Ich stimme der Verwendung von Cookies zu. Auch wenn ich diese Website weiter nutze, gilt dies als Zustimmung.

Bitte lesen und akzeptieren Sie die Datenschutzinformation und Cookie-Informationen, damit Sie unser Angebot weiter nutzen können. Natürlich können Sie diese Einwilligung jederzeit widerrufen.





Sanochemia: Zugeständnisse, doch keine Insolvenz? (Update, Günter Luntsch)

Bild: © diverse photaq, Christian Jedermann BMF https://jedermann-watches.com

16.12.2019, 4762 Zeichen

Update: https://boerse-social.com/page/newsflow/sanochemia_antrag_auf_sanierungsverfahren_eingebracht 

Am Vormittag schrieb ich ...

Sanochemia, machen sie es doch nicht? Ich habe mit einem Anlegerfreund gesprochen. In meinen Augen ein Hasardeur. Immer wieder greift er etwas an, das sonst kaum jemand angreifen würde. Nach dem, was er sagt, ist er damit bisher aber nicht wirklich schlecht gefahren. Ich täte sowas nicht, nicht bei so großem Risiko. Er meint zu Sanochemia das, was ich mir insgeheim auch schon gedacht habe: "Vielleicht wollen sie dem schwierigen Gläubiger mit der Drohung der Insolvenz nur Angst einjagen, um ihm Zugeständnisse abzuringen?" Ob der Abgang von Werner Frantsits aus dem Aufsichtsrat ein erster Teil der Zugeständnisse ist? Wir dürfen gespannt sein. Nach meinem Verständnis von "in den nächsten Tagen" sollte jedenfalls am Montag, 16.12.19 der Insolvenzantrag eingereicht werden. Am Wochenende stand Sanochemia noch nicht in der Ediktsdatei. Wir dürfen also noch mehr auf den Verlauf des 16.12.19 gespannt sein. Danach würde die Chance abnehmen, dass es noch passiert, bzw. die Chance zunehmen, dass eine außergerichtliche Lösung gefunden werden kann, was ich sehr positiv finden würde. Dieser Text wurde fertig gestellt, bevor das Handelsgericht Wien heute öffnet. Wenn Ihr diesen Beitrag lest, wisst Ihr also vielleicht schon mehr als ich. Sanochemia hat schlecht gewirtschaftet, genug Fehler gemacht, sie haben sich bis dato "durchgewurschtelt", aber dass sie insolvent wären, die Idee ist mir bis dato nicht gekommen. Ein paar gute Sachen haben sie ja im Programm, und daraus auch eine halbwegs gute Position auf dem Markt.

Ich bin vehement gegen eine Insolvenzeröffnung. Wenn sie die Kurve noch irgendwie kratzen wollen, dann bitte ohne Insolvenz. Ein Insolvenzverfahren kostet einen Haufen Geld und lässt Leute ans Ruder kommen, die nicht im Interesse des Unternehmens und dessen Aktionären handeln. Magindag, Adcon, Ankerbrot, Teakholz, Jowood, Maculan, A-tec, Tag-Textil, Tagger, Y-Line, Rapid, Cybertron, Libro, IGM Robotersysteme, was hatten die alle gemeinsam? Sie sind als börsenotierte AGs in die Insolvenz gegangen und nie wieder "gestärkt" aus der Insolvenz herausgekommen. Ein Sonderfall war webfreetv: Die haben beim HG Wien wenigstens einen Ausgleich geschafft und bedient, aber das LG Eisenstadt hat das Unternehmen als vermögenslos gelöscht, die AG gibt es nicht mehr. Soviel zum wirtschaftlichen Verständnis der Gerichte, und um alle Köche am Brei kann man sich nicht kümmern. Woher, wenn nicht von externer Seite, hätte denn Geld in die Kassen des insolventen Unternehmens kommen sollen? Wenn schon niemand unstatthafte Zahlungen zurückgeholt und Forderungen eingetrieben hat, was alleine genug Geld in die Kassen gespült hätte, um weiterleben zu können. Aber es ist, wie ich es in meinem letzten Artikel erwähne: Man rührt keinen Finger für das wehrlose Unternehmen, das man abwickeln soll, und je länger das Verfahren dauert, desto mehr verdient man, und desto toter ist das Unternehmen.

Und noch ein Sonderfall: RHI im Chapter 11. Trotz der existenzgefährdenden Summen, auf die man in den USA geklagt werden kann, haben sie es geschafft, zu überleben, und sie stehen heute offenbar nicht viel schlechter da als vor dem Verfahren. Das wurde durch das Chapter 11-Verfahren ermöglicht. Auch in den USA kann man fallen, aber man darf danach wieder aufstehen. Ein weiteres Beispiel aus unserer Nähe: Die UIAG freut sich über die saubere Übernahme der Anhängerfirma Pongratz aus einer Insolvenz. Sie meinen, in der Slowakei gingen Insolvenzverfahren schnell von statten, das oberste Interesse sei, das Unternehmen überleben zu lassen. Mit allen Mitarbeitern und Geschäftsbeziehungen also. Ein Unternehmen zu liquidieren, wie es hierzulande meist der Fall ist, richtet den größtmöglichen Schaden an.

Es ist vielleicht begrüßenswert, dass es den Privatkonkurs gibt, wo sich auch gescheiterte Selbständige mit geringen Summen oder gar 0% entschulden können (für die Gläubiger ist das natürlich nicht schön), aber der Gesetzgeber möge sich einmal fragen, wieviel Vermögen in Österreich vernichtet wird, indem man Unternehmen liquidiert, anstatt sie geordnet (vielleicht ähnlich Chapter 11) weiter zu führen, um somit das beste für alle Beteiligten heraus zu holen: Gläubiger, Mitarbeiter, Eigentümer. Ich bin der Meinung, dass wir in Österreich auch für Kapitalgesellschaften ein schuldnerfreundlicheres Insolvenzverfahren brauchen. Was nicht heißen soll, dass Gläubiger draufzahlen sollen: Die Unternehmen bräuchten oft einfach nur etwas mehr Zeit, um ihren Verpflichtungen nachzukommen.
Sanochemia ( Akt. Indikation:  0,90 /1,19, -33,86%)

(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 16.12.)


(16.12.2019)

BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

Wiener Börse Party #632: Warum CA Immo, Immofinanz und RBI positiv bzw. voestalpine negativ auffallen, morgen April-Verfall


 

Bildnachweis

1. Christian Jedermann BMF https://jedermann-watches.com , (© diverse photaq)   >> Öffnen auf photaq.com



Aktien auf dem Radar:Rosenbauer, SBO, Palfinger, Addiko Bank, Austriacard Holdings AG, Flughafen Wien, EVN, Immofinanz, AT&S, ams-Osram, Marinomed Biotech, Porr, Warimpex, SW Umwelttechnik, Oberbank AG Stamm, Pierer Mobility, Agrana, Amag, CA Immo, Erste Group, Kapsch TrafficCom, Österreichische Post, Strabag, Telekom Austria, Uniqa, VIG, Wienerberger, Continental, adidas, Travelers Companies, Fresenius.


Random Partner

Polytec
Die Polytec Group ist ein Entwickler und Hersteller von hochwertigen Kunststoffteilen und ist mit 26 Standorten und über 4.500 Mitarbeitern weltweit aktiv. Das österreichische Unternehmen zählt renommierte Weltmarken der Automobilindustrie zu seinen Kunden.

>> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


Christian Jedermann BMF https://jedermann-watches.com, (© diverse photaq)


 Latest Blogs

» SportWoche Party 2024 in the Making, 15. April (SportWoche-Riegel)

» Österreich-Depots unveändert (Depot Kommentar)

» Börsegeschichte 18.4.: Mayr-Melnhof (Börse Geschichte) (BörseGeschichte)

» SportWoche Party 2024 in the Making, 18. April (ein Freund, ein guter Fr...

» Reingehört bei A1 Telekom Austria (boersen radio.at)

» News von Verbund und VIG, Research zu Palfinger, A1 Telekom Austria, Ers...

» Nachlese: Matejka Poetry Slam, B&C, 10% auf Wienerberger (Christian Dras...

» Wiener Börse Party #631: XXS-Folge mit einer Facette, in der CA Immo, Im...

» Wiener Börse zu Mittag stärker: Strabag, Bawag, Verbund gesucht, DAX-Bli...

» Börsenradio Live-Blick 18/4: DAX okay, Sartorius-Crash, Munich Re mahnt ...