21.09.2023,
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Wien (OTS) - 20 Prozent - das ist der Anteil, den Live-Shopping am
gesamten E-Commerce Umsatz in Asien hat. In Österreich sieht das
anders aus: Hier starten Marken erste Versuche im Social Selling,
Social Recruiting und Live-Shopping. Doch was steckt hinter diesen
Live-Formaten und wie setzten Unternehmen sie am besten um? Darüber
diskutierte ein hochkarätiges Panel - bestehend aus Martin Distl/
MStudio, Ulrike Kittinger/ Libro & Pagro DISKONT, John Oakley/ IKEA
und Cosima Serban/ digimetive - beim letzten Netzwerkevent der
Österreichischen Marketing-Gesellschaft (ÖMG) in Kooperation mit
GroupM. Im Zentrum: Emotionen – denn diese spielen bei Social- und
Live-Shopping eine große Rolle.
Martin Distl, Managing Director von MStudio und Vorstand des
Content Marketing Forums, eröffnete den Abend mit einer Keynote zum
Thema Live-Shopping. Was vor Jahren als Teleshopping-Show begonnen
hatte, wird derzeit auf der ganzen Welt auf Social Media neu
interpretiert. Während werbetreibende Unternehmen früher nur eine
bestimmte Zielgruppe über TV erreichen konnten, stehen jetzt (fast)
alle Altersgruppen je nach Plattform zur Verfügung. Die neuen,
virtuellen Verkaufsshows sind jederzeit, auf jedem Gerät und vor
allem von überall aufrufbar. Es geht nicht nur darum, eine launige
Show zu gestalten oder Produkte zu präsentieren, sondern es ist eine
„Alchemie“ aus Informationsbereitstellung und Unterhaltung, die sich
nahtlos ins Leben der Menschen eingliedern lässt.
Zwtl.: Emotionen, kreatives Storytelling und Engagement sind
essenziell
Was es braucht, um in dieser Disziplin erfolgreich zu sein?
Kreatives Storytelling und Vertrauen in die Marke und die vortragende
Person. Wie das in der Umsetzung aussehen kann? “Für ein Unternehmen
haben wir ein live Konzert einer berühmten Sängerin nur für dessen
Stammkunden inszeniert. Die Sängerin wechselte nach jedem Lied die
Kleidung und die Stücke waren während des Konzerts erwerbbar. Das hat
unheimlich gut funktioniert”, präsentiert Distl einen jüngsten best
practise case.
Beispiele aus Österreich lieferten zuletzt IKEA und DM, die live
Content in unterschiedlichen Varianten umsetzen. Das schwedische
Möbelhaus veranstaltete beispielsweise ein Festival mit mehreren
Livestreams inklusive Shopping-Option an einem Tag und geladenen
Influencer*innen, die Aktivitäten im Flagship-Store veranstalteten
und so Besucher*innen in den Store holten. Die Retail-Kette DM
wiederum streamt wöchentlich, ähnlich einer traditionellen
Verkaufsshow, mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten,
Entertainment, coolen Präsentator*innen und Gästen. Zusätzlich
etabliert sich der „1:1 Video-Support“ durch Berater*innen für
Kund*innen auf Websites.
Zwtl.: Live-Shopping ist nicht für jedermann - oder doch?
Zu Recht lautete da die erste Frage von Moderator Alexander
Oswald, Präsident der ÖMG, an das Podium, ob Live-Shopping für
Unternehmen aller Größen umsetzbar ist. “Wahrscheinlich nicht”,
erklärt Martin Distl. “Denn es braucht Erfahrung und das Equipment.
Live-Shopping ist so viel mehr als eine reine Videoproduktion, wenn
man die ganze Lieferkette - vom Konzept über die Bewerbung bis hin
zum Community Management - betrachtet. Das Video ist nur das
Endprodukt.” Cosima Serban, Gründerin der Agentur digimetive ist
durchaus anderer Meinung: “Ich glaube schon, dass jedes Unternehmen
eine Form des Live-Shoppings veranstalten kann, nur in einer anderen
Dimension. Ein eigenes Studio ist nicht zwangsläufig notwendig und es
muss auch nicht gleich perfekt sein. Viel wichtiger ist es, die
richtige Plattform für die Zielgruppe auszuwählen und
sicherzustellen, dass das Produkt auch zum Medium Live passt.”
Ergänzt wird dies von John Oakley, Country Marketing Manager IKEA
Austria: “Im Hintergrund ist doch viel Aufwand notwendig, denn beim
Live-Shopping müssen alle Produkte sofort verfügbar sein und man
braucht gegebenenfalls eine neue Software. Außerdem erkennt man erst
nach vielen Sendungen, was wirklich bei der Zielgruppe greift. Ist es
das Format, Produkt oder doch die Uhrzeit oder das Wetter? Auch die
Vorbereitungszeit ist nicht zu unterschätzen, das waren bei unserem
Festival schon 50 Stunden pro Video. Bei kleinen live
Produktpräsentationen reduziert sich das Zeitinvestment natürlich
enorm.”
Zwtl.: Was kann Live- und Social Content und was kann er nicht?
Auch Libro & Pagro DISKONT beschäftigt sich mit Live-Content und
Social Commerce. “Manche Produkte verkaufen sich nicht so gut in
einem Flugblatt oder im Print. Die muss man in der Anwendung zeigen,
damit sie funktionieren, wie wiederverwendbare Wasserbomben. Dabei
geht es auch stark darum, die Menschen über die gesamte User Journey
hinweg zu inspirieren. Deshalb funktionieren unsere DIY-Bastelseite
und passende Videos bei uns auch so gut”, erklärt Geschäftsführerin
Ulrike Kittinger.
Und im B2B-Bereich oder bei beratungsintensiven Produkten - hat
Live-Shopping da eine Zukunft? Cosima Serban: “Auf jeden Fall. Ein
Versicherungsunternehmen hätte es wahrscheinlich sogar leicht, denn
im Verkaufsgespräch kommen ohnehin immer Fragen auf, die man dann
live gleich beantworten kann. Menschen lieben Erklärungen.” Auch im
Employer Branding und Recruiting bieten Live-Formate viele
Möglichkeiten. “Die klassische Stellenausschreibung funktioniert nur
noch bedingt, Live-Recruiting ist viel zeitgemäßer. Man braucht dafür
nicht einmal viel Budget, viel wichtiger ist Mut. Im Vergleich zur
klassischen Werbung ist Live-Recruiting keine kommunikative
Einbahnstraße, sondern es können auch unangenehmen Fragen kommen. Das
schätzen aber wieder die Bewerber*innen”, so Distl.
Gerade im Social Selling spielt die Authentizität der Personen
eine wichtige Rolle. Dabei stehen nicht immer die CEOs, sondern
manchmal auch die Mitarbeiter*innen vor der Kamera. Die gilt es von
Anfang an richtig zu rekrutieren und entsprechend zu vergüten. “Viele
Menschen sind Micro-Influencer*innen, auch unsere Mitarbeiter*innen
im Store. Sie können sowohl Kund*innen als auch Angestellte anziehen.
Für unser Festival haben wir zuerst einzelne Personen gefragt, ob sie
bei den Livestreams oder Videos mitmachen wollen. Jetzt melden sich
viele selbstständig. Im Gegenzug für ihre Rolle als Content
Creator*innen gab es Schulungen für den Umgang mit der Kamera oder
andere Anreize. Jetzt haben wir von Innsbruck über Wien
Mitarbeiter*innen, die Videos machen, die wir auf Social Medien
teilen können”, so Oakley. Ein richtiges Vergütungssystem für
Corporate Influencer*innen hat jedoch keiner der Expert*innen am
Panel.
Zwtl.: Und wie sieht die Zukunft der Social Selling und Live-Formate
aus?
Laut Serban liegen die Herausforderungen und Chancen im
organischen Content: “Marketer*innen müssen kreativer, schneller,
vielfältiger werden. Es wird immer neue Kanäle und neue Instrumente
geben, die es schneller zu evaluieren und einsetzen gilt.” Kittinger
ergänzt: “Wenn es am Ende bei Konsument*innen nur um den Preis geht,
bleibt wahrscheinlich ein amerikanisches oder asiatisches Unternehmen
übrig. Wir müssen die Bindung an die eigene Marke aufbauen, die macht
den Unterschied. Und Emotionen lassen sich gut über Social Commerce
oder Live-Formate kreieren.”
Emotionale Bindung baut man am besten auf, wenn man direkt mit den
Kund*innen interagiert. “Wir wollen näher an unsere
Endkonsument*innen heran. Die Nahbarkeit als Unternehmen und auch die
der Repräsentant*innen ist uns sehr wichtig”, so Oakley. Martin Distl
schließt den Abend mit einem wundervoll visuellen Vergleich ab:
“Klassische Werbung ist wie ein Feuerwerk. Jeder ist schnell
begeistert, aber nach zehn Minuten ist auch das tollste Feuerwerk
irgendwie langweilig. Guter Content, gute Geschichten hingegen, sind
wie ein Lagerfeuer, an dem wir mit Freunden sitzen. Und dort
verweilen wir gerne auch einmal ein paar Stunden.”
Weitere Bilder in der [APA-Fotogalerie]
(
https://www.apa-fotoservice.at/galerie/33849)
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