Jede Prognose und jede Aussage basiert am Ende auf wackeligen Grundannahmen. So kann bereits eine Woche wirtschaftlichen Stillstandes mehr oder weniger, das Gesamtergebnis signifikant verändern.
Die Konjunkturentwicklung - ein V, U oder ein L?
Und so kämpfen sich auch die fünf führenden Wirtschaftsinstitute bei ihrem Frühjahrsgutachten durch einen Nebel der Unsicherheit. Dass die Wissenschaftler ihre Prognose oft mehrmals korrigieren müssen, war bereits vor Corona der Normalzustand. Insofern sollte man den absoluten Zahlen nicht allzu viel Beachtung schenken. Aber wie fühlt es sich wohl an, wenn die deutsche Wirtschaft wie prognostiziert, im zweiten Quartal um fast 10% einbricht? Einen solchen Fall gab es seit Beginn der Quartalsrechnung im Jahr 1970 noch nie. Für die Börse ist entscheidend, auf welchen Verlauf wir zusteuern. Bekommen wir eine schnelle, V-förmige Erholung, oder doch eher eine zähe U-Kurve? Der Worst Case wäre ein L-Verlauf – ein Absturz ohne eine anschließende Erholung.
Börsen-Psychologie
Die Entwicklung der vergangenen Tage zeigt einmal mehr, dass an der Börse vieles von den Stimmungen der Marktteilnehmer abhängt. Diese Beobachtung versucht Florian Bub ( FlorianBub ) zu nutzen. Sein wikifolio Marktsentiment basiert auf der jeweiligen Marktstimmung.
Unter Zuhilfenahme verschiedener Sentiment-Indikatoren steuert Bub seine Investments, die sich vor allem aus deutschen Aktien zusammensetzen. Die durchschnittliche Haltedauer liegt zwischen zwei Wochen und sechs Monaten. Zur Absicherung dienen Ihm Stoploss-Orders und Short-ETF‘s. Aktuell hält Bub mit Ausnahme einiger Drägerwerk-Aktien ausschließlich Cash. Soviel zu seiner Einschätzung der Marktlage. Mit einer stabilen Wertentwicklung auf Jahressicht (+2,2 %) und einem Plus von 155 % seit der Auflage Ende 2012, kann er zufrieden sein.
Chancen gibt es immer
Dass sich in jedem Börsenumfeld Chancen finden lassen, beweist Florian Schneider ( Saftman ) mit seinem wikifolio Trendfolge nach Levy. Wie der Name bereits verrät, setzt er hier auf eine Trendfolgestrategie.
Kaufkandidaten sind Aktien mit der höchsten relativen Stärke nach Levy. Weitere Aufnahmekriterien sind eine möglichst geringe Korrelation zum Gesamtmarkt, sowie eine hohe Trendstabilität. Im Umkehrschluss wird eine Position verkauft, falls ein Wert diese Vorgaben nicht länger erfüllt. Es überrascht daher nicht, dass sich in seinem wikifolio zurzeit nur der Kochboxenversender und „Stay at Home“-Profiteur HelloFresh befindet. Ansonsten gilt „Cash is King“, wohl auch um schnell auf neue Marktchancen reagieren zu können. Einen DAX-Short hatte Schneider erst Anfang der Woche verkauft. Obwohl das wikifolio deutlich unter seinem Allzeithoch aus dem Februar notiert, kann sich die Jahres-Performance von +18 % mehr als sehen lassen.
Marken-Champions
Wenn wir im Supermarkt zehn vergleichbare Produkte zur Auswahl haben, für welches entscheiden wir uns am Ende? Vermutlich greifen wir zu dem Produkt, dessen Marke uns gut bekannt ist. Die Experten der Albrech & Cie. Vermögensverw. AG
( AlbrechCieAG ) setzen in ihrem wikifolio Top Global Brands auf Unternehmen mit starken globalen Marken.
Die Überlegung ist, dass wertvolle und erfolgreiche Marken steigende Aktienkurse bedeuten. Als weitere Auswahlkriterien setzen die Experten auf globale Firmen mit kurzfristig steigenden Gewinnerwartungen, einer geringen Verschuldung und hohen operativen Margen. Neben den klassischen Blue Chips, können dem wikifolio im Einzelfall auch MidCaps beigemischt werden. Erfolgreiche Schwergewichte wie Amazon , Adobe und die chinesische Alibaba zählen derzeit klar zu den Favoriten. Diese Strategie zahlt sich auch in schwierigen Zeiten aus. Sowohl seit wikifolio-Start im März 2014 (+92 %) als auch auf Jahressicht (+6,7 %) erzielte die Marken-Strategie eine sehr solide Rendite.
Was kommt?
- Das sollten Anleger in der nächsten Woche im Auge behalten
Nach Ostern beginnt zumindest in den USA die Stunde der Wahrheit. Mit dem Start der Berichtssaison werden erste Unternehmen einen Einblick in die operative Entwicklung der vergangenen Wochen und Monate gewähren. Zu diesen zählen Johnson & Johnson und J.P. Morgan (beide am Dienstag) sowie die Bank of America (am Mittwoch).
In Deutschland schauen wohl nicht nur Börsianer mit Spannung auf das Treffen der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten am kommenden Dienstag. Dort könnten bereits erste Lockerungen aus dem Shutdown beschlossen werden. Ohnehin bleiben die Daten zur Ausbreitung der Corona-Pandemie natürlich ebenso relevant wie die in „normalen“ Zeiten wichtigen Konjunkturdaten.