26.01.2021
Wien (OTS) - Am diesjährigen Fachtag Ackerbau im Rahmen der
Wintertagung 2021 des Ökosozialen Forums Österreich & Europa
diskutieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Auswirkungen der
COVID-Krise, die in Österreichs Landwirtschaft aber auch am Weltmarkt
deutlich spürbar sind. Sie zeigten auf, dass Versorgungssicherheit
mehr als nur ein theoretisches Konzept ist und welchen Aspekten man
sich in der Praxis besonders widmen muss. Insgesamt waren rund 830
Teilnehmerinnen und Teilnehmer via Livestream dabei. In der Mediathek
sind zudem Vorträge von Expertinnen und Experten abrufbar, die sich
der Versorgungssicherheit der Landwirtinnen und Landwirte mit
Betriebsmitteln sowie dem Spagat zwischen Versorgungssicherheit und
Umweltschutz widmen.
Zwtl.: Pernkopf: Wollen hohe Eigenversorgung aus regionaler
Landwirtschaft
Der Präsident des Ökosozialen Forums Österreich & Europa, Stephan
Pernkopf, betonte in seinem Eingangsstatement zum Fachtag Ackerbau,
dass die Corona-Pandemie spezielle Herausforderungen für die
Landwirtinnen und Landwirte mit sich brachte. "Wir sind für die
Zukunft gut aufgestellt, müssen aber dafür sorgen, dass es in Europa
vor dem Hintergrund des Bevölkerungswachstums mehr
landwirtschaftliche Produktion und eine hohe Selbstversorgung aus
einer regionalen Landwirtschaft braucht. Der Green Deal darf nicht
zum Vorwand für einen Generalangriff auf die Landwirtschaft werden.
Wir wollen eine "nachhaltige Intensivierung" der Landwirtschaft, also
eine Produktion mit höchsten Standards vor der eigenen Haustür. Nur
so können wir sicherstellen, dass keine Produkte, die unter
fragwürdigen Standards hergestellt wurden, den Weg in unsere Regale
finden."
Zwtl.: Burtscher: Müssen europäische Standards auch von Drittstaaten
einfordern
Wolfgang Burtscher, Generaldirektor für Landwirtschaft und
ländliche Entwicklung in der EU-Kommission (DG AGRI), beleuchtete vor
dem Hintergrund des Green Deals internationale Herausforderungen und
Lösungsansätze der Agrarpolitik: "Durch die Corona-Krise wurden die
Rufe nach Versorgungssicherheit – also nationaler Selbstversorgung
der Mitgliedsstaaten – zweifelsfrei lauter. Auch auf EU-Ebene ist die
strategische Autonomie ein zunehmend wichtigeres Thema. Der Ansatz
ist, Vorteile des offenen Handelssystems zu kombinieren mit der
Notwendigkeit, die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten zu
reduzieren, um die Versorgungssicherheit zu stärken. Oder anders
gesagt: Chancen nützen, aber die Abhängigkeit in heiklen Sektoren
reduzieren."
"Europa ist bei der Lebensmittelversorgung sehr erfolgreich. Eine
gute und kontinuierliche Gemeinsame Agrarpolitik hat dazu
beigetragen, einen Binnenmarkt aufzubauen, der wesentlich war, um
eine hohe Lebensmittelsicherheit – das heißt eine permanente
Versorgung mit ausreichend Lebensmitteln – sicherzustellen. Die EU
hat insgesamt einen hohen Selbstversorgungsgrad bei nahezu allen
agrarischen und tierischen Produkten. Mängel in einzelnen Staaten
werden durch innergemeinschaftlichen Handel abgedeckt. Aber bei
Futtermitteln werden 25 Prozent im Ausland produziert und auch bei
mineralischen Düngemitteln sind wir auf Import angewiesen. Wir
brauchen daher eine vernünftige Kombination aller Handelsströme:
Kürzere Ketten auf regionaler Ebene, ohne dem Binnenmarkt zu schaden,
aber dennoch auch weltweiten Handel."
"Freihandelsabkommen bedeuten zwar grundsätzlich eine
Liberalisierung und auch Vorteile für Europa, aber die heimischen
Landwirte sorgen sich, dass sie hohe Standards erfüllen müssen und
Drittstaaten nicht. Das führt unweigerlich zu
Wettbewerbsverzerrungen. Zwei Punkte sind deshalb wichtig: Erstens,
Europa muss bei Handelsabkommen stärker darauf achten, dass
Drittstaaten ähnliche Vorgaben einzuhalten haben. Zweitens, wenn es
zur Einfuhr kommt, darf es keine Kompromisse bei Gesundheitsstandards
geben."
Zwtl.: Fankhauser: Landwirtinnen und Landwirten Flexibilität
ermöglichen
Die Lehren aus der Corona-Pandemie, die dazu in Auftrag gegebene
Studie sowie Chancen der aktuellen Krisen präsentierte Johannes
Fankhauser, Leiter der Sektion II – Landwirtschaft und ländliche
Entwicklung im Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und
Tourismus (BMLRT). "Die Krise hat gezeigt, dass die Landwirtschaft
krisenfest ist, aber dass es auch Grenzen gibt. Bei Mehl und
Teigwaren war die Nachfrage immens, aber die heimischen Mühlen haben
gut reagiert und die Produktion hochgefahren. Insgesamt muss
festgehalten werden, dass die Lebensmittelversorgung und die gesamte
Wertschöpfungskette von der Landwirtschaft über die Verarbeitung bis
zum Teller große Auswirkungen auf die Beschäftigung in Österreich
haben. Gleichzeitig gibt es eine große Abhängigkeit der
Landwirtschaft und der Lebensmittelbranche von ausländischen
Arbeitskräften."
"Wir stehen zu den internationalen Handelsbeziehungen und sind
klar exportorientiert, aber auch der inländische Markt muss vor dem
Hintergrund der steigenden Direktvermarktung berücksichtigt werden.
Das BMLRT will daher die gesamte Wertschöpfungskette beleuchten und
gemeinsam mit der Lebensmittelbranche an Lösungen zu folgenden Themen
arbeiten: Produktionskette, Arbeitseinsatz, Absatzmarkt, Preisdruck
und Fördermittel. Wir wollen das auch in die GAP einbringen, um die
Lebensmittelversorgung krisenfester zu machen sowie Herausforderungen
wie Klimawandel und Biodiversität bestmöglich zu lösen. Es geht dabei
weniger um die Unterscheidung zwischen biologischer und
konventioneller Landwirtschaft, sondern darum, Leistungen für Klima
und Umwelt herauszustreichen und dabei den Landwirtinnen und
Landwirten Flexibilität anzubieten. Wir haben dazu gemeinsam mit
Partnern aus der Saatgutwirtschaft ein Projekt auf den Weg gebracht,
um überregional klimaresistente Sorten zu züchten. Damit können wir
den Landwirtinnen und Landwirten in Österreich auch künftig
standortgerechte Sorten anbieten."
Zwtl.: Wintertagung 2021 in neuem Format
Bei der 68. Wintertagung macht sich das Ökosoziale Forum von 21.
bis 28. Jänner 2021 mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf die
Suche nach Lösungsansätzen für eine nachhaltige, zukunftsfitte und
resiliente Wertschöpfungskette bei Lebensmitteln. Unter dem Motto
„Gemeinsam is(s)t man besser: Gemeinsam aus der Krise lernen.
Gemeinsam zukunftsfit werden.“ werden Wege und Perspektiven für die
Landwirtschaft erörtert. Dabei sind jede und jeder gefordert,
mitzudiskutieren und mitzumachen – das neue, digitale Gesicht der
Wintertagung 2021 macht es möglich: Alle neun Fachtage stehen online
und kostenfrei als Live-Webinare zur Verfügung und werden durch
Beiträge in der Mediathek erweitert und ergänzt!
Zwtl.: Ausblick: Fachtage Schweinehaltung und Berg & Wirtschaft
Zukunftsorientiert – das ist das Motto des kommenden Fachtages
Schweinehaltung am 27. Jänner der Wintertagung 2021 des Ökosozialen
Forums. Schweinefleisch ist nach wie vor das beliebteste Fleisch der
Österreicherinnen und Österreicher und aus vielen Küchen nicht
wegzudenken. Zudem ist es ein Exportschlager bis nach Asien. Doch mit
der COVID-Krise kamen zahlreiche neue Herausforderungen. Die
Expertinnen und Experten gehen daher der Frage nach, wie sich die
Branche besser auf die nächste Krise vorbereiten kann und
wirtschaftlich erfolgreich bleibt. Antworten darauf, wie die
Schweinebranche Anforderungen wie Umwelt- und Klimaschutz sowie
Regionalität unter einen Hut bekommen können, finden sich in der
Wintertagungs-Mediathek. Sie widmen sich zudem der Frage, wie wir
sicherstellen können, dass das Lieblingsfleisch der Österreicherinnen
und Österreicher trotz Krisen in der nachgefragten Menge auf den
Teller kommt.
Kuhurteil, große Beutegreifer, Vermüllung und Mountainbiker:
Konfliktpotenzial gibt es auf den Almen genug. Jede Nutzungsgruppe –
ob Landwirtschaft, Tourismus- und Freizeitwirtschaft oder
Umweltschutz – sieht in der Regel die eigenen Ansprüche als
berechtigt an und blendet jene von anderen Gruppen gerne aus. Beim
Fachtag Berg&Wirtschaft am 27. Jänner im Rahmen der Wintertagung 2021
des Ökosozialen Forums wollen die Expertinnen und Experten die
verschiedenen Ansprüche unter einen Hut bringen. Sie zeigen zudem
Synergien auf und stellen ihre Ideen vor, um unsere Almen krisenfest
zu machen. Der Best-Practice-Teil steht ihnen online in der
Wintertagungs-Mediathek zur Verfügung. Dort werden innovative
Initiativen und alternative Vermarktungsmöglichkeiten von
Almwirtschaftsprodukten vorgestellt. Diese sollen die Bäuerinnen und
Bauern dazu ermutigen, aus den üblichen Bahnen auszubrechen und etwas
Neues zu versuchen.
Detaillierte Informationen zur Wintertagung 2021 sowie die
Mediathek finden Sie unter [oekosozial.at]
(
http://www.oekosozial.at/).
Aktien auf dem Radar:Zumtobel, CA Immo, Erste Group, Warimpex, Addiko Bank, UBM, Cleen Energy, Polytec Group, VIG, ATX, ATX Prime, ATX TR, Wienerberger, FACC, Marinomed Biotech, Frequentis, voestalpine, OMV, AMS, Lenzing, RBI, Verbund, Wolford, Rosenbauer, RHI Magnesita, Agrana, Oberbank AG Stamm, EVN, Österreichische Post.
Knaus Tabbert
Die Knaus Tabbert AG ist ein führender Hersteller von Freizeitfahrzeugen in Europa mit Hauptsitz im niederbayerischen Jandelsbrunn. Weitere Standorte sind Mottgers, Hessen, Schlüsselfeld sowie Nagyoroszi in Ungarn. Das Unternehmen ist seit September 2020 im Segment Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse notiert.
>> Besuchen Sie 61 weitere Partner auf boerse-social.com/partner
Mehr aktuelle OTS-Meldungen HIER