18.06.2015, 4013 Zeichen
Durch den Rückkauf seiner früheren Tochter Visa Europe versucht sich das US-Kreditkartenunternehmen Visa in Zukunft breiter am Markt zu positionieren. 2007 hatte sich der Visa-Konzern vor seinem Börsengang von seiner europäischen Sparte getrennt. Visa Europe befindet sich im Besitz von mehr als 3000 europäischen Banken. Diese könnten aufgrund vertraglicher Regelungen unter bestimmten Bedingungen zu einem Verkauf an das US-amerikanische Unternehmen gezwungen werden. Der Kauf könnte bis zu 20 Mrd USD kosten. Diese Zahl wurde vergangene Woche von der Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf Insiderberichte erstmals in Umlauf gebracht. Die Börsen reagierten positiv auf die mögliche Übernahme.
Der Marktführer für Kredit und Debit Karten verzeichnete im ersten Quartal 2015 1,6 Milliarden Transaktionen, das sind elf Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des vergangenen Geschäftsjahres. Diese Entwicklung der Unternehmenstätigkeit führt zu Aktienrückkäufen in Höhe von 1,9Mrd. Dollar. Der Konzern peilt bis Jahresabschluss einen Free Cash Flow von sechs Milliarden Dollar an. Diese Prognose fußt unter anderem auf der Öffnung des chinesischen Marktes für ausländische Kreditkartenanbieter und die damit verbunden Chance für den US amerikanischen Kreditkartenanbieter in das Reich der Mitte zu expandieren. Durch die Erschließung des neuen Marktes in Fernost, könnte Visa weiter wachsen und damit seine Marktmacht auszubauen.
Als zusätzliches Wachstumsfeld möchte Visa mit dem neuen Digital Enablement Program (VDEP) dazu beitragen eine Plattform für die Vernetzung von Technologiekonzernen und Finanzinstituten bereitzustellen. Der erste Partner aus der Technologiebranche ist der IT-Riese Google, der das neue Programm für seine neue Bezahlplattform "Android Pay" nutzen möchte.
Auch im immer wichtiger werdenden Bereich des Mobile Payment könnte Visa eine immer größere Rolle spielen. Laut einer von Visa in Auftrag gegebenen Studie wird sich der deutsche Markt für mobile Bezahldienste bis 2020 verdoppeln. Dabei geht die Studie davon aus, dass das Gesamtvolumen für Mobile Payment bei 1,7 Milliarden Euro pro Woche in Deutschland liegen könnte. Als starken Verbundspartner für die Zukunft hat sich Visa bereits Apple ins Boot geholt.
Visa und der Netzwerksicherheitsspezialist FireEye planen gemeinsam einen Service, der Händler und Kunden gegen Cyber Attacken auf Zahlungsdaten schützen soll. Zu Beginn werden Tools angeboten, die mehr Informationen und eine erweiterte Überwachung gezielter Angriffe bieten könnte. Zu einem späteren Zeitpunkt könnten maßgeschneiderte Lösungen für Kreditkartenherausgeber und Händler aller Größen angeboten werden.
Aktuell macht Visa der starke US-Dollar zu schaffen, der die im Ausland erzielte Umsätze bei Umrechnung in die heimische Währung schmälert. Zudem setzte dem US-Unternehmen der Rückgang des Ölpreises zu, der sich in niedrigeren Benzinrechnungen der Kunden niederschlägt und damit die Umsätze bei Visa drückt, denn in den USA ist es üblich, an der Tankstelle mit Kreditkarte zu bezahlen.
Visa verdankt seine Bekanntheit unter anderem dem Sportsponsoring. Nachdem Gerüchte über einen möglichen Korruptionsskandal innerhalb des weltweiten Fußballdachverbandes laut geworden sind, könnte Visa das Engagement in diesem Bereich allerdings überdenken. Während der Amtszeit von FIFA Boss Sepp Blatter sollen systematisch Funktionäre von den Ausrichterländern bestochen und damit Vergaben von Fußballweltmeisterschaften beeinflusst worden sein.
Da der weitere Kursverlauf von Visa von einer Vielzahl konzernpolitischer und ökonomischer Faktoren abhängig ist, sollten Anleger das Risiko bei ihren Investmententscheidungen berücksichtigen. Entwicklungen können jederzeit anders verlaufen als Anleger es erwarten, wodurch Verluste entstehen können.
Für Anleger, die eine leicht positive Entwicklung eines Basiswertes erwarten, aber kleinere Kurskorrekturen nicht ausschließen wollen, könnten Bonus-Cap Zertifikate eine interessante Anlageform darstellen.
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