Die digitale Industrie (falls es so etwas überhaupt gibt) ist eine Industrie voller Minderwertigkeitskomplexe. Angetreten, um etablierte Märkte abzulösen, sucht sie immer noch Validierung der selben. So suchen BloggerInnen nach wie vor nach Validierung durch die klassischen Medien, Startups wollen von der „alten Industrie“ gekauft oder finanziert werden und Kryptowährungen suchen nach Annerkennung durch die Finanzindustrie, obwohl gleichzeitig deren Ende postuliert wird. Zugegebenermaßen ist diese Kolumne ebenfalls Teil dieser Hydra.
Jüngst sorgten zwei Ereignisse für Aufregung auf der Suche nach dieser Validierung. Jamie Dimon von JP Morgan bezeichnete Bitcoin als Betrug und China versucht gerade, den Handel mit Bitcoins im eigenen Land zum Erliegen zu bringen. Szene und Märkte reagierten verblüfft und während vor einem Monat Bitcoin auf dem Sprung jenseits der 5000 US-Dollar Marke war, fielen die Preise zeitweise unter 3000.
Transfermöglichkeit
Aber ist es so verblüffend, wenn der Chef einer großen Bank in Bitcoin eine Bedrohung für sein Geschäftsmodell sieht? Es ist natürlich etwas hahnebüchen, wenn ausgerechnet einer der großen Player in der Subprime-Krise jetzt von Betrug spricht, freilich ohne dazu irgendwie ins Detail zu gehen. Bitcoin wurde entwickelt, um eine neue dezentrale Transfermöglichkeit für Werte zu schaffen. Eine schnelle und günstige Transfermöglichkeit, die Mittelsmänner obsolet macht und damit das Geschäftsmodell der JP Morgans dieser Welt gefährdet. Die jüngsten Ausbrüche von Dimon dazu, zeigen letztlich, dass Bitcoin diesem Ziel einen Schritt näher gekommen ist. Ähnlich verhält es sich übrigens, wenn OeNB-Chef Nowotny vor Bitcoin warnt, weil es keine „Kontrolle“ gibt, wie gut diese „Kontrollen“ bei Hypo und Volksbank funktioniert haben, wird den österreichischen SteuerzahlerInnen noch lange Jahre erinnerlich sein.
Abwertungsdruck
Die chinesische Währung steht derzeit unter enormem Abwertungsdruck. Deswegen erfuhr vor allem der Handel mit Gold, und zu einem viel kleineren Teil mit Bitcoins, in China gesteigerte Aufmerksamkeit. Die Zahlen, die dazu von den jetzt geschlossenen chinesischen Handelsplätzen bekannt gegeben wurden, sind aber mit Vorsicht zu genießen und Insider schätzen dabei einen Fake Anteil von bis zu 80 Prozent. Aber sei‘s drum, die chinesische Regierung betrachtet die Flucht ihrer BürgerInnen in Bitcoin als zunehmende Bedrohung und begann die größten chinesischen Bitcoin Handelsplätze zu schließen. Die Märkte reagierten mit einer großen Kurskorrektur, erholten sich aber auch wieder schnell. Auch gilt wieder: Bitcoin ist angetreten, um BürgerInnen unabhängig von Notenbanken und Regierungen zu machen. Während die Transaktionen das Geschäftsmodell JP Morgans gefährden, gefährdet die Manipulationssicherheit Bitcoins die chinesische Staatswirtschaft. Niemand kann heimlich die Druckerpresse anschmeißen und so die Bevölkerung enteignen. Und niemand kann, wie es zum Beispiel in Zypern geschehen ist, über Nacht alle Konten sperren und den Geldtransfer beschränken. Deswegen fürchtet die chinesische Regierung Bitcoin.
Alternative
Bitcoin ist also eine Gefahr für Banken, Regierungen und Notenbanken, die verschiedene Aspekte unseres Geldwesens kontrollieren, ohne dabei selbst kontrolliert zu werden. Ob sich Bitcoin als echte Alternative zur Finanzindustrie etablieren kann, wird sich zeigen, ein entscheidender Schritt wurde dazu jedenfalls getan.
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Zum Autor
Gerald Bäck ist Software Entwickler und Geschäftführer der Firma Coinomentum. Er beschäftigt sich mit dem algorithmischen Handel von Kryptowährungen.
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