19.09.2015, 6347 Zeichen
Es gibt Leute, die in einem Wolkenkuckucksheim leben. Sie sparen nicht ausreichend für den Ruhestand, weil sie das Problem verdrängen. Sie leben in den Tag hinein. Sie denken: „Wenn ich erst mal im Ruhestand bin, geht es finanziell bergauf.“ Pustekuchen. Das Gegenteil wird der Fall sein. Sie werden geschockt sein. Sie sollten zehn Prozent, besser 15 Prozent (und mehr) Ihres Einkommens sparen. Sie müssen heute auf etwas verzichten, damit Sie später etwas davon haben.
Manch einer vergisst (bewusst oder unbewusst) die Miete beziehungsweise Hypothek, die im Alter bezahlt werden muss. Irgendwo müssen Sie ja wohnen, wenn Sie kein Eigenheim besitzen.
Wie Sie am besten fürs Alter vorsorgen, darüber habe ich schon oft in meinem Blog geschrieben. Das lukrativste Asset ist bekanntlich die Aktie. Nur das Problem ist, dass die Kurse schwanken. Die Volatilität ist für die meisten eine große Herausforderungen.
Sehen Sie das Auf und Ab als Geschenk. Wenn eine Blase platzt, bieten sich herrliche Einstiegschancen. Wenn es zur Korrektur kommt, sollten Sie die Chance nutzen, um Aktien, Investmentfonds oder Indexfonds aufzustocken.
Sie sollten die Volatilität zu Ihrem Helfershelfer machen. Haben Sie keine Angst vor ihr. Übrigens erwischt niemand den perfekten Einstieg. Selbst Warren Buffett nicht. Er rutscht oft mit seinen Aktieninvestments unter den Einstandskurs. Als das Genie bei der Münchener Rück einstieg, musste er zwischenzeitlich einen herben Kursverlust verkraften. Er sitzt das einfach aus.
Bei seinem IBM-Investment ist Buffett ebenfalls im Minus. Er wartet ab. Kauft noch mehr zu. Er kann damit leben. Lernen Sie von ihm.
Besitzen Sie eine Qualitätsfirma, sollten Sie nicht die Nerven verlieren, wenn der Kurs ins Minus rutscht. Ertragen Sie die Erniedrigung. Die Börse ist wie eine Achterbahnfahrt. Es geht rauf und runter. Bleiben Sie im Sitz. Steigen Sie nicht vorher aus. Schauen Sie nicht täglich auf die Kurse. Besser ist: Schauen Sie nur einmal im Jahr auf Ihr Depot. Das riet mir eine junge deutsche Professorin, die an der renommierten Columbia University lehrt.
Meiden Sie Kosten, Gebühren und Steuern wie der Teufel das Weihwasser. Ausgabeaufschläge für Investmentfonds von bis zu fünf Prozent sind ein Klotz am Bein. Das ist eine große Belastung. Ich meide solche Dinge. Gebühren sind ein riesiges Problem auf lange Sicht. Sie werden gerne von Anlegern unterschätzt.
Warren Buffett ist ein Pfennigfuchser, wenn es um Bankgebühren oder hohe Gehälter für Fondsmanager geht. Buffett hasst es, Bankgebühren zu bezahlen. Er versucht sie zu umgehen. Der Börsenstar weiß, wie heftig sich Gebühren auf lange Zeiträume auswirken, wenn Sie auf den Zinseszins setzen.
Buffett mag Banker nicht wirklich. Das war ein Grund, warum er von New York in jungen Jahren mit seiner Frau wegzog und sich in seiner Heimat Omaha in Nebraska niederließ. Das junge Ehepaar Buffett kam in der Bankenmetropole zwischen dem Hudson und dem East River nicht klar. Es war ihnen hier zu hektisch, zu teuer.
Buffett meidet Gebühren, wo er kann. Einem ehemaligen Goldman-Manager traut er allerdings: Byron Trott. Über ihn schrieb der Börsenaltmeister: „Er versteht Berkshire viel besser als alle Investmentbanker, mit denen wir gesprochen haben – es schmerzt zu sagen – er ist seine Gebühren wert.“
Der Zinseszins ist ein weiterer Baustein für ein bequemes Ruhestandspolster. Die meisten Anleger verstehen den Hebeleffekt nicht. Unser Gehirn versteht lineare Zuwächse, aber kann sich nicht den Zinseszins ausmalen.
Aufgrund des Zinseszinses hat Buffett mehrere Investments gemacht, die um mehr als das 500-fache gestiegen sind. Etwa der Direkt-Versicherer Geico.
Der Zinseszins funktioniert am besten mit Qualitätsaktien zu fairen Preisen. Anschließend sollten Sie Dekaden warten können.
Wichtig ist, dass Sie nicht zu teuer einsteigen. Denn das raubt Ihnen künftige Renditechancen.
Der Zinseszins funktioniert übrigens auch mit Immobilien: Gute Lage! Günstig einsteigen! Gut managen! Dekaden abwarten! Und schon kann sich das auszahlen. Wobei Aktien im langen Schnitt besser abschneiden.
Auf den folgenden Fotos sehen Sie ein Grundstück und ein mehrgeschossiges Mietobjekt in New York. In den 1970er Jahren konnten Sie Immobilien für wenig Geld kaufen. Das Grundstück in Manhattan kostete 1971 ganze 5.100 Dollar. Auf dem zweiten Foto sehen Sie ein fünfgeschossiges Gebäude, dessen Wert mit 29.000 Dollar 1971 taxiert wurde. Heute ist das Objekt bestimmt mehrere Millionen wert.
Ich habe es schon mal mit dem Trading versucht. Es funktioniert einfach nicht. Die meisten Menschen fallen damit auf die Nase. Es mag vereinzelt Trader geben, die einen guten Schnitt machen. Aber seien Sie gewarnt: Es geht meist schief. Ich schätze, dass über 90 Prozent scheitern. Aus diesem Grund rate ich vom Trading ab. Haben Sie einfach Geduld. Verdienen Sie lieber langsam Ihre Rendite. Besser langsam, als gar nicht.
Jason Zweig, einer der besten Journalisten, die ich kenne, umschreibt es so:
„Geduld ist eine Tugend. Tugenden machen keinen Spass. Bringen Sie sich Geduld bei. Dann brauchen Sie sich nie mehr Sorgen um viel Konkurrenz zu machen.“
Schließlich sollten Sie ausreichend diversifizieren. Wenn Sie all das beachten, werden Sie besser als die meisten Börsianer abschneiden.
PS: Ich schreibe eine Value-Investing-Kolumne im „aktien“-Magazin. Eine kostenlose Probeausgabe können Sie hier anfordern: http://www.traderfox.de/aktienmagazin
Im Original hier erschienen: So schneiden Sie besser als die meisten Börsianer ab
Wiener Börse Party #739: AtX unverändert, Immofinanz mit Volumen deutlich schwächer, Raiffeisen Research bei Porr immer bullisher
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Aktien auf dem Radar:Immofinanz, Polytec Group, CA Immo, Austriacard Holdings AG, Warimpex, Addiko Bank, voestalpine, RBI, Österreichische Post, Semperit, SBO, Rosenbauer, AT&S, Cleen Energy, EuroTeleSites AG, Porr, Wolford, DO&CO, Wiener Privatbank, Oberbank AG Stamm, BKS Bank Stamm, Agrana, Amag, Erste Group, EVN, Flughafen Wien, OMV, Pierer Mobility, S Immo, Telekom Austria, Uniqa.
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