30.11.2022,
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Düsseldorf (ots) - Heute veröffentlichen McKinsey & Company und The
Business of Fashion (BoF) den The State of Fashion 2023 Report. Der
Bericht zeigt, dass die Branche auf einen globalen Abschwung
zusteuert: Die Kombination aus dem Krieg in der Ukraine, steigender
Inflation und gestörten Lieferketten führt zu pessimistischer
Stimmung für das kommende Jahr. Infolgedessen erwarten 56% der
Verantwortlichen in der Modebranche eine Verschlechterung der
Bedingungen im Jahr 2023.
Chancen trotz globalem Abschwung
Die Modeindustrie hat sich nach der Pandemie deutlich erholt. Der
weltweite Umsatz der Branche wuchs 2021 um 21% im Vergleich zum
Vorjahr und stieg auch in der ersten Jahreshälfte 2022 um 13% weiter
an. Der Aufschwung des Jahres verlangsamte sich jedoch durch eine
Reihe bisher beispielloser Herausforderungen und überschattete die
Erfolge vom Jahresbeginn.
Der im Februar ausgebrochene Krieg in der Ukraine hat die Branche
erschüttert und eine Energiekrise in ganz Europa ausgelöst. Die
Marktführer sahen sich mit einer zunehmend instabilen Weltwirtschaft
konfrontiert, deren ernste Folgen vor allem 2023 zu spüren sein
werden.
85% der Führungskräfte in der Modebranche gehen davon aus, dass die
Inflation auch im nächsten Jahr eine Herausforderung sein wird. 58%
glauben, dass die Energiekrise den Markt weiter schwächen wird.
Berichten zufolge wird sich das globale BIP-Wachstum im Jahr 2023 auf
etwa 2,2% verlangsamen; vielen großen Volkswirtschaften droht eine
Rezession.
Zwar prognostiziert der State of Fashion insgesamt eine rückläufige
Entwicklung für die Branche, doch gibt es durchaus auch Chancen: Im
Bereich der Luxusmode wird für das Jahr 2023 weltweit ein Wachstum
zwischen 5% und 10% erwartet, verglichen mit -2% und 3% für den Rest
der Branche. Die Modeunternehmen konnten sich 2021 und in der ersten
Jahreshälfte 2022 ein solides Fundament aufbauen, sodass sie für die
aktuellen Turbulenzen besser gerüstet sind. Der Anteil der
"wertvernichtenden" Unternehmen (d.h. der Unternehmen, die einen
negativen Gewinn erwirtschaften) ist jetzt so niedrig wie seit 2013
nicht mehr.
Verändertes Konsumverhalten
Die steigende Inflation in vielen großen Volkswirtschaften hat zu
einem Anstieg der Lebenshaltungskosten geführt. Dies führt zu einem
zurückhaltenden Kaufverhalten bei Konsumenten. Fast drei Viertel der
US-Verbraucher entschieden sich zwischen April und Juli 2022 für
preisgünstigere Marken oder Produkte. Markenhersteller stehen
angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage unter Druck, um für
ihre Konsumenten attraktiv zu bleiben.
Haushalte mit höherem Einkommen sind von der Krise weniger betroffen
als Haushalte mit niedrigerem Einkommen und werden weiterhin
Luxusgüter kaufen. Haushalte mit niedrigerem Einkommen dagegen werden
ihre Ausgaben für nicht unbedingt notwendige Anschaffungen wie Mode
deutlich einschränken. Auch werden viele Konsumenten günstigere
Anbieter wählen und Rabatte nutzen.
Regionale Neuausrichtung
Durch die unsichere Wirtschaftslage bewerten viele Modeunternehmen
die Regionen, in denen sie tätig sind, neu, und wenden sich
möglicherweise Ländern oder Regionen zu, die mehr Potenzial bieten.
Insbesondere die chinesische Wirtschaft - die lange Zeit als
Wachstumsmotor galt - wird laut Prognosen im Jahr 2023 einbrechen,
mit einem BIP-Wachstum von nur 3,2% im Vergleich zu einem Anstieg von
8,1% im Jahr 2021. Dies könnte einige Modeunternehmen dazu
veranlassen, zumindest kurzfristig andere Optionen in Betracht zu
ziehen.
Befragt nach Märkten mit ähnlichen oder sogar vielversprechenderen
Wachstumsaussichten für 2023 im Vergleich zum Vorjahr nannten 88% der
Führungskräfte den Nahen Osten. Es wird erwartet, dass das
Luxussegment im Gulf Cooperation Council (GCC) im Jahr 2023 einen
Umsatz von 11 Mrd. USD generieren wird, wobei 60% der Luxusausgaben
der GCC-Konsumenten im Inland getätigt werden. Darüber hinaus wird
erwartet, dass 50% der Modeunternehmen ihre Präsenz in Nordamerika im
nächsten Jahr erhöhen werden. Den Progosen zufolge wird der Umsatz im
US-Einzelhandel 2022 ein Niveau erreichen wie zuletzt vor zwei
Jahrzehnten. Im Asien-Pazifik-Raum festigen Japan und Südkorea ihren
Ruf als verlässliche Wachstumsmotoren.
Kampf gegen Greenwashing
Die Modebranche setzt sich mit ihren negativen Auswirkungen auf
Umwelt und Gesellschaft auseinander. Dabei spielt insbesondere die
Kommunikation der Nachhaltigkeitsbemühungen gegenüber den
Verbrauchern im Hinblick auf den Vorwurf des "Greenwashing" eine
wichtige Rolle. Aktuell bezeichnen 79% der Verantwortlichen in der
Modebranche das Fehlen branchenweiter Standards zur Bewertung ihrer
Nachhaltigkeitsbemühungen als größte Hürde zur Verbesserung der
Wahrnehmung ihrer Bemühungen durch die Konsumenten.
Neue Vorschriften zum Verbot von Greenwashing erfordern von den
Unternehmen eine größere Sensibilität bezüglich der von ihnen
veröffentlichten Nachhaltigkeitsinformationen. In Frankreich
beispielsweise sollen 2023 neue Gesetze in Kraft treten, die die
Hersteller dazu verpflichten, Kleidung und Textilien mit einer
"Umweltbewertung" zu versehen, um zu fundierteren Kaufentscheidungen
der Konsumenten beizutragen.
Imran Amed, Gründer und CEO von The Business of Fashion, meint: "Die
Weltwirtschaft steht vor einem ihrer schwierigsten Jahre - mit
steigender Inflation, einem Anstieg der Lebenshaltungskosten und den
anhaltenden Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Dies alles führt
zu einer "multiplen Krise", die ein sorgfältiges Kostenmanagement und
fokussierte Wachstumsstrategien erforderlich macht, um Chancen im
Luxussegment, in den Regionen Naher Osten, Indien und Südkorea sowie
im Resale- und Rabattbereich für Kunden zu erschließen, die weniger
Geld für Mode ausgeben."
Achim Berg, Senior Partner, Global Leader der Apparel, Fashion and
Luxury Group von McKinsey, sagt: "Gerade als die Modebranche begann,
sich von COVID-19 zu erholen mit einem weltweiten Umsatzwachstum von
21% im Jahr 2021 und einer Steigerung der durchschnittlichen
EBITA-Marge um 6 Prozentpunkte, haben die sich verschärfenden
makroökonomischen und geopolitischen Bedingungen die Branche in der
zweiten Hälfte des Jahres 2022 stark belastet. Obwohl die sehr
positive Entwicklung - mit einem Umsatzwachstum von 13% in der ersten
Jahreshälfte 2022 - eine solide Grundlage darstellt, gehen wir davon
aus, dass das Jahr 2023 zu einer Herausforderung wird: Das
Luxussegment wird zum globalen Treiber des Umsatzwachstum in der
Modebranche."
Anita Balchandani, Senior Partner und Leiterin der Apparel, Fashion
and Luxury Group von McKinsey für die Region EMEA, schätzt die Lage
wie folgt ein: "Unser Bericht zeigt, dass das derzeitige
wirtschaftliche Umfeld zu einer Verschiebung der regionalen Dominanz
führt: Während sich das Wachstum in China zum Teil auf Grund der
immer noch geltenden COVID-19-Beschränkungen möglicherweise
verlangsamt, sind Japan und Südkorea weiterhin die Wachstumsmotoren
in der Asien-Pazifik-Region. Im Nahen Osten dürfte insbesondere das
GCC-Luxussegment im Jahr 2023 auf 11 Mrd. USD anwachsen, wobei 60%
der Luxusausgaben im Inland getätigt werden. Es wird erwartet, dass
die Einzelhandelsumsätze in den USA zum Ende des Jahres 2022 ein
Niveau wie zuletzt vor zwei Jahrzehnten erreichen und damit ein
starkes Fundament für 2023 bilden."
10 Themen, die die Modeindustrie im Jahr 2023 prägen werden
1. Globale Fragilität: Zahlreiche destabilisierende Faktoren,
einschließlich zunehmender geopolitischer Spannungen, schwächen
die ohnehin schon fragile Weltwirtschaft weiter, und es wird
erwartet, dass das globale BIP im Jahr 2023 auf etwa 2,5% fallen
wird.
* 56% der Manager in der Modebranche erwarten, dass sich die
Bedingungen in der Branche im kommenden Jahr verschlechtern
werden.
1. Regionale Realitäten: Die Weltkarte der Wachstumschancen für
Modemarken hat sich verschoben - Regionen wie der Nahe Osten und
Länder wie die USA werden für das kommende Jahr zu den
Schwerpunkten gehören.
* Die Hälfte der Manager in der Modebranche geht davon aus, dass
sie
die Präsenz ihres Unternehmens in Nordamerika 2023 ausbauen
werden.
1. Unterschiedliches Konsumverhalten: Die Inflation beeinflusst das
Verbraucherverhalten. Während einkommensstarke Käufer mit
Ersparnissen, Zugang zu Krediten und größerer
Arbeitsplatzsicherheit weiterhin Geld für Mode ausgeben werden,
werden Konsumenten mit geringerem Einkommen nicht unbedingt
notwendige Ausgaben reduzieren.
* 74% der US-amerikanischen Modekunden haben sich zwischen April
und
Juli 2022 für günstigere Marken oder Produkte entschieden.
1. Fluid Fashion: Die Grenzen zwischen Herren- und Damenmode
verschwimmen immer mehr, daher haben Marken die Möglichkeit, ihre
Geschäftsprozesse und Verfahren neu zu gestalten und diese
Entwicklung zu nutzen.
* Die Hälfte der Gen-Z-Konsumenten hat schon einmal Mode gekauft,
die nicht ihrer Geschlechtsidentität entspricht.
1. Formelle Kleidung neu gedacht: Formelle Kleidung für besondere
Anlässe wird voraussichtlich die stabilste Modekategorie sein, da
Konsumenten ihre Kleidung fürs Büro und besondere Anlässe neu
denken.
* 39% der Verantwortlichen in der Modebranche gehen davon aus, dass
Kleidung für bestimmte Anlässe im Jahr 2023 zu den drei
wichtigsten Wachstumskategorien gehören wird.
1. DTC-Kalkulation: Die Kosten für digitales Marketing steigen, da
sich die Wachstumsraten im E-Commerce nach den Höchstständen der
Pandemie wieder einpendeln, was den Aufbau eines nachhaltig
profitablen Online-DTC-Geschäfts erschwert.
* Ein Drittel der Manager in der Modebranche nennt die
Herausforderungen für die DTC-Vertriebskanäle als eines der
Themen
mit dem größten wirtschaftlichen Einfluss im nächsten Jahr.
1. Kampf gegen Greenwashing: Der strategische Fahrplan der
Europäischen Kommission, der vorsieht, Textilien bis 2030
langlebiger und recyclingfähiger zu machen, nimmt Greenwashing
ins
Visier. Verbraucherschützer in Europa beobachten die
Nachhaltigkeitsangaben von Modemarken genau.
* 79% der Manager in der Modebranche bezeichnen das Fehlen
branchenweiter Standards zur Bewertung ihrer
Nachhaltigkeitsbemühungen als die größte Hürde bei der
Verbesserung der Wahrnehmung ihrer Bemühungen zur Verringerung
der
Umweltbelastung durch die Konsumenten.
1. Zukunftssichere Produktion: 65% der Verantwortlichen in der
Modebranche erwägen eine lokalere Produktion mit neuen Hubs, die
ihre heimischen Verbrauchermärkte versorgen.
* Zwei Drittel der Manager gehen davon aus, dass Digitalisierung
die
wichtigste Voraussetzung für Zulieferer ist, um im kommenden Jahr
Wachstum zu erzielen.
1. Digitales Marketing reloaded: Datenschutzbestimmungen und
technologische Veränderungen haben die Kosten für bezahltes
digitales Marketing in die Höhe getrieben, so dass Marken im Jahr
2022 mindestens dreimal so viel für die Kundengewinnung ausgeben
wie 2013.
* 79% der Manager in der US-amerikanischen Bekleidungs- und
Schuhindustrie bezeichnen Mediennetzwerke im Einzelhandel als den
effektivsten Marketingkanal.
1. Organisatorische Umstrukturierung: 55% der Manager nennen den
Fachkräftemangel als einen der wichtigsten Faktoren, die ihr
Unternehmen 2022 beeinflussen. Aus- und Weiterbildung sind
zweieinhalb- bis dreimal rentabler als die Rekrutierung neuer
Mitarbeiter, so dass sich Investitionen in die Qualifikation der
vorhandenen Beschäftigten durchaus lohnen.
* 90% der Manager in der Modebranche erwarten einen
Fachkräftemangel
in ihren Unternehmen.
HINWEISE FÜR REDAKTEURE
Zitate
Alle Zitate sollten sich auf den "Bericht The State of Fashion 2023
von The Business of Fashion und McKinsey & Company" beziehen.
ÜBER THE BUSINESS OF FASHION
The Business of Fashion (BoF) ist ein Medienunternehmen der nächsten
Generation, das weltweit für seine fundierte analytische Sichtweise
auf die 2,5 Billionen Dollar schwere globale Modeindustrie bekannt
ist. BoF hat Mitglieder in mehr als 125 Ländern und verbindet
unabhängigen, richtungsweisenden Journalismus mit praktischer
Wirtschaftsberatung, Online-Lernangeboten, Karriere-Tools und
interaktiven Veranstaltungen und Events, um die globale
Mode-Community zu sensibilisieren, zu informieren und zu vernetzen.
www.businessoffashion.com
ÜBER MCKINSEY & COMPANY
McKinsey ist eine weltweit tätige Unternehmensberatung, die
Organisationen dabei unterstützt, nachhaltiges, umfassendes Wachstum
zu erzielen. Wir arbeiten gemeinsam mit unseren Klienten aus dem
privaten, öffentlichen und sozialen Sektor an der Lösung komplexer
Probleme und schaffen positive Veränderungen für alle Beteiligten.
Wir kombinieren wirksame Strategien und zukunftsweisende
Technologien, um Unternehmen dabei zu helfen, Innovationen nachhaltig
zu gestalten, ihre Leistung dauerhaft zu steigern und ihre
Mitarbeitenden in die Lage zu versetzen, heute und in Zukunft Erfolge
zu erzielen. McKinsey-Teams arbeiten in mehr als 130 Städten und 65
Ländern. McKinsey wurde im Jahr 1926 gegründet. Global Managing
Partner ist seit Juli 2021 Bob Sternfels.
https://www.mckinsey.com
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