23.02.2021
Wien (OTS) - Diese Woche finden wieder Gesprächsrunden zwischen dem
Bundesministerium für Klimaschutz und den Lebensmittelhändlern statt,
die von einem Pfandsystem betroffenen wären. Anstelle eines offenen
Dialogs über die beste Gesamtlösung schränkt das Ministerium die
Gespräche jedoch seit Monaten auf das teure, für Konsumenten
umständliche und von den Nahversorgern kritisierte Konzept einer
PET-Rücknahme in Einzelhandelsstandorten ein. Einen ehrlichen
Austausch zu dem von der Wirtschaft vorgelegten Alternativmodell zur
Erreichung der EU-Sammelziele lässt das Ministerium bisher nicht zu.
Die Einzelhändler fordern die Regierung dazu auf, endlichen einen
offenen Dialog über ein Gesamtkonzept zur Sammlung aller
Verpackungsabfälle zu starten.
Unrealistische Kostenannahmen
„Als Nahversorger stehen wir dazu, die Sammlung von
Einweg-Flaschen weiter deutlich zu steigern, wollen jedoch
ergebnisoffen die beste Gesamtlösung diskutieren. Im
Umweltministerium geht man weiterhin von unrealistischen
Kostenannahmen aus, wenn vom Pfand als günstigster Lösung zur
PET-Sammlung gesprochen wird“, zeigt sich Christian Prauchner,
Bundesobmann des Lebensmittelhandels der Wirtschaftskammer Österreich
(WKÖ) und selbst Kaufmann in Niederösterreich, besorgt. „Ein
Pfandsystem kostet ein Vielfaches der Ministeriumsannahmen und drängt
kleine Händler an den wirtschaftlichen Abgrund. Diesen Verlust von
Nahversorgung und damit Lebensqualität in Österreich müssen wir
verhindern“, so Prauchner weiter. Er vertritt mehr als 3.500
heimische Lebensmitteleinzelhändler, die sich gegen ein Pfand und für
ein sinnvolles Gesamtkonzept aussprechen.
Enorme Kosten, die nicht ersetzt werden
Laut Berechnungen der Händler betragen alleine die
Anschaffungskosten für die tausenden benötigten Rückgabeautomaten
rund 250 Mio. Euro – und somit um rund 100 Mio. Euro mehr als in der
Studie des Ministeriums veranschlagt. Dazu kommen für kleine
Einzelhändler laufende Betriebskosten für die Pfand-Administration
von über 10.000 Euro jährlich. Hinzu kommt der Umsatzverlust, wenn
Pfandautomaten aus Platzgründen auf der Verkaufsfläche aufgestellt
werden müssen. „Eine Ausnahme von der Rücknahmepflicht wäre aber
keine Lösung“, betont Wolfgang Benischko, Gremialobmann des
Lebensmittelhandels in Oberösterreich. „Wer geht denn noch zum
Kaufmann um die Ecke, wenn dort Pfandflaschen nicht oder nur mit
Anstehen an der Wursttheke zurückgegeben werden können? Kosten und
Umsatzentgang werden zahlreiche kleine Händler nicht überleben“,
hinterfragt Benischko die vermeintliche Lösung für kleine Geschäfte.
Kostenannahmen lückenhaft
Die Pfandstudie, auf die sich die Kostenannahmen des
Klimaschutzministeriums stützen, ist grob lückenhaft, weiß Kaufmann
Christian Prauchner aus eigener Erfahrung. Er selbst betreibt auf
freiwilliger Basis einen Rücknahmeautomaten für Einwegflaschen in
einem seiner beiden Supermärkte in Niederösterreich.
„Personalaufwände, Anschaffungs- und Umbaukosten sowie die nötigen
Flächen werden fahrlässig unterschätzt. Nur in meinem größeren
Supermarkt hatte ich ausreichend Platz für die Aufstellung eines
Rücknahmeautomaten. Im kleineren Markt müsste ich auf Verkaufsfläche
und damit Umsatz verzichten, den mir niemand ersetzt. So wäre das bei
hunderten Kaufleuten, deren Märkte damit nicht mehr wirtschaftlich
betrieben werden könnten“, unterstreicht Prauchner. <a> </a>
Zusätzlich zu den oben genannten Anschaffungskosten liegen laut
Berechnungen der Händler auch die laufenden Kosten für Personal,
Logistikaufwand sowie Raummiete um mehr als 100 Mio. Euro jährlich
höher als vom Ministerium veranschlagt, der Umsatzentgang aufgrund
der verlorenen Verkaufsfläche noch nicht eingerechnet. „All diese
Kosten würden letztlich beim Konsumenten landen“, so Prauchner.
Offener Dialog für Gesamtsammlung aller Abfälle gefordert
„Wir alle wollen Verpackungen noch besser sammeln. Dafür fordern
wir jedoch einen Dialog über das bestmögliche, effektivste und für
Konsumenten kostensparendste System. Denn das ist nicht das
vorgeschlagene Pfand auf PET-Flaschen“, bekräftigt
WKÖ-Lebensmittelhandels-Obmann-Stellvertreter, Christof Kastner,
Großhändler aus Zwettl und Nah&Frisch Kaufmann. „Das
Umweltministerium geht jedoch auf diesen Dialog bisher nicht ein,
sondern fordert die Händler in den Gesprächsrunden dazu auf, ein
Pfandsystem auszuarbeiten, das die Beteiligten nicht wollen!“
Kastner fordert daher von der Regierung endlich einen offenen
Dialog über den von der Wirtschaft bereits vor Monaten vorgelegten
10-Punkte-Plan zu Erreichung der EU-Sammelziele. Dabei soll das
bereits bestehende und gut etablierte Sammel- und Recycling-Angebot
in Österreich so ausgebaut werden, dass alle Betriebe, Haushalte und
der Außer-Haus-Konsum umfassend in die Sammlungen sämtlicher
Verpackungen eingebunden werden.(PWK091/DFS)
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