28.03.2023,
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Wien (OTS) - Geht es um die Klimakrise und die Frage nach einer
nachhaltigen klimaneutralen Mobilität, ist der EU-Verbrennerstreit
nur ein weiteres Sandkorn im Getriebe, das den Fokus von einer
dringend notwendigen globalen Sichtweise wegnimmt. Internationale
Klima- und Mobilitätsexpert:innen sind sich heute in einem
wesentlichen Punkt einig: Die EU kann die Klimakrise nicht allein
lösen, aber die europäischen Staaten könnten wesentlich dazu
beitragen, dass eine weltweit tragfähige Lösung, die auch in weniger
privilegierten Regionen der Erde realistisch umsetzbar ist, gefunden
wird. Dazu braucht es einen breit gefächerten Technologiemix, rasch
einsetzbare Technologien und wie vom Weltklimarat gefordert:
Entschlossenheit.
Die international renommierten Experten Dr. David Bothe, Direktor
bei Frontier Economics in Köln, Dr. Stefan P. Schleicher, Professor
am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz
und Konsulent am WIFO und Dietmar Huber, MBA, Vice President der
Business Plattform Power-to-X der Neste Germany GmbH haben auf
Einladung von Dr. Stephan Schwarzer, Geschäftsführer der
eFuel-Alliance Österreich, einen umfassenden Faktencheck von
verschiedenen Blickwinkeln vorgenommen und die Ergebnisse ihrer
Analysen im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien präsentiert.
David Bothe kritisiert vor allem die eindimensionale Sichtweise,
die der aktuellen öffentlichen Diskussion rund um das Verbrenner-Aus
der EU zugrunde liegt: „Wir müssen die Energieversorgung des
Transportsektors – wie aller Sektoren – als System verstehen, bei dem
viele Elemente ineinandergreifen. Vergleiche einzelner Parameter wie
Wirkungsgrad helfen bei Technologieentscheidungen nicht weiter, es
muss jeweils das Gesamtsystem betrachtet werden. Gerade in einer
solchen systemischen Betrachtung zeigen sich die Vorteile von eFuels
– z.B. durch Speicherbarkeit und Transportierbarkeit. Daher machen
sektorspezifische Klimaschutzziele oder gar eine Trennung nach
„Well-to-Tank“ oder „Tank-to-wheel“ keinen Sinn, sondern begünstigen
letztlich nur das Verlagern von Emissionen an andere Stelle statt
echter Vermeidung.“ Ganzheitliche Analysen zeigen dagegen den Wert
von einem breiten Mix von Technologien. Bothe: „Der Erfolgsfaktor
lautet daher Technologievielfalt. Dadurch lässt sich der
Transportsektor am schnellsten Defossilisieren, wobei gerade im
Bestand eFuels eine wichtige Rolle spielen können.“
Stefan Schleicher ortet innerhalb der EU eine Lücke bei der
Bereitstellung von erneuerbaren Energien, die sie nicht selbst
schließen kann. „Es ist absehbar, dass die EU das angestrebte Ziel
von Klimaneutralität mit erneuerbaren Energien aus eigener Produktion
nicht annährend erreichen kann. Wie hoch die Versorgungslücke sein
wird, hängt einerseits von der Erhöhung der Produktivität bei der
Verwendung von Energie und anderseits vom Ausbau der eigenen
Kapazitäten für erneuerbare Energien ab. Die EU muss daher dringend
Strategien für internationale Kooperationen bei wasserstoffbasierten
erneuerbaren Energien entwickeln.“ Dafür bieten sich
transkontinentale Kooperationen mit jenen Regionen an, die über
ausreichend Sonne und Wind verfügen. Diese anzustrebenden
Kooperationen unterscheiden sich grundlegend von der bisherigen
Praxis bei Importen fossiler Energie. In Zukunft sind Technologien
gefragt, die aus Sonne und Wind nicht nur Wasserstoff, sondern daraus
auch transportfähige synthetische Energieträger bereitstellen.
Schleicher: „Was es braucht, sind innovative Lösungen für im
Kreislauf geführte CO2-Ströme, neue Finanzierungskonzepte und die
Überwindung von Akzeptanzproblemen entlang der gesamten energetischen
Wertschöpfungskette. Darüber hinaus muss für wasserstoffbasierte
erneuerbare Energien ein unterstützendes innovationspolitisches
Umfeld geschaffen werden.“
Auf EU-Ebene sind Anreize für ein Circular Carbon Management zu
setzen, wofür die Carbon Removal Certification anzupassen wäre.
Schleicher: „Der im EU-Emissionshandelssystem eingerichtete
Innovation Fund muss einen Schwerpunkt auf Synfuels setzen, die auf
Kohlenstoff-Kreisläufen basieren. In Österreich bieten sich für eine
Unterstützung die im Budget der Bundesregierung mit rund drei
Milliarden Euro für 2023 bis 2030 zusätzlich dotierten Mittel zur
Transformation der Industrie an.“
Dietmar Huber sieht die Antwort auf die Klimakrise in Innovation
und Technologievielfalt: „Wir brauchen alle Lösungen im Kampf gegen
den Klimawandel: Nachhaltige synthetische Kraftstoffe wie zum
Beispiel eFuels sind Teil der Lösung und eine Ergänzung zur
Elektrifizierung.“ eFuels sind besonders für Segmente geeignet, die
schwer zu elektrifizieren sind, wie z.B. die Luft- und Schifffahrt.
Neste setzt dabei gezielt auf Innovation. Huber: „Erneuerbarer
Wasserstoff und Power-to-X sind zwei unserer wichtigsten
Entwicklungsbereiche und wir haben mehrere laufende Projekte. Neste
strebt die Kommerzialisierung der eFuel-Produktion im industriellen
Maßstab an.“
Stephan Schwarzer: „Es ist an der Zeit, dass wir über den eigenen
Tellerrand blicken und nach global prompt realisierbaren Lösungen
suchen. Tun wir das nicht, würgen wir den Wirtschaftsstandort Europa
bei laufendem Motor ab und nehmen in Kauf, dass die Klimaziele in
weite Ferne entschwinden. Dass die EU eFuels in das
Technologieportfolio aufnimmt, ist ein wichtiger Schritt, weitere
müssen folgen, denn die Politik muss wie die Wirtschaft aktiv daran
arbeiten, dass eFuels rasch verfügbar sind.“
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