28.01.2021
Wien (OTS) - In Österreich fallen jährlich pro Person 42kg
Plastikmüll an. Das ist viel zu viel, da sind sich alle Expertinnen
und Experten einig. Uneinigkeit besteht aber darüber, wie wir dieses
Problem am besten lösen können. Das Umweltministerium und einige
heimische NGOs meinen, der bundesweite Aufbau eines
Einwegpfand-Systems sei die effizienteste und kostengünstigste
Möglichkeit, um die ambitionierte EU Kunststoff-Recyclingquote von
55% bis 2030 sowie die PET-Sammelquote von 90% bis 2029 zu erreichen.
Zwtl.: 10-Punkte-Plan: alle EU-Quoten erreichen und 50 Mio. Euro an
Kosten sparen
Tatsache ist: Das von der heimischen Wirtschaft ausgearbeitete,
umfassende Konzept – der 10-PUNKTE-PLAN – ermöglicht die Erreichung
sämtlicher EU-Abfallquoten und ist dabei um mindestens 50 Millionen
Euro jährlich günstiger als ein Pfandsystem.
Der Hintergrund: In Österreich kommen jährlich 1,6 Milliarden
Plastikflaschen in Umlauf. Davon sammeln und trennen wir bereits
heute mehr als 70%, d.h. fast 3 von 4 PET-Flaschen landen im gelben
Sack oder in der gelben Tonne.
"Drei Bundesländer – Tirol, Vorarlberg und das Burgenland – liegen
sogar schon jetzt über der von der EU bis 2029 vorgegebenen
Sammelquote für PET-Flaschen von 90 Prozent. Wenn jede Österreicherin
und jeder Österreicher nur eine Flasche mehr pro Woche in den
richtigen Container wirft, haben wir 2029 alle Ziele erreicht", ist
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will überzeugt.
Zwtl.: Pfand bedroht Zahl selbstständiger Kaufleute am Land und
gefährdet Nahversorgung
Das Problem ist, dass in Wien derzeit nur ein Drittel aller
Plastikflaschen getrennt gesammelt wird. Das drückt den nationalen
Durchschnitt nach unten. Wir halten es in der schlimmsten
Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg für unverantwortlich –
ohne fundierte Evaluierung sowie ohne vorheriger Analyse der
Auswirkung auf die Konsumentinnen und Konsumenten – in ganz
Österreich flächendeckend ein Pfandsystem einzuführen. Zumal es jedes
Unternehmen mit rund 10.500 Euro pro Jahr zusätzlich belasten würde.
Kaum ein kleiner oder mittelständischer Betrieb wird diese
finanzielle Mehrbelastung stemmen können. Allein die
Anschaffungskosten eines Leergutautomaten liegen zwischen 25.000 und
50.000 Euro.
Pfand würde aber auch die Konsumenten massiv belasten, und das
gleich zweimal: zum einen beim Einkauf, weil sich das Getränk durch
den Pfand erstmal verteuert. Und dann noch einmal beim Zurückbringen.
Statt den gesamten Plastikmüll unkompliziert im gelben Sack oder in
der gelben Tonne zu entsorgen, müsste ein Teil davon wohl getrennt
zum Supermarkt gebracht werden. Gleichzeitig bestätigen aber fast
alle Experten: Die Bereitschaft von uns Menschen, konkret etwas für
die Umwelt zu tun, steht und fällt mit einer einfachen Umsetzung im
Alltag.
Zwtl.: Praxis zeigt: Pfand garantiert nicht die Erreichung der 90%
PET-Sammelquote der EU
Hinzu kommt: Selbst die Einführung eines Pfandes garantiert nicht,
dass die 90% Sammelquote erreicht wird. Norwegen, Estland, Island und
Schweden verfügen seit Jahren über ein Pfandsystem, schaffen aber
trotzdem keine 90% Sammelquote. Selbst in Deutschland, wo es
ebenfalls seit Jahren ein Pfandsystem gibt, werden rund 5% der
PET-Flaschen nicht zurückgegeben.
Fakt ist, wir Österreicher sind beim Mülltrennen und beim
Recycling im EU-Vergleich sehr gut unterwegs. Österreich ist mit
einer Quote von 58 Prozent Vorreiter beim Recycling von
Siedlungsabfällen, daher kann man auch die bundesweite 90 Prozent
PET-Sammelquote durch einen gezielten Ausbau des funktionierenden
Abfallsammel- und Entsorgungssystems mit klarem Fokus auf Wien
erreichen.
"Digitale Lösungen können eine sinnvolle Ergänzung sein, um die
Ziele zu erreichen, den Steuerzahler jedoch nicht zusätzlich zu
belasten. Daher wünschen wir uns belastbare Daten aus der Praxis,
damit die schonendste und zielsicherste Entscheidung fundiert
getroffen wird. Danach soll Planungs- und Rechtssicherheit für alle
Beteiligten bestehen. Derzeit herrscht Aktionismus", erklärt Rainer
Will.
Zwtl.: Konsumenten mehrheitlich gegen Einführung eines Pfandes
Die Bevölkerung sieht das ähnlich: Eine Umfrage von Greenpeace (!)
im Februar 2019 hat ergeben, dass eine klare Mehrheit von 54% der
ÖsterreicherInnen die Einführung eines Einweg-Pfandsystems klar
ablehnt. Nur eine Minderheit von 43 Prozent plädiert für die
Pfand-Einführung. [Details dazu]
(
https://www.ots.at/redirect/greenpeace2)
Einwegpfand in Österreich einzuführen würde überdies nur einen
kleinen Teil des großen Plastik-Problems lösen und wäre ein K.O.
Schlag für Mehrweg, da eine Mehrweg-Absatzquote weder den
KonsumentInnen noch den Händlern zuzumuten ist. Das Beispiel
Deutschland zeigt, dass nach Einführung des Einweg-Pfands der
Mehrweg-Anteil binnen 7 Jahren von knapp über 70% auf 43%
runtergerasselt ist. Da wurde die Rechnung ohne die KonsumentInnen
gemacht: Wenn man sich mit Einweg-Pfand quasi "ökologisch freikaufen"
kann, warum sollte man dann noch zu Mehrweg greifen?
"Das wirksamste Mittel für die Erreichung der EU-Quoten und die
Bekämpfung von Littering ist, dem Konsumenten die Mülltrennung und
Entsorgung so bequem und einfach wie möglich zu machen. Daher müssen
wir eine einheitliche Sammelstruktur für ganz Österreich schaffen und
für Haushalte direkt am Wohnort den gelben Sack oder die gelbe Tonne
zur Verfügung stellen. Damit würden wir von einem Bring- zu einem
Holsystem kommen. Darüber hinaus brauchen wir separate Sammelbehälter
auch in allen Parks und öffentlichen Gebäuden. Auch digitale Lösungen
können einen wertvollen Effekt zur Erreichung unserer Umwelt- und
Sammelziele leisten", stellt Handelssprecher Rainer Will klar.
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