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Schutzzölle auf Titandioxid: Gut gemeint, aber schlecht gemacht

29.11.2024, 3105 Zeichen

Wien (OTS) - Gestern fiel im Rat der Europäischen Union die Entscheidung, endgültige Antidumpingzölle auf Titandioxid (TiO₂) aus China einzuführen. 15 Mitgliedstaaten stimmten für die Zölle, während 8 Staaten - darunter auch Österreich - dagegen votierten. Für die Verwender von TiO₂ in Österreich, insbesondere die Lack- und Anstrichmittelindustrie, die TiO₂ als Weißpigment benötigt, ist die Enttäuschung über dieses Ergebnis groß.
Zölle treffen kleine und mittlere Unternehmen besonders hart „ Die Mitgliedstaaten wollten mit ihrer Entscheidung die europäische Wirtschaft und ihre Wettbewerbsfähigkeit schützen, doch leider bewirkt diese Maßnahme das Gegenteil “, erklärt Hubert Culik, Obmann der Berufsgruppe Lackindustrie im FCIO. Der europäische Bedarf an dem Rohstoff übersteigt deutlich die Produktionsmengen des Binnenmarktes, für viele Anwender ist chinesisches TiO₂ unumgänglich. „ Die Unternehmen, die die Entscheidungsträger am meisten schützen wollen - kleinere und mittlere Unternehmen, die den lokalen Markt bedienen, werden von dieser Entscheidung am härtesten betroffen sein “, ist Culik überzeugt.
Preissteigerungen und Wettbewerbsnachteile Die eingeführten Zölle bedeuten, dass in der EU hergestellte Lacke und Farben, die mit chinesischem TiO₂ produziert werden, erheblich teurer werden. Gleichzeitig bleiben außerhalb der EU hergestellte Produkte, die mit demselben TiO₂ produziert werden, von diesen Zöllen unberührt und erhalten somit einen Wettbewerbsvorteil. Diese Ungleichbehandlung könnte dazu führen, dass mehr Produkte von außerhalb der EU importiert werden - mit negativen Folgen für die europäische Lackindustrie.
Nachhaltigkeit und Produktsicherheit bleiben auf der Strecke Die Auswirkungen dieser Zölle gehen über wirtschaftliche Belange hinaus. Ein Anstieg von Importen außerhalb der EU birgt Risiken durch nicht konforme Produkte und lässt Nachhaltigkeitsaspekte wie höhere Transportwege und CO₂-Emissionen unberücksichtigt. „ Die Entscheidung konterkariert die Ziele der EU, lokale Wertschöpfung zu fördern und nachhaltige Wirtschaftskreisläufe zu stärken “, so der Obmann weiter.
Eine Entscheidung zur Unzeit Für die österreichische Lack- und Farbenindustrie kommt diese Maßnahme zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Bereits jetzt sind die Herausforderungen für heimische Unternehmen aufgrund der schlechten Wirtschaftslage enorm. Die zusätzlichen Belastungen durch die Zölle könnten die Wettbewerbsfähigkeit weiter schwächen und Arbeitsplätze gefährden. Das Ergebnis ist ein Rückschlag für die Branche. „ Wir fordern weiterhin Maßnahmen, die den gesamten europäischen Wirtschaftskreislauf stärken, statt durch einseitige Zölle zusätzliche Schwächen herbeizuführen “, betont Culik abschließend.
Über die österreichische Lack- und Anstrichmittelindustrie
Die 27 Betriebe der österreichischen Lack- und Anstrichmittelindustrie beschäftigen etwa 2.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie produzieren jährlich 130.000 Tonnen Lack- und Anstrichmittel im Wert von 503 Millionen Euro. Die Branche ist sehr innovativ und investiert 10 bis 15 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung.



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