28.06.2018, 6701 Zeichen
RBI-HV Teil 4. Aktionär Berger fragte nach der Höhe der Auflage des Geschäftsberichts und des Nachhaltigkeitsberichts in Deutsch und Englisch und nach den dafür angefallenen Kosten. Er fand, statt 200 Seiten (tatsächlich: 264 Seiten) Geschäftsbericht und 160 Seiten Nachhaltigkeitsbericht müssten 100 Seiten (für den GB?) und ein erweiterter GB reichen, zumal der Nachhaltigkeitsbericht auch Mitarbeiterevents beinhalte. (Anmerkung: in der Tat wurde ein bisserl viel in den Nachhaltigkeitsbericht verpackt, schwer vorstellbar, dass der gewöhnliche Leser ihn wirklich von vorne bis hinten durchliest) Er fragte nach der Höhe des Marketingbudgets und nach der Aufschlüsselung in Kultur und Sport. Wir müssten in Osteuropa Eishockey sponsern, das sei eine gute Idee, grad Russland sei Olympiasieger. (Anmerkung: fast korrekt, das Nationale Olympische Komitee Russlands war ausgeschlossen worden, die russischen Spieler gingen unter der Olympischen Flagge an den Start und siegten in Gangneung.) Auch die Zahl der verbliebenen Fremdwährungskreditkunden in Polen interessierte ihn, er erbat die Nennung des Anteils sowohl der Franken- als auch der Dollarkredite, er glaube nicht, dass es mit einer Filiale getan ist, Polen sei ein großes Land, eine weitere Filiale in Krakau sei vielleicht notwendig, er wollte auch die Zahl der Leute wissen, die sich um die Abwicklung kümmern, die sich wahrscheinlich Jahre hinziehen würde, Immobilienkredite hätten meist eine lange Laufzeit, und er bekräftigte, dass trotz des Internets der persönliche Kontakt wichtig sei. Er fragte nach der Zahl der verbliebenen Filialen in der Ukraine, nach der Zahl der notleidenden Kredite noch aus Stepic-Zeiten, und er fragte, wie man bei notleidenden Krediten in der Ukraine vorgeht, wenn die Regierung gesagt habe, die Bürger müssten ihre Kredite nicht zurückzahlen, wenn sie in den Immobilien wohnen, in Österreich würde gleich versteigert. Zur selbsterstellten Anwendersoftware wollte er wissen, wieviel Software man zugekauft hat, und er erwähnte, dass RBI ja im Jahr davor (Anmerkung: also 2016) gehackt worden sei. Da der GB heuer so umfangreich sei, habe er heuer nicht so viele Fragen. Das Publikum klatschte begeistert.
Jetzt kam die Sternstunde von Aktionär Stockhandl. Während er auf anderen Hauptversammlungen seine Feststellungen und Fragen für gewöhnlich höflich umschreibt, brachte er hier klar und deutlich zur Sprache, was er auf dem Herzen hat. Nach einigen Fragen zu den notleidenden Krediten, die er als "wertlose" Kredite bezeichnete, deponierte er beim Notar, dass er gegen alle Punkte Widerspruch zu Protokoll gibt, damit er es nicht vergesse. Ihn ärgerte, dass Rothensteiner ihm versichert habe, alles werde besser, der kommende Vorstand sei völlig neu, mittlerweile wisse er aber, dass dieser schon immer bei uns gewesen ist. Er habe sich "verapfelt" gefühlt. Er berichtete von seinen Erfahrungen mit einer niederösterreichischen Raika, wo er mehrmals für kleine Verkaufstranchen jeweils 500 Schilling bzw. 36 Euro Mindestspesen zahlen habe müssen, bis er endlich das restliche Depot von dort abgezogen habe. Anmerkung: Drum ist Niederösterreich ja eine Goldgrube und wurde entsprechend hoch bewertet bei der Fusion von RZB mit RBI. Wie ich das verstehe, verdient die RBI nun als Nachfolger der RZB als Spitzeninstitut bei jedem Trade mit. Mein Raiffeisen-Berater hat mir ja damals auch erklärt, dass man bei den Spesen nicht viel machen könne, das meiste würden die oberen Stufen der Organisation bekommen.
Stockhandl fragte bezüglich der Fusion RZB mit RBI an, wer jetzt wen gerettet habe. Er war der Meinung, dass die Großaktionäre der RBI einen überhöhten Anteil für ihre eingebrachte RZB bekommen hätten, für 1 RZB-Anteil mehr als 30 RBI-Aktien, sie hätten um die Hälfte mehr bekommen, als ihnen nach simpler Rechnung zugestanden wäre. Er bemängelte, dass es keine RBI-Fusionsbilanz gegeben hätte, obwohl er um diese gebeten habe, im besten Fall stünden für 1 RZB-Anteil 22 bis 24 Aktien zu, wenn man das damalige Eigenkapital der beiden vergleiche. Er wurde zurechtgewiesen, dass das Umtauschverhältnis nicht Gegenstand dieser HV sei, er möge Fragen stellen. Stockhandl bestand darauf, seine Erklärungen vorzubringen, "dass ich verstanden werde". Er fragte, ob Österreich dieser riesige Wachstumsmarkt und der Osten dieser stagnierende und dahinsiechende Markt sei, der dafür gesorgt habe, dass die RBI-Aktionäre so wenig bekommen hätten. Er fragte, mit welchem Umtauschverhältnis man zu rechnen begonnen habe, bevor man sich auf dieses hohe Umtauschverhältnis geeinigt habe, die Kleinere habe ja die Größere übernommen. Als Stepic und Rothensteiner zusammen die Fusion verkündet hätten, habe Stepic dreingeschaut, als ob er sich frage: "Warum muss ich die Krot fressen?"
Man habe einen Vernaderer gefunden, damit man Stepic los werde, plötzlich "war eh alles in Ordnung", aber bei einer Bank sei es so, dass der Vernaderte gehen müsse, weil man das der Reputation des Instituts nicht antun könne. (Anmerkung: H.Stepic CEE Charity wird von der RBI jedenfalls weitergeführt, unter dem Namen von Stepic, mit dem Zusatz "supported by Raiffeisen Bank International") Er fragte, ob heute schon eine Bilanz zur Verschmelzung vorhanden sei, ob er die haben könne, und welches Rechtsmittel er habe, um diese Übernahme zu verhindern. Wenn sie es nicht sagen könnten, um sich nicht ins eigene Fleisch zu schneiden, dann bitte er darum, ihm "wenigstens ein Hölzerl zu werfen". Ein paar Aktionäre klatschten.
Der letzte größere Auftritt (danach folgten nur mehr kürzere Wortmeldungen bzw. Diskussionen) auf dieser HV war der von Aktionär Petermichl. Er fand in der Dividende von 0,62 Euro keinen Grund zur Freude, die RBI-Aktionäre hätten 3 Jahre auf eine Dividende verzichtet, während die ERSTE in dieser Zeit 1,50 Euro gezahlt hätte. Er verglich mehrere Kennzahlen der RBI mit denen der ERSTE, wobei die RBI nicht durchgehend die schlechteren Kennzahlen hatte. Der Hauptkritikpunkt seiner Wortmeldung war aber der Vorschlag zur Erhöhung der Aufsichtsratsvergütungen. Er ging mit diesem Ansinnen genauso hart ins Gericht wie mit dem Vorschlag zur Erhöhung der Aufsichtsratsvergütungen bei der ERSTE. Er fragte den Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Hameseder, der es nicht persönlich nehmen solle, ob ihm diese vielen Aufsichtsratsposten nicht zuviel würden, Sevelda würde es verdienen, hier zu sitzen, er habe den Karren aus dem Sumpf gezogen. Im Aufsichtsrat brauche man Visionäre, da wäre es gut, wenn man nicht nur Leute mit Giebelkreuz hätte. Und ein Nachhaltigkeitsbericht in diesem Umfang koste nur Geld und bringe nichts.
Zwei Drittel der Mitschrift sind erreicht, bald kommt die Antwortrunde.
RBI (26,10/26,15 , -2,12% )
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