14.02.2016, 4914 Zeichen
Die Welt steht am Abgrund! Und dabei möchte ich an dieser Stelle gar nicht politisch werden und deshalb auch kein einziges Wort über Donald Trump und dessen mögliche Präsidentschaftskandidatur verlieren. Nein, reden wir heute ruhig einmal ausschließlich über die Börsen-Welt. Da gibt es nämlich genug zu berichten, und das sogar ganz ohne auf die Dauerbrenner China und Ölpreis einzugehen. Das ist nicht mehr nötig, denn inzwischen hat sich der Flächenbrand der Kursverluste so weit ausgebreitet, dass auch andere Sektoren und Regionen davon erfasst wurden. Japan zum Beispiel. Der dortige Leitindex Nikkei rutschte zur Wochenmitte erstmals seit dem 31. Oktober 2014 unter die 16.000er-Marke und damit auf den tiefsten Stand seit, wie passend, 16 Monaten. Dass es anderen Indizes ähnlich erging, dazu kommen wir gleich, bleiben wir zunächst noch einen Augenblick in Fernost: Scharenweise flüchteten Nippons Anleger aus den 225 gelisteten Unternehmenswerten und suchten ihr Heil zum einen im Yen und zum anderen in japanischen Staatsanleihen, wobei, und das ist ein Novum in deren Historie, die Renditen für 10-jährige Bonds sogar erstmals in den Minus-Bereich fielen! Grund für die Massenflucht war vor allem der Market Mover dieser Woche, der Bankensektor. Von dem gab es reichlich Neues, aber leider nichts Gutes zu berichten:
Bankenkrise Reloaded?
Erinnern Sie sich noch daran, dass Ende Januar in Italien die Banken crashten? So richtig ernst hat das hierzulande scheinbar zunächst niemand genommen, doch was sich da in Rom und anderswo am Apennin zusammenbraute, entlädt sich nun europaweit über der gesamten Branche. Die Banken befinden sich (wieder einmal) im Krisenmodus, Stichwort diesmal CoCo-Bonds, und wie es sich für einen Branchenprimus gehört, geht der mit großen Schritten voran: Die Deutsche Bank stürzte am Montag mit einem Tagesverlust von -9,5 Prozent auf ein neues Allzeit-Tief bei 13,03 Euro und sah sich dadurch zu ungewöhnlichen Maßnahmen gezwungen. Zunächst musste Konzernchef John Cryan in einer Pressemitteilung die Anleger mit seiner Beteuerung der uneingeschränkten Liquidität beruhigen, und als das nicht ausreichend half, machten Gerüchte über einen geplanten Anleihen-Rückkauf des Geldinstituts in Milliardenhöhe die Runde. Mit Erfolg, denn am Mittwoch konnte die Aktie mit einem Kursplus von bis zu 16 Prozent in der Spitze etwas Boden wieder gut machen und hievte zudem den DAX auf den ersten (!!!) Tagesgewinn im Februar. Immerhin +1,55 Prozent und die Rückeroberung der 9.000er-Marke, so lautete die Bilanz zum Handelsschluss. Doch die Atempause währte nur kurz:
Leid-Index
Der Ausverkauf der deutschen Standardwerte setzte sich am Donnerstag mit unverminderter Härte fort. Rund 300 Punkte gab der Leid-Index bereits in den Vormittagsstunden ab, markierte bei 8.699,29 Punkten das nächste Jahrestief und ging mit dem tiefsten Schlusskurs seit Oktober 2014 aus dem Handel. Die 9.000er-Unterstützung hat damit als Haltezone versagt, und die Kursziele auf der Unterseite stellen sich nun auf die 2014er-Intradaytiefs im Bereich um 9.400 Zähler. Fällt der DAX weiterhin mit dieser rasanten Geschwindigkeit, sehen wir diese Notierungen spätestens Anfang nächste Woche. Und dann? Ich habe mich mit dieser Frage zu meinem Kollegen Sebastian Hoffmann begeben, der seit Jahren die deutschen Blue Chips handelt. Und der machte mit seiner Antwort seinem Namen alle Ehre, er rechnet nämlich mit einem baldigen Ende des derzeitigen Abwärtstrends und liefert auch sogleich die passende Begründung: Noch immer hat sich einer nicht zur aktuellen Lage der Börsen zu Wort gemeldet, und das ist EZB-Präsident Mario Draghi. Die nächste Sitzung der Zentralbank findet am 10. März statt, sehr gut möglich, dass bereits im Vorfeld auf ein entschiedenes Eingreifen der EZB spekuliert wird. In der Vergangenheit jedenfalls haben die Anleger schon lange vor der eigentlichen Verkündung durch Draghi auf die entsprechende Aktion gewettet und die Märkte so zu passablen Höhenflügen getrieben. Erinnern Sie sich noch an den fulminanten Rallyeschub vor einem Jahr, der dem Beginn der EZB-Anleihekäufe voraus ging? 10. März, das sind noch rund vier Wochen. Zugegeben, angesichts der momentanen Verkaufspanik erscheint eine kräftige Gegenbewegung ausgesprochen spekulativ. Andererseits – genau deshalb sind wir doch hier, und vielleicht ist er ja heute gefallen, der Startschuss für den Turnaround!
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