Autor:
Christian Henke

Senior Market Analyst - IG Germany/Austria

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29.12.2015, 4880 Zeichen

Die Bilanz fällt bislang positiv aus. Dabei konnten die Marktteilnehmer hierzulande überwiegend Rückendeckung von den Notenbanken auf der Haben-Seite verbuchen. Dagegen standen Konjunktursorgen auf der Soll-Seite. Kurz vor Jahresultimo stellt sich die Frage nach der weiteren Entwicklung im kommenden Jahr. Damit die Reise gen Norden weiter geht, sollte der deutsche Leitindex eine wichtige und vor allem wesentliche Bedingung erfüllen.

Pattsituation zwischen Bullen und Bären

Viele Börsianer rechnen 2016 mit steigenden Notierungen. Das derzeit niedrige Zinsniveau, eine mögliche Ausweitung der milliardenschweren Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank, ein momentan schwacher Euro zum US-Dollar, die Zuversicht der US-Notenbank Fed in die heimische Wirtschaft und zu guter Letzt die hohe Dividendenrendite hierzulande werden als Gründe genannt. Aber wie sieht es charttechnisch aus? Hierbei werfen wir einen Blick auf das Big Picture. Im Langfristchart auf Monatsbasis befindet sich das heimische Börsenbarometer in einem Kurskorsett. Dabei fungiert die „runde“ Zahl bei 10.000 Punkten als untere Begrenzung. Nach oben versperren die Rekordstände von April dieses Jahres 12.390/12.388 Zählern den Vormarsch in bislang noch nicht betretenes Terrain. Aus diesem Grund sollten die genannten Hochs nachhaltig hinter sich gelassen werden. Erst dann würde die technische Ampel wieder auf Grün springen. Zur Kurszielbestimmung ziehen wir die Höhe der erwähnten Schiebezone heran. Unter Berücksichtigung der Differenz zwischen der Ober- und Unterseite der Preisspanne errechnet sich ein charttechnisches Aufwärtspotenzial von rund 14.400 Punkten. Realistischer wäre jedoch erst ein Vorstoß in Richtung der nächsten psychologischen Marke bei 13.000 Zählern. Bleibt dagegen der Sprung über die Verlaufshochs aus, könnte es für den DAX gefährlich werden. Die untere Begrenzung der Trading Zone bei 10.000 Punkten musste sich von August bis Oktober bereits gegen die anstürmenden Bären wehren. Ebenfalls belagert wurde die seit September 2011 intakte mittelfristige Aufwärtstrendlinie bei momentan 10.160 Zählern. Diese Chartmarke wurde zwar im September unterschritten, ein signifikanter Trendbruch lag allerdings nicht vor. Auch in diesem Monat musste sich die Aufwärtstrendlinie einem weiteren Test stellen. Bislang mit Erfolg. Fallen die genannten Unterstützungen der Angebotsseite in die Hände, wäre dies für die Anleger ein herber Rückschlag. In diesem äußerst ungünstigen Szenario wäre ein Kursrückgang bis in den Preisbereich bei 9.000 Punkten durchaus denkbar. Dabei handelt es sich um die Unterseite einer ehemaligen Schiebezone.

2016 ist Wahljahr

Solange in den verbleibenden Handelstagen dieses Jahres nichts mehr Dramatisches an den internationalen Finanzmärkten passiert, dürfte 2015 ein recht stattliches Kursplus verzeichnet werden. Laut der Saisonalität wäre dies keine allzu große Überraschung. 2015 ist ein so genanntes 5er Jahr. Demnach fallen in Börsenjahren, die mit der Zahl 5 enden, mitunter deutliche Kursgewinne an. Im Zeitraum von 1965 bis 2005 lag die Eintrittswahrscheinlichkeit bei 80%. Zudem ist dieses Jahr ein Vorwahljahr. Nicht nur in den USA, sondern auch in Europa konnten die Aktienmärkte in der Vergangenheit im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen stark an Wert gewinnen. Im November 2016 werden die US-Amerikaner ein neues Staatsoberhaupt wählen. Nach einem statistisch betrachtet schwachen Kursverlauf bis Ende Mai konnten die Indizes an der Wall Street in der zweiten Jahreshälfte mehr als überzeugen. Mögliche Verluste in den schwachen Börsenmonaten September und Oktober blieben weitgehend aus. Auch in Deutschland ist das Interesse der Anleger hinsichtlich der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten recht groß. Allerdings hielt sich der positive Einfluss auf das Kursgeschehen auf dem Frankfurter Börsenparkett in Grenzen. In den Wahljahren 1976 bis 2012 konnte der DAX lediglich in 50% der Fälle zulegen. Statistisch signifikanter ist hierzulande dagegen die Jahresendrally. Von Mitte Dezember bis Ende der ersten Handelswoche des Folgejahres erzielte der DAX in den zurückliegenden dreißig Jahren spürbare Kurssteigerungen. Viele Investmentgesellschaften bemühen sich, mit den auch als „Window Dressing“ bekannten Maßnahmen institutioneller Investoren, die Jahresperformance ihrer Fonds zu verbessern. Allerdings ist das genannte saisonale Muster kein Selbstläufer. Vielmehr ist die Annahme steigender Notierungen ein KANN und kein MUSS.

Abwarten und Tee trinken

Die Devise lautet im Augenblick: Abwarten und Tee trinken. Ohne einen beherzten Sprung über die historischen Höchststände bei 12.390/12.388 Punkten besteht die Gefahr einer trendlosen Marktphase. Im schlimmsten Fall müsste sogar mit einer Unterbrechung der Hausse und somit mit einer Reise gen Süden gerechnet werden.

Im Original hier erschienen: DAX zeigt sich abwartend



Hinweis: Bitte beachten Sie, dass es sich bei diesem Beitrag um keine Anlageberatung handelt und IG keinerlei Haftung übernimmt.

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