04.12.2020
Wien (OTS) - Austropapier widmete sich im Rahmen eines Webinars der
wichtigsten erneuerbaren Ressource der Zukunft - Holz. Welche
Produkte können jetzt schon aus Holz hergestellt werden und wo kann
Holz bzw. seine Bestandteile in Zukunft Erdöl ersetzen? Wie kann in
Zukunft die steigende Nachfrage gedeckt werden, obwohl der Wald
bereits jetzt stark unter den veränderten klimatischen Bedingungen
leidet? Zu diesen Themen diskutierten Experten aus Wissenschaft,
Industrie und Politik.
Holz ist der wichtigste Rohstoff einer Zukunft, die auf
erneuerbaren Rohstoffen fußt und ohne fossile Ressourcen auskommt (=
Bioökonomie). Während die Nachfrage nach Holz als Energieträger,
Baumaterial, Alternative für fossil-basierte Produkte steigt, sind
gerade unsere Wälder immer stärker vom Klimawandel betroffen. Dürren,
Trockenperioden, Wind- und Schneeschäden sowie der Borkenkäfer setzen
dem Wald immens zu und führen zu hohem Schadholzaufkommen. Zusätzlich
sollen immer mehr Wälder mit dem Hintergrund der CO2-Senkenfunktion
sowie des Erhalts der Biodiversität außer Nutzung gestellt werden.
Dies führt zu der Befürchtung, dass Holz in Zukunft ein knappes Gut
werden könnte.
Im Jahr 2020 wird der Holzeinschlag Einschätzungen zu Folge
geringer ausfallen als noch 2019. Dies obwohl die Holzernte durch die
angespannte Borkenkäfersituation unter Druck steht. Zusätzlich wächst
der Wald in Österreich und somit auch der Holzvorrat. All dies
suggeriert, das Holz im ausreichenden Maße zur Verfügung steht. In
Zukunft soll mehr mit Holz gebaut und möglichst viele Produkte aus
dem wertvollen Rohstoff bzw. seinen Bestandteilen produziert werden,
zur CO2- Reduktion und Loslösung von fossilen Rohstoffquellen.
Zusätzlich soll auch mehr Holz in die energetische Verwertung
fließen, als Energieträger für Strom und Wärme sowie für grünen
Wasserstoff und grünes Gas.
Jedoch sind gerade im Wald die Folgen des Klimawandels bereits
deutlich zu spüren. Der Eindämmung der Auswirkungen kann laut Kasimir
Nemestothy von der Landwirtschaftskammer Österreich nur mit aktiver
Waldbewirtschaftung und einer Erhöhung der Widerstandsfähigkeit der
Waldbestände entgegnet werden. Nur so könne sichergestellt werden,
dass die zukünftig steigende Nachfrage auch gedeckt werden kann.
Außernutzungsstellungen wären genau der falsche Weg.
Eine Schlüsselrolle in der Bioökonomie kommt laut Tobias Stern,
Professor am Institut für Systemwissenschaften, Innovations- und
Nachhaltigkeitsforschung der Universität Graz, der möglichst
effizienten Nutzung von Biomasse zu. Er sieht die größte
Herausforderung im Doppelproblem, dass wir die Adaption an die
veränderten klimatischen Verhältnisse gleichzeitig mit der Mitigation
durch die verstärkte Nutzung des Rohstoffes Holz erreichen möchten.
Das Thema Ressourceneffizienz sieht auch Karl Kienzl, Mitarbeiter im
Kabinett von BMin Gewessler verantwortlich für Kreislaufwirtschaft
und Bioökonomie, als wesentlich an. „Aber es muss sich nicht nur das
Wirtschaftssystem ändern, sondern auch das Konsumverhalten“ so
Kienzl. Produkte müssten langlebiger werden und wiederverwendet,
repariert, up- und recycelt werden können. Das müsse bereits beim
Produktdesign berücksichtigt werden.
Eine Vorreiterrolle in der Bioökonomie kommt bereits heute der
Papierindustrie zu. Sie spaltet seit jeher Holz in seine Bestandteile
und produziert daraus Zellstoff, Papier und Karton. Nun rücken jedoch
die bisher meist energetisch genutzten Bestandteile Lignin und
Hemicellulose ebenfalls ins Rampenlicht, wie Austropapier Präsident
Kurt Maier erklärt. Sie können nämlich bisher fossil-basierte
Bestandteile in zahlreichen Produkten ersetzen, so etwa der Bio-Essig
für Essiggurkerl, der Geschmackstoff Vanillin oder der Kaugummizucker
Xylit. Andere Stoffe können in Klebern, Lacken, Kosmetika oder
Reinigungsmitteln eingesetzt werden. Zusätzlich ersetzen immer mehr
holzbasierte Produkte Kunststoffprodukte, z.B. biobasierte Obstnetze,
einackerbare Tomatenschnüre oder papierbasierte Tiefziehschalen für
Käse und Fleisch. In Zukunft könnten noch viel mehr Anwendungen dazu
kommen. Vielversprechende Forschungsprojekte sieht Maier etwa beim
Ersatz von Schwermetallen in Flüssigbatterien durch Vanillin, Ersatz
von Kunststoff- und Metallbeschichtungen bei
Lebensmittelverpackungen, wie z.B. Tetrapacks durch biobasierte
Barrieren oder der Verwendung von Hemicellulose als Schaumstoff in
der Autoindustrie. Antje Potthast, Professorin am Institut für Chemie
nachwachsender Rohstoffe auf der BOKU, sieht vor allem in der
stofflichen Nutzung von Lignin noch großes Potential. "Derzeit nutzen
wir nur 0,2 % des weltweit verfügbaren Lignins stofflich. Insgesamt
könnten aber mindestens 5 % des Lignins problemlos genutzt werden,
ohne die bestehenden Prozesse einer Zellstofffabrik zu beeinflussen.
Wenn es darum geht, Erdöl gegen Lignin-basierte Produkte zu tauschen,
ist aber noch viel Forschungsarbeit notwendig", meint die Forscherin.
Fazit: Im Rohstoff Holz steckt enorm viel Potential.
Dementsprechend wird die Nachfrage nach Holz in Zukunft stark
steigen. Es wird nur genug Holz für alle Anwendungen vorhanden sein,
wenn die Holzernte dem steigenden Bedarf angepasst werden kann;
sprich gesteigert wird. Dazu ist es notwendig, dass nutzbare
Wirtschaftswälder gut erschlossen werden sowie in Infrastruktur und
Logistik investiert wird. Außernutzungsstellungen von Wäldern sind zu
vermeiden. Weiters ist eine effiziente Ressourcennutzung im Sinne der
Bioökonomie voranzutreiben.
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