20.01.2025, 5079 Zeichen
Wien (OTS) - Auf detaillierten 321 Seiten hat das deutsche
Leibniz-Zentrum für
Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der Stiftung
Familienunternehmen, München, die Wettbewerbsbedingungen für
Familienunternehmen in den 21 wichtigsten Industriestaaten der Welt
miteinander verglichen. Konkret zeigt der Bericht jene strukturellen
Stärken und Schwächen der jeweiligen Länder auf, die insbesondere für
Familienunternehmen erfolgsentscheidend sind.
„Familienunternehmen sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Sie
stehen für 34 Prozent aller Unternehmen in Österreich, gemeinsam
beschäftigen sie rund 2,2 Mio. Menschen. Umso mehr verdienen sie
sich attraktive Rahmenbedingungen. Das Ergebnis der Studie bestätigt
jedoch leider die Rückmeldungen, die auch wir von unseren
Familienunternehmen bekommen: Österreich verliert permanent an
Wettbewerbsfähigkeit “, bedauert Rainer Will , Geschäftsführer des
freien, überparteilichen Handelsverbandes. ,Mittlerweile sind wir auf
den zwölften Platz unter 21 teilnehmenden Staaten abgerutscht.“
Im Vergleich zu 2022 hat Österreich abermals einen Platz im
Ranking verloren. Damit setzt sich eine unrühmliche Entwicklung fort
- im Jahr 2010 lag unser Land noch auf Platz 8 der Länder mit den
besten Standortbedingungen für Familienunternehmen. „Gleichzeitig
zeigt die Untersuchung aber die dringendsten Handlungsfelder für die
Wirtschaftspolitik der künftigen Bundesregierung auf“ , so
Handelssprecher Will mit Blickrichtung zur kommenden Bundesregierung.
Zwtl.: Die größten Baustellen: Bürokratie, Arbeitsmarkt, Energie
Österreich wird in dem heute erschienenen Bericht insbesondere
für genau jene Versäumnisse kritisiert, auf die der Handelsverband
schon seit Langem hinweist. So ist Österreich im Teilindex
„Regulierung“ im Zwei-Jahres-Vergleich von Platz 12 auf Rang 15
abgestürzt. Im Langfrist-Vergleich mit dem Jahr 2010 gingen sogar
fünf Plätze verloren.
Im Teilindex „Arbeitskosten/Produktivität/Verfügbarkeit von
Arbeitskräften“ fiel Österreich sogar auf Platz 17 unter den 21
betrachteten Staaten zurück (2010: 12). Das traurige Schlusslicht
bildet Österreich im Teilindex „Energie“, in den neben den Preisen
für Strom und Gas auch die Themen Versorgungssicherheit sowie
Erreichung der Klimaziele einberechnet wurden.
Zwtl.: Beispiel für Bürokratie: So aufwändig sind
Unternehmensgründungen
Die tiefgreifende Analyse zeigt auch zahlreiche Ansatzpunkte für
konkrete Verbesserungen auf. Am Beispiel der bürokratischen Hürden
bei Unternehmensgründungen wird etwa deutlich, wie viel Potenzial
nach oben in Österreich noch besteht. Sind etwa in Kanada nur zwei
Arbeitsschritte zu einer Unternehmensgründung notwendig oder in
Finnland und Irland nur drei, sind es in Österreich gleich acht. Das
bedeutet den drittletzten Platz im internationalen Vergleich. Nur
Deutschland und Tschechien liegen mit neun erforderlichen
Arbeitsschritten noch schlechter.
Der Zeitaufwand für die Unternehmensgründung wird für Österreich
mit 21 Tagen angegeben. In Frankreich liegt dieser bei vier, in
Belgien bei fünf, in Deutschland bei acht Tagen. Das bedeutet Rang 18
für unser Land.
„Die Unternehmensgründung ist nur ein Beispiel dafür, wie unnötig
schwer es Wirtschaftstreibenden in Österreich gemacht wird. Gerade in
Zeiten der Rezession und der steigenden Arbeitslosigkeit ist das
wirtschaftspolitischer Wahnsinn. Diese Überreglementierung ist ein
Hemmnis für mehr Arbeitsplätze“ , kritisiert Handelssprecher Rainer
Will .
Zwtl.: Vorzeigebeispiele: Dänemark und Schweden
Dass wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen in völligem
Einklang mit dem europäischen Sozialstaats- und Wohlfahrtsmodell
erreicht werden können, zeigen die Gewinner des Standort-Rankings:
Die Musterschüler in der Rangliste der 21 wichtigsten
Industriestaaten sind nicht mehr die USA und Kanada. Neu auf Platz 1
und 2 rangieren heuer Dänemark und Schweden.
Das zeigt: Es ist möglich, hochattraktive Standortbedingungen zu
schaffen - innerhalb der Europäischen Union mit ihrer Bürokratie und
ihren sozial ausgewogenen Gesellschaftmodellen. Mehr noch:
Industriestaaten können ihre Standortbedingungen innerhalb kurzer
Zeit deutlich verbessern. Dänemark hat innerhalb von nur zwei Jahren
den Sprung von Rang 8 auf Platz 1 geschafft. Hier werden insbesondere
die Energieversorgungssicherheit und die Infrastruktur hoch
eingeschätzt. Schweden rückte dank Verbesserungen bei den
Arbeitskosten und besserer Bildungserfolge von Rang 4 auf 2 vor.
Zwtl.: Reformbemühungen müssen verstärkt werden
„Wir empfehlen den Koalitionsverhandler:innen ausdrücklich, den
Empfehlungen der Stiftung Familienunternehmen zu folgen, um unser
Land und insbesondere unsere Familienunternehmen wieder nach vorn zu
bringen“ , schließt Handelsverbands-Geschäftsführer Rainer Will . „
Jährlich stehen in Österreich um die 7.000 Familienunternehmen vor
der Herausforderung, einen Nachfolger zu finden. Das wird nur
funktionieren, wenn die Rahmenbedingungen so attraktiv sind, dass
sich die Weiterführung auch auszahlt . Darum müssen Bürokratieabbau,
eine Arbeitsmarktreform und das Thema Energiesicherheit ab sofort an
erster Stelle stehen. “
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