08.04.2021
Wien (OTS) - Österreichs größte Arbeitgebersparte, das Handwerk und
Gewerbe, wurde durch die Corona-Pandemie um Jahre zurückgeworfen.
Nach dem Allzeithoch des Jahres 2019 wurden 2020 nur noch 98,2
Milliarden Euro Umsatz erzielt: Das ist ein Rückgang um 7,7 Mrd. Euro
(-7,3 Prozent nominell) und liegt nur knapp über dem Niveau des
Jahres 2017.
„Die Einbußen fielen wesentlich dramatischer aus als in der
Finanzkrise 2009. Alle unsere Branchen verzeichneten 2020 ein
Umsatzminus“, sagte Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der
Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich
(WKÖ), am Donnerstag mit Blick auf die jüngsten Ergebnisse der
Konjunkturumfrage.
„Das ist das schlechteste Ergebnis, seit die Erhebung für das
Handwerk und Gewerbe durchgeführt wird. Und das ist seit 1981“,
stellte Christina Enichlmair von der KMU Forschung Austria fest. Mehr
als die Hälfte der Betriebe (54 Prozent) meldeten für 2020
Umsatzrückgänge, das Minus betrug im Durchschnitt 18,5 Prozent. Nur
je 23 Prozent konnten die Umsätze stabil halten oder Zuwächse
erwirtschaften (das Plus betrug im Durchschnitt 9,6 Prozent).
Zwtl.: Konsumnahe Branchen hart getroffen
„Das Gewerbe und Handwerk zeigt in der Corona-Pandemie zwei
Gesichter“, sagt Scheichelbauer-Schuster. In den
investitionsgüternahen Branchen, etwa dem Bau- und Baunebengewerbe,
fielen die Rückgänge im Gesamtjahr 2020 relativ gering aus – etwa bei
Hafnern, Platten- und Fliesenlegern sowie Keramikern (-0,2 Prozent),
bei Dachdeckern, Spenglern, Glasern sowie im Holzbau (je -1,7
Prozent) oder im Baugewerbe (-2,2 Prozent).
Dramatisch waren hingegen die Einbußen 2020 in konsumnahen
Branchen, allen voran bei den Berufsfotografen (-37,3 Prozent), bei
Mode- und Bekleidungstechnik (-34,1 Prozent), im Kunsthandwerk (-23,6
Prozent) sowie bei Friseuren (-21,7 Prozent), Fußpflegern,
Kosmetikern und Masseuren (-20,9 Prozent).
Zwtl.: Gedämpfter Ausblick
Die Beurteilung mit Anfang 2021 ist ebenfalls gedämpft. 40 Prozent
der Betriebe bewerten die Geschäftslage im ersten Quartal als
schlecht, nur 22 Prozent als gut (38 Prozent saisonüblich). Das
ergibt wie im Vorquartal einen negativen Saldo von -18
Prozentpunkten. Nur im zweiten Quartal 2020 war die Einschätzung mit
-31 Prozentpunkten noch negativer.
Auch hier setzen sich die „zwei Gesichter“ fort: In den
investitionsgüternahen Branchen wie etwa im Baugewerbe (27% gut, 62%
saisonüblich) oder bei Tischlern und im Holzgestaltenden Gewerbe (48%
gut, 37% saisonüblich) überwiegen für das erste Quartal 2021 die
positiven bzw. stabilen Einschätzungen deutlich. Auch beim Ausblick
auf das zweite Quartal überwiegen (geringfügig) die optimistischen
Betriebe (positiver Saldo von +3 Prozentpunkten).
Im konsumnahen Bereich wird die Geschäftslage des ersten Quartals
2021 hingegen katastrophal bewertet - insbesondere von Fotografen
(100% schlecht), Friseuren (89%) und Fußpflegern, Kosmetikern,
Masseuren (84% schlecht). In diesen Branchen melden jeweils mehr als
8 von 10 Betrieben Umsatzrückgänge im ersten Quartal. Wenig
überraschend überwiegt beim Ausblick aufs zweite Quartal 2021 der
Pessimismus (negativer Saldo von -29 Prozentpunkten).
Zwtl.: Personalplanung und Meisterzahlen stabil
Obfrau Renate Scheichelbauer-Schuster findet aber auch Aspekte,
die für die Erholung nach der Corona-Pandemie zuversichtlich stimmen:
„Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen ist überraschend hoch –
angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen. Das zeigt, dass die
Betriebe das Vertrauen in die Zukunft ihrer Geschäftsmodelle nicht
verloren haben. Und auch die Personalplanung ist trotz der
historischen Krise nahezu unverändert geblieben.“ So wird für das
zweite Quartal 2021 saisonüblich eine kräftige Erhöhung des
Personalstandes um 13 Prozent angepeilt – das ist im Rahmen der
vorangegangenen Jahre.
Umso mehr freut sich die Obfrau über die 4.318 Personen, die 2020
erfolgreich ihre Meister- oder Befähigungsprüfung abgelegt haben. Sie
gratuliert herzlich: „Das ist ein großartiger Erfolg für Sie
persönlich und spiegelt die hohen Qualitätsansprüche im
österreichischen Handwerk und Gewerbe wider. Qualifikation ist und
bleibt der Schlüssel für den Unternehmenserfolg.“
Verglichen mit 2019 gab es trotz der Umstände nur einen minimalen
Rückgang der Abschlüsse von einem Prozent oder 48 Personen.
Allerdings haben deutlich mehr Personen Prüfungen abgelegt als 2018
oder 2017. „Wir bewegen uns hier im mehrjährigen Vergleich auf einem
konstant guten, hohen Niveau“, so Scheichelbauer-Schuster.
Zwtl.: Unterstützung dringend nötig
Aus dem schwierigen Konjunkturbild leitet die Spartenobfrau
mehrere Forderungen ab.
Alle Betriebe, die wegen der Pandemie starke Kunden- und
Umsatzausfälle verzeichnen, seien auf finanzielle Unterstützung
dringend angewiesen: „Wir begrüßen daher die soeben beschlossene
Verdoppelung des Ausfallsbonus für den Monat April 2021“, so
Scheichelbauer-Schuster. Insbesondere die konsumnahen Branchen
benötigen weiterhin intensive Unterstützung - wie z. B. die
Verlängerung der Kurzarbeit weit über den Sommer hinaus.
„Ein rettender Anker in der Krise und eine Wachstumschance liegt
in der Digitalisierung und Innovation“, resümiert
Scheichelbauer-Schuster. Deshalb wäre eine Aufstockung des
international anerkannten Erfolgsmodells „KMU digital“ von derzeit 5
auf 15 Mio. Euro pro Jahr notwendig. „Der Bedarf und die Nachfrage
nach diesen Beratungen ist groß. Das ist ein gutes Zeichen für die
technologische Aufgeschlossenheit und Innovationsbereitschaft in
unserem Land. Die Betriebe müssen aber darauf vertrauen können, dass
eine Förderung zur Digitalisierung da ist, wenn sie eine solche
benötigen.“ (PWK171/HSP)
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