06.06.2023,
9843 Zeichen
Echtzeitüberweisungen werden in Europa beliebter, ziehen jedoch zugleich Betrüger:innen an\nIn Zukunft sollen Banken daher gemäß eines EU-Gesetzentwurfs vor jeder Zahlung prüfen, ob IBAN und Name der Kontoinhaber:innen übereinstimmen\nBanken und Zahlungsdienstleister betrachten das Vorhaben differenziert\n IBAN-Prüfsysteme können dazu beitragen, die Attraktivität von
Echtzeitüberweisungen innerhalb der EU zu erhöhen, indem sie
insbesondere das Vertrauen in die neue Zahlungsart stärken. Um
Betrugsversuche effektiv zu bekämpfen und Echtzeitüberweisungen
europaweit zu größerer Akzeptanz zu verhelfen, sollten sie jedoch um
weitere Maßnahmen ergänzt werden. Eine mögliche Standardisierung
sollte dabei offen für bereits in einzelnen Ländern etablierte
Lösungen sein und auf effiziente Umsetzung zielen. Das geht aus der
Studie „IBAN-name check: Current developments and concepts“ hervor,
die Strategy&, die globale Strategieberatung von PwC, gemeinsam mit
der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), der Deutschen Bundesbank
sowie der Euro Banking Association (EBA) erstellt hat. Für die Studie
wurden 17 Vertreter:innen europäischer Banken, öffentlicher
Institutionen sowie von Anbietern von IBAN-Prüfsystemen befragt.
IBAN-Prüfsysteme nur erster Schritt
Echtzeitüberweisungen werden innerhalb der Eurozone immer häufiger
genutzt. Zugleich kann diese Bezahlmethode aber Betrugsmaschen
begünstigen. Ein Gesetzentwurf der Europäischen Kommission sieht
daher die verpflichtende Einführung von IBAN-Prüfsystemen vor, um dem
entgegenzuwirken und das Vertrauen in die Bezahlart zu stärken. Vor
jeder Echtzeitüberweisung prüfen sie im Hintergrund, ob IBAN und Name
der Kontoinhaber:innen übereinstimmen. Vor allem sogenannte
Authorized Push Payment (APP)-Betrugsmaschen, bei denen
Betrüger:innen ihre Opfer dazu bringen, eine Überweisung auf ein
scheinbar bekanntes Konto zu tätigen, das in Wahrheit aber von den
Betrüger:innen kontrolliert wird, lassen sich dadurch in Teilen
eindämmen. Laut den Ergebnissen der Studie können IBAN-Prüfsysteme
einen klaren Beitrag leisten, um das Vertrauen in
Echtzeitüberweisungen zu stärken und eine gute Nutzererfahrung
sicherzustellen. Zugleich betonen fast alle befragten Expert:innen,
dass IBAN-Prüfsysteme allein Betrugsfälle nicht signifikant
zurückdrängen können.
„Da sich die Methoden von Bankbetrüger:innen stetig
weiterentwickeln, können IBAN-Prüfsysteme nur ein strategischer
Baustein in einer Reihe von weiteren Maßnahmen sein, die von Banken
und Zahlungsdienstleistern selbst entwickelt werden.
Gesetzesinitiativen wie die der Europäischen Kommission sollten dazu
einen Rahmen vorgeben, innerhalb dessen die beteiligten Finanzakteure
ihre Initiativen vorantreiben und effektiv umsetzen können“, sagt
Petia Niederländer, Direktorin für Zahlungsverkehr, Risikoüberwachung
und Finanzbildung bei der Oesterreichischen Nationalbank und
Co-Autorin der Studie. „Zugleich können diejenigen, die
IBAN-Prüfsysteme als strategischen Baustein nutzen, nicht nur das
Vertrauen in die eigene Institution stärken, sondern auch neue
Geschäftsmodelle über die Zahlungsabwicklung hinaus entwickeln, wie
etwa die Verifizierung von Kontoinhaber:innen beim Online-Banking
über das Smartphone.”
Viele befragte Akteur:innen fordern zudem, dass die Kosten für die
Einführung der Technologie überschaubar bleiben, Sammelzahlungen von
IBAN-Prüfsystemen ausgenommen werden, diese Prüfsysteme nur für
Privatkund:innen verpflichtend eingeführt werden und bereits
bestehende Lösungen für entsprechende Prüfungen weiterhin genutzt
werden können. Ein Hauptkritikpunkt ist die als zu knapp empfundene
Umsetzungsfrist, da im gleichen Zeitraum weitere Bestimmungen und
Richtlinien, etwa zu PSD3, realisiert werden müssen.
„Für den Ausbau des europaweiten Systems für
Echtzeitüberweisungen, das genauso benutzer:innenfreundlich wie
sicher sein soll, sehen viele Finanzakteure die Einführung von
IBAN-Prüfsystemen als einen relevanten Baustein – ohne den
Stellenwert jedoch zu überschätzen“, kommentiert Andreas Pratz,
Partner bei Strategy& Deutschland und Co-Autor der Studie. „Die
Erfahrungen der Banken sollten bei der geplanten Regulierung
berücksichtigt und eine Weiternutzung bereits etablierter Lösungen
für IBAN-Prüfsysteme in einzelnen Ländern ermöglicht werden, um die
Umsetzung in anderen Ländern effizient zu gestalten. Zudem gilt es,
für weitere Maßnahmen der Kreditwirtschaft offen zu bleiben und so
gemeinsam zur Betrugsbekämpfung beizutragen.”
Vertrauen und Sicherheit steigen
Ein Blick auf Länder, in denen bereits ähnliche Verfahren wie das
IBAN-Prüfsystem im Einsatz sind, zeigt sowohl das Potenzial als auch
die Grenzen der Technologie. In den Niederlanden, wo bereits 90%
aller inländischen Überweisungen als Echtzeitüberweisungen getätigt
werden, ging der Rechnungsbetrug bei einer der Banken, die ein
IBAN-Prüfsystem installiert hatte, signifikant zurück. Zugleich
verlagerte sich die Betrugsmasche jedoch auf grenzüberschreitende
Transaktionen. Ähnliche Erfahrungen haben Banken in Großbritannien
gemacht. Bei Geldinstituten mit IBAN-Prüfsystem gingen dort
APP-Betrugsfälle im Schnitt um 10% zurück. Allerdings stiegen sie bei
Banken ohne Prüfsystem im gleichen Zeitraum um mehr als 60% an.
Banken und Zahlungsdienstleister anderer Länder, die ebenfalls
IBAN-Prüfsysteme einsetzen, beobachten vor allem ein steigendes
Vertrauen der Nutzer:innen sowie einen Komfortsprung bei der Nutzung
verschiedener Zahlungssysteme.
„IBAN-Prüfsysteme sind kein Allzweckmittel – das bestätigt die
Einschätzung von Betrugsbekämpfungsexpert:innen aus unserer
paneuropäischen Arbeitsgruppe, die sich mit der Frage
auseinandergesetzt haben, welchen Betrugsszenarien diese Systeme
erfolgreich einen Riegel vorschieben“, sagt Thomas Egner,
Generalsekretär der Euro Banking Association und Co-Autor der Studie.
„Um die Durchschlagskraft dieser Systeme zu maximieren, ist es daher
umso wichtiger, dass sie europaweit eingesetzt werden und auch
grenzüberschreitend funktionieren. Nur so kann verhindert werden,
dass Betrüger:innen ihre Vorgehensweise einfach in SEPA-Ländern
anwenden können, in denen solche Lösungen noch nicht am Start sind.
Effizienzsteigernd und die Betrugsbekämpfung unterstützend sollten
sich auch Informationsaustausch- und analyseverfahren auswirken,
insbesondere wenn sie europaweit zum Einsatz kommen.“
Die vollständigen Ergebnisse des „IBAN-name check: Current
developments and concepts“ erhalten Sie auf Anfrage oder [unter ]
(
https://www.ots.at/redirect/pwciban)
Über Strategy&
Strategy& ist die globale Strategieberatung von PwC. Wir
entwickeln individuelle Geschäftsstrategien für weltweit führende
Unternehmen, basierend auf differenzierenden Wettbewerbsfähigkeiten.
Wir sind die einzige Strategieberatung als Teil eines globalen
Professional Services Netzwerks. Unsere Expertise kombinieren wir mit
Technologie und erarbeiten daraus eine passende Strategie, die
effizient umsetzbar ist. „Strategy, made real“ heißt für uns, den
digitalen Wandel voranzutreiben, die Zukunft mitzugestalten und
Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. 3.000 Strategieberater:innen
und fast 328.000 PwC-Mitarbeiter:innen in 152 Ländern tragen hierzu
mit hochwertigen, branchenspezifischen Dienstleistungen in den
Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei.
Weitere Informationen unter [www.strategyand.pwc.com/at]
(
https://www.strategyand.pwc.com/at/de.html).
Über die Oesterreichische Nationalbank (OeNB)
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) ist die Zentralbank der
Republik Österreich und integraler Bestandteil des Eurosystems. Als
solcher nimmt die OeNB eine breite Palette an Aufgaben und
Verantwortungen wahr, wie etwa die Mitarbeit bei internationalen
Organisationen sowie die Bereitstellung umfassender
Informationsdienstleistungen für die allgemeine Bevölkerung. Zu den
Kernaufgaben der OeNB zählt auch die Sicherstellung des
Zahlungsverkehrs, wobei dem effizienten und reibungsfreien
Funktionieren der Zahlungsverkehrssysteme oberste Priorität
eingeräumt wird. Dies ist zur Stärkung des Vertrauens in den
österreichischen Finanzmarkt unabdingbar. Auf nationaler Ebene ist
die OeNB für die Bereitstellung der Zahlungsverkehrsinfrastruktur für
den österreichischen Finanzdienstleistungsmarkt verantwortlich. Damit
gehen laufende Bemühungen zur Verbesserung der technischen
Infrastruktur Hand in Hand. Auf europäischer Ebene werden
Zahlungsverkehrssysteme vom Eurosystem bereitgestellt: über TARGET
Services wird der bargeldlose Zahlungsverkehr rasch und sicher
abgewickelt.
Über die Euro Banking Association (EBA)
Die Euro Banking Association spielt als Netzwerk von
Zahlungsverkehrsakteur:innen aus unterschiedlichen Branchen und
Industriebereichen eine wichtige Rolle in der europäischen
Finanzbranche. Ursprünglich gegründet, um den ECU und später den Euro
zu fördern und deren Verwendung durch effiziente Clearing-Systeme zu
erleichtern, setzt sich die EBA weiterhin für die Realisierung einer
paneuropäischen Vision im Zahlungsverkehr (ZV) ein. Die über 160
Mitgliedsinstitute der EBA verfolgen das gemeinsame Ziel, kooperativ
ZV-Initiativen und -Geschäftspraktiken zu erarbeiten und
voranzutreiben, sowie neue und innovative ZV-Themen näher zu
beleuchten.
<a></a>
Über die Deutsche Bundesbank
Die Deutsche Bundesbank ist die unabhängige Zentralbank der
Bundesrepublik Deutschland. Ihr zentrales Geschäftsfeld ist die
Geldpolitik des Eurosystems, deren vorrangiges Ziel die
Gewährleistung der Preisstabilität im Euroraum ist. Die Bundesbank
erfüllt wichtige Aufgaben im nationalen und internationalen Kontext,
unter anderem die Mitwirkung bei der nationalen Aufsicht über
Kreditinstitute sowie in den Bereichen Bargeld, bargeldloser
Zahlungsverkehr und Finanzstabilität. Darüber hinaus verwaltet die
Bundesbank die deutschen Währungsreserven, ist Hausbank des Bundes
und nimmt wichtige statistische Aufgaben wahr. Sie berät auch die
Bundesregierung in währungspolitischen Fragen.
BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch
30x30 Finanzwissen pur, Folge 17: Wie funktionieren Zertifikate, die Alleskönner in der Geldanlage?
Aktien auf dem Radar:Telekom Austria, Strabag, Semperit, Austriacard Holdings AG, Warimpex, Flughafen Wien, AT&S, UBM, Frequentis, OMV, ams-Osram, Pierer Mobility, BKS Bank Stamm, Athos Immobilien, Zumtobel, Amag, CA Immo, EVN, Immofinanz, Marinomed Biotech, Mayr-Melnhof, Österreichische Post, Uniqa, VIG, Airbus Group, L&S DAX, Hugo Boss, ThyssenKrupp, Home24, Evotec, RWE.
Andritz
Andritz ist ein österreichischer Konzern für Maschinen- und Anlagenbau mit Hauptsitz in Graz. Benannt ist das Unternehmen nach dem Grazer Stadtbezirk Andritz. Das Unternehmen notiert an der Wiener Börse und unterhält weltweit mehr als 250 Produktionsstätten sowie Service- und Vertriebsgesellschaften.
>> Besuchen Sie 66 weitere Partner auf boerse-social.com/partner
Mehr aktuelle OTS-Meldungen HIER