19.09.2023,
11622 Zeichen
Wien (OTS) - In den Einkaufskörben der heimischen Haushalte fanden
sich im ersten Halbjahr 2023 weniger Produkte als im Vorjahr. Die
Konsumentinnen und Konsumenten reagieren damit auf die Teuerungen.
Bio, hohe Qualität und Nachhaltigkeit spielen eine nach wie vor
wichtige Rolle beim täglichen Einkauf, wenngleich Preis bzw. Aktionen
immer häufiger in den Vordergrund rücken. Vor allem bei Eiern, Gemüse
und Fleisch ist Qualität ausschlaggebend für die Kaufentscheidung.
Das Konsumverhalten unterlag in den vergangenen drei Jahren
starken Schwankungen und Einflüssen, die man bisher in diesem Ausmaß
nicht kannte. "Während die Corona-Krise im Grunde zu einer Steigerung
der Wertschätzung von Lebensmitteln geführt hat, lenkte die Inflation
den Fokus wieder stärker auf Preise und Aktionen", fasst
AMA-Marketing-Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek kurz
zusammen. Wie sich diese im Einkaufsverhalten niederschlägt, zeigen
die aktuellen RollAMA-Daten des ersten Halbjahres 2023 sowie eine
Motivanalyse der AMA-Marketing. Die sich daraus ableitenden Trends
hat Food-Trend-Expertin Hanni Rützler erfasst.
Sinkende Einkaufsmengen, steigende Ausgaben
Die Einkaufsmengen der heimischen Haushalte sanken um 3,5 Prozent
gegenüber dem Vorjahr und liegen damit erstmals sogar leicht unter
dem Niveau vor Beginn der Corona-Pandemie 2019 (Chart 1). Die Gründe
dafür sind einerseits ein höherer Außer-Haus-Konsum nach Ende aller
Restriktionen, aber auch eine spürbare Zurückhaltung beim Einkauf
aufgrund der inflationsbedingt höheren Preise. Diese führen auch
dazu, dass die Konsumentinnen und Konsumenten ihre Einkäufe gezielter
planen und mengenmäßig pro Einkauf weniger mitnehmen (Chart 2). Die
Ausgaben für Frischwaren stiegen im Vergleich zum ersten Halbjahr
2022 um rund zehn Prozent auf rund 3,96 Mrd. Euro; verglichen mit
2019 sind die Ausgaben für Lebensmittel nun um ein Viertel höher
(Chart 3).
Käse bleibt ein Absatzschlager
Vergleicht man die Entwicklung in den einzelnen Warengruppen mit
jener der Vor-Corona-Periode, so zeigt sich, dass Fertiggerichte (+13
%), Tiefkühl-Obst und -Gemüse (+7 %) sowie Käse (+6,8 %) im ersten
Halbjahr 2023 zu den mengenmäßigen Gewinnern gehören. Das entspricht
dem Trend zu Convenience, also dem Wunsch nach schnellem Genuss und
weniger Aufwand bei der Zubereitung von Speisen. Gegenüber dem
Vorjahr 2022 büßten aber auch diese drei Warengruppen an Absatz ein
(Chart 4).
Deutliche Preissteigerungen
Im zweiten Quartal 2023 stiegen die Preise über den gesamten
RollAMA-Warenkorb im Vergleich zum Vorjahr um 11,3 Prozent.
Verhältnismäßig geringer fielen die Preissteigerungen mit rund 9
Prozent bei Fleisch und Wurst aus (Chart 5).
Diskonter und Supermärkte gewinnen Marktanteile
Leichte Verschiebungen gab es in den Marktanteilen in den
unterschiedlichen Vertriebsschienen im Lebensmitteleinzelhandel
(LEH): Diskonter und Supermärkte erhöhten ihre Marktanteile auf 29,7
bzw. 45,3 Prozent und gewinnen damit zu Lasten der Verbrauchermärkte
und sonstiger Einkaufsquellen* (Chart 6). Diese Entwicklung zeigt
einerseits, dass One-Stop-Shopping eine Rolle spielt, aber auch, dass
derzeit weniger Großeinkäufe getätigt werden. Ein Grund könnte sein,
dass gerade in ruralen Gebieten die Menschen auf längere Autofahrten
zu großen Verbrauchermärkten verzichten. *z.B. Fachhandel,
Direktvermarktung (Ab-Hof, Bauernmärkte, etc.)
Anstieg von Aktions- und Eigenmarkenanteilen
Als Reaktion auf die steigenden Preise forciert der
Lebensmittelhandel seine Eigenmarken und setzt verstärkt auf
Aktionen. Unter den in der RollAMA erfassten Produktgruppe (exklusive
Fleisch, Obst, Gemüse und Kartoffeln sowie Bedienungsware) liegt der
Handelsmarkenanteil bei 65 Prozent (Chart 7). Mittlerweile fließt
auch jeder Dritte im LEH ausgegebene Euro in ein Aktionsprodukt -
Butter und Fleisch werden sogar über 40 Prozent in Aktion gekauft
(Chart 8).
Bio erweist sich als relativ krisenresistent
Insgesamt wurden 2022 in Österreich Bio-Lebensmittel (über alle
Vertriebsquellen hinweg) im Wert von rund 2,7 Mrd. Euro abgesetzt,
was 500 Mio. Euro mehr als vor der Corona-Krise entspricht (Chart 9).
In dieser Zeit bekam Bio einen weiteren Schub - die Menschen begannen
sich mehr mit Lebensmitteln zu beschäftigten und lernten deren Wert
schätzen. Außerdem stand das Thema Gesundheit im Fokus - für viele
ein wichtiges Kaufmotiv für Bio-Produkte.
Die Bio-Frischwarenumsätze (exkl. Brot und Gebäck) betrugen im
Lebensmitteleinzelhandel laut RollAMA-Haushaltspanel im ersten
Halbjahr 2023 rund 460 Mio. Euro, was einem Zuwachs von sechs Prozent
entspricht. Die eingekauften Mengen sanken hingegen um ebenfalls
sechs Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode (Chart 10). Die
Bio-Marktanteile blieben stabil und erreichten im ersten Halbjahr
2023 den Vorjahreswert 11,5 Prozent (Chart 11).
Bio-Entwicklungen im Detail
Je nach Bio-Warengruppe zeigt sich eine abweichende Entwicklung:
Bei Milchprodukten geht die Tendenz leicht bis mäßig nach unten,
während die Bio-Anteile im Fleischbereich bei sieben Prozent
stagnieren. Bei Eiern entfielen im ersten Halbjahr 2023 ein Fünftel
der Ausgaben auf Bio-Produkte, was dem Wert vom Vorjahr entspricht.
Von den wirtschaftlichen Herausforderungen unbeeinflusst, wächst der
Markt für Bio-Obst auf 17 Prozent und von Bio-Gemüse auf 24 Prozent
Umsatzanteil (Chart 12). Ein Effekt, der Bio seit Beginn der
Inflation zu Gute kam, waren die immer geringeren Preisunterschiede
zu konventionellen Produkten. Mit plus 12 Prozent lagen die
Preissteigerungen eines Bio-Frischewarenkorbs unter jenem mit
gleichartigen konventionellen Produkten (+14 %).
Motivanalyse: Welche Faktoren beeinflussen den täglichen Einkauf?
Im Rahmen der RollAMA-Motivanalyse wurde diesmal die Bedeutung von
Regionalität und Qualität im Verhältnis zu Preisen und Aktionen
untersucht. Dabei zeigte sich, dass sich die Kriterien für den
täglichen Einkauf angesichts der Preiserhöhungen verschieben und
damit eine direkte Auswirkung auf das Kaufverhalten der
Verbraucherinnen und Verbraucher haben.
Qualität vs. Preise und Aktionen
Frische (83 %) und hohe Qualität (65 %) stehen zwar nach wie vor
an erster bzw. zweiter Stelle bei der Frage nach den Kriterien für
die Kaufentscheidung, gefolgt von Aktionen, die für 58 Prozent der
Befragten relevant sind. Sie sind jedoch wichtiger als konstant
günstige Preise. Das weist darauf hin, dass rabattierte Preise vor
allem eine psychologische Wirkung haben und der Wert von
Lebensmitteln nicht grundsätzlich in Frage gestellt wird. (Chart 13).
Allerdings geben die befragten Konsumentinnen und Konsumenten an,
dass der Preis bzw. Aktionen in ihrem tatsächlichen Einkaufsverhalten
insgesamt wichtiger sind als die Qualität: 58 Prozent sagen, dass sie
in Summe eher auf den Preis oder Aktionen achten als auf die Qualität
(42 %) der Lebensmittel. Im Vergleich zu einer Motivanalyse aus 2021
ist das eine starke Verschiebung: Damals gaben 60 Prozent der
Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, eher auf Qualität zu achten als
auf den Preis (40 %) (Chart 14). Allen voran Familien und
Mehrpersonen-Haushalte schauen stärker auf den Preis (Chart 15).
Qualität ausschlaggebend für Kauf von Eiern, Gemüse und Fleisch
In der Motivanalyse wurde außerdem erfragt, in welchen
Frischewarengruppen/bei welchen Lebensmitteln Qualität eine besonders
große Rolle spielt und damit wichtiger ist als der Preis. Hier
rangieren Eier und Obst, Gemüse sowie Erdäpfel ganz oben mit jeweils
62 Prozent, gefolgt von Fleisch mit 61 Prozent und Brot und Gebäck
mit 55 Prozent (Chart 16).
Regionalität bleibt ein wichtiger Trend, der für knapp 60 Prozent
der Befragten an Bedeutung gewonnen hat. Ebenso dringen langfristig
Kriterien der Nachhaltigkeit wie Tierwohl und umweltfreundliche
Verpackung ins Bewusstsein der Konsumentinnen und Konsumenten (Chart
17). Wie sich regionale Produkte auch künftig am Markt behaupten
können hat Food-Trend-Expertin Hanni Rützler untersucht.
Food Trend Report: Bedeutung von Regionalität
"Seit den 1980er-Jahren sind es vor allem zwei Entwicklungen, die
zur Rückbesinnung auf regionale Produkte und Küchen beitrugen: Die
Globalisierung der Esskulturen in Gestalt von Pizza, Pasta, Burger,
Döner und Co. im kulinarischen Alltag sowie die zunehmende
Industrialisierung und Standardisierung der Lebensmittelproduktion,
die mit Qualitätsverlusten einherging und viele Konsumentinnen und
Konsumenten verunsicherten", sagt Hanni Rützler.
Als Reaktion darauf wurden die regionale Herkunft von
Lebensmitteln sowie traditionelle Herstellungs- und Zubereitungsarten
zunehmend als Qualitätskriterien wahrgenommen. Implizit hat sich das
Qualitätsversprechen des Local-Food-Trends jedoch von Anfang an nicht
ausschließlich auf die geografische Nähe zwischen Produktions- und
Konsumort bezogen. Höhere Qualität, mehr Nachhaltigkeit und bessere
Sozialverträglichkeit hinsichtlich der Produktion und des Vertriebs,
aber auch Saisonalität spielen in der Wahrnehmung der Konsumenten und
Konsumentinnen ebenso eine Rolle wie die ökonomische Unterstützung
von Landwirtinnen und Landwirten sowie Produzentinnen und Produzenten
vor Ort.
Wege für die Vermarktung
Eine erfolgreiche Vermarktung regionaler Lebensmittel braucht
Rützler zufolge in Zukunft eine noch deutlichere Präzisierung und
Kommunikation der Attribute. Dabei sollten sich Produzenten und
Produzentinnen regionaler Lebensmittel jeweils auf ihre spezifischen
Stärken konzentrieren. Sie sollten sich nicht primär fragen, was der
Markt, den es als einheitlichen gar nicht gibt, braucht, sondern wie
sie mit ihren jeweiligen Produkten auf die zukünftigen
Herausforderungen, wie etwa den Klimawandel und die sich verändernden
Bedürfnisse diverser Zielgruppen am besten reagieren können.
Neue Kampagne: "Das hat einen Wert"
Welchen Arbeitsauftrag diese Entwicklungen für die AMA-Marketing
bedeuten, schildert Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek:
"Es gilt die Wertschätzung für heimische Lebensmittel zu erhalten
bzw. zu erhöhen. Das machen wir mit unserer neuen Kampagne, die
letzte Woche gestartet ist. Damit wollen wir als Gegenpol zur
Preissensibilität den Wert von Lebensmitteln in den Mittelpunkt
stellen."
Die neuen AMA-Marketing-Spots zeigen, dass viele Werte in der
regionalen Landwirtschaft stecken: Regionalität, Nachhaltigkeit und
Saisonalität. Auch geht es um die Zusammenhänge zwischen
Naturlandschaft und Tourismus. "Wenn keine Grünlandwirtschaft mehr
möglich ist, dann haben wir auch keine schöne Kulturlandschaft, keine
Almen mehr. Es geht um dörfliche und familiäre Strukturen,
Biodiversität, Kreislaufwirtschaft - bis hin zum Ernährungswert. Und
all das heben wir in unserer Kampagne unter dem gemeinsamen Slogan
'Das hat einen Wert', hervor", erklärt Mutenthaler-Sipek.
Über die RollAMA der AMA-Marketing
Die RollAMA (rollierende Agrarmarktanalyse) wird von der
AMA-Marketing in Zusammenarbeit mit GfK und KeyQUEST Marktforschung
durchgeführt. Es handelt sich um ein Haushaltspanel, bei dem 2.800
österreichische Haushalte Aufzeichnungen über ihre
Lebensmitteleinkäufe führen. Erfasst werden Fleisch und Geflügel,
Wurst, Milch und Milchprodukte, Käse, Obst, Gemüse, Eier, Erdäpfel,
Tiefkühlprodukte, Fertiggerichte, aber nicht Brot und Gebäck. Die
Einkaufsmengen und Ausgaben dieser repräsentativ ausgewählten
Haushalte werden auf die Gesamtzahl der österreichischen
Privathaushalte hochgerechnet und daraus diverse Kennzahlen
berechnet. Die Daten geben somit Auskunft über die Einkäufe, die für
den Haushalt getätigt werden. Nicht enthalten sind Individualeinkäufe
sowie der Außer-Haus-Konsum.
Charts & Bildmaterial:
[
https://amainfo.at/presse/pressemitteilungen/roll...
en-im-1-halbjahr-2023]
(
https://amainfo.at/presse/pressemitteilungen/roll...
en-im-1-halbjahr-2023) (Schluss)
BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch
D&D Research Rendezvous #1: Folge für Anleihenfans - Raiffeisen Research identifiziert mehr als 4000 Retailanleihen
Aktien auf dem Radar:Telekom Austria, S Immo, Semperit, Austriacard Holdings AG, Warimpex, Polytec Group, AT&S, Rosgix, Lenzing, Rosenbauer, Zumtobel, Kapsch TrafficCom, Erste Group, Cleen Energy, Flughafen Wien, BKS Bank Stamm, Palfinger, Amag, CA Immo, EuroTeleSites AG, EVN, Immofinanz, Marinomed Biotech, Mayr-Melnhof, Österreichische Post, Strabag, Uniqa, VIG, adidas, Münchener Rück, E.ON .
Kostad Steuerungsbau
Kostad ist ein österreichisches Familienunternehmen, das sich auf maßgeschneiderte Elektromobilitätslösungen spezialisiert hat. Das Unternehmen bietet Produkte und Dienstleistungen rund um die Elektromobilität in den Bereichen Schaltschrankbau, Automatisierungstechnik, Kabelkonfektionierung, Elektroprojektierung und Software an. Kostad hat in mehreren Ländern der Welt Schnell-Ladestationen für Elektrofahrzeuge errichtet.
>> Besuchen Sie 67 weitere Partner auf boerse-social.com/partner
Mehr aktuelle OTS-Meldungen HIER