27.12.2015, 10537 Zeichen
Das Börsenjahr 2015 war sicherlich für jeden Anleger – ob groß oder klein – ein Jahr, das in die Kategorie „spannend und volatil“ einzuordnen ist. Ein kleiner Rückblick für den deutschen DAX zeigt auf, wie heiß es herging. Das neue Handelsjahr 2016 dürfte nicht langweiliger werden.
Erinnern wir uns kurz: Im Januar kündigte die EZB an künftig monatlich 60 Milliarden Euro in Staatsanleihen und Wertpapiere zu investieren. Am 16. März sprang der Deutsche Aktienindex erstmals über die Marke von 12.000 Punkten. Im April erreichte dann der deutsche Leitindex seinen historischen Höchststand mit knapp 12.400 Punkten. Danach ging es runter.
Eine besonders hohe Volatilität zeigte der deutsche Leitindex im Spätsommer – getrieben durch die schwächelnde Wirtschaft in China und politische Unsicherheit der Helenen. An einigen Handelstagen notierte der Deutsche Aktienindex unter der 10.000er-Marke, ehe er wieder über diese Marke stieg. Im Herbst kündigte die EZB an, ihre Geldpolitik noch großzügiger auszulegen – doch an den Märkten herrschte ein leichter Herbstblues bis in den November hinein. Im Dezember kletterte der DAX dann wieder kurzfristig über die Marke von 11.000 Punkten. Schauen Sie sich diesen Chart an:
Beobachtet man die Entwicklung der Aktienmärkte im Jahr 2015, so haben diejenigen Anleger sicherlich richtig gehandelt, die sich an die Börsenweisheit „Sell in May and go away but remember to come back in September“ gehalten haben.
Doch wer will eigentlich immer das tägliche Börsengeschehen verfolgen? Das ist mühsam und nur etwas für Trader. Der „Otto-Normal-Börsianer“ legt sein Geld mittel- bis langfristig an. Und das wiederum hat sich auch in 2015 gelohnt.
Eine „gute Rendite“ – was ist das?
Auf Jahressicht kann sich die Performance des DAX sehen lassen. Bei aller Volatilität – der deutsche Leitindex stieg von 9.800 auf aktuell über 10.700 Punkte. Ein positives, aber sehr volatiles Jahr! Auch den internationalen Vergleich braucht der DAX nicht zu scheuen. Er hat mehr als doppelt so stark zugelegt wie der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 – ganz zu schweigen von der Wall Street, wo die Standardwerte-Indizes Dow Jones Industrial und S&P 500 auf Jahressicht in der Verlustzone stehen.
Und das alles in Zeiten, in denen ein privater Anleger mit Sparbüchern, Girokonten und Staatsanleihen auf lange Sicht nur real Geld verlieren. Das ist kein naives Angstmachen, das ist Realität! Gut, geben wir es zu – auch das Jahr 2016 wird eine Herausforderung für jeden Investor. Eine aktuelle DDV-Umfrage unter Anlegern zeigt die Stimmung klar auf:
43 Prozent der Privatanleger vertreten die Ansicht, dass es in der ersten Jahreshälfte 2016 erheblich schwieriger wird, die eigenen Renditeerwartungen zu erfüllen. Knapp ein Drittel der Teilnehmer glaubt, dass sich die Erzielung der erhofften Rendite etwas schwieriger gestaltet. Somit denken mehr als 75 Prozent, dass sich die Umsetzung eigener Renditevorstellungen komplizierter und mühsamer gestalten wird. 16 Prozent geben an, dass es im kommenden Halbjahr eher leichter werden könnte, die eigenen Erwartungen zu erfüllen. Für lediglich 8 Prozent werde es künftig definitiv leichter und einfacher, die antizipierte Rendite zu erzielen.
Was sagt uns das? Es ist eine ganz einfache Erkenntnis. Gute Rendite als Privatanleger zu erwirtschaften ist möglich, jedoch sollten die persönlichen Erwartungen realistisch sein!
Es geht in den nächsten Jahren unverändert darum, Kapitalschutz zu betreiben. Denn die geldpolitische Strategie der EZB sowie die auffallend schwankungsreichen Märkte in 2015 machen die Herausforderungen für jeden einzelnen Privatanleger deutlich. Die Frage, die im Raum steht, lautet: Welche Anlagelösungen versprechen angesichts der niedrigen Zinsen noch attraktive Erträge?
Diese Frage zu beantworten, fällt vielen Menschen schwer. Sie machen dann eigentlich etwas total Richtiges. Sie holen sich fremde Hilfe. Die Krux daran ist – Sie erhalten unpassende Anlageprodukte! Kein Scherz, das ist in einer neuesten Untersuchung einer deutschen Verbraucherzentrale, in der 3.502 bestehende Anlageprodukte sowie 362 Vertragsangebote bewertet wurden, mit denen Verbraucher in die Beratung der Verbraucherzentralen gekommen waren, im vierten Quartal eindrucksvoll bestätigt worden. Die Fakten:
95 Prozent der aktuell unterbreiteten Anlagevorschläge von Banken und Finanzvertrieben passen nicht zum Bedarf der Verbraucher. Empfohlene Produkte sind zu teuer, zu unrentabel, zu unflexibel oder zu riskant. Das ist bitter, zumal wenn man im Hinterkopf hat, dass die Eigeninitiative für das Alter vorzusorgen äußerst löblich ist. Die Verbraucherschützer gehen aber noch weiter. Sie sagen:
„Schlechte Finanzempfehlungen können sich Verbraucher (…) nicht leisten.“
Das Vertrauen in die Finanzberatung ist oft nicht gerechtfertigt. Verbraucher können leider nicht davon ausgehen, dass ihnen von Banken und anderen Finanzvertrieben Geldanlagen angeboten werden, die zu ihrem Bedarf passen“. Ein hartes Urteil. Noch einmal, damit wir diese Zahlen Im Hinterkopf haben:
95 Prozent der Vertragsangebote waren nicht im besten Kundeninteresse. Sie passten nicht zur individuellen Lebenssituation, den Anlagezielen oder -wünschen der Rat suchenden Verbraucher. Zudem waren diese auch bei ihren bereits abgeschlossenen Verträgen schlecht aufgestellt. Hier gäbe es für etwa jedes zweite Produkt eine bessere, beispielsweise kostengünstigere oder flexiblere Alternative (45 Prozent), so die Verbraucherzentrale. Und dann konnte man noch einen weiteren wichtigen Satz in der Pressemitteilung lesen: „Schlechte Finanzempfehlungen können sich Verbraucher mit Blick auf ihre Altersvorsorge nicht leisten.“
Dabei ist die Lösung des Problems nicht so schwer und liegt auch unmittelbar vor unseren Augen. Direktinvestments in Sachwerte wie Aktien. Und wer ein bisschen mehr on Top haben möchte, der investiert ein gewissen Teil seines frei zur Verfügung stehenden Kapitals in aussichtreiche Derivate, die wiederum als Basis solide Wertpapiere haben. Warum? Ganz einfach:
Die Vergangenheit zeigt, dass Aktien und andere Produkte wie strukturierte Wertpapiere langfristig zu den renditestärksten Anlageklassen zählen! Der Kapitalmarkt wird aber noch zu selten als sinnvolles Instrument für den langfristigen Vermögensaufbau angesehen. Leider. Und es sind manchmal Mailings und Werbebotschaften unterwegs, welche die Kritiker der Börse immer wieder aufs Neue bestätigen: „Börse? Das ist Teufelszeug!“. Alles quatsch. Wer aber meint, irgendein (dubioses) Invesment zu kaufen, nur weil er eine Mail mit einer WKN bekommen hat, dem ist auch nicht zu helfen. Sie machen das doch beim Staubsauger, beim Auto oder gar beim Haus auch nicht so, oder? Da wird verglichen, gegoogelt und recherchiert. Nur bei Investments – da wird „gleich zugegriffen“. Selbst schuld. Und am Ende sind es natürlich die bösen Finanzmärkte. Ist klar…
„An der Börse wird die Zukunft gehandelt“. Ein alter und bekannter Anlegerspruch. Er hat und wird sicherlich immer Bestand haben. Jedoch hat sich in den vergangenen Jahren auch viel an der Börse verändert. Der Begriff „Krise“ ist scheinbar ein Alltags-Wort eines jeden Anlegers geworden. Zu Recht? Die Fakten sprechen seit vielen Jahren dafür.
Langfristig steigen die Börsen immer
Im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise ist seit dem Jahr 2008 die Staatsverschuldung der größten und wichtigsten Industrie-Staaten massiv gestiegen. Das Griechenland-Debakel in ersten Halbjahr 2015 zeigte uns auf, was mit Staaten passieren kann und welche Herausforderung auf die Euro-Zone und seinen Mitgliedsstaaten kommen. Die Angst um die Stabilität des Euro und die Situation der Märkte in China – alles Faktoren, die viele Anleger in den letzten drei Jahren in Erwägung ziehen lassen, ihr Geld zum Teil in Sachwerte wie Gold oder Immobilien umzuschichten. Verständlich – aber ist es auch richtig und unter Investment-Aspekten vernünftig? Denken wir nur einmal bei Immobilien an das viel zitierte „Klumpenrisiko“. Das will keiner haben. Warum nicht an der Börse engagiert sein? Das geht einfach und ist transparent. Sehen Sie sich den nächsten Chart an:
Die Börsen kennen seit Jahrzehnten – allen Wirtschafts-/Öl/Finanz-Krisen und anderen Unruhefaktoren zum Trotz – nur einen Weg. Dieser führt nach oben. In Aktien zu investieren – es ist richtig und aussichtsreich. Doch viele Anleger zweifeln daran. Sie sehen den Chart aber dennoch haben sie viele Fragen auf der Liste, wenn es um das Thema breite Asset Allocation im eigenen Depot geht. Zu den beliebtesten gehören wohl diese:
– In Anleihen investieren und wenn ja in welche?
– Bundesanleihen?
– Oder auch ausgewählte Unternehmensanleihen mit guter Bonität?
– Sind Fonds da nicht attraktiver, als Sparplan oder Einmalanlage?
– Und in welchen Fonds investiere ich?
– Oder doch lieber alles auf ein Tagesgeldkonto? Oder womöglich sogar physisches Gold?
Alles wichtig und sicherlich für den einen oder anderen Anleger auch richtig, sich mit Anleihen, etc. zu beschäftigen. Gerade in turbulenten Zeiten sind eine gutgestreute Vermögensstruktur und ein breit aufgestelltes Depot besonders wichtig. Vor allem für den langfristig orientierten Anleger. Auf der anderen Seite:
In 2016 wird es sicher herausfordernde Börsenphasen geben, in denen wir Anleger gemäß Oli Kahn „Eier haben müssen“, um nicht nervös zu werden und Kapital zum falschen Zeitpunkt zu verlieren. Es wird aber auch immer wieder Chancen an der Börse geben. Wie jedes Jahr, und das seit vielen Jahrzehnten. Das Spiel wird sich nie ändern. Auch in 2016 nicht.
Mit der Zinserhöhung in den USA wird sich das Umfeld an den globalen Aktienmärkten grundlegend verändern. Mit dem Ende der ultralockeren Geldpolitik geht den Finanzmärkten der dominante Taktgeber verloren und die Börsianer müssen sich auf einen neuen Orientierungspunkt einigen. Anders gesagt:
Nachdem die expansive Geldpolitik den Weg für die Kurse nach Norden wies, muss sich das „Börsen-Navigationssystem“, wie Jochen Stanzl von CMC es vor Weihnachten schön formuliert hatte, neuorientieren. Die Unsicherheit dürfte erst einmal steigen, genauso wie die Kursausschläge. Eine durchdachte Anlagestrategie sollte in den kommenden 12 Monaten zur „Standardausstattung“ eines jeden Anlegers gehören. Aktien bleiben aber die bevorzugte Anlageklasse. Aktien werden langfristig steigen. Aktien sind ein guter Baustein für den persönlichen langfristigen Vermögensaufbau. Auch im Börsenjahr 2016. Denken Sie darüber einmal nach, wenn Ihnen Ihr hart verdientes Geld wichtig ist.
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