25.11.2020
Düsseldorf (ots) - Neuer Circular Fashion Index untersucht
Klimaschutz in der Modeindustrie
"Die Modeindustrie ist leider noch weit davon entfernt, klimaneutral
zu arbeiten. Das liegt an ihren Herstellungs- und Vertriebspraktiken,
aber noch mehr an der Schnelllebigkeit ihrer Produkte", sagt Dr.
Mirko Warschun, Partner und Konsumgüterexperte der Managementberatung
Kearney. "Der wirksamste Weg, die Kohlenstoffemission der
Modeindustrie zu reduzieren, besteht darin, Kleidungsstücke deutlich
länger zu tragen und dadurch weniger zu konsumieren."
In der Studie "Can circularity save the fashion industry?" untersucht
Kearney die Umweltverschmutzungen der Modeindustrie, befragt deutsche
Konsumentinnen und Konsumenten zu ihren Einkaufsgewohnheiten und
nimmt mit dem Circular Fashion Index (CFX) Unternehmen und ihre
Initiativen unter die Lupe. Das Ergebnis zeigt, dass der hohe Konsum
und die Schnelllebigkeit der Branche extrem hohe Kosten für die
Umwelt bedeuten. Die Zukunft der Mode muss zirkulär sein, schließen
die Autoren der Studie Mirko Warschun und Peter Pfeiffer.
2019 haben die europäischen Konsumentinnen und Konsumenten 225,9
Milliarden Euro für Mode ausgegeben, den Großteil davon für
Fast-Fashion-Marken. Laut der Kearney-Umfrage unter 8.000 Deutschen
besitzen die Deutschen durchschnittlich 97 Kleidungsstücke und kaufen
pro Jahr 17 neue hinzu. Nach sechs Jahren haben die Kleidungsstücke
ausgedient - bei 36 Prozent der Befragten, weil die Kleidung
abgetragen oder beschädigt ist, bei 28 Prozent, weil sie nicht mehr
passt, 20 Prozent mögen sie einfach nicht mehr, 11 Prozent müssen
Platz für Neues schaffen und fünf Prozent hatten die Stücke eh nur
für einen einmaligen Zweck gekauft.
Demgegenüber stehen die Kosten für die Umwelt: Die Modeindustrie
produziert je nach Quelle 1,2 bis 1,7 Milliarden Tonnen
Kohlendioxid-Emissionen - mehr als Luft- und Schifffahrt zusammen.
Das entspricht drei bis fünf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen.
Noch gravierender ist es beim Wasserverbrauch: Rund elf Prozent des
gesamten in der Industrie verwendeten Frischwassers fließt in die
Fabriken der Modeindustrie. Hinzu kommen Öl und giftige Chemikalien,
die beim Herstellungsprozess anfallen. Daher ist es nicht
verwunderlich, dass die UN die Modeindustrie als zweitgrößten
Umweltverschmutzer der Welt bezeichnet.
Die Umweltverschmutzung bei Produktion und Vertrieb machen etwa 94
Prozent der Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette aus.
Die Industrie hat mit Global Fashion Agenda, der Better Cotton
Initiative oder Fashion for Good bereits erste Initiativen
aufgesetzt. Adidas konnte seine absoluten CO2-Emissionen zwischen
2012 und 2018 um 12 Prozent reduzieren, bei Kering - Eigentümer von
Gucci, Saint Laurent und Balenciaga - waren es sogar 36 Prozent. Doch
mit dem Anwachsen der Weltbevölkerung bis 2030 auf mehr als 8,5
Milliarden Menschen und steigendem Haushaltseinkommen (vor allem in
Indien und China) ist zugleich mit einem Anstieg der CO2-Emissionen
aus der Modeindustrie bis 2030 um mehr als 60 Prozent zu rechnen.
Oder anders formuliert, die bisherigen Initiativen der Modeindustrie
haben den Verschmutzungsanstieg nur verlangsamt, aber nicht
umgekehrt.
Ziel, so Peter Pfeiffer, Co-Autor der Studie, müsse es deshalb sein,
die Menge der produzierten Kleidung insgesamt zu reduzieren. Die
Verbraucher müssten die Kleidung länger tragen und weniger Artikel
kaufen. Beschädigte Kleidungsstücke sollten repariert oder als
Rohmaterial verwendet werden, so dass weniger neue Stoffe hergestellt
werden müssen - Kleidung also in einem nachhaltigen Kreislauf
produziert und verwertet wird.
Der "Circular Fashion Index" von Kearney fragt, wie nachhaltig
Europas 100 Modemarken arbeiten und wie sie den Lebenszyklus ihrer
Kleidung verlängern. Die Ergebnisse werden anhand von acht Kriterien
bewertet, die sowohl den Primärmarkt mit neuen Produkten als auch den
Sekundärmarkt mit Second Hand und Recycling betrachtet. Nur drei
Unternehmen haben in dem Index ein akzeptables Ergebnis erzielt und
sind glaubhaft auf dem Weg zu einer zirkulär angelegten
Kleidungsindustrie: Patagonia, The North Face und Levi's. Diese drei
Unternehmen kommunizieren offen, dass ihre Produkte länger halten
sollen und ermutigen ihre Kunden, darüber nachzudenken, welche
Auswirkungen der Kauf eines weiteren Kleidungsstücks auf die Umwelt
hat. Zum Teil arbeiten sie selbst mit recycelter Kleidung oder setzen
auf "Cradle to Cradle"-Materialien, die als biologische Nährstoffe in
den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden können.
"Die Beispiele des Circular Fashion Index machen Mut und zeigen, wie
sich Zirkularität in ein profitables Geschäftsmodell integrieren
lässt", sagt Mirko Warschun: "In 2030 können 49 Prozent der
CO2-Emissionen der europäischen Textilbranche eingespart werden -
mehr als die 1,5-fache Emission der Schweiz - wenn auch die anderen
97 Firmen auf das Niveau der Top 3 kommen. Dringend notwendig ist das
Umdenken der Branche nicht nur für die Umwelt, sondern auch zur
Existenzsicherung der Unternehmen, die sich mit schnelllebiger Ware
gerade selbst das Wasser abgraben."
Über Kearney
Als globale Partnerschaft in mehr als 40 Ländern machen uns unsere
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu dem, was wir sind. Als Einzelne
bringen wir unterschiedliche Leidenschaften und Stärken ein. Was uns
eint ist, dass wir alle genauso viel Freude an unserer Arbeit haben
wie diejenigen, mit denen wir zusammenarbeiten. Gemeinsam mit ihnen
lassen wir aus großen Ideen Realität werden und unterstützen sie
dabei, ein neues Kapitel aufzuschlagen.
www.de.kearney.com
www.twitter.com/KearneyDACH
Anmeldung Kearney Newsletter "Standpunkt"
Aktien auf dem Radar:UBM, Warimpex, Lenzing, Frequentis, Kapsch TrafficCom, Rosenbauer, FACC, EVN, Polytec Group, Verbund, Palfinger, Frauenthal, BKS Bank Stamm, SW Umwelttechnik.
EXAA Abwicklungsstelle für Energieprodukte AG
Die EXAA Abwicklungsstelle für Energieprodukte AG ist die führende österreichische Energiebörse mit einer breiten heimischen sowie internationalen Kundenbasis und einem länderübergreifenden Produktportfolio. Die Energiebörse versteht sich als Partner für alle Akteure am europäischen Energiemarkt und erschließt kontinuierlich neue Geschäftsfelder, um weiter nachhaltig zu wachsen.
>> Besuchen Sie 61 weitere Partner auf boerse-social.com/partner
Mehr aktuelle OTS-Meldungen HIER