Ich stimme der Verwendung von Cookies zu. Auch wenn ich diese Website weiter nutze, gilt dies als Zustimmung.

Bitte lesen und akzeptieren Sie die Datenschutzinformation und Cookie-Informationen, damit Sie unser Angebot weiter nutzen können. Natürlich können Sie diese Einwilligung jederzeit widerrufen.







05.07.2019, 9169 Zeichen

HV Maschinenfabrik Heid (2) und Ende: Stille Reserven. Erst jetzt begann die eigentliche Präsentation durch Vorstand Günter Rothenberger. Er werde nach der HV noch mit Aufsichtsrat Peter Heinz zum Grundstück in Stockerau fahren. Er sei "der einzige Vorstand. Der einzige, der durchgehalten hat." Alle anderen hätten gesagt "Lasst das Ding fallen!" Aber er glaube, dass man daraus noch etwas machen könne. Dass es mit dem Unternehmen so abwärts gegangen sei, läge daran, dass (vor Jahren) die Großen in Rußland uns nicht mehr gebraucht hätten. Aber alle unsere Rentner hätten wir gut versorgt, zwei Personen seien es noch, wir hoffen, dass sie auch noch länger leben, "wir werden das auch bezahlen". Das war ergreifend. Wo gibt es heute noch Unternehmen, die gemeinsam mit ihren Mitarbeitern alt werden, in gegenseitiger Wertschätzung? Wir würden versuchen, Grundstücke zu verkaufen, die wir nicht mehr benötigen. Wir hätten Vorsorge getroffen, dass die wichtigen Sachen wie Dach und Mantel gepflegt werden, um eine bessere Aussicht auf Vermietung zu haben. Die Bilanz sei insgesamt besser, als sie vor 10 Jahren gewesen sei. Wir wollen "Gewinne darstellen, die auch wirklich da sind". Fast hätten wir 1,3 Mio. Euro bekommen, das hätte unserer Bilanz gut getan. Man sei davor gestanden, sich beim Notar zu treffen, plötzlich sei alles anders gewesen: Bürgermeisterwechsel, alles beginnt von vorn. Wechsel von SPÖ zu ÖVP. Es geht um eine Umwidmung. Ohne diese hätte der Grund, der verkauft werden soll, nur wenig Wert. Es ist alles wieder in Schwebe. In Sinsheim hätten wir auch ein großes Grundstück. Ich glaube, das gehört nicht der Heid direkt, sondern unserer 10%-Beteiligung Werzeugmaschinenbau Sinsheim GmbH. Wir würden (bei unseren Beteiligungen) Ertragsstabilität erwarten. Die Zinsen würden immer günstiger. In Stockerau habe man Grundstücksreserven, man solle die Heid-Aktie also nicht verschleudern. Anmerkung: Das sehe ich auch so. Allerdings ist zu befürchten, dass die Wertsteigerungen beim Grundstück und bei den Beteiligungen nicht mit den hohen Kosten des gesellschaftlichen Rahmens als AG und der Börsenotiz mithalten können. Ich befürchte, die Kosten fressen alles auf, und noch viel mehr, wenn die Erträge einmal ausbleiben. Der AR-Vorsitzende bekräftigte: Wenn jemand verkaufen wolle, im Bereich von etwa 1,80 Euro sei er interessiert. Da sind wir uns einig, um 1,80 nehme ich sie auch, für Langfristanlage nach dem absehbaren Ende der Börsenotiz. Ich möchte die Aktie im weiteren Sinne als Immobilienaktie sehen. Mit dem Klumpenrisiko halt, dass da nur die Stockerauer Liegenschaft drinnen ist.

Das Grundstück, das man aktuell verkaufen wolle, habe rund 5.600 m2. D.h. wir erwarten uns nach Umwidmung mehr als 200 Euro pro m2. Ich drücke uns die Daumen. Insgesamt hätten wir in Stockerau "rund 300.000 Euro vergraben", Berge von kontaminiertem Erdreich habe man abtragen müssen. Das, was man jetzt habe, sei sauber und verwendbar. Wenn wir gewartet hätten, wäre es noch teurer geworden. Von der Behörde hätten wir die Auflage erhalten, dass wir uns personalmäßig verstärken müssen (um alle Berichtsvorschriften einhalten zu können). E&Y werde uns dabei beraten. Wir hätten es jahrzehntelang geschafft, wir sollten froh sein, dass es (die Strafe) nicht noch mehr geworden ist, wir sollten "die Füße ruhig halten und nicht lostreten", Rechtsanwälte würden auch Geld kosten, dann würde es noch teurer, wir seien damit zufrieden, andere seien nicht so günstig davongekommen. Anmerkung: Gerade lese ich von 170.000 Euro Strafe der Bafin vom 2.7.19 gegen Eyemaxx wegen verspäteter Bilanzeinreichung. Nicht minder heftig. Ich finde eine verspätete Bilanz weniger problematisch als eine falsche Bilanz. Aber darauf läuft es hinaus, auch bei den von den Firmenbuchgerichten festgesetzten Strafen: man solle "halt irgendwas" abgeben, das nach Bilanz aussieht, Hauptsache nicht verspätet, hat man mich am Firmenbuchgericht aufgeklärt. Der Schein zählt, nicht der Inhalt. Auffallen soll man nicht.

Da für mich Kleinaktionär 40.000 Euro trotzdem ein Batzen Geld sind, fragte ich, ob man dagegen etwas unternehmen wolle. Der AR-Vorsitzende antwortete, dass der Aufsichtsrat dem Vorstand empfohlen habe, "es darauf beruhen zu lassen", der Wirtschaftsprüfer habe dazu geraten. Hier klärte der Vertreter von E&Y uns auf, dass ein Segmentwechsel hier nichts bringe, "wir bleiben unter der Obhut der FMA", eine Verwaltungsstrafe würde auch in einem anderen Segment anfallen. Ob OMV oder Heid, mit Nachsicht sei hier nicht zu rechnen, die FMA strafe alle gleich, "da können sie noch so klein sein". Was durch den Segmentwechsel eventuell wegfallen könnte: die Prüfung durch die ÖPR. Wir hätten zwei Prüfungen gleichzeitig gehabt, mit unterschiedlicher Zielsetzung. Die ÖPR-Prüfung habe keine Beanstandung gebracht, habe auch nichts extra gekostet, wir würden ohnehin jedes Jahr mehrere Tausend Euro Vereinsbeitrag bezahlen. Bernd Günther bekräftigte, dass man das alles dreimal durchgegangen sei, und Günter Rothenberger erklärte auch, wie weh ihm das getan hätte, und wie lange er nachgedacht habe, wie er das seinen Söhnen (für die es neu gewesen sei, dass er einmal verliert) und den Aktionären erklären solle. Ich kann das nachvollziehen, 40.000 Euro sind kein Kleingeld bei einem hart erarbeiteten Gewinn 2018 von etwa 80.000 Euro. Hier verstehe ich die Versäumnis der letzten Regierung überhaupt nicht: Mit "Beratung vor Strafe" wurde geworben, bei Verwaltungsstrafbeständen, und dann lässt man es zu, dass kleine Gesellschaften so hart bestraft werden. Der FMA hat das offenbar niemand übersetzt, was die Regierung sich vorstellt. Also das sind jetzt meine Worte als Kleinaktionär, nicht die des Unternehmens. Ich bin sicher, 400 Euro hätten Rothenberger genauso getroffen wie 40.000 Euro, 400 Euro Strafe fände ich angemessen. Und nicht das Hundertfache.

Der Segmentwechsel brauche nicht überstürzt werden, erfuhren wir, man wolle uns Aktionären das aber sagen, dass hier ein Problem aufgetaucht sei, damit wir uns zeitgerecht vorbereiten können. Ein Aktionär erbat Mitarbeiterzahl und Umsatz der Diskuswerke (an denen Heid zu 7,82 % beteiligt ist) und Anzahl der m2 in Stockerau. Es seien 16.187 m2, die mit Büro und Halle bebaut seien, und 36.468 m2 unbebaut, Grün- und Verkehrsflächen. Über die Anschaffungskosten hinaus aufgewertet dürfe nicht werden, erklärte der Vertreter von E&Y, da die Maschinenfabrik Heid AG nach UGB bilanziert. Rothenberger erklärte Näheres zu den Diskuswerken, in China habe man eine Fabrik eröffnet, aus der man VW und Mercedes beliefere. AR Peter Heinz, der auch AR bei den Diskuswerken sei, meinte, dass man "derzeit in saturierter Umgebung" sei, der Markt sei relativ zögerlich, 2018 habe man aber (bei Diskus) 500 Mio. Euro konsolidierten Umsatz gemacht, "addiert ist es mehr". Was den Handelskrieg zwischen Amerika und China angehe, habe man keine großen Probleme. In den USA habe man eine sehr erfolgreiche Vertriebsgesellschaft. Im Maschinenbau sei es schlimm geworden, bereits auftragsgefertigte Maschinen würden nicht abgenommen, man wolle sie doch erst in 3 Jahren haben usw. Die Firma reagiere darauf, so hätten die Diskuswerke dennoch 2,3 Mio. Euro Ausschüttung vornehmen können. Der ARV dankte für die Diskussion, stellte die neue Präsenz von 13 Aktionären mit 3,705.320 Aktien fest, ab 12 Uhr wurden die Abstimmungen mit jeweils 100%iger Zustimmung binnen fünf Minuten durchgezogen, danach hatten wir es noch etwa eineinhalb Stunden bei Lachs- und Käsebrötchen und Wein, Softdrinks und Kaffee gemütlich. Sehr interessant fanden wir die Erzählungen, wie Günther und Rothenberger es zu Reichtum gebracht haben. Die Zeiten aber haben sich geändert, es ist leider nicht alles wiederholbar, die Erzählungen erinnerten mich an Dagobert Duck, als er den Großneffen riet, es ihm wie damals in Klondyke nachzumachen und reich zu werden, die braven Neffen also stellten sich auf die Straße und wollten Goldgräberutensilien verkaufen, es funktionierte nicht mehr. Kopieren geht also nicht, man braucht den richtigen Riecher für neue Trends. Leichter gesagt als getan. Günther gefiel Wienerberger, er war dann aber richtig geschockt, als er hörte, dass man dort ein Sitzungsgeld von 5.000 Euro pro Person und Sitzung bezahlt. Nein, so sei es nun auch wieder nicht, dass solche Bezüge in Deutschland normal wären, gegen solche Auswüchse müsse man etwas tun. Dass es beim Thema AR-Vergütungen in Österreich kaum Gegenstimmen gibt, habe ich ihm nicht gesagt. Das Buffet war überdimensioniert, man hatte ja nicht damit gerechnet, dass Aktionäre nach Linz fahren, aber es werde natürlich nichts weggeschmissen, beschied Günther und ließ uns Bschoadbinkerl machen. Wie man sie in Deutschland nennt, erfuhren wir nicht, aber das sei für ihn ganz normal. Schade, dass Kollege Cholerius P. nicht dabei war, der sich immer so schön über Aktionäre am Buffet aufregt. Gesitteter als bei uns kann eine HV nicht ablaufen. Wie man die Aktionäre behandelt, so kommt es zurück. Und wir Heid-Aktionäre haben wirklich eine gute Beziehung zu unserem Unternehmen.

(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 05.07.)



BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

Börsepeople im Podcast S12/08: Robert Abend


 

Bildnachweis

1. Günter Luntsch (BSN) , (© Michaela Mejta, photaq.com )   >> Öffnen auf photaq.com



Aktien auf dem Radar:Amag, Palfinger, SBO, Addiko Bank, Flughafen Wien, Austriacard Holdings AG, EVN, EuroTeleSites AG, Pierer Mobility, Semperit, Bawag, Kostad, Wolford, Oberbank AG Stamm, Polytec Group, ams-Osram, Agrana, CA Immo, Erste Group, Immofinanz, Kapsch TrafficCom, Mayr-Melnhof, OMV, Österreichische Post, Strabag, Telekom Austria, Uniqa, VIG, Wienerberger, Covestro, Sartorius.


Random Partner

Evotec
Evotec ist ein Wirkstoffforschungs- und -entwicklungsunternehmen, das in Forschungsallianzen und Entwicklungspartnerschaften mit Pharma- und Biotechnologieunternehmen, akademischen Einrichtungen, Patientenorganisationen und Risikokapitalgesellschaften Ansätze zur Entwicklung neuer pharmazeutischer Produkte vorantreibt.

>> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner