis zu vermeiden: Es ist gut, Unternehmertum in Österreich zu fördern und zu erleichtern. Es wäre nur überlegenswert, welches Unternehmertum wir hier fördern wollen – und ob die „altmodischen“ Unternehmen (das wären die 99 Prozent) nicht doch auch ein wenig von dem Enthusiasmus der Politik zu spüren bekommen sollten, der – richtigerweise – den Jungen zuteil wird.
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